Eviaano

Eviaano

Rezensionen
1 - 5 von 15
Eviaano vor 1 Jahr 3 9
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Lodert und Brennt
Der Sprüher bewegt sich nach unten, es zischt ein Mal vor dem zweiten Mal.

Die Nacht beginnt,
Ein Tanz besinnt.
Der Mensch, er spinnt.
Mit sein' innerem Kind.

Oud steigt auf,
es lässt Kakao erahnen.
Nouveau Monde—neue Welt.
In neuen Bahnen.

Oud bleibt Oud, doch nicht für lang,
Denn es fängt darauf zu schwinden an.

Im Hintergrund steht Oud ums Eck,
In Sillage & Luft fällt's völlig weg.

Süße, Würze, By The Fireplace.
Warm am Kamin, ein Winter-Space.

Verlauf bekannt und doch so neu,
Stärker Mit Dir + neue Note = scheu!

Die neue Note riecht nach Niche,
Hochwertig, direkt, erfüllt das Klischee.

Mit Umfeld gerät er in Zwist
Nicht—Er küsst die Leute!
Und wenn er nicht abgewaschen ist,
dann hält er noch heute!
9 Antworten
Eviaano vor 1 Jahr 4
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
L'Histoire des Anges et M. Kilian
Borderies, Frankreich—Die letzten Trauben Ugni-Blanc rollen hüpfend die eichenhölzerne Bahn zu abertausenden Ihresgleichen hinunter, während der edel-saure Brandy-Bestand letzter Saison im Kupferkessel nebenan, im Courvoisier, unter den schreienden Flammen des ewigen Feuers zu lodern beginnt.

Metamorphose—eine Entfaltung der Branntweinkunst, der Brouillis entweicht seinem Cocon zum vollmundigen Eau-de-Vie betucht mit bohemischen Noten süßer, blumiger & fruchtiger Natur in Begleitung eines holz-würzigen Akkords zur Abrundung des alkoholischen Geschmackserlebnis.

Diskret besteigt Kilian das Eisengerüst in der Dunkelkammer, indem er einen Fuß klappernd, doch langsam, vor den anderen setzt. Seine schwarz-ledernen Oxfords nehmen unbeeindruckt das orange-braune Licht der Kupferkessel und deren braunen Inhalts auf und werfen es micht Leichtigkeit auf den eleganten Smoking Hennessys.

Geschmeidig zieht Kilian seinen rechten Samthandschuh Finger für Finger von seiner Hand und geleitet seinen kleinen wie ein Segelboot durch sein unfertiges Werk, um darauf kritisch mit einem beidseitigen Blinzeln durch seine Brille zu nicken.

"Pas mal, pas mal", trägt der Meister seinen Arbeitern zu und schreitet selbst zur Tat, wobei er nach einem kleinen Säckchen Zimt, Pralinengewürz und einem Hauch Haselnuss greift, um die Essenz vor der Abfüllung in das wohlgeformte, helle Eichenfass, zu vollenden.

"Un peu de cannelle, soupçon de noix et en fin le praliné."

Ein Deckel ein Fass—la délicatesse est servie.

Ein Connoiseur, sein Werk.
Der Anteil der Engel, ist begehrt.
0 Antworten
Eviaano vor 1 Jahr 1
10
Flakon
7
Sillage
6.5
Duft
Unglaubwürdige Geschichte von Papier.
Bitteres Papier, gepackt als Stapel, im dramatischen Fall zum kalten Metallboden oder doch die leerstehende Papierfabrik im Ruhestand, randvoll mit zurückgelassenen Waren?

"Type Writer | Parfumerie Particulière" fungiert als Momentaufnahme einer in Zeitlupe fallenden Dramatik aus metallischer Technik oder der eines barocken Stillebens neu interpretiert zu Zeiten der Industrialisierung.

Manchester, England, 1904.

Eine Schreibmaschine wird bis an die Spitze des Erfindungsreichstums weiterentwickelt. Es ensteht eine Fließbandversion für Großaufträge.

Schreib! Schreib! — zwei Erfindungen später mag kein Mensch sie mehr benutzen. Sie wird geschlossen.

Ganz ruhig bleiben alle Geräte und unfertigen Waren stehen. Keiner sorgt sich darum.

Das blaue Tageslicht greift erfüllt von Kälte durch die matten Fenster der Fabrik.

Gebürsteter Stahl dramatisiert die Kälte bis zum Klimax als Reflexion.

Gelegentlich fällt ein Blatt Papier langsam zu Boden. Ein Stapel selten.

Doch heute ist der Tag—vor dem Knall muss er sich einer Zeitlupenartigen Stunteinlage hingeben, welche letztendlich mit lautem Krach in einem Fass vertrockneter, blauer Druckfarbe landet.

Die Geschichte ist gut erzählt—doch der Autor vergriff sich zeitweise in der Duftwahl, weshalb man ihr weniger Glauben schenken mag.
0 Antworten
Eviaano vor 1 Jahr 4 2
10
Flakon
7
Sillage
10
Duft
Jahr 2078—Die Welt ging unter.
Dieses Szenario der untergehenden Welt haut den Riechenden nicht nur aus den Latschen sondern auch bis durch die Decke und wenn darüber keine liegt bis mindestens zur Wolke 4 und durch diese hindurch.

Ein verbrannter Reifenstapel—frisch geteerte Straße—Abgas der Gummifabrik — eine dystopische Öd-Landschaft.

Tiefschwarzer Rauch aus den Schlunden der gierigen Dampf-Türme—orangener Rauch vom staubigen Boden.

Gestapelte Erdölfässer, eines will entkommen in die vergifteten Gewässer der Freiheit.

Sogar der dreckigste, graue, triste Atomkraftwerks-Kühlturm schnappt um sein Leben ringend nach Luft.

„Der Klimawandel hat die Erde nachhaltig verwü- wü- wü-“, tönt es hölzern sterbend aus einem Flachbildfernseher mit Sprung, welcher, bevor er den Satz der zu diesem Zeitpunkt bereits toten Nachrichtensprecherin beenden kann, selbst ablebt.

Noch feuerroter als ohnehin schon brennt sich der Himmel in den Horizont ein, bevor der versengende Feuerball, der sich einst Sonne nannte, diesen küsst. Ein toter Busch verweht wie eine Pusteblume zu schwarzem Staub im Höllenwind.

Letztendlich bleibt die verdächtig stille Nacht in einer heißen Wüste aus verrosteten Metallgestellen zurück & der letzte Überlebende dieser Urkatastrophe setzt der menschlichen Existenz mit einem fröhlichen Hockstrecksprung in einen toxischen See das Ende, um seine verbrannte Fußsohlen nicht länger ertragen zu müssen.

„Ein Schleier von Stille liegt immer im Chaos“—besser hat ein Duft dieses Zitat nie beweisen können als dieser.
2 Antworten
Eviaano vor 1 Jahr 7 2
10
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Winter-Kinder-Märchen
17:32 Uhr, ein dunkler, später Winternachmittag.

Der Wintermärchen-Kindheitsexpress fährt ein, Alle einsteigen bitte!

Opulenter Zimt bewölkt das Gemüt mit Süße wie ein ungezähmter Wirbelwind.

Ein olfaktorischer Schleier aus Zucker spielt den Begleiter und setzt mit Honig die duftende Reise fort.

Ein idealer Traum von Gourmand & Winter-Süßigkeiten-Extase wird in der Nase des Genießers wahr.

Ein Gefühl von Kindheit macht sicht breit; ist es Milchreis mit Zucker und Zimt?
Leider endet die Reise im Wintermärchen-Kindheitsexpress hier schon, die Frage bleibt offen.

Alle ausgestiegen!—an der Haltestelle ausgesetzt bleibt nur noch ein Blick auf das Heck des in kalten Dampf gehüllten Zugs, welcher den weniger süßen Bruder Herod versprüht.

Nach sechs Stunden ist leider auch dieser letzte Hauch des Kindheitstraums verflogen & der innere Junge bleibt zurück mit einer Reise in die Vergangenheit und der Sehnsucht nach mehr.

Edit—so schön die Geschichte ist, ein Detail muss verändert werden. Die Haltbarkeit ist nach mehrfachen Tests doch utopisch. Von 9:32 bis 21:32 kann sich der kleine Junge über seine Süßigkeit nun doch freuen.
2 Antworten
1 - 5 von 15