Frieda50

ich weiß noch genau wie ich vor einigen Jahren im Sommer mit meiner Tochter im Drogiemakt in der nächsten Stadt einkaufen war und so nebenher halbherzig diesen Duft auf den Arm sprühte. Aber dann – zurück im geparkten warmen Auto kam es zur „Duftexplosion“! Spätestens die von mir geliebte Tuberose und Vanille führte dazu dass ich meine Tochter warten ließ und zurück in den Laden stürmte, um gleich eine Flasche zu kaufen, was ich bisher noch nie gemacht habe, da ich vor einem Duftkauf doch eher nochmal in mich gehe. Inzwischen fand sich noch eine süße kleine Reisegröße und die passende Bodylotion. Der Flacon steht eigentlich immer auf dem Garderobenschränkchen falls ich mal wieder Lust auf eine „Duftexplosion“ im Auto habe. Trotzdem befürchte ich nicht, dass ich meine Umwelt erschlage, weil er hautnah bleibt.

mal wieder auf der Suche nach was ganz Anderem… (schönes altes Porzellan, netter Modeschmuck) stockt mein Schritt an einem Stand wo in einer Ecke eine Gruppe reichlich „ramponierte“ Düfte stehen.
Ein Gespräch mit der Standbesitzerin entsteht, die sich als leidenschaftliche Liebhaberin „alter“ Düfte outet. Schliesslich rufe ich impulsiv aus „willkommen im Club“ und freue mich über den netten Kontakt und Erfahrungsaustausch mit einem verwandtem Geist.
Plötzlich sucht sie aus den schon wieder eingepackten Duftflacons einen hervor: azuree, ein „alter“ Duft. Zusammen mit ein paar anderen Düften wird er zu meiner Beute, die ich stolz nach Hause trage.
Dort angekommen studiere ich die Kommentare und teste auch den Duft und bin mir nun sicher die Vintage-Version zu besitzen.
Ein klassischer Chypre und die Ledernote ist absolut durchdringend.
Vielleicht sollte ich all denen, die dieser Version nachtrauern eine Abfüllung anbieten.

Vor Jahren während eines Krankenhausaufenthalts nannte mir meine Zimmergenossin auf Befragen ihren Duft, der sich mir im Gedächtnis einprägte: L Ombre dans l Eau.
Nun erhielt ich mit einem Kauf über den Souk eine Probe.
Der erste Eindruck: huch, ist der frisch und grün (fast erschreckend)! Aber er gleicht in keiner Weise irgendeinem Duft, der bisher zu meinen Favoriten gehört.
Aber das kreischende Grün weicht schnell und dann bleibt Etwas das Irgendwer hier mal „Weleda-Wildrosen-Aura“ nannte.
Und vielleicht ist es genau das, was mich an diesem Duft so fasziniert. Die Gegensätze, das Außergewöhnliche und die leise im Verborgenen blühende Rose.
Schließlich der ultimative Test; den ganzen Bürotag immer mal wieder vorsichtig auf den Unterarm getupft. Soll ich eine Investition in einen Duft tätigen, der sich vielleicht mal wieder als teurer Fehlgriff erweist?
Und wieder - erst grün und frisch aber ohne die üblichen Eau de Cologne oder Zitrus Anklänge. Und da wo ich die Kraft und Haltbarkeit vermisse kuschelt sich in Wirklichkeit die Wild (?) – Rose auf meinen Arm und begleitet mich durch den Tag.
Schon am Nachmittag dieses Tages steht mein Entschluss fest und die Freude über die Zusage meines Souk-Partners mir den Duft so schnell wie möglich zu schicken versöhnt mich mit all den Widrigkeiten des Tages.

Irgendwann habe ich mir eingebildet ich müsse mir zum Geburtstag etwas ganz Besonderes gönnen - einen Guerlin – Samsara.
Recherchiert, beim Internethändler die rote Flasche bestellt, er liefert die moderne Version, ein kurzer Sprüher, Enttäuschung macht sich breit, die Ware geht retour.
Mein Frust landet im Forum und ich erhalte postwendend viele hilfreiche Antworten.
Bei Ebay findet jemand für mich eine (Vintage?) Version eau de toilette. Bin allerdings nicht allzu begeistert – sie wandert über den Souk weiter zu einer echten Liebhaberin (Dank dafür!).
Eine sehr alte Miniatur von Ebay ist hübsch, enthält aber eher gefärbtes Wasser, zu riechen ist da nichts mehr.
Ich mache einen letzten Versuch, bestelle beim günstigsten Versandhändler das eau de parfum der modernen Version und beginne diesmal ohne große Erwartungshaltung zu testen.
Die nette SabriNoir schickte mir obendrein eine Abfüllung ihres Extraits als Geburtstagsgeschenk, das ich hüte und bisher recht zaghaft testete.
Also: so wie es aussieht kann ich mit dem modernen „Bienenflacon“ durchaus leben.
Meine anfängliche Enttäuschung rührt mit Sicherheit von der Tatsache her, dass sich Samsara in einem exklusiven und hochpreisigen Kreis befindet und ich eine „Bombe“ ähnlich meiner 80er-Schätzchen erwartet hatte.
Aber nein, das braucht es gar nicht! Plötzlich stelle ich fest, dass ich sie so und nicht anders haben will. Blühend im Verborgenen, dezent, klassisch, zu vielen Anlässen (nicht nur zur Oper sogar täglich ins Büro je nach Dosierung).
Hier schreit niemand, drängt sich in den Vordergrund. Als (abschreckenden) Vergleich habe ich immer meine Schwägerin, die sich bei den Familienfeten in Wogen aus Diva oder Paloma Picasso an mich schmeisst.
Mit Samsara habe ich plötzlich den Duft für die viele besondere Gelegenheiten – das wichtige Vorstellungsgespräch, bei dem ich mein Selbstbewusstsein stärken will – die Betriebsfeier im Kreis meiner vorwiegend männlichen Kollegen (wenn ich über das „frisch geduscht Image“ hinausgehen will).
Und ich lese die vorangegangenen Kommentare und kann ihnen absolut zustimmen – genauso empfinde ich diesen Duft auch. Ich habe ihn spät gefunden, aber warum sollte es nicht für immer sein?

Ein Ensemble aus eau de toilette mit passendem Deo befand sich lange in meiner Sammlung. Erst vor kurzem wagte ich den Praxistest mit einem Sprühstoß früh morgens auf das Handgelenk, der dazu führte, dass mir fast den ganzen Vormittag übel war. Ob dies meinem schwachen, nüchternen Magen oder dem doch etwas zu süssen Duft zuzuschreiben ist - egal. Konsequenz daraus war ganz einfach, dass ich ihn meiner Tochter anbot, die sich mal wieder als dankbare Abnehmerin erwies. Auf diese Weise wird sicherlich noch der ein oder andere (süsse?) Fehlkauf die Besitzerin wechseln.