Farbecht

Ich hab sie hier juhuuu vier neue Schätzchen, Serge Lutens Proben, frisch eingetroffen.
Von Frische kann man allerdings nicht die Rede sein, wenn es um seine Hautspiele geht.
Denn dieser Duft ist trocken, süsslich dunkel, aber nicht Süss wie eine Zucker Bombe.

Ich hatte mich besonders auf diesen Duft gefreut, nach Milch soll er riechen? Ich mag Milch und Weizen und Brot. Ich hatte Geborgenheit und Gemütlichkeit erwartet.

Aufgesprüht und der Duft attackiert micht, "Igitt" entfährt es mir. Irgendwas ist schlecht geworde. Dann merke ich ich assoziiere hier Hefe, was noch am nahesten für mich an Brot ist, im Unteton mehlig, aber es gärt unter Hitze wie Milch. Das ist nicht eigentlich schlecht, wenn es nicht direkt begleitet würde von etwas Stechendem, Scharfem, das mich an ungewaschene alte Menschen erinnert, an getrockneten Schweiss.

Schnell , höchstens eine Minute dauert es, bis es cremig, milchig wird, aber immer mit kratziger Rauchigkeit, als hätte tatsächlich gerade jemand etwas abgebrannt, und in dieser Milchigkeit steht eine schwüle Süsslichkeit von Süssholz oder Lakritz, Kokos ist hier wenn überhaupt nur 2te Geige, Aprikose nicht vorhanden.
Für mich ist hier keine Süsse, denn die assoziere ich mit Zucker, Zuckerwatte oder Früchten, aber diese Süsslichkeit ist eher dreckig, wie Leben und Bakterien riechen aber nicht fröhlich und keinesfalls niedlich.

Zunehmend verblenden die Komponenten und zurück bleibt tatsächlich ein Geruch von warmer Haut, der auch nah an der Haut bleibt, nicht wie frisch gewaschen aber auch nicht unangenehm. Um es mit den Worten eines anderen Rezensenten zu sagen, nah, privat und intim.

Die Bilder die mir zu diesem Duft in den Kopf kommen sind: Lakritze an einem schwelenden Lagerfeuer, gärender Teig, zwei Menschen die zwei Tage zusammen im Bett verbracht haben, so wie es in den Ecken dunkler Gothik Höhlen riechen sollte, alles Süsslich niemals süss und niedlich.

Ich habe meinen Freund gefragt, den Inbegriff von " Kenn ich nicht - Mag ich nicht". "Wonach rieche ich?" "Mhh anders, seltsam? "Schlecht?", frage ich. " Nein, nur anders".

Dieser Duft ist sehr anders, sehr besonders und für mich kein Parfum und ach kein Gourmand -, sondern eher ein Skin Duft, Hautspiele ist eher eine Duft Erfahrung, ich würde mit ihm nicht das Haus verlassen, sondern nur privat geniessen, zuviel gäbe ich von mir preis, zu nah käme mein Geruch meinen Mitmenschen.
Ich würde ihn nicht kleidsam nennen, nichtmal direkt schön. Aber es ist eine geniale olfaktorische Idee konsequent umgesetzt.

Heute im Douglas aufgesprüht bekommem... Meiner isses nicht.
Sehr süss, für Fans von Gourmant Düften sollte das kein Problem sein.
Die Kopfnote ist sehr klar und fruchtig würzig, das hat mich begeistert, aber er wurde süsser und noch süsser und transformierte sich in ein Zucker Monster. Zunehmend musste ich erkennen, das Zucker Monster ist aus Plastik. Es hat einen sehr vinyligen chemischen Abgang, der bedauerlicherweise ewig hält. Jeder muss den seinen Lecker Duft finden, aber unter dieses Manifesto setze ich nicht meine Unterschrift.

Mit grossen Erwartungen, bin ich heute auf die Jagd nach einer Abfüllung des erlesenen Zaubertrankes von Hermes durch die Parfümerien der Innenstadt gezogen. Stadtparfümerie Pieper erbarmte sich dann, nach meinem Hinweis mir diesen Duft eventuell zu meinem baldigen Geburtstag zu wünschen.

Es stimmte, in meinem Kopf hatte dieser Duft beinahe im Vorfeld schon dieWahl gewonnen. Orange und Schokolade ohne zu süss zu sein, pure Begeisterungsstürme von Usern. Ich war sicher: Das haut mich um, der ist für mich!

Unvermeidlich die erste Enttäuschung, im Auftakt etwas Orange, gut...damit hatte ich jetzt gerechnet..und dann?.. Nichts! Meine Haut verschluckte ihn einfach. Ich musste meine Nase schon gegen meine Haut pressen um ihn überhaupt mitzubekommen. Kann das sein? Ich mag es ja, wenn ein Parfum nah bei der Haut bleibt, aber verschluckt werden sollte es ja nun auch nicht. Vielleicht waren auch einfach einige Rezeptoren blockiert oder so.

Die Abfüllung zahlte sich dann aus, indem ich Stunden später zuHause den zweiten Versuch starten konnte:
Ein leckerer Duft den ich als cremige eher warme subtile Orange beschreiben würde. Manchmal bekomme ich einen Whiff Schokolade mit aber so gering, dass Hermes hier noch etwas zulegen hätte können, finde ich.

Leider hatte ich gehoffte dieser Duft würde für mich erfüllen was Shiseidos Zen bei mir früher auslöste, eine Orange die durch eine dunklere Komponente summt und schimmert. Der für mich eher dezente und auch elegante Duft, verblendet sich gut zu einer Note, erinnert an Winter, etwas an Weihnachten, bleibt bei Orange und Schokolade aber blass. Beide Komponenten sind mir persönlich nicht deutlich genug. Sehr cremig, aber zu sauber und wie ich finde, auch zu linear um mysthisch zu sein. Vielleicht hätte etwas mehr Bitterkeit hier nicht geschadet?

Alles in allem ein angenehmer nicht zu süsser, feiner Creme-Wohlfühlduft. Für mich mangelt es aber an Facette, Überraschung, mir fehlt hier die Geschichte, die sich entwickelt. Schade, vielleicht liegts an meiner Nase, dass ich hier bestimmte Komponenten einfach nicht mitbekomme.

Die Sillage ist gut, etwa fünf Stunden, Projektion sehr gering. Daher für mich 60-70 Prozent. Gut, aber nicht grandios.

Der Nilgarten eröffnet mit klarer heller Zitrone und ziemlich schnell nach wenigen Minuten denke ich: jetzt wirds interessant, er wird grün, grasig mit etwas was die Vegetation uneuropäisch und exotisch macht. Einzelne Komponenten dieses Gartens vermag ich nicht zu identifizieren, dafür ist er mir zu fremd. Ein feiner Duft, hell und ungewöhnlich nicht zu erdig eher minimal seifig bis latent medizinisch für meine Nase. Allein der Farbschlag kleidet meine Haut nicht recht. Dieses Grün ist nicht meins, lässt mich nicht ankommen, hier bin ich nicht zu Haus, fühl mich nicht recht wohl.

Die Jardin Reihe mag ich, alle sind sie elegant und grasig. Über den Dächern fühl ich mich allerdings im Garten doch besser aufgehoben.

...alt genug? Dame genug? reif genug?
Er steht mir nicht. Ich mag ihn nicht. Er erinnert mich an das Haarspray meiner Oma. Sicher ist dieser Duft eine olfaktorische Grand Dame. Nicht mit allen aber leider mit vielen dieser Düfte habe ich das Problem, dass sie gar nicht mit meiner Hautchemie verblenden und penetrant aufliegen. Scharf muffig rauchig, so dass mir sogar- ich muss es leider sagen- schlecht wird.
Mir ist absolut schleierhaft, welche der Komponenten diesen Effekt bei mir auslöst ?! Einer dieser Düfte wo ich bei einer 60jährigen im Hahnentritt Boucle Kostümchen unter Atemnot denke: Oh Puh .. Die Dame trägt Parfum. Ich glaub ich krieg Kopfschmerzen.....Weniger hätts auch getan, nur leider das geht mit 24 Faubourg nicht!