Zuschlagen oder nicht? Schwere Entscheidung in der Duftprovinz.
Ende 2017, ein Wintertag in
einem kleinen Ort in Südosteuropa. Einige wenige tausend Einwohner,
seit kurzem durchgehend geteerte Straßen und Versorgung mit
fließendem Wasser.
In der Mitte des Dorfes ein Geschäft für
allerlei, außer Lebensmittel: Töpfe und Pfannen, Tassen, Nippes und
Kitsch aller Art. Mützen, Pantoffeln und Plastikschuhe.
Streichhölzer, Petroleum, Glühbirnen, Batterien.
Und da, in
einer Ecke, eine Art Parfümerieabteilung: Etwa 15 verschiedene
Düfte, soweit erkennbar alle aus China, von Marken nach Art von
„Weng Shi Scent Company Ltd. Huaping, People’s Republic of China“
(oder so ähnlich). Keiner davon bei Parfumo erfasst. Jeder
100-ml-Flakon umgerechnet etwa 2,20 Euro. Natürlich ohne
Testmöglichkeit, denn von den Düften ist üblicherweise nur je ein
Exemplar vorrätig (wahrscheinlich hat die Krämerin beim Großhändler
„ein Karton gemischte Düfte“ bestellt). Einige „eigene“
Produktnamen sind dabei (mir ist in Erinnerung z.B. „Gangster“,
for men natürlich, mit einem Schattenriss eines Typen mit wehendem
Mantel und Maschinenpistole in der Hand auf dem Karton), und einige
Parfümnamen, die in Richtung Plagiat gehen (irgendwas im Stil von
„David & Gabriel“, sollte wohl an „Dolce & Gabanna“
anklingen).
Kurze Überlegung, ob ich den ganzen Krempel
aufkaufen soll: Für nur 30 Euro fünfzehn neue Düfte testen, meine
Neugier befriedigen, wie das Zeug wohl riecht, der recht
sympathischen Ladeninhaberin zu einem guten Tagesumsatz verhelfen, zu
dem Ziel beitragen, alle Parfums der Welt auf Parfumo zu erfassen,
viele Parfumo-Points in der Rubrik „neue Parfums hinzugefügt“
scheffeln...
Aber vielleicht ist die Lebenszeit doch zu schade
für sowas, vielleicht wäre das doch ein bisschen zu zwanghaft? Und
der olfaktorische Genuss würde sich bei 2,20 Euro für 100 ml wohl
doch eher in engen Grenzen halten.
Ich hab's schließlich
gelassen. Was hättet ihr gemacht?