Und warum Laos? (Anhang: Krimis und Küche, Teil 1: Krimis)
Frohes
Neues!
Wie es sich bei einem Neujahrs-Blog gehört, zunächst
einmal allen Lesern (und natürlich allen Nicht-Lesern) ein
glückliches neues Jahr! Lasst uns unser Riechvermögen nicht
verlieren, immer gut duften und auch schwierige Situationen immer mit
Zuversicht und Humor meistern!
Oft hört man derzeit ja den Wunsch, dass das neue Jahr besser werden soll als das alte, und natürlich ist das angesichts der Gesamtlage mehr als verständlich. Trotzdem: Für mich persönlich war 2020 ein sehr glückliches Jahr, und wenn ich mir wünschen würde, dass 2021 (noch) besser werden sollte, käme ich mir ein bisschen vor wie der Fischer un sine Frau. Wie dem auch sei, hoffen wir das Beste und nehmen das, was kommt so gut wie möglich.
Im zurückliegenden Jahr habe ich viel Zeit hier mit Lesen und insbesondere mit Kommentieren und Bloggen verbracht: Vielleicht auch wegen der Beschränkungen des öffentlichen Lebens „draußen“, und, weil ich oft gut aufgelegt zum Schreiben war. Ich hab nicht den Eindruck, dass es verschwendete Zeit war, mir hat es Spaß gemacht.
Der Kreis derjenigen, die hier regelmäßig mit mir kommunizieren, hat sich nach meinem Eindruck im letzten Jahr ganz schön geändert. Einige haben sich aus den verschiedensten Gründen zurückgezogen, noch mehr sind neu dazu gekommen. Ich durfte etliche neue Bekanntschaften hier machen, in dem einen oder anderen Fall möchte ich fast von Freundschaft sprechen (auch wenn das Wort bezogen auf die sozialen Medien immer etwas heikel ist). Das ist eine schöne Erfahrung.
Es ist ein eisernes Gesetz, dass bei Blog-Mehrteilern die Anzahl der begeisterten Leser (gemessen an der Pokalausbeute) von Folge zu Folge sinkt. Umso erfreulicher, dass selbst Teil 3 der garantiert duftfreien Laos-Trilogie noch von 32 Parfumos goutiert worden ist. Da mich der laotische Botschafter noch immer nicht angerufen hat, um mir unter Übergabe eines Dauervisums dafür zu danken, dass ich Laos hier bekannt mache, heute also noch ein allerletzter Versuch mit dem (ohne eigene Fotos auskommenden) „Anhang Krimis und Küche“.
Spurensuche I: Krimis
Laos hat mit Botswana
das Glück gemeinsam, zwar ein sehr kleines Land zu sein, aber
trotzdem über eine sehr sympathische National-Krimiserie zu verfügen
(wenn auch in beiden Fällen von Briten geschrieben). Was für
Botswana die Mma-Ramotswe-Krimis von Alexander McCall Smith sind, ist
für Laos die Dr.-Siri-Serie von Colin Cotterill.
Cotterill
ist inzwischen im Rentenalter und war zeit seines Lebens eine
Mischung aus Sozialaktivist und Weltenbummler, wobei „Welt“ in
diesem Fall vor allem Australien, Japan, Laos und Thailand bedeutete.
Er war u.a. als Englischlehrer (auch mit Sprachsendungen im
Fernsehen) unterwegs und gründete diverse Sozialprojekte, z.B. zur
Alphabetisierung („Books for Laos“) und gegen Zwangsprostitution
und sexuellen Kindesmissbrauch. Heute lebt er, wenn ich das richtig
mitbekommen habe, in Chumphon in Südthailand mit seiner japanischen
Ehefrau.
Seine Siri-Krimis sind eigentlich klassische
Whodunits in bester britischer Tradition mit einem sympathischen
Helden (der nicht wie in den meisten Skandinavien-Krimis ein
korrupter und depressiver Drogensüchtiger ist, der seine Frau
schlägt), farbigen und lustigen Nebenfiguren, sehr viel Humor und
klarer Gut-Böse-Aufteilung, also genau das, was ich bei Krimis mag.
Daneben werden allerlei soziale und politische Themen gestreift und
vor allem lernt man auch viel über laotische Geschichte und
Kultur.
Das Grund-Setting ist dasjenige, dass die Kommunisten
1975 die Macht in Laos übernehmen und es praktisch keine Ärzte mit
richtiger Ausbildung gibt. Einer der ganz wenigen, die überhaupt
noch in Vientiane sind, der schon 70-jährige Dr. Siri Phaiboun, ist
durch seinen Medizin-Abschluss an der Sorbonne und durch seine
politische Zuverlässigkeit (er war halb aus Überzeugung, halb aus
Liebe im Dschungelkrieg als Feldarzt unterwegs) wird zum
Gerichtmediziner von Laos ernannt (nicht zum Chef-Gerichtsmediziner,
denn es gibt nur einen). Und da Gerichte und Polizei faktisch nicht
existieren, muss er die verdächtigen Todesfälle alleine lösen.
Zu
dem Arsenal an ständigen Nebenfiguren, Mit-Ermittlern und Freunden
des Protagonisten gehören u.a. die Krankenschwester Dtui, der
Milizionär Phosy, das Politbüromitglied Civilai und der
Sektionsassistent mit Down-Syndrom Geung.
Eine
Dauerrolle (in einigen Folgen mehr, in anderen weniger) spielt auch,
dass Siri jedenfalls nach Meinung einiger Angehöriger des Bergvolks
der Hmong, mit denen er zu tun hat (und später akzeptiert er es dann
auch selbst) Gastgeber eines über 1000 Jahre alten Schamanen-Geistes
ist. Er wird daher – gegen seine eher wissenschaftlich fundierten
Überzeugungen – öfter mal in Abenteuer „auf der anderen Seite“
hineingezogen und erhält von dort auch Tipps und Inspirationen für
das Lösen seiner Fälle. Ich möchte aber behaupten, dass diese
Aspekte so eingeflochten sind, dass sie auch für Leser, die
Übersinnliches in Krimis nicht mögen (ich z.B.), nicht störend
wirken.
Mann kann die Krimis entweder im (ziemlich gut
verständlichen) englischen Original oder in der sehr ordentlichen
deutschen Übersetzung genießen.
Folge 1 der deutschen Übersetzung
Folge 11 des englischen Originals
In
den ersten Folgen gehört zu den Nebenpersonen auch eine hartnäckige
Verehrerin Siris, die Baguette-Sandwichs in Vientiane verkauft, und
in den späteren Folgen dann eine Art Jugendliebe (die er dann auch
heiratet), die sich im Krieg gegen die Franzosen als Spezialagentin
und Killerin der Guerilla betätigt hatte und jetzt einen Imbissstand
mit Nudelsuppen (vietnamesischer Pho, angeblich in den harten Zeiten
von 1975 bis 1990 das einzige Streetfood, das es in Laos gab)
betreibt. Und damit wären wir dann auch schon beim zweiten Thema
dieses Anhangs.
Aus technischen Gründen wird der Küchen-Teil separat veröffentlicht.