Felixio

Witzigerweise kam mir diese Fruchtjoghurt-Werbung von vor rund 15 Jahren als erstes in den Kopf, als ich Amber Oud Gold das erste Mal roch. Ich liebe Fruchtjoghurt, fruchtige Eissorten, exotische Früchte, Obstsalate und alles weitere derartige - besonders im Sommer.

Aber spulen wir kurz zurück: Erst seit Anfang des Jahres setze ich mich mit den preiswerteren Dufthäusern auseinander, die einen niedrigschwellig in die Duftwelt des Orients entführen. Deshalb niedrigschwellig, weil erstens die Preise meist erschwinglich und die Düfte doch gerne noch "verwestlicht" sind. Al Haramain bietet mit der Amber Oud Reihe günstige Alternativen zu begehrten hochpreisigen Düften an. Für diesen Sommer wollte ich also mit der Gold Edition mal sehen, was in etwa von Erba Pura und Kirke zu erwarten wäre.

Wie eingangs erwähnt, liebe ich fruchtige Süße auch unabhängig von Düften. Insofern las sich die Duftpyramide schon wie ein Parfum, das ich mir in etwa so auch selbst zusammenstellen lassen würde. Nun aber zum Duft: Die Kopfnote gibt einem tatsächlich Garnier Fructis-Vibes, wie hier schon jemand recht treffend schrieb. Allerdings nicht dieses klassische Fructis in grün, sondern der orange Schadenlöscher, in dem Pfirsich eine Hauptrolle spielt. Somit schwadern um diesen Duft durchaus von Beginn an recht schwere, cremig-seifige Noten, die zumindest für mich persönlich nicht 100% zu einem Sommerduft passen. Etwas lockereres, frischeres hätte der Rezeptur vielleicht noch gut getan. Die "holzigen Noten" schaffen es nur bedingt, die süße Frucht-Smoothie-Masse etwas aufzulockern.

Das ist allerdings meckern auf ganz hohem Niveau, da dieser Frucht-Smoothie so unfassbar lecker riecht. Ein anderer User schrieb von Kaugummi. Ich bleibe jedoch bei meiner Joghurt-Assoziation. Die Gourmandnoten haben nämlich für mich auch etwas milchiges, was in Kombination mit dem Frucht-Smoothie ganz nah an den eingangs erwähnten Fruchtjoghurt in der Geschmacksrichtung Pfirsich-Maracuja rankommt.

Ansonsten verändert sich der Duft über die lange Zeit, die er hält, bei mir nicht besonders. Ich reiße den Fruchtjoghurt auf und rieche als erstes die Smoothiemasse oben drauf. Dann nehme ich meinen Löffel, mixe alles durch und der cremig-süß-säuerliche Joghurt verbindet sich herrlich mit dem Fruchtkompott. Zum Schluss schlecke ich noch den Rest der puren Fruchtmasse vom Deckel ab und bin froh, dass kein Gramm zu viel kleben geblieben ist, weil es ohne die Mischung schon etwas zu heftig wäre.

Zu H/S:
Morgens aufgetragen (ein Sprüher pro Stelle), hält der Duft in jedem Fall 8-10 Stunden. Die ersten 3 davon strahlt er sehr gut aus und ich sitze in meinem eigenen riesigen Fruchtjoghurt-Becher. Auf Kleidung hält die Amber Oud Gold Edition im Prinzip so lange, bis das entsprechende Kleidungsstück gewaschen wird.

Flakon:
Tatsächlich super hochwertig. Design-technisch allerdings nicht mein Geschmack. Steht daher nicht in meinem offenen Regal, sondern hat seinen Platz hinter verschlossener Tür gefunden.

Ich bin beizeiten ein ungeduldiger Typ. Wenn mich bei einem Parfum nicht schon die Kopfnote und der erste Sprühstoß überzeugen, hat es ein Duft schwer bei mir. Im März habe ich - in der Hoffnung auf etwas holzig-würzig-süßes - in einer Florentiner Parfümerie eine Abfüllung Oud & Spice von AdP erworben und bis heute regelmäßig getestet.
Im Zusammenhang mit Oud habe ich nun schon häufiger von animalischen Gerüchen, Stall und verbranntem Holz gehört. Bei Oud for Glory bspw. ist mir keine solche Assoziation in den Kopf gekommen. Der erste Sprüher Oud & Spice jedoch gab mir eine Mischung aus all dem: Brennender Stall, aus dem sich das liebenswürdige Schweinchen gerade so mit leicht versengtem Schweif retten konnte.
Schnell zog ich den Kopf weg von der Stelle, auf die ich das Parfum aufgetragen hatte. Diese Bewegung hat sich bis heute nicht verändert. Sie ist nun weniger stark, weil ich mich schon darauf gefasst mache, aber angenehm ist die Eröffnung für meine zarte Nase nicht.
Der Brand wird jedoch glücklicherweise verhältnismäßig schnell (spätestens nach 10 Minuten) gelöscht und diese abschreckende Note geht zurück. Nun setzen sich Himbeere und Rose durch - Bergamotte kann ich leider nicht wahrnehmen. Der Duft in diesem Abschnitt erinnert mich (für rund 2 Stunden) stark an die Handseife im Gästebad meiner Großeltern. Er hat etwas beruhigendes. Als würde man in der Dunkelheit aus sicherer Entfernung auf seinen ausbrennenden Schweinestall blicken und mit einer Decke um die Schultern gelegt langsam aber sicher die Fassung zurückgewinnen.
Nun geht nach und nach der seifige Charakter zurück und die Gewürze bringen (für weitere 2 Stunden) eine gewisse belebende Schärfe ins Spiel, die dir sagt: "Dein Stall ist abgebrannt?! Steh hier nicht so rum! Bau ihn wieder auf und kümmere dich um dein Schwein!"
Ab diesem Moment bin ich mit dem Duft einverstanden. Doch der Stress ist es mir ehrlicherweise nicht wert, noch mehr Zeit und Geld in dieses Geschäft zu investieren.

Ich liebe Sommerurlaub. Strand, Meer, Surfen, abends in die Bar oder ein Restaurant. Ich mag es, die Dinge nicht zu ernst zu nehmen und würde mich selbst in Gesellschaft auch nicht wirklich als "seriös" und tiefgründig einordnen. Insofern passt A&F First Instinct zumindest zu mir in nahezu jeder Lebenslage. Er ist sommerlich, jung und verspielt. Er ist nicht besonders laut, aber schon auffällig. Er ist nicht wirklich vielschichtig, aber schon was besonderes.

Ich habe bisher noch niemanden getroffen, dem dieser Duft nicht gefallen hat. Egal ob männlich oder weiblich - in der Blase der 25-30 Jährigen, in der ich mich bewege, kommt dieser Duft immer gut an und macht gute Laune. Allerdings handelt es sich bei diesen Leuten ebenfalls um lebensbejahende Weltenbummler und in-den-Tag-hinein Lebemänner und -frauen, die sich selbst nicht zu ernst nehmen.

Dieser Duft passt zu einer Hochzeit am Strand, barfuß in knöchelfreier Chino und Leinenhemd. Er passt zu einem Shopping-Tag im sommerlichen Florenz, zum Besuch im Beach-Club um die Mittagszeit, in ein junges Startup-Büro in Kalifornien und in den Hörsaal zur Einführungsvorlesung in die Trainingswissenschaften der Fünftsemester im Sportstudium. Er ist die perfekte Ergänzung zu jemandem, der offen auf und mit Menschen umgehen kann, der auf die gewisse Portion Mysterium verzichtet und kein Parfum braucht, um ein Statement zu setzen.

Uomo Signature von Ferragamo habe ich letztes Jahr im Herbst bei Douglas gerochen, als ich auf der Suche nach einem Verführer für die kalte Jahreszeit war. Nichts zum kuscheln, nichts für's daten...schon ein Statement irgendwo. Der dunkle Flakon und das deutliche "Uomo Signature" haben für mich irgendwie genau das impliziert. Also sprühte ich ihn auf einen Teststreifen und war von der Kopfnote sehr beeindruckt. Die Mandarine ist ganz leicht da, der Pfeffer kickt dafür ordentlich rein. Kardamom, Zimt und Zeder verstärken den würzig-süßen Auftakt in jedem Fall. Das war genau das, was ich gesucht hatte. Ein Duft der sofort auffällt, der neugierig macht - ohne penetrant zu sein. Die Kopfnote ist für mich kein 3er BMW mit Loch im Auspuff, sondern ein Ferrari, der einfach nichts dafür kann, dass er ein bisschen lauter ist als der Rest.

Aus irgendeinem Grund habe ich ihn aber doch nicht mitgenommen. Am Abend musste ich dann aber wieder an ihn denken - den Teststreifen hatte ich natürlich nicht behalten. Also ging ich nochmal auf die Suche und fand im Internet viele günstige Angebote. Ich bestellte ihn und war froh, dass er in meiner Wohnung beim ersten Aufsprühen genauso roch wie im Douglas. Auch auf der Haut war ich sofort wieder überzeugt von der Kopfnote. Doch erst an diesem Tag lernte ich auch den Rest des Duftverlaufes kennen. Und der gefiel mir leider nicht so wirklich. Nach rund fünf Stunden, bleibt bei mir nur eine unangenehme Synthetik-Lederjacke mit einem Hauch von überzuckertem Kaffee hängen. Der gute Anfang - ausgepeitscht. Ab diesem Punkt finde ich ihn nicht mehr verführerisch, würde nicht mit mir selbst im Bett liegen wollen. Mit diesem Duft werdet ihr sicherlich in den ersten 5-6 Stunden nach dem Auftragen für Aufsehen sorgen und Komplimente bekommen. Die Basis ist - zumindest für meinen Geschmack - jedoch nichts, wonach man körpernah riechen möchte.

Ich interessiere mich für Parfums seit ich 13 bin. Denn seitdem hat meine Oma mir zu jedem erdenklichen Anlass ein 30ml Flakon der unterschiedlichsten Düfte geschenkt. Es fing an mit den typischen Mexx-Drogeriedüften bis irgendwann mit Joop Go mein erster persönlicher "Signatur"-Duft dazu kam. Ich war schockverliebt in dieses süß-sommerliche Ding. Ich nahm den Flakon mit in die Schule, um nachzulegen, sobald der Duft verflog. Ich trug ihn auf meinen ersten Partys, zu jedem Anlass. Und je älter ich wurde, desto "reifer" wurden die Düfte, die Oma mir schenkte. Armani Code, La Nuit de l'homme, The One...ich liebte all diese guten Gerüche, ohne zu wissen, was genau dafür verantwortlich war und was in der großen weiten Welt noch so lauerte.

Nun da meine Oma seit fast drei Jahren tot ist und ich mein eigenes Geld verdiene, versuche ich diese Welt so gut wie möglich zu erkunden. Ich taste mich langsam aber sicher an die "Nische" heran und probiere mich gerne im Orient aus, wenngleich das so gar nicht zu mir und meinem nordischen Erscheinungsbild passt. Doch die Dufthäuser, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben und daher kommen, bieten Einsteigern eine tolle Möglichkeit, sich verhältnismäßig günstig mit der Duftwelt abseits von Douglas und Pieper auseinanderzusetzen. Und auch wenn man Daarej pour Homme von Rasasi wohl noch lange nicht als Nischenduft bezeichnen würde, so ist er doch eine gewisse Offenbarung und weist den Weg in Richtung eben dieser doch eher einzigartigen Düfte.

Als ich Daarej zum ersten mal roch, habe ich mich gefragt, ob ich dem ganzen wirklich gewachsen bin. Ob ich wirklich den sicheren Hafen der Top-Designerdüfte verlassen möchte. Für mich war Daarej anfangs pudrig, klebrig, süß, alkoholisch. Wie der Bodensatz eines Himbeer-Ahoi-Brause-Korn-Mischgetränks. Nach zwei Tagen Abstand habe ich ihm eine neue Chance gegeben und schon ein kleines bisschen besser verstanden. Ich habe ihn in meine Routine immer wieder mal einfließen lassen - erst nur zuhause, dann irgendwann auch das erste mal für eine Verabredung zum Abendessen im Restaurant. Nach diesem Abend hatte ich schließlich das nötige Selbstvertrauen, um mit diesem Duft umzugehen. Es fühlt sich so an, als hätte meine Nase sich diesen Duft antrainiert.

Aus Korn-Brause-Bodensatz ist für mich inzwischen ein durchweg positiv gemeintes Kaubonbon-Papier geworden. Wie diese einzeln verpackten Kamellen riecht Daarej für mich. Auch wenn keine Frucht in der Duftpyramide angegeben ist, ergibt diese Komposition für mich irgendwas fruchtig-süßes mit leichter Plastik-Verpackungs-Note. Meine Freundin, die sich nicht für Parfum begeistern kann, meinte auch ich würde nach Himbeer-Maoam riechen. Inzwischen mag ich Daarej sehr und bin froh ihm eine zweite Chance gegeben zu haben. Er hebt sich sehr von den Düften ab, die ich sonst trage, ohne dass ich mich mit ihm auf der Haut nicht wie ich selbst fühle. Eine Empfehlung für jeden, der für kleines Geld Grenzen überschreiten und seinen Horizont erweitern will.