Flioline

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1 - 5 von 14
Flioline vor 2 Jahren 14 9
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Als wär das normal…

dass Ouds nach Holz riechen.
Behaupten sie ja auch alle Nas und Nasen lang. Besonders bei 1001 mainstramigen „Oud“ Düften (die dann meistens auch noch ein „Oud“ im Namen tragen) (und niemals nach Oud riechen).

Nein, tun sie im allgemeinen nicht.
Nach Frucht riechen sie (allzumal die von Ensar Oud sehr oft und viel), meistens dunkler.
Und, reden wir nicht groß drumrum, nach Stall und Bergwiese, sprich: nach Kuhfladen.
Und streng, und nach Scheich.
Manchmal käseln sie.
Sind rauh und rauchig.
Manchmal tragen sie ein Blümchen.
Und machen allerlei mal entzückende mal herausfordernde Kapriolen.

Dieser hier jedoch riecht, jawohl, in der Tat, nach Holz.
Sehr basic, sehr straight, ohne Tamtam, Holz.
Wie zerfliessender Honig breitet es sich aus, aus dem fast harzig festem Dunkelöl.
Und ich bin entzückt. Suche ich doch nun schon seit Jahren den perfekten Waldduft; Gott, was hab ich alles probiert.
Neinnein, dieser ist es auch nicht. Nein.
Dazu fehlt das Ätherische, der Wassertropfen, das feinste Grün, das Tupferl knallrot, die trockene Flechten, das Geheimnis, der Wald, der Wald. (Noch mehr: Bergwald*!)
[*Wer mir den Duft findet sei gepriesen bis in alle Ewigkeit ! ]
Aber: Das Holz. Das kanner. Der Extrapordinaire. Blöder Name eigentlich. Weil genau das ist er nicht, der Ex…, der Hölzerne. Er holzt. Der schlichte Kerl. Organic. Unverpanscht. Thai Oud. Rayong.

Verletzter Baum, verharzte Wunde. Befallen von Schimmelpilz ein Duft erschaffen um Schädlinge zu vertreiben. Und Herz- und Hormongesteuerte zu locken.

Dann, irgendwann im Gehölze, schwimmt eine Sequenz vorbei. die ich eigentlich gar nicht beschreiben kann. Eine kurze Weile, glaubt mir oder nicht, riecht es nach: Planet. Ja. Planet. Nein nicht Erde nicht Metall nicht nicht, nur … nach Planet.
Man wird verstehen, ich bin verliebt.

husch. Ein Blümchen… Ein winziges Minzblatt… Ein Tee… husch
Dem Mysterium folgt was folgen muss bei Ensar Oud: Frucht.
Meh.
Gähn.
Jajaja.
Und so langsam gleitet mein aktueller Liebster in die Bedeutungslosigkeit.

Doch dann, oh meo amor, sendet er noch einmal so ein kleines Wunder aus der Ferne (wo ein ordentlich angeschmachteter Geliebter hingehört).
Macht sich unvergesslich mit einem Namenlosen das tief tief tief in die Nase, nein, ins Gehirn steigt. Vielleicht. Ein bisschen. Weihr… Nein. Geheimnis. Deep Shit.

Love you with the brain but my heart
9 Antworten
Flioline vor 3 Jahren 28 21
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Stilles Streichkonzert

In Schweigen wollte ich mich hüllen bezüglich Bowmakers. Kein Wort sollte über meine Lippen, kein Ton von keiner meiner Saiten, und kein Buchstabe aus dem Farbband meines ipads entfleuchen.
Mein Bowmakers.

Doch die Winde wehn wie sie wehn, und heut wehte der Moment.
Ich habe mir also alle drei Hände gewaschen, und bereit stehen sie:
Der aktuelle imposante Zylinder mit hippem NYishem Understatement Etikett: BOWMAKERS,
die recht neue hellölige Variante für den modernen Vorcorona-Traveller (bzw. Travelline)
(Der Name hätte mir auch gefallen. Damals.),
und der mythenumwucherte „Alte“, der somit bar jeder Diskussion ewiglich Bessere, der viel Parfumobetrauerte, im eleganten Flach-Flakon mit der wirklich schönen weissen Blumenillustration,
Also, auf meinen linken Arm kommt nun aus dem Klotz klaren Glases,
auf meinen mittellinken Arm aus filzummanteltem Röhrchen Öl,
und auf den am wenigsten linken Arm weht die filigranere Retro Version.

Die linksradikale olfaktorische Impression ist am strengsten. Ja sie kann sogar bisweilen scharf werden. Holziger ist sie. Weihrauchiger auch; und aus beidem heraus: sakraler.
Hier prunkt und strahlt in Finsternis mein ganz persönliches zentrales Bowmakers Bild: Dunkelheit, dunkle Dunkelheit. Holz. Dunkelbraunschwarze Möbel. Bänke sind es... Gebetsbänke. Eine tiefe italienische Krypta unter dem (ja) Saitenschiff mit einigen ururalten Gebetsbänken. Auch an den Wänden ist teils dunkles Holz, schwarz fast, Jahrhunderte getränkt durch heilige Politur und durchdrungen von Weihrauch und Glaube. Durchgearbeiteter Lack, „durchgebeteter“, „bebeteter“, „be be te te ta ta taaaa“... Hier wohnt Inbrunst. Und einige wenige schmale Kerzen der Hoffnung und der Sehnsucht, die das Dunkel noch betonen.
Und wenn er schon jahrhunderte alt ist, dieser Linksradikale, dann kann er freilich auch noch länger bleiben: Er hat von den Drei Grazien klar die stärkste Haltbarkeit.

Ein Sprung nun!
Der retro Linke - il Grande Originale* - ist smoother. Und doch wuchtig. Weichwuchtig. Linoleum. Boden. Einen Moment am Anfang meinte ich gar einen erdigen Patch aufzustöbern.
Das Smoothere macht mehr Instrumenten-Assoziation, ist weniger gewaltig und erfurchtgebietend, weniger dunkler im Duft, tatsächlich eher rötlichbräunlich, wie die hier mächtige Zeder eben, und wie herrliche alte Streichinstrumente. La Musica sta guarendo. Heilend ist sie. Ja, und da ist auch etwas Medizinisches im Duft, auch sanft.
Ist er nun wirklich sanfter, moosig-bäriger? Oder ist da nur der Kopf etwas ladiert und zauselig unfrisiert ob seiner Lebensspuren, und die Kanten abgeschliffen, wie manch Körperteil einer viel verehrten Heiligenstatue? Keiner lebt ewig.
Meine Krypta kommt hier schon auch noch, aber später, eine entferntere Ahnung, sanfter. Da streicht schon die Musik.

Zum Rätsel.. il grande mistero: Der Unterschied zwischen jenen beiden ist delicato, dezent.
Kein Anlass für Theatralik.
Sowieso nicht.
Stille!
Stille in Klang, Stille nach Klang...

Nun noch zu meiner mittellinken Hand (die auch eine eigene Parfumo Seite hat * *, recht so). Schwächer. Ist das der Zauberlehrling, der Junior? Oder die? Irgendwas ist hier fast zitronig frisch, nach einer Weile ein Weilchen waldiger... Die Zypresse ists!
Witzigerweise finde ich nun gerade hier am ehesten die so vielgelobte Kolophonium Nuance. Brava, apprendista!
Heller ist er, nicht nur in der Optik, sondern auch im Duft. Flacher auch. Aber, äh, hoch-flach. Etwas fliegt. Ein helles Botticello-Ufo?
Nicht Pressspan-flach. Aber auch keine schwarze Kirchenbank. Auch kein Kontrabass. Eine Sommerreisevioline! Prima, auch schön. Ich freu mich schon drauf. Aber, wenn trotz Klimawende grad mal nicht Sommer ist, und dazu noch ein Flakon in den Rucksack passt, dann ist jener hier mir wohl am ehesten verzichtbar... * * * ...der mittellinke Arm. Was ja auch irgendwie Sinn macht.

(* * * Was mehr als relativ ist, denn keine meiner Drei Grazien geb ich niemals nicht her!)
Ausserdem: „Es gibt keine Mitte“, sagt die Linke ;)

Grazie oscura Durga per le dimensioni di queste fragranze, e viva la musica !
21 Antworten
Flioline vor 3 Jahren 21 17
4
Sillage
4
Haltbarkeit
10
Duft
Emotions in a Bucket
„Okay, sammeln wir ein paar Eimer Natur und machen was zum Riechen draus!“ „Supa, des moch ma.“
Am nächsten morgen früh in die Bergschuhe und los. Diese Sorte Morgensonne überm Tal, die dann später noch einmal von einem Nebel gefolgt wird, bevor es dann richtig warm wird. Es ist superklar, von den 3000ern im Talschluß sieht man jede Scharte, man kann die genauen Einstiege fast von unten erkennen. Schneefelder leuchten, feuchte Felswände glitzern. Der hier fast ebene Boden noch feucht. Am Anfang knirscht der Kies, dann geht es über kräuterige Wiesen, ein kurzfloriger Teppich, dunkelgrüne winzige Blättchen, rosarote noch winzigere Blüten. Silberdisteln ab und an, dann wieder Moose, manch tapferes verwegenes Blümlein dazwischen, vereinzelt. Und Kuhfladen, ja freilich.
Wir queren den Bergbach, einfach mit den gut gefetteten Stiefeln durch, die trocknen dann schnell im Gehen. Die rot-weissen Punkte des ausgezeichneten Weges lassen wir links liegen, wir kennen unsere Richtung, sind sie grad im Altweibersommer so oft schon gegangen dahin wo die Reherl wachsen, boa, so viele. Jetzt gibt es noch keine. Auch sonst... geliebter Hang, Einstieg in den Himmel. Aber auch Hang der Quälerei, wenn wir wie so oft wieder zu spät hinausgekommen sind, und schnell hoch wollten, weil oben noch so viel vor. Oft zu schnell gegangen, geschnauft und geflucht. Heut wollen wir nicht so hoch. Ois gchillt.
Ja, der Weg wird jetzt steil. Immer mal wieder ausgetretene Steige, die sich dann wieder verlieren. Der Wald wird dunkel. Wasser rinnt hier, und da, überall, tropft an moderigen gefallenen Ästen mit schlierigem Grün daran herab, auf Steinchen, Juwelen. Hunderte grünbepelzte Buckel sind hier, in deren Flaum allerlei an Gräslein, Winz-Pilz und Krautigem hervorlugt. An den Bäumen Flechten, teils üppig. Die Fichtenzweige hängen hier tief, ab und zu landet ein Zweig im Gesicht. Auch Spinnennetze, die ganz feinen, hängen bisweilen über der Nase und kitzeln.
Jetzt wird die Luft ganz ganz frisch, eine bläuliche Dunkelheit herrscht nun und macht still; der Wasserfall ist nah hier. Die Rinden sind dunkel und nass. Ich kenne kein Wort für diesen Geruch, und ich will auch keinen kennen. Dann, inmitten der dunstigen Herrlichkeit blitzen, zunächst einzeln, dann mehr und mehr strahlende Sonnensterne durch die im Steilen stehenden Stämme. Es ist eine frische Sonne hier, ja eine fruchtige irgendwie, eine die in Herz und Nase sticht, wach, wach. Strahlen, die uns treffen, in Aug und Herz.
Bald nun, nach einer der der nächsten Wegkurven, hindurch geschlupft durch zwei Felsen, über wurzeligen Pfad, der selbst durch die festen Vibram Sohlen durch sich herrlich anfühlt, geht es das erste mal hinaus aus dem Wald. Stehenbleiben. Tief einatmen. Sonne. Sonne. Hier steht er scheinbar schon ganz nah, der Dreitausender der dem Seitental den Namen gab. Aber das täuscht, da sind noch endlose Latschen zu durchhatschen, dann die 27 Serpentinen, und... Na, so weit gehen wir gar nicht. Wir haben schon was wir wollten.
„Host ois?“ „Woass net, oba passt scho.“ „Stimmt, riacht sauba.“ „Supa.“ Jetzt nur noch hier sitzen und schauen und glücklich sein. Die Sonne erwärmt unsere unbenamten Schätze, und macht jenen schönsten Duft der Welt daraus.
Aber obacht, schnell ist er verflogen; die Wetter wechseln hier schnell.
Macht nix, wir kommen wieder. Eh.
17 Antworten
Flioline vor 3 Jahren 13 12
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Moschuskühe gucken keine Pornos
Wie ist ein solcher Moschus zu beschreiben?
Sex ist hier fraglos mehr als eine Assoziation. Zugleich reichen unsere Vorstellungen nur äußerst ungenügend an das, was da passiert. Mit dem Kopf ist dieser Faszination nicht beizukommen. Vielleicht nicht mal mit dem Geruchssinn. Archaische Kräfte walten. So stark, dass selbst wir entfernte und entfremdete Gattung eine Ahnung davon erhaschen, qua Flakon.

Die Moschustierin hat eine geschmeidige Rückenlinie und einen hellen Po. Und ihre Nase scheint eine erogene Zone. Rose ist ihr dabei wohl eher schnuppe. Uns tut die hier gut, allzumal in so himmlisch dezenter Eleganz wie sie dieser Scheich mitbringt.
Wenn ich sie wäre – schwupps, hat sich das menschliche Ego schon wieder ebenso unwissend wie rechthaberisch hineingedrängt – würde ich ja auf diese Zähne des Moschusmännchens abfahren. Die scheinen mir ein wenig äquivalent zum vorgeschobenen Kiefer des Menschenmannes manchmal. Hmmm.
Des weiteren bilde mir ja ein, auch ein paar Tannennadeln zu riechen. Die helfen dann vielleicht wieder bei der erotischen Identifikation mit dem Moschustier, selbst wenn dieses eigentlich mehr im Gebüsch lebt. Dort huscht es. Huschen scheint ein Element dieses sexuellen Mysteriums zu sein. Sie huscht. Er huscht. Es raschelt und riecht. Es frischelt und mieft.
Auch etwas nach Oud. Aber das kann doch nun wirklich selbst der wirklichen Moschuslady – einer der wenigen noch in echtem Naturhabitat lebenden – nicht egal sein??? Wer könnte unberührt bleiben vom elysischem Oudischen von Hind al Oud?!!

Nun, da mir die Moschusdame an Herz und Po gewachsen ist, muss ich Euch aber leider sagen: Nein, kaufen sollt Ihr das nicht. Wenn es denn stimmt, dass hier noch echter Moschus verwendet wird. Denn das ist: Scheisse. Und das ist in meinen Augen das einzig Dreckige hier.
Da hilft auch keine Rose. (Wie auch in der menschlichen Balz, wenn es der Kerl nicht drauf hat.)
Und so schwanke ich denn in der Notenvergabe zwischen 10 und 0, ohne Zwischenschritte. Husch.
12 Antworten
Flioline vor 3 Jahren 19 19
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
In Abendkleid und Trekkingstiefeln...
… mit Prin im Symphonie-Konzert

Seife und Wildnis habe ich aufgelegt,
ein kleines blumiges Kräutlein angesteckt, und ein ganzes unfassbar vielfältiges Biotop dabei.
Wild, nischig, speziell atmet sich das, und doch duftet Eleganz, ja Damenhaftigkeit.

Mriga lädt mich ein im Abendkleid zu gehen, und doch den Waldschrat in mir nicht zu verbergen.

Hellgrün nehme ich ihn wahr, mit dunklen Schatten, holzig, und leuchtenden Reflexen von reflektierendem Laub. Hier und da glitzert eine kleine Blüte, und Tiere huschen. Alles ist eins.
Herrlich der limettig frische Auftakt! Diese Limette betont den Wald, obwohl doch eine Fremde. Wie auch der Wermut.

Dann... Wehmut.
Gar nicht viel später solider sanfter Rauch. Nagarmotha weht zart hinein...
Sehr intim wird er nun.

Schnell, zu schnell, wird seine Wildnis zur Erinnerung.
19 Antworten
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