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vor 3 Jahren - 01.01.2021
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Und warum Laos? (Anhang: Krimis und Küche, Teil 1: Krimis)

Frohes Neues!

Wie es sich bei einem Neujahrs-Blog gehört, zunächst einmal allen Lesern (und natürlich allen Nicht-Lesern) ein glückliches neues Jahr! Lasst uns unser Riechvermögen nicht verlieren, immer gut duften und auch schwierige Situationen immer mit Zuversicht und Humor meistern!

Oft hört man derzeit ja den Wunsch, dass das neue Jahr besser werden soll als das alte, und natürlich ist das angesichts der Gesamtlage mehr als verständlich. Trotzdem: Für mich persönlich war 2020 ein sehr glückliches Jahr, und wenn ich mir wünschen würde, dass 2021 (noch) besser werden sollte, käme ich mir ein bisschen vor wie der Fischer un sine Frau. Wie dem auch sei, hoffen wir das Beste und nehmen das, was kommt so gut wie möglich.

Im zurückliegenden Jahr habe ich viel Zeit hier mit Lesen und insbesondere mit Kommentieren und Bloggen verbracht: Vielleicht auch wegen der Beschränkungen des öffentlichen Lebens „draußen“, und, weil ich oft gut aufgelegt zum Schreiben war. Ich hab nicht den Eindruck, dass es verschwendete Zeit war, mir hat es Spaß gemacht.

Der Kreis derjenigen, die hier regelmäßig mit mir kommunizieren, hat sich nach meinem Eindruck im letzten Jahr ganz schön geändert. Einige haben sich aus den verschiedensten Gründen zurückgezogen, noch mehr sind neu dazu gekommen. Ich durfte etliche neue Bekanntschaften hier machen, in dem einen oder anderen Fall möchte ich fast von Freundschaft sprechen (auch wenn das Wort bezogen auf die sozialen Medien immer etwas heikel ist). Das ist eine schöne Erfahrung.

Es ist ein eisernes Gesetz, dass bei Blog-Mehrteilern die Anzahl der begeisterten Leser (gemessen an der Pokalausbeute) von Folge zu Folge sinkt. Umso erfreulicher, dass selbst Teil 3 der garantiert duftfreien Laos-Trilogie noch von 32 Parfumos goutiert worden ist. Da mich der laotische Botschafter noch immer nicht angerufen hat, um mir unter Übergabe eines Dauervisums dafür zu danken, dass ich Laos hier bekannt mache, heute also noch ein allerletzter Versuch mit dem (ohne eigene Fotos auskommenden) „Anhang Krimis und Küche“.

Spurensuche I: Krimis

Laos hat mit Botswana das Glück gemeinsam, zwar ein sehr kleines Land zu sein, aber trotzdem über eine sehr sympathische National-Krimiserie zu verfügen (wenn auch in beiden Fällen von Briten geschrieben). Was für Botswana die Mma-Ramotswe-Krimis von Alexander McCall Smith sind, ist für Laos die Dr.-Siri-Serie von Colin Cotterill.

Cotterill ist inzwischen im Rentenalter und war zeit seines Lebens eine Mischung aus Sozialaktivist und Weltenbummler, wobei „Welt“ in diesem Fall vor allem Australien, Japan, Laos und Thailand bedeutete. Er war u.a. als Englischlehrer (auch mit Sprachsendungen im Fernsehen) unterwegs und gründete diverse Sozialprojekte, z.B. zur Alphabetisierung („Books for Laos“) und gegen Zwangsprostitution und sexuellen Kindesmissbrauch. Heute lebt er, wenn ich das richtig mitbekommen habe, in Chumphon in Südthailand mit seiner japanischen Ehefrau.

Seine Siri-Krimis sind eigentlich klassische Whodunits in bester britischer Tradition mit einem sympathischen Helden (der nicht wie in den meisten Skandinavien-Krimis ein korrupter und depressiver Drogensüchtiger ist, der seine Frau schlägt), farbigen und lustigen Nebenfiguren, sehr viel Humor und klarer Gut-Böse-Aufteilung, also genau das, was ich bei Krimis mag. Daneben werden allerlei soziale und politische Themen gestreift und vor allem lernt man auch viel über laotische Geschichte und Kultur.

Das Grund-Setting ist dasjenige, dass die Kommunisten 1975 die Macht in Laos übernehmen und es praktisch keine Ärzte mit richtiger Ausbildung gibt. Einer der ganz wenigen, die überhaupt noch in Vientiane sind, der schon 70-jährige Dr. Siri Phaiboun, ist durch seinen Medizin-Abschluss an der Sorbonne und durch seine politische Zuverlässigkeit (er war halb aus Überzeugung, halb aus Liebe im Dschungelkrieg als Feldarzt unterwegs) wird zum Gerichtmediziner von Laos ernannt (nicht zum Chef-Gerichtsmediziner, denn es gibt nur einen). Und da Gerichte und Polizei faktisch nicht existieren, muss er die verdächtigen Todesfälle alleine lösen.

Zu dem Arsenal an ständigen Nebenfiguren, Mit-Ermittlern und Freunden des Protagonisten gehören u.a. die Krankenschwester Dtui, der Milizionär Phosy, das Politbüromitglied Civilai und der Sektionsassistent mit Down-Syndrom Geung.

Eine Dauerrolle (in einigen Folgen mehr, in anderen weniger) spielt auch, dass Siri jedenfalls nach Meinung einiger Angehöriger des Bergvolks der Hmong, mit denen er zu tun hat (und später akzeptiert er es dann auch selbst) Gastgeber eines über 1000 Jahre alten Schamanen-Geistes ist. Er wird daher – gegen seine eher wissenschaftlich fundierten Überzeugungen – öfter mal in Abenteuer „auf der anderen Seite“ hineingezogen und erhält von dort auch Tipps und Inspirationen für das Lösen seiner Fälle. Ich möchte aber behaupten, dass diese Aspekte so eingeflochten sind, dass sie auch für Leser, die Übersinnliches in Krimis nicht mögen (ich z.B.), nicht störend wirken.

Mann kann die Krimis entweder im (ziemlich gut verständlichen) englischen Original oder in der sehr ordentlichen deutschen Übersetzung genießen.

Folge 1 der deutschen Übersetzung

Folge 11 des englischen Originals

In den ersten Folgen gehört zu den Nebenpersonen auch eine hartnäckige Verehrerin Siris, die Baguette-Sandwichs in Vientiane verkauft, und in den späteren Folgen dann eine Art Jugendliebe (die er dann auch heiratet), die sich im Krieg gegen die Franzosen als Spezialagentin und Killerin der Guerilla betätigt hatte und jetzt einen Imbissstand mit Nudelsuppen (vietnamesischer Pho, angeblich in den harten Zeiten von 1975 bis 1990 das einzige Streetfood, das es in Laos gab) betreibt. Und damit wären wir dann auch schon beim zweiten Thema dieses Anhangs.

Aus technischen Gründen wird der Küchen-Teil separat veröffentlicht.

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