Fluida

Letzte Woche habe ich mir endlich die Armani Privé Reihe vorgenommen, nachdem ich schon längere Zeit damit geliebäugelt habe und um den Stand herumgestrichen bin. Vor hochpreisigen Düften habe ich Respekt, ich will sie zwar nur zu gerne kennenlernen, aber in mein Budget passen sie nicht unbedingt. Ich kann die Qualität dieser Duftreihe im Grossen und Ganzen erkennen, habe aber keinen gefunden, den ich jetzt tragen möchte.
Zurzeit bin ich auf der Suche nach dunklen, tiefen und samtigen Düften für die eher kühlere Jahreszeit. Daher nehme ich mir die verschiedenen „Noirs“ mal vor.

Nun zu diesem Lederchen:

Als erstes fällt mir eine schon fast schwülstige Süsse auf, die ich nirgendwo gelistet finde. Ich meine Mandel oder gar gezuckerte Früchte zu riechen. Dann wird’s holzig, warm, in meiner Nase total weiblich und von eleganter Geschmeidigkeit. Ich erahne schon das butterweiche Nappaleder, das sich durchs lange Tragen wie massgeschneidert auf kühl-samtige Haut legt.

Edel und erhaben, ohne aufdringlich zu lärmen, klingt dieser Duft bei mir an. Er hat Stil und umhüllt die Trägerin in einem sanften Hauch, präsent, aber nicht vordergründig, ist die Strahlkraft keineswegs überwältigend, sondern macht eine angenehm deutliche Aura. Das Feld ist abgesteckt mit diesem Duft, und markiert den intimen Raum.

Langsam eröffnet sich mir eine weitere Note, die ich nicht benennen kann. Etwas, das eine leichte Irritation in der Nase auslöst, mehr eine Empfindung denn ein Geruchserlebnis. Mir kommen sirrende Insekten in den Sinn, ein flirrendes Summen und Schnurren, ein leichtes Vibrieren in den Nasenflügeln. Jetzt merke ich auch, wie diese Verbindung in meinem Kopf zu Stande komm: Insektenschutzmittel! Das ist der Link. Ganz verhalten im Hintergrund, untermalt diese Nuance das Holz, die Wärme und die Eleganz. Ungewöhnlich, aber keineswegs störend.

Vanille ist klar da, diskussionslos klingt sie an wie ein Kontrabass, untermalt, gibt Boden und diese schmiegsame Behaglichkeit. Sie erscheint mir nicht besonders süss, die anfängliche Süsse ist fast ganz verflogen, nun ist die Melange langsam eher Unisex für mein Empfinden. Leder kann ich eigentlich keins heraus riechen (im Gegensatz dazu bei Cuir Améthyste sehr wohl), was aber vielleicht der Unzulänglichkeit meiner Nase geschuldet ist.


Fazit: Ein besonderer Duft für besondere Menschen. Ich röche ihn lieber an einer Frau denn an einem Mann. Tragen mag ich ihn dennoch nicht, er ist mir im Auftakt eindeutig zu süss, und ich möchte nicht erst eine für mich unangenehme Kopfnote durchstehen müssen, um mich anschliessend wohl zu fühlen.

Der Flakon ist eine edle Augenweide, die dem Inhalt Rechnung trägt und ein luxuriöses Flair verströmt. Die Haltbarkeit kann ich mit gutem Willen bei ca. 5-6 h ansetzen, für einen dunklen Duft dünkt mich das eher wenig.

Vor vielen Jahren erhielt ich eine Miniatur dieses Duftes geschenkt, und musste immer wieder an ihm riechen, weil er für mich sportliche Natur so unheimlich elegant roch. Ich konnte mir nicht vorstellen ihn zu tragen, bis ich rund zehn Jahre älter wurde und ihn mir vor zwei Jahren mal anschaffte. Alsbald habe ich ihn wieder weiterverkauft, ich konnte ihn nicht als meinen neuen Signaturduft sehen, denn so einen suchte ich damals.
Nun habe ich erneut eine Probe bestellt, weil ich ihn mal wieder riechen wollte. Ich habe eine seltsame Liebe zu diesen Duft und muss immer mal wieder an ihm schnuppern, doch beim Tragen bin ich etwas unsicher, ob er zu mir passt. Er hält bombastisch an mir und hat auch rechte Strahlkraft, was mir manchmal auch zuviel sein kann.
Er riecht für meine Nase fruchtig und etwas blumig, nach einer Weile wird es wärmer und tiefer. Der Duft verströmt für mich immer noch eine erwachsene Eleganz, er ist unterschwellig weiblich und sinnlich, ohne opulent zu sein. Jetzt wo ich ihn nach zwei Jahren wieder mal rieche, wird mir meine Faszination wieder klar und ich werde es vielleicht noch mal mit ihm versuchen. Nicht als Signaturduft, aber als ansprechende Abwechslung zwischendurch.

Der Flakon ist einigermassen schön anzuschauen, aber so unendlich unhandlich, dass zum Sprühen fast zwei Hände benötigt werden (100ml). Der verheissungsvolle Name Zen spricht mich sehr an, ich kann aber keine Verbindung machen zum Inhalt. Diesen Duft nehme ich als anmutig, feminin und edel-goldig wahr. Für mich ist das kein Sommerduft, da er mir nicht so leicht scheint, wie in anderen Kommentaren beschrieben.

Eine liebe Freundin schenkte mir gestern eine Abfüllung von Infusion d’Iris, nachdem ich ihn bei ihr mal probegerochen hatte und sofort mochte. Sie benutzte den Duft nur so spärlich, meinte sie, dass sie mir gut etwas davon abtreten könne. Freudig sprühte ich ihn auf und war sofort im leckersten Dufthimmel. Jetzt widme ich mich erneut diesem schmeichelnden Aroma.
Ganz kurz einen frisch-blumigen Auftakt, da wird es bald pudriger und holziger und die Iris kommt aufs Schönste hervor. Ich rieche vor allem Holz und Iris, aber freundlich und leicht blumig untermalt, nicht so unsüss wie beim Bois d’Iris, den ich am anderen Handgelenk zum Vergleich aufgesprüht habe. Also beide gefallen mir sehr gut und schmeicheln meiner Nase, doch der Infusion d’Iris hat etwas mehr Strahlkraft und wirkt auch etwas blumig-weicher, wahrscheinlich durch die lichte Orangenblüte. Es ist ein durchaus warmer Duft bedingt durch das Holz, aber er ist nicht schwül oder hitzig. Es gesellt sich eine einhüllende, sanfte Pudrigkeit dazu, weich, warm, angenehm, ganz leicht süsslich.
Kommt eine genug grosse Menge zum Einsatz, haftet er hervorragend und steht auch mal 7-8 h durch, an Kleidern sogar bis zum nächsten Morgen. Er hat mich so überzeugt, dass ich ihn mir bestellt habe und nun sehnsüchtig auf diesen lichtvollen Sommerduft warte.

Freudig erwartete ich die eingetauschte Abfüllung von 1er Mai. Ich hatte ihn bisher nur mit den Minipröbchen von Florascent ausprobiert, das zwar mehrmals, aber ohne mir wirklich einen Eindruck verschaffen zu können, der mehr war als eine Ahnung oder Vermutung, dass er mir gefallen könnte. Zu der Zeit suchte ich vor allem bei den Düften mit ausschliessslich natürlichen Inhaltstoffen nach einem Favoriten. Inzwischen habe ich meinen Horizont geöffnet und bin schon zufrieden, wenn die hauptsächlichen Ingredienzien natürlich sind.

Als nun endlich 1er Mai da war, sprühte ich mich heute Morgen ohne gross zu studieren ganz ein damit, in der Überzeugung, dass er mir schon gefallen würde. Dem war aber nicht so. In dieser Menge und an mir stieg mir eine von mir als altmodisch eingestufte Wolke auf, die zwar super zum sommerlichen Wetter passte, mir aber schlicht nicht zusagt. Der Duft selbst ist frisch und sommerlich blumig, so passt der Name perfekt zum Inhalt. Doch ich meine eine metallische Note zu bemerken, die mich befremdet und stört. Da Naturdüfte nicht besonders lange haften, war ich ab Mittag ohne Duft unterwegs und genoss diese Ruhepause. Heute Abend wagte ich noch mal einen Versuch, und interessanterweise gefällt mit der Duft auf dem Kleenex ganz gut. Aber es ist eben nicht dasselbe, ob man den Duft trägt und ihn über Stunden an sich hat und sich mit ihm identifizieren muss, oder ob man nur zeitweilig an ihm schnuppert, ihn sozusagen aus der Distanz geniesst.
So werde ich mit 1er Mai nicht warm und werde den Rest der Abfüllung weiterverschenken.

Der Flakon gefällt mir wie die anderen von Florascent recht gut. Er hat eine schnörkellose und handliche Form mit speziellem Engeletikett. Die Grösse von 60ml finde ich grad genau richtig.

Bei einer meiner Schnuppertouren in der Parfumerie zeigte mir die Beraterin ganz zum Schluss noch diesen wunderbaren Duft. Er gefiel mir sofort ganz wahnsinnig gut, war ich doch seit längerem auf der Suche nach einem holzigen Parfum. Meine Reise brachte mich von Sycomore über Encre Noire zu Féminité du bois, und immer war der Holzduft nicht genau nach einem Geschmack. Jetzt aber… Boir d’Iris riecht holzig mit einem weichen Hauch Iris, wunderbar verschmolzen zu einer Einheit. Und daneben rieche ich nichts anderes. Holz. Und Iris. Keine starke Süsse, nur einen ganz leichten Dunst nach unsüsser Vanille, der aber die Iris ist. Es ist ein sinnlicher, weiblicher Duft, feminin und erhaben. Es riecht edel und erwachsen, reif und warm. Das Holz ist zugänglich und fein, nicht allzu hölzern sondern durch die Iris soft. Dieser Duft hat Eleganz und Raffinesse ohne Aufdringlich zu sein. Und das ist dann auch gleich der Haken an diesem himmlischen Duft: er ist extrem verhalten, hat kaum Strahlkraft und ist sehr hautnah. Wenn ich ihn trage, habe ich fast nur etwas davon, wenn meine Nase direkt am Handgelenk schnuppert. Manchmal weht mich ein äusserst zartes Düftlein an, das aber sonst kaum jemand wahrnimmt. Andererseits ist er sehr haltbar, er haftet wirklich gut und das über Stunden. Aber eben… zart…
Der Flakon ist massiv und hochgradig edel. Schlicht aber hochwertig und kostbar kommt er daher.
Ob er es in meine Sammlung schafft, weiss ich noch nicht. Vielleicht zu verhalten bei dem Preis…