Freiherr

Nach meinen guten Erfahrungen und meinem Gefallen an Knize Ten, hatte ich auch generell Gefallen am Leder - nein, kein Lack, nur Leder - gefunden und mußte Cuir Ottoman unbedingt ausprobieren. Zum Glück sind Knize Ten und Cuir Ottoman sehr unterschiedlich und substituieren sich nicht. Hier fällt mir die sehr präsente, an Terpentin erinnernde, begleitende "Schärfe" des Duftes auf. Nicht unangenehm, aber deutlich wahrnehmbar. Diese Note bleibt auch eine ganze Weile erhalten und tritt erst viel später hinter einer sanfteren Rauchigkeit zurück. Die Einstufung als Damenduft kann ich nicht ganz nachvollziehen, für mich ist zuviel Herbe drin, als das eine Frau damit gut (auf mich) wirken würde. Hängt natürlich wieder von der Frau ab, aber selbst Dominas finden sicher passendere Düfte... wie komme ich jetzt auf Domina?!
Naja, egal.
Cuir Ottoman hat was von einem orientalischen Ledersessel oder einem dieser marokanischen Ledersitzkissen. Und allein schon diese Assoziation gefällt mir.

Ambre Russe war mein erstes Parfum von Parfum d´Empire. Gekauft aus einer Launenhaftigkeit heraus auf der Suche nach einem wärmenden Winterduft, den ich hiermit auch gefunden habe. Die Alkoholfahne zieht sich recht schnell in den Hinter- bzw. Untergrund zurück, so daß die lang anhaltende ambrische Schokoladennote zum Vorschein tritt - und das so intensiv, daß ich das Gefühl habe, diesen Duft schon im wahrsten Sinne des Wortes schmecken zu können.
Selbst am nächsten Tag ist dieser Hauch noch präsent und hinterläßt an Schal, Kragen und Haut seine bleibenden, sehr angenehmen Spuren.
Wunderbarer Winterwohlfühlduft! Wahnsinn! Nicht nur für Russen...

Diese Mitternachtsmesse mußte ich lesen! Anfangs zitrisch, dann längere Zeit hochgotisch weihrauchig und später pomanderartig süßlich.
Kaum ein Duft den ich bisher kennengelernt habe, zeigte sich so vielseitig und abwechslungsreich. Mit seiner Pomandernote dürfte Messe de Minuit auf dem weiten Feld der Weihrauchdüfte ziemlich einzigartig sein. Ohne diese abschließende und langanhaltende Süße wäre mir der Duft jedoch ein Stück weit noch lieber gewesen.
Dennoch: Schöne Kirchweihe zu der ich nur zu gerne Ornat tragen würde.

Mit der merkwürdigen Auftaktnote hatte ich beim ersten Tragetest meine Schwierigkeiten, inwischen mag ich diese harzige Myrrhe aber sehr gerne.
Ein unaufdringlicher und ausgesprochen trockener Duft der nahe bei einem selbst bleibt und einen gewissen orientalischen Flair mit einer Prise Erotik suggeriert - und mit etwas Phantasie kann man die Heiligen Drei Könige vorbeiziehen sehen... mit einigen bauchtanzenden Schönheiten im Schlepptau.

Donnerwetter... diese italienische Schneiderlegende kann was.
Weihrauch und Rose passen gefühlt nicht so richtig zusammen, harmonieren aber dann doch besser als erwartet. Sofort nach dem Aufsprühen erschlägt einen die intensive florale Note - vermutlich die rosige Geranie - mit einem rauchigen Unterton. Nach einer Weile tritt die Rose etwas in den Hintergrund und macht Platz für Tabak und Weihrauch, ohne sich allerdings zu sehr zurückzunehmen. Auch nach mehreren Stunden ist sie in ihrer rauchigen Süße immer noch gut wahrnehmbar - selbst noch am nächsten Tag.
Alles in allem für mein Empfinden ein toller Duft, defintiv jedoch nichts für den alltäglichen Gebrauch. Dazu ist er zu außergewöhnlich und schreit nahezu nach einem feinen Zwirn. Stilistisch vergleichbar wahrscheinlich am ehesten mit Tremletts Black Tie, nur rauchiger, präsenter und nicht ganz so dezent.

Von mir eine eindeutige Empfehlung für experimentierfreudigere Herren!