Genesis666

Genesis666

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6 - 10 von 12
Genesis666 vor 3 Jahren 63 10
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Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
„A Rose to end all Roses…“
Puh, ganz schön kernige Ansage, die Ensar in seiner Ankündigung für sein neustes Release „EO N°3“ da rausgehauen hat. Aber wer sich mal mit der Marke Ensar Oud auseinander gesetzt hat, weiß, dass es Ensar, dessen gebürtiger Name übrigens "Ensar Tokati“ lautet, weder an Selbstbewusstsein mangelt, noch dass er in seinen Beschreibung oftmals nicht mit Superlativen geizt.

„The best…“ hier, „the finest…“ da. Der Gute ist schon sehr überzeugt von seinen Produkten und Kreationen und das spiegelt sich natürlich auch im Preis wieder. 599$ für 30ml „PureParfum“ sind hier mittlerweile Standard. Darunter geht kaum was – darüber geht's schnell.

Ensar pflegte wohl einen sehr engen Kontakt zum Sultan Qabus (Qaboos) bin Sa’id, der vom 23. Juli 1970 bis zu seinem Tod am 10 Januar 2020 Sultan von Oman war. Nicht zuletzt weil dieser neben seiner Sammlung von unzähligen Luxuskarossen und seltenen Uhren auch ein Faible für olfaktorische Schätze hatte. Die Sammlung muss wohl unzählige Kostbarkeiten aus aller Welt beinhaltet haben. Unbezahlbare Raritäten wie „Sinking Grade Agarwood“ aus sämtlichen Teilen Asiens, Jahrzehnte alte, Zig-Kilo schwere Ambergris Brocken, Hirschmoschus aus Tibet, Kashmir, der Mongolei und sogar den König aller Moschus-Arten, den quasi nicht mehr existenten Tonkin-Moschus aus Vietnam. Auch der Mainplayer im neuen EO N°3, die „Royal Tai'fi“ stammt aus dem, wie er es nennt „Royal Archive“.

Die aus Saudi-Arabien stammende Taif-Rose (Rosa damascena trigintipentala) wird auch als Königin aller Blumen bezeichnet. Der Durchschnittspreis einer „tolah“, also einer kleinen Glas-Phiole, die 11,7g Öl fasst, beträgt ca. 800$. Und das ist noch nichtmal die beste Qualitätsstufe. Die über Jahre gereiften Top Notsch-Öle werden meist nur an wohlhabende Sammler und Königshäuser verkauft und übersteigen diesen Wert bei Weitem. Im Fall der „Royal-Tai'fi“ von Sultan Qaboos wird die Extraktion auf das Jahr 1980 zurückdatiert. Man kann sich also vorstellen, dass das ne ziemlich kostspielige Geschichte war. (Man kann aber auch einfach auf der EO Website schauen, was man für 2,5g reines Taif-Öl aus dieser Sammlung auf den Pöller legen muss.)

Ich bin beim besten Willen kein leichtgläubiger Mensch aber die immer wiederkehrende namentliche Erwähnung und die Verwendung von Bildern des Sultans auf der EO Website eliminieren berechtigten Zweifel über diese Aussagen doch recht nachhaltig. Ich glaube ehrlich gesagt kaum, dass ein Sultanat eine nicht rechtliche Verwendung des Namens eines mehr als angesehenen, jahrelangen Staatsoberhauptes dulden würde.

Neben den drei, oben bereits genannten Moschus Varianten, Ambergris und dem königlichen Rosen-Öl findet im EO N°3 auch Jahrzehnte lang gereiftes Myitkyina Oud aus Burma noch ein kleines Plätzchen. Ich frage mich, wieviele von euch das Wort "Myitkyina Oud“ beim lesen jetzt gerade wohl richtig ausgesprochen haben. Ich gehöre sicherlich nicht dazu.

Ich könnte noch stundenlang über die einzelnen Inhaltsstoffe berichten aber bevor sich die ersten Leute hier vor Langeweile ausklinken, komme ich lieber mal zum Duft selbst.

Ich hatte aufgrund der wirklich DICK aufgetragenen Ankündigung seitens EO ziemlich hohe Erwartungen an den Duft, muss ich gestehen und nicht nur wegen des Preises fast ein wenig „Angst“ jetzt enttäuscht zu werden. Ich drücke also zögerlich den Abzug des in von Hand gearbeitetem Leder eingefasstem Flakon und…. BOOM….. olfaktorischer Mic-Drop… Kurze Gänsehaut.
Was einem hier in die Nase strömt hat einfach NICHTS mit den typischen Rose-Oud-Kombos zu tun, die ich bis Dato kannte.

Der Duft startet mit einer unfassbar feinen Zitrus-Note, die wohl eine der besonderen Charakteristika der Taif-Rose darstellt. Keine scharfe Zitrik die an Bergamotte und Co. erinnert. Viel feiner, weicher und runder. Nur Sekunden später entfaltet die Rose ihr atemberaubendes Aroma. Man kann das Profil gar nicht richtig aufschlüsseln. Es ist eine Kombination aus zitrischen Noten, angenehm leichter Süße, eine kühlende, mentholartige Frische die sich anfühlt als wenn man einen tiefen Atemzug durch die Nase nimmt, nachdem man ein Menthol-Bonbon gegessen hat. In diesem komplexen Gemisch an Eindrücken erkennt man dennoch ganz klar den typisch, luxuriösen Charakter, den Rose in einen Duft einbringt. Die Kombination der verschiedenen Moschus-Arten, die jeder für sich einen eigenen Charakter haben – Tibetischer Moschus ist prickelnd, spritzig / mongolischer Moschus leicht animalisch, erdig und Tonkin-Moschus eher süßlich cremig – wirken wie eine Art Turbolader für die Rose und verstärken ihre speziellen Eigenschaften nochmal um ein vielfaches. Der Ambergris fungiert hier eher als Fixativ und sorgt für mehr Haltbarkeit und Projektion. Wer hier eine typisch salzige, leicht maritime fürchtet braucht sich definitiv keine Sorgen zu machen. Das Oud kommt für mich persönlich erst im Herzen und in der Basis zum Vorschein. Aber auch hier nimmt es keine dominante Rolle ein. Es bringt höchstens eine leicht holzig, grüne Note in den Hintergrund, die an Oud-Destillationen der Adlerholz-Gattung Walla-Patta aus Sri-Lanka erinnern und der Komposition NOCH MEHR Tiefe verleiht. Die anderen Inhaltsstoffe wie Pfeffer, Mandarine und Muskat sind so fein verwoben, dass man sie kaum einzeln herausriecht. Das Besondere an diesem Duft ist einfach, die Kombination dieser Öle und Extrakte und die unfassbare Qualität, die diese ohne Hemmung ausstrahlen. Es fühlt sich an als würde dieser Duft alle paar Minuten seinen Charakter wechseln. Mal riecht er süß, mal frisch, mal warm, mal kühl. All dies ist verbunden mit einer unfassbaren Leichtigkeit und Eleganz, wie ich sie noch nie erlebt habe. Die Rose ist zu keinem Zeitpunkt schwer, altbacken oder wächsern, wie es oftmals der Fall ist. Der Duft ist klassisch aber dennoch modern. Ein in Glas und Leder abgefülltes Paradoxon, dass mich nach jedem Auftragen mit einem breiten Grinsen und absoluter Begeisterung zurücklässt.

Viele werden jetzt wieder sagen: „Wie kann man so viel Geld für einen Duft ausgeben?“ Ich verstehe das. Sie ist berechtigt. Es ist eine Frage, die ich vor einem halben Jahr selbst noch gestellt hätte. Ich betrachte Ensar’s Werke nicht mehr wirklich als Parfum sondern eher als Kunst. Die Anzahl der Tage, an denen ich seine Werke außerhalb meiner vier Wände getragen habe kann ich an einer Hand abzählen. Ich trage sie nicht, um für andere gut zu riechen, denn das ist eh eine Frage de Geschmacks. Ich betrachte sie, wie andere ein Kunstwerk an der Wand einer Galerie. Ist ein Picasso Millionen Wert, weil die Farbe so speziell ist oder die Leinwand besonders teuer war? Schönheit und die persönlichen Auswirkung auf den Geist liegen im Auge (oder der Nase) des Betrachters. Das ist auch der Grund, wieso ich niemals „Kaufempfehlungen“ oder ähnliches aussprechen würde. Ich kann lediglich wiedergeben, was ein Duft für mich tut und wie er auf mich wirkt. Im Fall von EO N°3 bin ich fast geneigt zu sagen, dass hier das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Ich glaube nicht, dass hier qualitativ und handwerklich noch Luft nach oben ist. In Kombination mit dem aufwendig handgefertigten Flakon aus dem Atelier von Habib Dingle, der unterem anderem die St. Johns Bible für den Vatikan bindet, ergibt dieser Duft wohl das Kronjuwel meiner Sammlung. In einem der sozialen Netzwerke wurde ich gefragt: „How would you describe the rose in EO N°3?“ Ich konnte eigentlich nur Ensar selbst zitieren: „ It’s a Rose to end all Roses…once and for all."
10 Antworten
Genesis666 vor 3 Jahren 50 10
6
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
DIe Crux mit dem Hype
Ich denke, dass ein Hype für jede Marke, egal ob Parfum, Kleidung oder sogar in der Musik-Branche gleichermaßen Fluch und Segen birgt.

Einerseits stellt ein Hype eine Art Verkaufs-Garant dar, andererseits kann er bei „Nichterfüllung“ der Erwartungen auch viel negatives bewirken. Im Fall von Areej le Doré und dem hinter der Marke stehenden Parfümeur „Russian Adam“ finde ich „Die Crux mit dem Hype“ besonders interessant – muss aber auch gestehen, dass es mich teilweise sogar ein wenig ärgert, wie damit umgegangen wird.

Zunächst möchte ich betonen, dass ich im Fall von ALD definitiv der Meinung bin, dass der Hype um deren Düfte nicht von der Marke selbst erzeugt wird, sondern durch UNS – die Konsumenten. Die ersten Kreationen von Russian Adam waren zwar extrem limitiert – teilweise nur 200 Flachen – aber der Grund dafür war nicht etwa die bewusste Erzeugung einer gewissen Exklusivität um die Nachfrage zu steigern, sondern die begrenzten Mittel einer (damals) kleinen „One-Man-Show“. Wie konnte der gute Adam denn auch ahnen, dass seine Kreationen mal zu den begehrtesten gehören, die die Nischen-Welt je gesehen hat.

Der Fall „MANLY“.
„Manly“ ist die neuste Kreation aus dem Hause ALD. Wie eigentlich vor jedem neuen Release veröffentlicht ALD im Vorfeld AUSREICHEND Infos über die Düfte selbst, die Idee dahinter, die verwendeten Rohstoffe und die damit verbundenen Preise. Sogar ein Q&A wird angeboten.
„MANLY“ ist in Zusammenarbeit mit Adams jüngerem Bruder entstanden. Oder war es Halbbruder? Egal.
Es wurde im Vorfeld ganz klar kommuniziert „Die Formel gehört meinem Bruder Aton, ich habe sie lediglich verfeinert und einige Inhaltsstoffe durch hochwertigere Varianten ausgetauscht.“ Hier MUSS schon klar werden. ES WIRD KEIN TYPISCHER AREEJ LE DORE DUFT.
Der zweite Punkt: Der Preis. Die 30ml wurden hier mit 220$, das sind ca. 180€, deklariert. Natürlich ist das viel Geld aber im Vergleich zu den vorangegangen Kreationen ist das noch vergleichsweise „günstig“. Adam hat außerdem betont, dass auch dieser Duft aufgrund der natürlichen, begrenzten Inhaltsstoffe zwar limitiert ist aber das Batch groß genug sei, damit „jeder“ seinen Flakon bekommt.

Nun erstmal zum Duft selbst.
„MANLY“ startet für mich zunächst leicht alkoholisch. In Kombination mit dem Eichenmoos und dem erdigen Patchouli entsteht für mich der Eindruck von einem alten, im Eichenfass gelagerten, torfigen Whisky. Allzu lang hält sich die Kopfnote nicht. Fünf, vielleicht zehn Minuten. Das aufwendig, per Hand extrahierte Safran-Öl ist ebenfalls schon spürbar. Meiner Meinung nach kommt auch das Hindi-Oud schon recht früh zum Tragen. Dieses wunderbar rauchig, ledrige Zusammenspiel gibt mir anfangs stellenweise sogar leichte „Oud-Zhen“ Vibes.

Im Herzen öffnet sich eine orientalische Gewürzschublade. Der Zimt hat dabei ganz klar die Nase vorn! Zuerst mag er etwas scharf erscheinen, wird aber mit der Zeit sehr weich und die Tonkabohne trägt ihren Teil dazu bei. Normalerweise bin ich kein großer Fan von Tonka, da sie oftmals einfach übertrieben süß daher kommt. In diesem Fall allerdings leistet sie einen tollen Beitrag um die herben Noten in dieser Kreation ein wenig abzurunden. Jetzt kommt auch der Tabak ins Spiel. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass der Duft von Anfang bis Ende rauchig, ledrig daher kommt. Mal mehr, mal weniger. Der Tabak ist für mich trocken. Erinnert eher an Zigarren- als an feuchten Pfeifentabak. Ein mit offenem Hemd, Zigarre rauchender Tony Montana in seinem übertrieben dekadenten Ledersessel. Wenn ihr jetzt keinen Geruch in der Nase habt, weiß ich’s auch nicht. :-)

Die Basis gefällt mir extrem gut. Die Vanille und das Sandelholz gehen eine extrem harmonische Verbindung mit Oud und Leder ein. Hier übertüncht keine Note die andere. Alles ist sehr ausgewogen und weder zu süß noch zu herb. Ich muss gestehen, dass ich persönlich den Cashmeran nicht gebraucht hätte. Andererseits finde ich ihn auch nicht so störend wie manch andere(r). Vielleicht ist es auch eine Art „autosuggestives“ Problem zu denken, dass dieser synthetische Duftstoff in Mitten von so vielen natürlichen Inhaltsstoffen einfach stören „MUSS“?!

Haltbarkeit und Sillage sind auf meiner Haut einfach absolut brutal. Selbst nach 12 Stunden und zwei Duschen ist der Duft noch wahrnehmbar. Nein, ich übertreibe hier nicht. Mehr als 2-3 Sprüher sind hier definitiv nicht nötig. Ich würde sogar sagen – Nicht angemessen. :-D Ich glaube, dass viele sich das Dufterlebnis in dem Fall auch durch teilweise gewohntes „Overspraying“ zerstören.

Mein Fazit nach 2 Tagen mit „MANLY“:
Ich persönlich finde den Duft wirklich gut. Ist er ein typischer ALD Duft? Nein! Aber davon war auch nie die Rede. Ich habe bisher wirklich nur positives Feedback bekommen und meine Freundin liebt ihn an mir.

In einigen Foren waren die Leute „geschockt“, dass dieses Release nicht wie manch andere innerhalb von Minuten ausverkauft waren und bewerten ihn anhand dessen, ohne ihn gerochen zu haben. „Na das kann ja nichts sein, wenn es so viele Falschen gibt.“ „Noch immer nicht ausverkauft?“ „Gut, dass ich keinen bestellt habe." Der Duft wurde teilweisse ziemlich „zerrissen“. Wenn wir in Zukunft Düfte nur noch anhand ihrer Exklusivität bewerten und unsere Erwartungen, erzeugt durch einen Hype, den WIR selbst haben entstehen lassen, über jede Objektivität stellen, werden es die Parfümeure in Zukunft ganz schön schwer haben uns noch zu begeistern. Den schmalen Grat zwischen Einheitsbrei und „zu weit weg" vom eigenen Marken-Charakter bei jedem neuen Release zu finden ist mit Sicherheit keine einfache Aufgabe und aus meiner Sicht wurde sie hier, besonders in Anbetracht des Preises, gut gelöst. Ich bin zufrieden mit meinem Kauf und empfehle jedem, sich selbst zu überzeugen und nicht zu viel Wert auf Meinungen Anderer zu legen. Auch nicht auf meine!
10 Antworten
Genesis666 vor 3 Jahren 12 2
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Was stimmt bloß nicht mit meiner Nase..?
Monsieur. war tatsächlich der erste Duft von FM, den ich getestet habe. Zu meiner Schande muss ich gestehen – bisher auch der Einzige. :-D

Ich habe mir die Abfüllung auch nicht bewusst besorgt, sondern hatte das Glück, sie als Beigabe zu einer Bestellung bekommen zu haben.

Ich hatte von dem Duft noch nie gehört und wusste deshalb auch nicht, auf welchen Noten er basiert.
Mit völlig unbegründeter, niedriger Erwartungshaltung hab ich "so nebenbei" mal 2 Sprüher auf dem Handrücken platziert.
"Uff – was ist das denn? Das riecht ja wie abgestandene Sprite?" Nochmal dran gerochen und mit den Worten "Wieso sollte man sowas tragen?" in Verbindung mit höchstwahrscheinlich ziemlich ausladender Gesichtskirmes zum Waschbecken begeben und mit VIEL Seife abgewaschen. Danach flog die Probe dann erstmal in die hintere Ecke meiner "Sammelbox".

Ein paar Tage später wusste ich nicht wirklich, welchen Duft ich an diesem Tag auftragen sollte und entschied mich dann entgegen jeder Realität dazu, den Duft einfach nochmal zu tragen. Diesmal nicht nur auf dem Handrücken sonder als SOTD auf der Arbeit. "Mal schauen, was die Kollegen dazu sagen."

Aufgesprüht... "Hä??" Auf das Fläschchen geschaut. Nicht vertan, es war Monsieur. .
Was war passiert? Wieso hatte ich auf einmal diesen unfassbar hochwertigen, medizinischen (zwar noch immer ein bisschen abgestanden) super maskulinen Duft in der Nase? Keine Spur mehr von Gesichtsgulasch. Direkt 2 Sprüher hinterher. WOW!
Ich konnte nicht genug bekommen vom Opening. Wirklich extrem medizinisch, erdig aber dabei fast prickelnd in der Nase, wie der Geruch, der einem in die Nase steigt, wenn man eine Flasche frisches Mineralwasser, wohlgemerkt aus der Glas- und nicht aus der Plastik-Flasche, öffnet. Ja, ich finde, das macht einen Unterschied! :D

Jetzt musste ich aber direkt einen Blick auf die Noten werfen. Patchouli? Wie kann das Patchouli sein? In so konzentrierter und beinahe isolierter Form hatte ich das Kraut noch nie gerochen. Hätte es ohne die Info auch nicht als selbiges identifiziert. Bislang kannte ich es immer nur als eher schokoladige, nur leicht erdigen Note. Aber das hier ist anders. Im Positiven! Auf einmal?!

Ich kann es mir nicht erklären aber ich habe ihn 2 Tage getragen und MUSSTE mir direkt einen vollen Flacon zulegen, so gut fand ich Ihn plötzlich.

Er erinnert mich irgendwie an einen Waldspaziergang. Ein Wald irgendwo in den Bergen, nebelig, feucht und vllt. sogar ein bisschen unheimlich. Zu Anfang des Drydowns, nachdem das etwas scharfe, medizinische ein wenig nachgelassen hat, rieche ich die Zeder, den Weihrauch aber noch immer ein fettes Paket Patchouli. Aber so perfekt harmonisch, dass man sich wirklich konzentrieren muss um die einzelnen Nuancen zu finden. Rum und Tangerine nehme ich nur sehr, sehr leicht war. Generell ist der Duft für mich ungefähr so fruchtig wie eine ein Sack Zement.

Zum Ende des Drydowns kommen dann ein unfassbar authentisches, maskulines aber dennoch sanftes Leder in Verbindung mit Moschus hinzu. Zwischendurch bekommt man zusätzlich einen leichten Hauch von Papier bzw. alten Büchern in die Nase, der an eine stilvolle Universitäts-Bibliothek wie beispielsweise die "Bodleian Library", erinnert. Als ob ich schonmal dort gewesen wäre...pff. Aber zumindest stelle ich mir vor, dass es dort so riecht. :D

Haltbarkeit und Sillage würd ich als "gut" aber nicht "herausragend" bezeichnen. Beziffert bedeutet das ca. 6-7 Stunden auf meiner Haut.

Bekommt man für diesen Duft Komplimente? Ich selbst bisher weniger. Aber was mir persönlich wichtiger ist als Komplimente; Er sorgt für Gesprächsstoff! Soll heißen – Man wird häufig auf den Duft angesprochen weil er einfach absolut polarisiert. Und mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass es in der Welt der Nischen-Düfte genau das ist, worum es geht. Zu polarisieren und sich abzugrenzen. Ich schätze bei Monsieur. gibt es genau zwei Lager. Die einen, die ihn lieben und die einen, die ihn hassen. Dazwischen sind nur bewaldete Berge... nebelig... feucht... und vllt. sogar ein bisschen unheimlich.
2 Antworten
Genesis666 vor 3 Jahren 10 3
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Oud for... Mediocrity?
Ganz so krass würde ich es vielleicht nicht ausdrücken aber ich muss sagen, dass bei einem Duft noch nie so im Zwiespalt stand wie bei OFG.

Fakt ist: Der Duft ist gut. Aber "Great"? Aus meiner Sicht gibt es ein paar Dinge, die ihn davon abhalten wirklich "Great" zu sein.

Das Opening hat den Titel auf jeden Fall verdient! Es riecht wirklich unfassbar gut. Sehr viel Safran, viel Holz, Komplexität! Oud? Eher weniger. Aber einen winzig kleinen Eindruck in die Welt des kostbaren "schwarzes Goldes" bekommt man dennoch. Für Einsteiger also definitiv geeignet, da es hier keine Spur von Animalik oder ähnlichem gibt. Ich habe im Bezug auf meine Mitmenschen und Kollegen wirklich keinerlei negative Erfahrung mit dem Duft gemacht.

Ich bin eigentlich kein großer Fan von linearen Düften aber im Fall von OFG wäre DAS die Eigenschaft gewesen, die dem Duft eine 9 oder sogar 10 verliehen hätte.

Warum? Weil ich finde, dass er, je mehr er in den Drydown geht an Charakter und Komplexität und somit leider auch an Reiz verliert. Nach dem wirklich außergewöhnlich guten Opening driftet er relativ schnell in eine hauptsächlich süße, fast schon langweilige Richtung ab, die für mich dann keinerlei Wiedererkennungswert mehr hat. Leider. Wo ist der Safran hin? Wo sind die Hölzer? Und wo kommt auf einmal all die Zuckerwatte her? Nach einigen Stunden bleibt auf meiner Haut hauptsächlich eine recht undefinierbare Süße zurück, der es an Tiefe und Dunkelheit fehlt, wie man es von den meisten Oud-Düften erwartet und die meiner Meinung nach auch von einem guten aber beliebigen Designerduft stammen könnte.

Versteht mich bitte nicht falsch. Der Duft ist keinesfalls schlecht! Vielleicht hatte ich mir aufgrund des Hypes einfach zu viel davon versprochen oder der Duft funktioniert auf meiner Haut nicht. Denn auch die Haltbarkeit würde ich eher als "OK" bezeichnen.

Ich bin auch kein großer Fan davon, Düfte in Relation zum Preis zu setzen aber in dem Fall muss ich einfach sagen, dass ich in der Preisklasse einfach mehr erwartet hätte. Die Duft-DNA ist super für "Einsteiger" in die Nischen-Welt. Die damit zusammenhängende Preis-DNA eher nicht. :D
3 Antworten
Genesis666 vor 3 Jahren 9 7
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Die Speerspitze der Kaffee-Düfte!
Lang, lang habe ich gesucht. Gesucht nach einem authentischen Kaffee-Duft. Nicht einem, der nach Cappuccino oder Latte-Macchiato riecht oder einem, der durch Rose eine florale Note bekommt. Ich habe so viele getestet aber nie bekommen, was ich suchte. Die herbe Eleganz, die einem beim Öffnen einer neuen Packung Espressobohnen in die Nase steigt.

Nach einigen Reviews hier auf Parfumo habe ich mich dann zu einem Blind-Buy von "Follow" durchgerungen. Mit großen Erwartungen drücke ich auf den Sprühkopf. ENDLICH!
Mehr Kaffee geht nicht. Dunkel, herb, aromatisch, fast schon staubtrocken schlägt einem das Opening einen Sack frisch geröstete Kaffeebohnen um die Ohren. Kein Zucker weit und breit. Die Milch ist auch leer?! Das ist dieser Espresso, von dem eine Tasse am morgen reicht um senkrecht im Bett zu stehen. Es riecht so authentisch nach Kaffee, dass man den Duft nicht als Parfum wahrnimmt. Man reicht eher so, als würde man in einer Rösterei arbeiten und nach 8 Stunden Arbeit an der Rösttrommel ist der dabei entstehende "Dunst" in jede Faser deiner Kleidung gezogen.

Bleibt es dabei? Nein. Ich denke, das wäre bei einer Haltbarkeit von mindestens 6-8 Stunden auch einfach zu viel des Guten. Im Drydown ändert sich der Duft in einen weicheren, nicht mehr ganz so starken "Wiener-Melagne" (der wird ja meist mit Honig gesüßt --> Amber.) Jetzt also doch Milch und Zucker? Ja! Aber nur dezent. Eine perfekte Balance, die weiterhin die Kaffeebohne in den Fokus stellt aber weich genug ist, um nach 6-8 Stunden keine "lineare Genervtheit" auszulösen. Im letzten Part des Drydowns geht es dann ganz leicht in Richtung Tiramisu, was nicht weiter schlimm ist, denn so spät trinkt kein Mensch mehr Kaffe, oder?

Fazit: Wer Kaffee liebt und einen authentischen, unverfälschten Kaffee-Duft sucht – wen es nicht stört NICHT nach Parfum sondern nach einem Genussmittel zu duften, der kommt an "Folllow by Kerosene" nicht vorbei.
Eignet sich auch perfekt zum Layern mit recht süßen Düften wie "Tobacco Vanille" von TF oder sogar "Layton Exclusif" von PDM, der ja schon eine leichte Kaffee-Note besitzt. nach dazu sind die handgemachten Flacons mit dem Messing-Lable ein absoluter Hingucker in jeder Sammlung. Belebender "Muntermacher" auch für Leute mit Koffein Unverträglichkeit. :-)
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