Fresh21

Verführt von den vielen positiven Parfumo-Kommentaren wagte ich vor ein paar Monaten einen Blind buy, nachdem ich den Duft nirgends testen konnte. Ein Fehler, denn der Lalique White riecht in den ersten 45 Minuten so pfeffrig, das ich es kaum aushalten konnte - zumindest auf der Kleidung. Dann verfliegt der extreme Pfeffer langsam und der Duft wird zunehmend lieblicher, wärmer, weicher, süßer. Damit aber verfliegt auch die starke Sillage, die allerdings dennoch stundenlang - wenn auch nur ganz leicht - wahrnehmbar ist, und erst ganz zum Schluss ganz gut riecht. Dennoch: Ein so schlechter Duftverlauf ist mir selten begegnet, weil er am Anfang (für mich) viel zu intensiv und kaum zu ertragen ist, und wenn er besser wird, in der Projektion viel zu schnell viel zu schwach wird. Und der im Parfumo-Diagramm angezeigte große Zitrusanteil (der den Pfeffer etwas ausgleichen könnte) fehlte fast völlig, oder war allenfalls mit ca. 20% gegenüber dem Pfeffer dabei. Schade, denn eine leicht pfeffrige Zitrone wäre sicher eine markante Kombination, wenn sie denn ausgewogener wäre, vielleicht im Verhältnis 70% zitrisch zu 30% pfeffrig.

Aber vielleicht hätte ich Lalique White einfach nur öfter auf der Haut tragen sollen, und alles wäre gut?! Sei's drum, denn so hatte sich schnell ein Lalique White - Fan über meinen Ebay-Sale gefreut - und ich mich mit ihm ...

Nachdem ich bisher leider nur schlechte Erfahrungen mit Tests von Ferrari-Düften machte (Bright Neroli, Light Essence, Light Essence Aqua, Scuderia und Red), die für mich allesamt zu stickig, einseitig und teils zu süß waren, wurde ich nun eines Besseren belehrt. Und das sogar bei einem Blindkauf und trotz der Namensgebung "Musk", was bei Übermaß für mich nichts Gutes bedeuten kann:

Als hätte ich nicht schon genug Ferraris vor die Wand gesetzt wagte ich also dennoch wieder einen zu ordern:) nachdem mich dessen Duftpyramide und vor allem die darin enthaltene Grapefruit ansprach. Denn für mich ist dieser Duftstoff ein Lockstoff;) Und ebenso schnell verfalle ich Mandarine sowie Wassermelone. Und all das ist da drin in diesem Ding. So musste ich es haben, bestellte EM und öffnete schon bald voller Vorfreude die Verpackung. Als ich dann den schweren wertigen Flakon in die Hand nahm, den schön umlederten Verschluss öffnete und mir ein paar Sprays gönnte, war es sogleich um mich geschehen:

WOW, der ist sehr fruchtig und angenehm, wenngleich auch ein wenig säuerlich. Aber gerade das macht den besonderen Punch dieses Ferraris aus und hält sich bis zum Schluss. Zwischendurch ist ein Hauch Lavendel und insbesondere die Minze vernehmbar und bringen ein bisschen Abwechslung rein, wogegen das Muskat lediglich eine homöopathische Rolle spielt. Doch schon nach ca. zwei Stunden beginnen die Basisnoten sich langsam durchzusetzen, die den Duft etwas weicher und runder machen.

Das EDT besticht durch eine wunderbare Frische, die gleich nach dem Aufsprühen durch ihre Fruchtigkeit überzeugt und den Duft über seinen gesamten Verlauf prägt. Zwar wird er nach hinten raus zunehmend süßer, doch insgesamt bleibt er sehr ausgewogen auf Basis der Melone, die den Schwerpunkt bildet. Die aber ist keinesfalls wässrig-lasch, sondern geflankt von den anderen Fruchtnuancen optimal eingebettet in die Basisnoten, wobei der Moschus trotz Namensgebung nicht sonderlich heraussticht.

Die Haltbarkeit ist mit ca. 10 Stunden, z.B. auf den Hinterkopf gesprüht, excellent und die Sillage bei jeder Kopfdrehung als dezenter Frische-Hauch wahrnehmbar. Und auf Klammotten sehr ähnlich, immer zugegen, doch dabei nie aufdringlich ...

Endlich konnte ich diesen Duft einmal testen, auch wenn dies bis zu einem Trip nach England warten musste, um ihn dort am Flughafen Birmingham anzutreffen - und ich bin positiv überrascht. Irgendwie hat der was, obwohl er recht einfach gestrickt ist. Doch vielleicht ist es gerade seine Ausgewogenheit, die er mitbringt.

Desire Blue ist fruchtig und leicht süßlich, wobei sich sein Duftverlauf relativ unverändert zeigt. Warum nicht, wenn er gut ist? So möchte ich nun für diesen Duft eine Lanze brechen, nachdem er damals bei Taurus1967 offensichtlich durchgefallen ist (hoffe es geht mir auf lange Sicht nicht wie ihm, erst hui dann pfui ;-)

Am besten riecht das EDT auf halbe Armlänge in angenehmer Sillage, die dezent wirkt doch deutlich wahrnehmbar ist - als lieblicher Frischeduft. Zwar bringt er auch ein klein wenig synthetisch-kratzige Süße mit, die ihm wohl die lange Haltbarkeit beschert, aber nicht wirklich stört. So mag ich ihn trotzdem. Vielleicht erwirkt die Litschi die Wärme seiner Fruchtigkeit, die zufällig auch mein Lieblingsobst ist. Und gleichauf kommt die Mandarine, die auch leicht vernehmbar ist, doch keinesfalls säuerlich. Die Bergamotte hat allerdings nur Spot-Charakter, so für die ersten 10-15 Minuten, danach die angenehme Fruchtdominanz und nach ein paar Stunden sind auch die süßen Hölzer mehr wahrnehmbar, die eine sehr ausgewogene Basis bilden.

Die Haltbarkeit ist mit ca. 7 Stunden (aufs Hemd gesprüht) recht gut und auch die Sillage ist prima. Insgesamt ein warmer, leicht süßlicher Früchteduft, der recht gefällig doch nicht beliebig ist. Zwar hat Desire Blue keine Ecken und Kanten womit man auffallen würde, doch viel falsch machen kann man mit ihm auch nicht.

Fazit: Ein solider Allrounder für fruchtig-süß-Fans und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis mit Blindkaufeignung.

Aqua Lithos war eine Überraschung für mich. Als ich kürzlich mal wieder im Internet stöberte, um zitrisch-fruchtige Düfte zu suchen, stieß ich auf dieses EDT, das eine Kopie der Urversion von Acqua di Giò pour Homme sein soll, was ich allerdings erst später las. Aqua Lithos bestellte ich als Blind Buy und war überrascht, was dieses EDT für die paar Euro kann. Denn dafür ist AL ein super Duft: anfänglich zitrisch-frisch und blumig-markant, trumpft er sofort mit einer starken Projektion. Nach einer halben Stunde wird Aqua Lithos dann etwas körpernäher, ruhiger und leichter. Zwischendurch erinnert er mich kurz an Z Zegna bevor sich anschließend helle Blüten dazugesellen, die fortan die eigentliche Richtung dieses Dufts prägen: Verblümte Frische!

Ein prima Mix aus zitrisch und blumig, während ganz im Hintergrund auch eine dezente Würze wahrnehmbar ist. Zwar ist die Haltbarkeit mit ca. 4-5 Stunden (auf Hemd) nicht berühmt, doch für einen Cheapy gut genug. Für mich ist Aqua Lithos eine ganz gut gemachte Kopie, auch wenn er bei dem Preis natürlich eine gewisse Synthetik mitbringt.

Edit: Konnte nun Aqua Lithos direkt mit Armanis Acqua di Giò vergleichen. Auch wenn er diesem ähnelt, tut er es noch mehr dem ADG Profuma, auch wenn der Aqua Lithos kein Weihrauch an Bord hat. Vielleicht rangiert er zwischen den beiden Armani Düften ... Egal, für einen Bruchteil des Preises könnte man sich diesem mal so oder so nähern ;-)

Club Fresh startet sehr frisch, mit leicht zitrischen Nuancen sowie einem runden Apfel, der die Fruchtigkeit dominiert, unterstützt von einer cremigen Birne und einem Hauch von Lavendel. Salbei kann ich allerdings nicht ausmachen, sodass Moschus und Zedernholz dem Duft eher etwas Sanftes und Warmes verleihen, die im Dry down das Gegengewicht zu der leicht kratzig-künstlichen Süße seiner Fruchtigkeit bilden.

Insgesamt ein frisch-fruchtiges, leicht blumig-süßes EDT, das recht ausgewogen ist und lange durchhält (7-8 Stunden auf Hemd). Ich schätze, Club Fresh kommt bei der Zielgruppe zwischen 25 und 40 Jahren am besten an. Auch wenn dieser Duft recht lecker und anziehend riecht, ist er für mich doch ein wenig zu süß, wenngleich ihm seine starke Haltbarkeit und gute Sillage eine prima Gesamtperformance bescheren...