08.10.2012 - 18:22 Uhr
Apicius
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Apicius
Top Rezension
17
Aller Anfang ist schwierig
Ist es eigentlich förderlich oder schädlich, sich als Parfumeur das Image des Quereinsteigers zuzulegen? Hat jemand, der wie wir sich zunächst als Blogger und Parfumkritiker betätigt hat, Anspruch auf besonderes Wohlwollen, oder begegnen wir ihm, der sich so weit vorwagt, unnachsichtiger als anderen? Angesichts der heftigen Kritik, die John Pegg hier bereits einstecken musste, gehört eines mal gesagt: ausgebildete Parfümeure haben im Nischenbereich schon deutlich Schlechteres abgeliefert als John Pegg mit R'oud Elements – was nicht bedeutet, das man dieses Parfum mögen muss.
Auch ich gehe mit Befürchtungen und Klischees an so etwas heran – von Amateuren und allzu ambitionierten Hobbyparfümeuren aus dem Umfeld US-amerikanischer Duftvorlieben befürchte ich vor allem eines: Mangel an Feinheit und Eleganz, selbstverliebtes Auftrumpfen mit allzu robusten und kräftigen Noten, vielleicht auch fehlende Bescheidenheit und mangelnde Distanz zum eigenen Schaffen. Tja – mit R'oud Elements hat John Pegg gerade noch die Kurve gekriegt.
Ganz ehrlich ist dieses Parfum nicht. Das fängt schon an mit dem Bezug zum Oud. Auch ich rieche es nicht – weder den Muff der künstlichen Oud-Noten, noch die animalisch-fäkalen Aspekte natürlichen Öls. Natürliches Oud-Öl hat eine große Variationsbreite, u.a. kommen wohl auch kampferartige und an Piniennadel erinnernde Anklänge vor. Die kann man in der krautigen Seite von R'oud Elements entdecken und mit etwas Wohlwollen dem behaupteten Oud zuordnen. Neben Lavendel vermute ich auch Salbei – dafür aber nicht die ausgewiesene Iriswurzel. Weihrauch scheint hier und da mal kurz durch.
Die Krautigkeit ist bei diesem Parfum das Salz in der Suppe, eine Nebenlinie, die den eigentlichen Dialog begleitet. Und der besteht nach meinem Empfinden in einer sehr attraktiven, dunkel getönten Fruchtnote, die mich eher an reife, saftige Blutorangen erinnert denn an bittere Orangennoten. Der gleich starke Gegenspieler dieser Fruchtnoten ist ein harzig-würziger Akkord, der in etwa dem in Francis Kurkdjians Absolue pour le Soir ähnelt, mehr aber noch der Basis des neuen Indisch Leder von Wiener Blut, für das Pierre Guillaume als Schöpfer angeführt wird.
Um es klar zu sagen: diese Art harziger Noten mag ich persönlich nicht besonders, und es ist mir unverständlich, wie man sie ins Zentrum eines Dufts stellen kann (Absolue pour le Soir). Der Ansatz von John Pegg gefällt mir da schon besser. Vor allem die begleitende Krautigkeit lässt diesen Dialog lebendig wirken.
Natürlich ist die Fruchtnote flüchtig – nach etwa 45 Minuten ist die weg. Und nach einer guten Stunde zieht sich R'oud Elements stark auf die Haut zurück und wird bitter: die Bezeichnung Duftrest ist dafür durchaus zulässig. Man mag es als Anfängerfehler werten, dass R'oud Elements die Spannung des Auftakts nicht sehr lange durchhält. Aber eine Bemerkung sei erlaubt: tolle Kopf- und maximal Herznoten mit nicht viel dahinter kann man schon fast als Markenzeichen von Massenproduktionen wie der Serge Lutens und Tom Ford Duftserien sehen.
Natürlich reicht es im Allgemeinen nicht, tolle Dufterlebnisse zu kreieren, die mangels wirksamer Fixierung sofort zerfallen. Dass ich John Pegg diesen handwerklichen Fehler nicht so übel nehme wie anderen liegt schlicht an der Exotik dieses Dufts. Harzige Noten dieser Art können den Träger und vor allem seine Umwelt treffen wie ein Vorschlaghammer – die Reduzierung von R'oud Elements auf nahezu Eau de Cologne Stärke ist da für mich eine Möglichkeit, mich dieser Duftrichtung anzunähern, ohne dass mir davon übel wird. Natürlich werde ich mir R'oud Elements nicht kaufen, soweit reicht meine Bewunderung nicht. Aber ich habe das Gefühl, diesen Duft zu verstehen. Die Zurücknahme der Intensität eines ansonsten allzu merkwürdigen Parfums ist ein akzeptables Mittel, und so manchem teuren, verstiegenen Nischenduft würde man genau das wünschen.
So widerlegt John Pegg – beabsichtigt oder nicht – mein Vorurteil gegenüber Hobbyparfümeuren, für die es vor lauter Begeisterung kein Halten gibt. Maßhalten kann ein Mittel sein, starke Reize genießen zu können. So gesehen erfordert R'oud Elements vom Träger etwas Disziplin.
Auch ich gehe mit Befürchtungen und Klischees an so etwas heran – von Amateuren und allzu ambitionierten Hobbyparfümeuren aus dem Umfeld US-amerikanischer Duftvorlieben befürchte ich vor allem eines: Mangel an Feinheit und Eleganz, selbstverliebtes Auftrumpfen mit allzu robusten und kräftigen Noten, vielleicht auch fehlende Bescheidenheit und mangelnde Distanz zum eigenen Schaffen. Tja – mit R'oud Elements hat John Pegg gerade noch die Kurve gekriegt.
Ganz ehrlich ist dieses Parfum nicht. Das fängt schon an mit dem Bezug zum Oud. Auch ich rieche es nicht – weder den Muff der künstlichen Oud-Noten, noch die animalisch-fäkalen Aspekte natürlichen Öls. Natürliches Oud-Öl hat eine große Variationsbreite, u.a. kommen wohl auch kampferartige und an Piniennadel erinnernde Anklänge vor. Die kann man in der krautigen Seite von R'oud Elements entdecken und mit etwas Wohlwollen dem behaupteten Oud zuordnen. Neben Lavendel vermute ich auch Salbei – dafür aber nicht die ausgewiesene Iriswurzel. Weihrauch scheint hier und da mal kurz durch.
Die Krautigkeit ist bei diesem Parfum das Salz in der Suppe, eine Nebenlinie, die den eigentlichen Dialog begleitet. Und der besteht nach meinem Empfinden in einer sehr attraktiven, dunkel getönten Fruchtnote, die mich eher an reife, saftige Blutorangen erinnert denn an bittere Orangennoten. Der gleich starke Gegenspieler dieser Fruchtnoten ist ein harzig-würziger Akkord, der in etwa dem in Francis Kurkdjians Absolue pour le Soir ähnelt, mehr aber noch der Basis des neuen Indisch Leder von Wiener Blut, für das Pierre Guillaume als Schöpfer angeführt wird.
Um es klar zu sagen: diese Art harziger Noten mag ich persönlich nicht besonders, und es ist mir unverständlich, wie man sie ins Zentrum eines Dufts stellen kann (Absolue pour le Soir). Der Ansatz von John Pegg gefällt mir da schon besser. Vor allem die begleitende Krautigkeit lässt diesen Dialog lebendig wirken.
Natürlich ist die Fruchtnote flüchtig – nach etwa 45 Minuten ist die weg. Und nach einer guten Stunde zieht sich R'oud Elements stark auf die Haut zurück und wird bitter: die Bezeichnung Duftrest ist dafür durchaus zulässig. Man mag es als Anfängerfehler werten, dass R'oud Elements die Spannung des Auftakts nicht sehr lange durchhält. Aber eine Bemerkung sei erlaubt: tolle Kopf- und maximal Herznoten mit nicht viel dahinter kann man schon fast als Markenzeichen von Massenproduktionen wie der Serge Lutens und Tom Ford Duftserien sehen.
Natürlich reicht es im Allgemeinen nicht, tolle Dufterlebnisse zu kreieren, die mangels wirksamer Fixierung sofort zerfallen. Dass ich John Pegg diesen handwerklichen Fehler nicht so übel nehme wie anderen liegt schlicht an der Exotik dieses Dufts. Harzige Noten dieser Art können den Träger und vor allem seine Umwelt treffen wie ein Vorschlaghammer – die Reduzierung von R'oud Elements auf nahezu Eau de Cologne Stärke ist da für mich eine Möglichkeit, mich dieser Duftrichtung anzunähern, ohne dass mir davon übel wird. Natürlich werde ich mir R'oud Elements nicht kaufen, soweit reicht meine Bewunderung nicht. Aber ich habe das Gefühl, diesen Duft zu verstehen. Die Zurücknahme der Intensität eines ansonsten allzu merkwürdigen Parfums ist ein akzeptables Mittel, und so manchem teuren, verstiegenen Nischenduft würde man genau das wünschen.
So widerlegt John Pegg – beabsichtigt oder nicht – mein Vorurteil gegenüber Hobbyparfümeuren, für die es vor lauter Begeisterung kein Halten gibt. Maßhalten kann ein Mittel sein, starke Reize genießen zu können. So gesehen erfordert R'oud Elements vom Träger etwas Disziplin.
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