08.06.2020 - 01:31 Uhr
Parfümlein
123 Rezensionen
Parfümlein
Top Rezension
27
"Ein Leben ohne Kaffee ist möglich, aber sinnlos"
... so oder ähnlich hätte es Loriot wohl formuliert, wenn ihm das heiße, schwarze Gebräu ähnlich wichtig gewesen wäre wie der Mops. Ein Leben ohne Kaffee - sicher, nicht sinnlos, aber doch in jedem Fall undenkbar. Eine Qual. Was könnte es morgens gegen 5.45 Uhr, zur bittersten Zeit des Tages also, geben, das von so zentraler Wichtigkeit wäre wie ein frisch aufgebrühter Kaffee? Und mehr noch: Was könnte es überhaupt Schöneres, Herrlicheres geben, wenn man nun schon aufstehen muss (den morgendlichen Griff zum Parfumregal für einen Moment beiseitelassend)? Ich liebe Kaffee in jeder Form und bevorzuge ihn momentan frisch gemahlen aus einer Filtermaschine. Morgens trinke ich ihn mit Milch, vormittags schwarz, mittags als Espresso...
Ob tatsächlich Mohammed vom Erzengel Gabriel die allererste Tasse heißen Kaffees serviert bekam?
Wie auch immer: Kaffee wurde in Äthiopien im 9. Jahrhundert erstmals erwähnt in der entzückenden Legende, die von einer hungrigen Ziege berichtet: Mit leerem Bäuchlein fraß sie von einem Strauch mit weißen Blüten und roten Früchten und sprang im Anschluss begeistert bis weit in die Nacht hinein fröhlich umher, während alle anderen Ziegen längt schlummerten.
Seit mehreren hundert Jahren ist Kaffee fester Bestandteil auch der abendländischen Kultur und bei kaum einem Getränk macht es so viel Sinn, es in all seinen Variationen auszuprobieren und "seinen" persönlichen Kaffee zu finden: vom ursprünglichen, türkischen Mokka, der, aus dem Orient, aus Mekka und Kairo kommend, 1554 in der ersten europäischen Kaffeeschenke in Istanbul kredenzt wird und sodann ab 1615 seinen Siegeszug in Europa feiert, über den besungenen italienischen Caffè, also den Espresso, mit seinen Varianten: Caffè americano (der schwarze, wässerige in einer normalen Kaffeetasse), Caffè lungo (der verwässerte Espresso), Caffè doppio (der doppelte), Caffè ristretto (der Starke), Caffè corretto (der mit Cognac), Cappuccino (der Espresso mit heißer Milch und Milchschaum) und Caffellatte (der Espresso mit Milch im Glas). Und seinen amerikanischen Abarten, mit Sirup in trinkbare Kekse verwandelt. Hin zum französischen Café au lait, zum österreichischen Braunen, zum österreichischen Einspänner mit Schlagobers bis schließlich zum deutschen Filterkaffee. Zu jeder einzelnen dieser Kaffeevariationen ließen sich Bände füllen, was die optimale Zubereitung betrifft. Von Siebträgermaschinen und Caffetiera will ich hier gar nicht anfangen...
Kaffee ist einfach eine Wissenschaft für sich, Lebenselixier, Geisterwecker, heißer Genuss, Dufterlebnis ohnegleichen... Und was bietet sich demnach besser an, als diesen vielleicht schönsten aller Real-Gourmand-Düfte mit der raffinierten Komposition eines Parfums zu verbinden?
Seit langer Zeit suche ich den für mich perfekten Kaffeeduft in Form eines Parfums, denn ich verspreche mir davon die ständig bestehende Möglichkeit der Wiederholung des Erlebnisses, in Italien am frühen Morgen durch eine italienische Stadt zu laufen und den Geruch des frischen Espressos, der aus allen Bars dringt, wahrzunehmen. Ihr wisst schon, ich habe davon oft hier gesprochen...
Kurz und gut: Ich habe dieses perfekte Parfum gefunden. Und ich bin mir so hundertprozentig sicher, dass ich es gefunden habe, dass ich vor Freude Bachs Kaffeekantate rauf- und runterjubeln könnte:
"Wenn ich des Tages nicht dreimal
Mein Schälchen Coffee trinken darf,
So werd ich ja zu meiner Qual
Wie ein verdorrtes Ziegenbrätchen.
Ei! wie schmeckt der Coffee süsse,
Lieblicher als tausend Küsse,
Milder als Muskatenwein.
Coffee, Coffee muss ich haben,
Und wenn jemand mich will laben,
Ach, so schenkt mir Coffee ein!"
Im liebevollen Gedenken an mein armes Herz, das vielleicht nicht den ganzen Tag lang Kaffee verträgt wie das aufsässige Sopran-Mädchen, diese kaffeeverliebte Tochter eines verzweifelten Vaters in der Kaffeekantate, bin ich nun mit "Follow" glücklich:
Was für eine Kopfnote! Heißer, dampfender, frischgebrühter, duftender Kaffee, stark und bitter, aus besten Bohnen, legt sich wie ein Film über meine Haut. Kein süßer Gourmand-Quatsch, keine synthetischen Schokocookies stimmen in diese Hymne ein. Es ist Kaffee pur, purer Kaffee, eine wunderbare Entdeckung der Äthiopier. Es gibt keine darstellbare Duftentwicklung, der Kaffee bleibt in dieser Form sehr präsent. Es legt sich aber ein minimal süß-cremiger Schleier zwischen die einzelnen Brühschwaden, so, als wenn ein parfumiertes Tuch durch die Luft geschwenkt würde, das sind Vanille und Benzoe, die diesen Eindruck fördern. Doch direkt wahrnehmbar, gar als Vanilleeis, gezuckerte Schlagsahne oder etwas anderes, sind diese Töne nicht – hier ist kein Milchduft vorhanden. Vielmehr geht es – wohl auch durch die Tonkabohne – in Richtung würzig-vanillig. Als wirklich süß empfinde ich den Duft nicht und wenn, dann nur als Reminiszenz an gezuckerten schwarzen Kaffee. Wie gesagt: keine Milch, kein Eis, keine Sahne! Und schließlich, langsam, nach langer Zeit, nimmt man ganz schwach in der Tiefe dieses Duftes ein paar krautige und ambrige Noten wahr, minimal nur und zur Würze beitragend.
„Follow“ ist ein ganz fantastischer Kaffeeduft – WENN man denn nach Kaffee duften will. Und es wird MEIN Kaffeeduft sein, auf den ich nicht mehr verzichten möchte. Denn dieser Duft macht wirklich glücklich!
Ob tatsächlich Mohammed vom Erzengel Gabriel die allererste Tasse heißen Kaffees serviert bekam?
Wie auch immer: Kaffee wurde in Äthiopien im 9. Jahrhundert erstmals erwähnt in der entzückenden Legende, die von einer hungrigen Ziege berichtet: Mit leerem Bäuchlein fraß sie von einem Strauch mit weißen Blüten und roten Früchten und sprang im Anschluss begeistert bis weit in die Nacht hinein fröhlich umher, während alle anderen Ziegen längt schlummerten.
Seit mehreren hundert Jahren ist Kaffee fester Bestandteil auch der abendländischen Kultur und bei kaum einem Getränk macht es so viel Sinn, es in all seinen Variationen auszuprobieren und "seinen" persönlichen Kaffee zu finden: vom ursprünglichen, türkischen Mokka, der, aus dem Orient, aus Mekka und Kairo kommend, 1554 in der ersten europäischen Kaffeeschenke in Istanbul kredenzt wird und sodann ab 1615 seinen Siegeszug in Europa feiert, über den besungenen italienischen Caffè, also den Espresso, mit seinen Varianten: Caffè americano (der schwarze, wässerige in einer normalen Kaffeetasse), Caffè lungo (der verwässerte Espresso), Caffè doppio (der doppelte), Caffè ristretto (der Starke), Caffè corretto (der mit Cognac), Cappuccino (der Espresso mit heißer Milch und Milchschaum) und Caffellatte (der Espresso mit Milch im Glas). Und seinen amerikanischen Abarten, mit Sirup in trinkbare Kekse verwandelt. Hin zum französischen Café au lait, zum österreichischen Braunen, zum österreichischen Einspänner mit Schlagobers bis schließlich zum deutschen Filterkaffee. Zu jeder einzelnen dieser Kaffeevariationen ließen sich Bände füllen, was die optimale Zubereitung betrifft. Von Siebträgermaschinen und Caffetiera will ich hier gar nicht anfangen...
Kaffee ist einfach eine Wissenschaft für sich, Lebenselixier, Geisterwecker, heißer Genuss, Dufterlebnis ohnegleichen... Und was bietet sich demnach besser an, als diesen vielleicht schönsten aller Real-Gourmand-Düfte mit der raffinierten Komposition eines Parfums zu verbinden?
Seit langer Zeit suche ich den für mich perfekten Kaffeeduft in Form eines Parfums, denn ich verspreche mir davon die ständig bestehende Möglichkeit der Wiederholung des Erlebnisses, in Italien am frühen Morgen durch eine italienische Stadt zu laufen und den Geruch des frischen Espressos, der aus allen Bars dringt, wahrzunehmen. Ihr wisst schon, ich habe davon oft hier gesprochen...
Kurz und gut: Ich habe dieses perfekte Parfum gefunden. Und ich bin mir so hundertprozentig sicher, dass ich es gefunden habe, dass ich vor Freude Bachs Kaffeekantate rauf- und runterjubeln könnte:
"Wenn ich des Tages nicht dreimal
Mein Schälchen Coffee trinken darf,
So werd ich ja zu meiner Qual
Wie ein verdorrtes Ziegenbrätchen.
Ei! wie schmeckt der Coffee süsse,
Lieblicher als tausend Küsse,
Milder als Muskatenwein.
Coffee, Coffee muss ich haben,
Und wenn jemand mich will laben,
Ach, so schenkt mir Coffee ein!"
Im liebevollen Gedenken an mein armes Herz, das vielleicht nicht den ganzen Tag lang Kaffee verträgt wie das aufsässige Sopran-Mädchen, diese kaffeeverliebte Tochter eines verzweifelten Vaters in der Kaffeekantate, bin ich nun mit "Follow" glücklich:
Was für eine Kopfnote! Heißer, dampfender, frischgebrühter, duftender Kaffee, stark und bitter, aus besten Bohnen, legt sich wie ein Film über meine Haut. Kein süßer Gourmand-Quatsch, keine synthetischen Schokocookies stimmen in diese Hymne ein. Es ist Kaffee pur, purer Kaffee, eine wunderbare Entdeckung der Äthiopier. Es gibt keine darstellbare Duftentwicklung, der Kaffee bleibt in dieser Form sehr präsent. Es legt sich aber ein minimal süß-cremiger Schleier zwischen die einzelnen Brühschwaden, so, als wenn ein parfumiertes Tuch durch die Luft geschwenkt würde, das sind Vanille und Benzoe, die diesen Eindruck fördern. Doch direkt wahrnehmbar, gar als Vanilleeis, gezuckerte Schlagsahne oder etwas anderes, sind diese Töne nicht – hier ist kein Milchduft vorhanden. Vielmehr geht es – wohl auch durch die Tonkabohne – in Richtung würzig-vanillig. Als wirklich süß empfinde ich den Duft nicht und wenn, dann nur als Reminiszenz an gezuckerten schwarzen Kaffee. Wie gesagt: keine Milch, kein Eis, keine Sahne! Und schließlich, langsam, nach langer Zeit, nimmt man ganz schwach in der Tiefe dieses Duftes ein paar krautige und ambrige Noten wahr, minimal nur und zur Würze beitragend.
„Follow“ ist ein ganz fantastischer Kaffeeduft – WENN man denn nach Kaffee duften will. Und es wird MEIN Kaffeeduft sein, auf den ich nicht mehr verzichten möchte. Denn dieser Duft macht wirklich glücklich!
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