Goldie

Goldie

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11 - 15 von 16
Goldie vor 9 Jahren 22 5
9
Flakon
7.5
Sillage
4
Haltbarkeit
9.5
Duft
Theaterschminke auf Cord
Mit dem Auffinden dieses Dufts hat sich mein ParfumoDasein (rein theoretisch) gleichsam ad absurdum geführt. Ursprünglich, seit mehr als zehn Jahren, suchte ich einen Duft, den ich mit pudrig und herb beschrieb. „So wie Theaterschminke“ pflegte ich in gefühlt 538 Parfümerien des Alten Kontinents - den stets mich fehl interpretierenden Duftdamen - zu sagen. Um die Verwirrung zu komplettieren, erwähnte ich noch den Geruch neuen Cordstoffs. Was man mir darbot war immer viel zu süß, zu vanillig und/oder zu rosig, zu seicht. Der lieben Inala ist der Hinweis zu verdanken, dass man das, was ich suchte, durchaus als ledrig umschreiben könnte. Von ihr stammte u.a. auch die Probe Cuir de Nacre.

Pah – der Name ließ schon wieder allzu Süßes erwarten. Perlmuttfarbenes Leder – Himmel Hilf; das riecht nach Ponys mit rosafarbenen Mähnen und Glitzerhufen! Umso perplexer war ich, als ich den Duft aufsprühte. Ich traute meiner Nase kaum. Üblicherweise versuche ich einen Duft rein sinnlich zu erfassen, ohne allzu viel Analytisches in der Duftpyramide herbeizuzitieren. Doch ich war so überrascht, dass ich Halt im Geschriebenen suchte. Ozonische Noten steht da in der Kopfnote – was genau darf ich mir darunter vorstellen? Nach längerem Sinnen erinnere ich mich an den Geruch, der im Kosmetikstudio während der Funktion des Voporozon-Gerätes durch den Raum zieht. Och…ja…ein klein wenig davon nehme ich mit Müh und Not in Cuir de Nacre wahr. Aber das Suchen in den Duftnotenbeschreibung entspricht ja eh nicht meinem primärem Wesen. Sinnliches Genießen steht da eher an erster Stelle, und mit Cuir de Nacre treten bei mir rauschartige Gefühle zu Tage: Jetzt, wo die Fiktion meines TheaterschminkeCordDufts Wirklichkeit geworden ist, kann ich sogar völlig entspannt andere Düfte ausprobieren, da ich nicht mehr so manisch die blaue Blume der Romantik suche. Ich werde also bei Parfumo bleiben, obwohl oder gerade weil ich gefunden habe, was ich suchte.
5 Antworten
Goldie vor 9 Jahren 26 12
5
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
I confess
Sanfte Säuseleien sind meine Sache nicht; nix mit „j’adore“ und Ähnlichem. Da steige ich lieber erhobenen Hauptes auf das Schafott der ParfumoGemeinde und bekenne in der Muttersprache des US-amerikanischen Giorgio-Designers Bob Aliano: I confess, I love Giorgio! Und das als allergologisch vorgebildete Atopikerin!
Giorgio ist wie bereits mehrfach von seinen Benutzern angemerkt, sehr intensiv. Ein Sprüher zu viel – und das ist alles, was die Zahl zwei übersteigt – und es wird tatsächlich stechend; vor allem, wenn man ihn sofort nach dem Besprühen mit der Nase auf der Haut verfolgt. Möglicherweise ist das ein Verhalten, das insbesondere jüngere Menschen, die die zarten Nischendüfte, welche sich durch minimale Variationsoptionalitäten und komplizierte Duftverläufe auszeichnen müssen – allein schon deshalb, weil es abertausende Düfte gibt und der Markt jedes Jahr neue „verlangt“ – an den Tag legen. Ich habe Giorgio zwar als intensiv, aber nie als stechend empfunden, weil ich prinzipiell eine Wenigsprüherin bin.
Giorgio begleitet mich seit 1987. Zeitweise war er mein Signaturduft. Er entspricht für mein Empfinden ziemlich genau meinem Wesen. Er nimmt auf, was in mir ist, und reflektiert es – so dass er, wenn ich mal eine verzagte Minute haben sollte - mich wieder aufrichtet in seiner kapriziösen Direktheit. Ja, das ist es für mich. Giorgio ist keine zickige Diva, die mit Migräne nach mongolischem Quellwasser in Alabasterflaschen verlangt. Aber Giorgio ist eine flippige BeachBeauty mit flirrenden, grünblauen Augen, die in ihrer Lebensfreude manchem zu präsent und laut ist. Ich hatte nie ein Problem, Giorgio auch im Herbst und Winter zu tragen, da nur der Auftakt so blumig ist. Was ich besonders mag, ist dieses Synthetische, an ihm. Es ist so klasse amerikanisch. Ich glaube, ich werde ihn immer lieben. Durch Parfumo ist mir klar geworden, dass die Düfte amerikanischer Dufthersteller, eine besondere Rolle in meinem Duftleben zu spielen scheinen. Giorgio ist der Lebensbegleiter, Private Collection das Faszinosum für gewisse Stunden, und ein Duft aus dem Hause der Anmut (Aedes de Venustas) ist mein neuer Liebling. Doch davon an anderer Stelle mehr.
12 Antworten
Goldie vor 9 Jahren 17 8
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Magische Kreation
Mit diesem Kommentar wage ich mich trotz meines GrünSeins (in puncto KommiAutorin) hinter den Ohren an ein wahrhaftiges Oeuvre der Haute Parfumerie. Ich kenne ihn seit sehr langer Zeit; sozusagen aus frühest-unbewussten Kindheitswahrnehmungen. Es ist ein faszinierender Duft. Und das Ureigene der Faszination ist das Wechselspiel zwischen Anziehung und einer gewissen Form der Skepsis bis hin zur zeitweiligen Ablehnung.

Private Collection ist für mich ein typisch amerikanischer, unglaublich präsenter Duft; wie sie eben nicht selten daher kommen, die US-Amerikaner: Äußerst souverän (um es mal diplomatisch auszudrücken) mit einer Tendenz zur Unbescheidenheit. Grün und cremig, herb und warm – so erlebe ich Private Collection. Was hier völlig fehlt, ist die krautige Note. Auch das für die Kopfnote angegebene Zitrische zeigt sich auf meiner Haut zu keinem Zeitpunkt. Es wohnt dieser Kreation etwas inne, das mich auf fast schon magische Art anzieht. Ein Duft, den ich gerne UM, aber eigentlich nicht AN mir haben möchte. Da er aber so extrem selten getragen wird, bleibt mir nichts anderes übrig als ihn selber (äußerst selten) zu benutzen. Ich sehe eine groß gewachsene, mindestens 1,70 m, schlanke Frau vor mir mit tiefdunkelblondem, überschulterlangem Haar. Sie trägt einen am Bund engsitzenden, nach unter weiter werdenden Glockenrock aus Camelhaar. Der dunkelbraune Rippenrolli nimmt perfekt den Farbton der Pumps mit Blockabsatz auf. Sie trägt hautfarbene Perlonstrümpfe und riesige Fingerringe. Ihre Stimme ist laut, aber ihre Seele sanft.
8 Antworten
Goldie vor 9 Jahren 10 2
7.5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
8
Duft
Apart - absolut apart
Ach, die Franzosen: “kreppartiges Ripsgewebe für Damenmäntel” dafür steht Givrine bei ihnen! Nicht einfach irgendein Ripsgewebe (wer weiß heute noch, was das ist, außer Mode- und Parfumfanatisten;), nein, ein kreppartiges. Crêpe de Chine kommt mir da in in den Sinn. Es gibt noch was anderes außer Crêpe Suzette. Und dann werden daraus ausschließlich Damenmäntel gemacht, keine Röcke, keine Kleider und erst recht keine Hosen. Letztendlich ist es ein Kunstwort, kommt von givre »Raureif«. So. Jetzt wisst Ihr’s. Nach diesen Recherchen hingen die Erwartungen hoch als ich diesen Duft aufsprühte.


Spontane, ferne Erinnerung an Annick Goutals „Eau de Charlotte“ auch wenn außer den Maiglöcken in der Herznote keine Gemeinsamkeiten in der Duftpyradmide zu finden sind. Die Maiglöckchen finde ich allerdings auch nur auf dem Papier. Zarter, wenig süßer Sauberduft mit metallischen Anklängen; so präsentiert sich mir „Givrine“ bei den ersten Sprühern aufs Handgelenk. Nichts Grünes, eher synthetisch gummihaft. Apart, absolut apart. Sozusagen ein kalkweißer Damenmantel aus kreppartigem Ripsgewebe mit Ton-in-Ton gehaltenen Gummiapplikationen.

Die häufiger zitierte Cremigkeit macht sich auch bei mir bemerkbar, bevor sich der Duft bereits nach zwei Stunden völlig verabschiedet. Was ist das nur – habe ich einen präsenilen Nasenschaden? Meine letzten Duftbeobachtungen waren ebnefalls durch extreme Flüchtigkeit charakterisiert. Neigen die edlen Häuser dazu den allgemeinen Nischen-Hype durch geringe Haltbarkeit ihrer Produkte absatztechnisch noch zu toppen? „Givrine“ ist ein alter Duft, ich frage mich allerdings, ob der ursprüngliche Duft nicht haltbarer war. Anyway, das Bild das sich nachhaltig beim Klang des Namens „Givrine“ vor mir auftut ist seltsamerweise gar nicht französisch, sondern es ist die Vedute einer US-Metropole an einem der großen Seen.
2 Antworten
Goldie vor 9 Jahren 7 1
0
Haltbarkeit
4
Duft
Vorne hui - hinten pfui
Ein Duft wie mauvefarbener, edler aber kurzgeschorerner Samt. Man fühlt sich sauber mit ihm, ohne in die Püppchenecke zu rutschen, trotz eindeutiger Rosennote. Der klare Geist verabschiedet sich nicht trotz süßen Starts. Sehr schnell zeigen sich fast schon erdfruchtige Noten.

Mit Fashion Decree kann man wohlgeordnet in einen Arbeitstag starten; man ist professionell und weiblich, tough und charmant. Und dann, plötzlich: Huch – was ist das? Muss meine Einschätzung revidieren: Anklänge an Tresor lassen mich erschaudern. Bereits knapp zwei Stunden nach dem Aufsprühen ist der Duft bei mir kaum mehr wahrnehmbar. Schade. Und vor allen Dingen: Ein absolutes Novum. Selten habe ich einen so flüchtigen Duft erlebt. Reicht also gerade mal für ein Meeting – die Sache mit dem Arbeitstag war vorschnelle Euphorie.
1 Antwort
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