GreenViper

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1 - 5 von 9
GreenViper vor 1 Jahr 4
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Die Schizophrenie der Parfümerie
Gespannt war ich auf die Pirates Collection… edle, schwarze Flakons, tolle Präsentation und Düfte mit Tiefgang…
Der Pirat…dreckig, faulig, unterwegs auf einem alten, nassen, hölzernen Segelschiff, den Tabak immer am Start, die Pulle mit Rum am Anschlag, die erbeuteten Fässer im nassen Lager unter Deck. Das einzige Wasser, das den Piraten trifft, ist die rohe Gischt des weiten, salzigen Meeres…
Also eine Mischung von "Parfums de Havane - Cubata | Jacques Zolty" , "Parfums de Havane - Severo | Jacques Zolty" , "Megamare | Orto Parisi" und "Squid | Zoologist"
Also auf ins Meer und Haken raus zum Entern und die ersten Sprühstösse treffen die Haut des Piraten!

Aber halt mal…was ist denn das jetzt bitte?

Ein warmer, fruchtig-zitrischer, fast schon prickelnder Beginn…es schwingt was florales mit, was süßes. Es riecht frisch, sauber, mediterran. Eine Frau im frisch gewaschenen weißen Kleid mit frischem Blütenschmuck im Haar wandert auf der Obstwiese in der Toskana in den abendlichen Sonnenuntergang.
Eine tolle Komposition, langanhaltend und ordentlich strahlend, eher für die Frau, aber auch von Männern tragbar.
Aber jetzt halt mal wieder… Wir sind immer noch bei den Piraten…
Was geht hier vor?
Man kann sich hierfür zwei Szenarien aus der Entstehung bei Byron erdenken:

1. Die gesellige Runde der Kreateure, die Meinung ist klar, es muss ein Duft her, Pirates soll er heißen. Vorschläge werden angenommen, man einigt sich darauf, diesen schwarzen Flakon mit dem Piratenwasser zu füllen. Der Rum fließt und alle sind zufrieden mit der Auswahl.

2. Die gleiche Runde, man hat einen tollen Duft vorliegen, aber ein Name fehlt noch. Es werden diverse Vorschläge unterbreitet, der Rum fließt und der vollste Kreateur kommt auf den Namen…PIRATES *hicks* Alle sind hellauf begeistert, die Auswahl steht.

Bei beiden Szenarien komme ich nicht ganz mit in den Köpfen von Byron.
Eigentlich eine tolle Firma und auch das hier vorliegende Parfum ist geil, von dem Flakon ganz zu schweigen.
Aber bitte ernsthaft, wie zum Teufel entstand die Kombination aus Parfum und Namen??????
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GreenViper vor 2 Jahren 5 2
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Die Sache mit der Numerologie
Eigentlich wollte ich ja ins Nose nach Paris zum Testen der Filippo Sorcinelli Düfte...Nachdem ich fertig war und mich weiter umsah, entdeckte ich eine kleine Ecke mit den Düften von Spiritum.
Die Flakons erregten schon Aufmerksamkeit und ein großer Vorteil waren die kleinen "Duftglocken" vor den Parfums, sodass man problemlos alles riechen konnte, ohne jeden Flakon unter dem Blick der Verkäuferinnen einzeln aufzusprühen, zumal in einigen Ausstellungen des Ladens ein Hinweis DO NOT TOUCH aufgestellt war...
Also konnte ich nach dem Antesten feststellen: So richtig schlecht ist keine dieser neun Kreationen, besonders aufmerksam wurde ich auf Nummer 1 und Nummer 8. Diese beiden sprühte ich mir dann einfach mal auf die Haut... relativ schnell konnte Nummer 8 auf der Haut so gar nicht überzeugen, aber die Nummer 1, Solar Soul, roch einfach wie im ersten Eindruck nur göttlich...
Preise waren keine ausgezeichnet, also musste ich mir doch eine Verkäuferin zur Hilfe holen. Diese konnte auch direkt ein paar Informationen zu der Marke darbieten, es handelt sich um eine relativ neue Marke, die auch in Paris nur im Nose erhältlich ist, und es handelt sich um Parfums mit spiritueller Energie, da die Kompositionen nach Regeln alter Numerologie auf die Geburtsdaten der Träger abgestimmt wären...Klingt schon interessant, und die Verkäuferin bot auch direkt an, anhand meines Geburtstages mir mein persönlich passendes Parfum dieser 9 Düfte zu bestimmen. Das Gespräch zog auch noch die Aufmerksamkeit einer weiteren Kundin an und die Verkäuferin durfte dann gerade zwei Bestimmungen durchführen...
Zwischenzeitlich konnte ich weiter den Duft testen. Zu Beginn dominiert eine würzige Anisnote mit Amarettountertönen und dabei permanent eine eher cremige Rose, die so ein bißchen den Eindruck einer anislastigen Sonnencreme vermittelte. Diese Noten halten sich auch über den ganzen Duftverlauf im Vordergrund, es bleibt durchgehend würzig.
Ich hatte mit meiner Frau schon geklärt, dass Nummer 1 eindeutig der Beste ist und dass ich (spontan) zuschlage, wenn das auch noch mein spirituelles Parfum sein sollte...
Nunja, die Verkäuferin kam mit meinem Parfum zurück und ich musste dann mit dem Flakon den Laden verlassen :-).
Der Preis ist mit 180€ für 100ml absolut fair, der Duft hält seine Potenz ausreichend lange (um die 6h, hautnah bis 12h).
Kann diese spirituelle Erfahrung nur jedem empfehlen, auf der Homepage lässt sich die Bestimmung auch von zu Hause durchführen, man darf auf die weitere Präsenz der Marke gespannt sein...
2 Antworten
GreenViper vor 3 Jahren 12 3
10
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Mit dem Wesker Bus nach Banat
Nach überwiegend positiven Erfahrungen mit Wesker musste sich nun die erste Neuerscheinung beweisen.
Also Koffer gepackt, und ab mit dem Wesker Bus nach Banat, eine Region in Südosteuropa im Bereich des heutigen Rumäniens. Hier liegt also die Heimat des hier vorliegenden Dufterlebnisses.
In Banat angekommen, nach dem Verlassen des Busses, denkt man sich: Ufff, das ist aber stechend hier.
Von den bisher bekannten perfekt abgestimmten Fruchtnoten ist hier bestenfalls in weiter Entfernung was wahrzunehmen. Hier wächst eindeutig zu viel Patchouli auf den Feldern. Also schnell wieder rein in den Bus und ab zum nächsten Halt!
20 Minuten Busfahrt muss man schon über sich ergehen lassen, bis der Bus erneut hält, also wieder aussteigen.
Aha, hier fühlt man sich schon deutlich wohler, und die Brombeerhecken am Rande des Friedhofs, die man zu Gesicht bekommt, tragen volle reife Früchte.
Hier kommt es also, das erwartete und geliebte Fruchtopening. Von der laufenden Beerdigung in der Mitte des Friedhofs ziehen feine Rauchschwaden auf die Hecken.
Scheint jetzt nicht so das beliebte Umfeld, aber die Ruhe und Entspannung nach dem letzten holprigen Teil der Reise kommen gerade wie gerufen. Die Patchoulifelder sind in angenehme Entfernung gerückt.
Unter den Hecken hat zuvor etwas Tierisches gewütet, die Erde ist aufgewühlt, man kann jedoch kein Tier direkt mehr ausmachen, es liegt nur etwas frisch angenagtes Holz im Dickicht hinter den Brombeeren.
Die Beerdigung ist zu Ende, die Gäste begeben sich zum Ausgang, hier findet der erste Umtrunk mit Kaffee und vereinzelt auch Tee statt und eine Gruppe von Bikern im Lederoutfit stehen etwas abseits und konsumieren einige Selbstgedrehte, von Hektik keine Spur.
Das Umfeld verbleibt freundlich, man fühlt sich wohl und könnte durchaus noch ein bisschen hier bleiben. Doch der Busfahrer hat scheinbar nicht mehr genug Zeit. Er drängelt schon ordentlich und es bleibt nur die (viel zu frühe) Abfahrt. Dem Busfahrer scheint es nicht so recht zu gefallen in Banat, oder soll die Reise schon so schnell wieder vorbei sein?
Eigentlich schade…
Denn hier in Banat herrscht doch irgendwie ein besonderes Flair…
3 Antworten
GreenViper vor 3 Jahren 6 1
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Das Problem der wechselnden Duftwahrnehmung
Als nächstes aus dem Hause Wesker, die mich mit Imperial maximal und mit Deviant äußerst beeindruckten (wobei letzterer sich bedauerlicherweise nur der Damenwelt offenbaren darf), durfte nun Eau de Mystique den Weg auf die Haut und in die Nase antreten.
Beim ersten (kurzen) Antesten dachte ich, etwas geileres auf der Welt ist nicht mehr zu finden. Der Duftcharakter strahlte für mich eine Ruhe, Entspannung, Geborgenheit aus, die ich bisher einzig bei Squid aus dem Zoologist Tierpark so erleben konnte. Und so stellte ich mir die Mystik dieses feinen Wässerchens vor…
Dann folgte ein tiefer Dauertest, doch die Mystik vom ersten Test blieb leider aus.
Der Start ist mit einer sehr würzigen Orange mit nur leichter Süsse noch sehr angenehm, relativ schnell macht sich hierzu jedoch die Pflaume breit.
Ähnlich wie bei Imperial sind die Früchte bei Eau de Mystique alles andere als aufdringlich und werden hier zunächst in eine floral-harzige Umgebung eingebettet, was sehr angenehm riecht.
Problematisch für mich ist dabei: Ich mag Pflaumendüfte so gar nicht, wobei ich Eau de Mystique die angenehmste Pflaumennote attestieren kann, und meine Frau mag die harzigen Komponenten nicht.
Im weiteren Verlauf tritt zunehmend die süßliche Honig- und Weihrauchnote in der Basis in den Vordergrund.
Letztendlich haben wir es hier trotzdem mit ganz großem Duftkino zu tun, und wenn ich die Pflaume mehr leiden könnte (oder sich alternativ diese Entspannung des Antestens wieder zeigen würde), würde von diesem Wässerchen auch mehr bei mir einziehen dürfen.
Für mich subjektiv ist dieser Duft nicht so angenehm wie die Konkurrenz aus dem eigenen Haus, obgleich ich aus der Gruppe dem Eau de Mystique die beste H+S zugestehen muss.
Die Firma Wesker hat auf jeden Fall mit ihrem Duftportfolio mehr Aufmerksamkeit verdient, zumal die Flakons an Stil fast nichtmehr zu überbieten sind.
1 Antwort
GreenViper vor 3 Jahren 12 5
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Die zufällig perfekten Parfums
Manchmal ist das Leben schon verrückt.
Man schaut sich die Parfumo Hauptseite durch und stolpert unter Neuzugängen plötzlich über einen echt hübschen Flakon…Von dem Urheber dieses Schmuckstückes, der Firma Wesker, hatte ich bis dato noch nichts gehört, aber die Duftpyramiden von 4 der 5 aktuell vorhandenen Flakons lasen sich für mich und meine Nase schon sehr interessant.
Da man über die Herstellerseite zu einem mal wirklich sehr fairen Preis ein Probenset mit den 3 älteren Düften zu je 5ml bestellen konnte, habe ich jetzt die Chance genutzt, mich ein wenig tiefer mit den Herstellern dieser tollen Flakons beschäftigen zu können.
Und heute durfte der Imperial sein Können auf meiner Haut und in meiner Nase beweisen.
Nach dem Aufsprühen erregt als erstes die süsse Kirsche (die ja eigentlich sauer ist) meine Aufmerksamkeit.
Mittlerweile habe ich beim Testen durchaus die Kischnoten für mich zu lieben gelernt, aber was Imperial hier vorlegt, ist schon echt besonders. Eine so präsente und doch so wenig aufdringliche Kirsche habe ich bisher noch nie riechen können. Wo andere Kirschparfums sehr aufdringlich, pappsüss oder für das Umfeld sehr penetrant wirken, ist diese (Sauer)Kirsche einfach perfekt dargestellt und wird durch frische süßlich angenehme Blumenelementen begleitet. Nach der ersten Duftberuhigung gesellt sich zu diesen Akkorden der Geruch einer frisch polierten Edelstahlplatte, was jedoch gar nicht so abartig riecht, wie es sich anhört. Diese Edelstahlplatte schafft es sogar, sowohl bei mir als auch bei meiner Frau bei hautnahem Riechen einen metallischen Geschmack auf der Zunge zu erzeugen. Sowas habe ich bis dato noch nicht erlebt, aber auch das ist in Realität nicht so unangenehm wie es sich anhört :).
Nach ca. 2-3 Stunden erscheinen mehr und mehr die Basisnoten, von denen neben einem süßlichen und auch frischen Moschus (sehr angenehm) dieser Pergamentduft gut raussticht und den Eindruck einer zarten, dünnen alten Schriftrolle erzeugt.
Nach 10h+ lässt sich der Duft nur noch hautnah wahrnehmen.
Sillage ist in den ersten Stunden top (und für das Umfeld angenehm und nicht aufdringlich), lässt im weiteren erwartungsgemäß nach.
Von perfekt trennt Imperial nur der nicht zum Everyday Parfum taugliche Duftcharakter.
Ich bin sicher, wenn auf dem Flakon der Name eines berühmten Herstellers stehen würde, dürfte man für derartige Kompositionen mehrere Hundert Euro auf die Ladentheke legen…
Aber zum Glück ist diese kleine ostdeutsche Firma in Chemnitz und nicht in Paris und den Preis kann man durchaus noch irgendwie als fair betrachten, zumal wie eingangs erwähnt, diese Flakons schon sehr stylisch sind.
So konnte ich zum ersten Mal auf Parfumo die volle Duftpunktzahl vergeben!
Und jetzt muss erstmal der Sparstrumpf herhalten… :)
Chapeau, Wesker, ich bin begeistert!
5 Antworten
1 - 5 von 9