Hannah

Hannah

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6 - 10 von 16
Hannah vor 7 Jahren 34 9
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Woodwork
Hinoki ist die japanische Scheinzypresse, deren Holz in Japan eine meditative Kraft zugeschrieben wird. Es wird beim Bau von Palästen und Tempeln ebenso eingesetzt wie bei der Herstellung von traditionellen Holzbadewannen, die in der japanischen Badekultur eine wichtige Rolle spielen. Das helle Edelholz ist sanft und weich und verströmt einen Hauch von Zitrone. Eben das und nur das bildet der Duft ab: feinaromatisch-zitrische Zypressenholzigkeit. Frisch, klar, ruhig, entspannt. Gewollt eindimensional und nach dem minimalistischen Prinzip "Wo (zu)viel ist, verliert das Wertvolle seinen Wert". Trotz dieser artifiziellen Reduzierung duftet Hinoki natürlich und macht Weite und Frische riechbar wie an einem ersten Frühlingstag, an dem man alle Fenster und Türen öffnet, um tief einzuatmen - um aufzuatmen. Die weichen Begleiter Amber, Tonka und Moschus runden nur ab und nehmen dem zitrischen Auftakt die herb-säuerlichen Spitzen. 

Mir fällt kein Duft ein, in dem fernöstliche Ästhetik und Schlichtheit so gut zum Ausdruck kommen. Glamour, Erotik, Üppigkeit und Blumen spielen hier überhaupt keine Rolle und trotzdem hat das feine Holzaroma für mich eine besondere Ausstrahlung und ich würde Menschen, die Hinoki tragen, sehr interessant finden. Sie haben Stil, können sich zurücknehmen und sie unterstreichen mit dem Duft ihre Persönlichkeit (im Gegensatz zu jenen, die hoffen, sich durch ein Parfum eine erträumte Persönlichkeit zulegen zu können). 

Hinoki ist ein Unisexduft. Obwohl ich es eigentlich gern sehr feminin mag, ist er immer dann mein Favorit und Retter, wenn meine Parfumliebe in Überdrüssigkeit zu kippen droht und die Nase um eine Auszeit bettelt. Oder an Tagen, an denen ich Gourmands, Zuckerwerkdüfte und Orientalen am liebsten stante pede in den Souk stellen möchte. Oder wenn ich anderen Menschen auf engem Raum nicht auf die Nase fallen, aber gleichzeitig interessant duften will. Das ist nicht allzu häufig der Fall, aber dann habe ich mit ihm eine sichere Bank. Hinoki hat eine mittelmässige Sillage und eine für diesen Dufttyp gute Haltbarkeit über den gesamten Tag. Der Flakon ist passend zum Duft von geradliniger Schlichtheit. Der Preis liegt bei 175,- Euro für 50 ml.
9 Antworten
Hannah vor 9 Jahren 40 10
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Where the wild roses grow
Niemandsland: Das Land zwischen den Frontlinien eines Krieges. Im allgemeinen Sprachgebrauch steht es für unwirtliches Gebiet. Herrenlos, kulturlos, von niemandem besiedelt, gepflegt oder bewirtschaftet. Öde und karg in jeder Beziehung stelle ich es mir vor. Kaum Vegetation bis auf ein paar wenige Dornengewächse, die der harten Natur ihre Nahrung abringen. Hier also soll sie wachsen, Byredos Rose. Als dornige Wildrose auf steinigem Grund, gedrungen im Wuchs, strauchig, mit grüngrauem Laub und kleinen, hellrosa Blüten. Allen Widerständen stellt sie sich entgegen. Sie trotzt dem Wind, der an ihr zaust und das Rosa der Blütenblätter mit einem grauen, staubigen Schleier belegt; sie trotzt dem Fels und dem harten Boden, der ihr die Nahrung nur spärlich gewährt und ihr eine mineralischen Note einhaucht. Sie ist standhaft als Symbol der Hoffnung in schweren Zeiten.

Anspruchsvoll ist sie nicht: Wasser, etwas Nahrung und ein paar Sonnenstrahlen bringen sie zum Blühen. Außerdem gibt es ganz in der Nähe einen, der zu ihr passt. Ein wilder, dorniger Himbeerstrauch. Seine rosaroten Früchte sind zwar klein geblieben, doch seine leichte Süße und seine weiche fruchtige Wärme gefallen ihr. Die beiden harmonieren. Sie ist die stärkere und ausdauerndere in der Beziehung. Unter besseren Bedingungen wären Sie ein Traumpaar in Sachen Schönheit und aromatischer Lieblichkeit. Hier lassen die Umstände - abgebildet durch Papyrus - das nur gedeckelt zu. Es scheint, als würde er einen zartgrauen Schimmer auf sie legen.

Klingt das das Trauer und Bedrücktheit? Keineswegs! Diese Rose kümmert und jammert nicht. Sie will es so: Ein einfaches, unverzüchtetes, etwas knarziges Dasein. Doch auch wenn ihre Umgebung ungepflegt ist, bewahrt sie Stil und Haltung: Ein bißchen Staub duldet sie, aber Schmutz und Unsauberkeit lässt sie nicht zu. Die mineralische, fast ein wenig bittere Note schadet ihr nicht. Sie spiegelt ihre Existenz, lässt sie stark und tough wirken.

Rose of no man's land ist ein transparenter, kühler Duft, dem Papyrus das allzu Freundliche und Betuliche nimmt, das Rosendüften schnell anhaften kann. Er ist schnörkellos und puristisch. Der Duft wirkt modern, lässig und cool. Die Haltbarkeit ist für einen so straighten Duft gut, denn morgens aufgesprüht, nehme ich ihn noch am Nachmittag wahr. Die Sillage ist mittelmäßig, die Ausrichtung unisex.

Kennt Ihr das Gefühl, wenn man nach fetten Festtagen keinen Braten mehr sehen und riechen kann? Das lässt sich bei mir auch auf Düfte übertragen. In solchen Fällen ist der Griff zu Rose of no man's land eine echte Empfehlung. Hier wurde alles weggelassen, was üppig, süß, vollmundig und gourmandig ist und das meine ich im positiven Sinne. Auch der enthaltene weiße (!) Amber sorgt hier nicht für Kuschelstimmung.

Mit selbst hilft es immer, wenn ein Duft in Beziehung zu anderen Düften gesetzt wird. Für Rose of no man's land gilt:

- Sa Majesté la Rose von Lutens, prätentiös veredelt und mit altenglischem Charme, ist ihr komplett wesensfremd.
- Die Lieblichkeit von Elie Saabs Rose Essence hat sie im no man's land nicht entwickeln können.
- Das Verspielte von Drole de Rose ist ihr im täglichen Überlebenskampf abhanden gekommen.
- Für modische Alliancen mit Oud (Montale, Mancera & Co.) fehlt ihr der Sinn.
- Die üblichen Begleiter in Sachen Üppigkeit und Tiefe wie Patchouli, Tonka, Vanille wie in L'Inspiratrice sind nicht ansatzweise da.
- Terra Nullius und pudrige Noten wie in Lipstick Rose? Passt nicht zusammen.
- Würzige und warme Noten wie in Tudor Rose & Amber? Fehlanzeige.
- Die dunkle Seite der weiblichen Rose wie in Lady Vengeance lässt sich im Niemandsland nicht ausleben.
- Ihre Schwester Rose Noire aus dem eigenen Haus ist gegen sie ein Schmuddelkind.

Und wer mag, kann sich jetzt Nick Cave's "Where the wild roses grow" anhören.
10 Antworten
Hannah vor 9 Jahren 35 11
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Die Farbe Lila
Nun hat also auch Bulgari eine Exklusivserie. Flakons wie schwarze Amphoren, mit Goldrand und Edelsteinen verziert - auffällig, strahlend, nicht gerade dezent, eher dramatisch. Ashlemah bedeutet "süße Träume" und ist inspiriert vom Amethysten, dem Symbol für perfekte Ausgewogenheit. Nur vier Inhaltststoffe sind in dem von Daniela Andrier kreierten Duft angegeben: Lavendel, Iris, Veilchen, Heliotrop.

Nach dem Aufsprühen steht die krautige Lavendelnote für einen ganz kurzen Moment deutlich und allein. Sie ist aromatisch und klar, wird aber bereits im nächsten Moment von einer trockenen, pudrigen und auch ein wenig erdigen Iriswurzel umwoben. Das ist eine fast ein wenig unnahbare Kombination, wie ich sie ähnlich in Jersey zum ersten Mal wahrgenommen habe. Das Zusammenspiel von Lavendel und Iris wirkt zurückgenommen elegant und leicht verschleiert.

Die beiden in meiner Farbvorstellung zartgrau bis hellvioletten, gebrochenen Nuancen bleiben jedoch nicht lange allein und ein kräftigviolettes Veilchen prescht nach vorn, mischt sich für Momente ein wenig zu dominant in dieses diskrete Zusammenspiel und übernimmt mit Ellenbogenargumenten die Hauptrolle. Keineswegs "das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und fein", sondern ein würziges, mit Blättern, Stumpf und Stiel, zart-bitter, ledrig und mit leichtem Lakritzakkord. Für eine gute Weile macht es ein bißchen viel Trara, bis ein ausgleichender Moschusschleier das vorlaute Pflänzchen sanft einbremst, es in die Schranken weist und an seinen Teamgeist appelliert. Nun wird Ashlemah ruhig, unaufgeregt, geerdet.

Der etwas kämpferische Auftakt ist nur eine kurze Episode von knapp 15 Minuten. Unter der Aufsicht von Moschus und Heliotrop wird Ashlemah deutlich milder und zarter und die violetten Darsteller wollen keine Solisten mehr sein, sondern harmonieren im Team. Heliotrop ist dezent eingesetzt. Er bringt wenig Süße, aber entspannt den anfangs recht kräftigen Duft, balanciert ihn aus, führt ihn zurück in ein ruhiges, grau-mattblau-hellviolettes Fahrwasser. Jetzt ist es ein wunderbarer Duft ganz nach meiner Nase und diese relaxte Stimmung hält er bis zu seinem sanften Ausklingen nach vielen Stunden. Ich empfinde - wenn man die relativ heftige Veilchenphase außen vor lässt - eine Ähnlichkeit zu der irispudrigen Lavendelnote in Jersey, auch wenn der sich im Ganzen noch zart-vanilliger als Ashlemah entwickelt.

Ich würde den Duft als feminin bis unisex einstufen, die Haltbarkeit ist ordentlich, die Sillage ist eher körpernah. Für Erwachsene geeignet.

Auch wenn für mich die Veilchennote gern zurückgenommener und der Lavendel dafür etwas weniger flüchtig hätte ausfallen dürfen: Ashlemah ist ein schöner Duft mit einer hinreißend sanft-pudrigen Basis, den zu testen sich unbedingt lohnt. Er ist weder modisch noch mainstreamig und verzichtet auf die zu allzu häufig anzutreffenden Merkmale fruchtig, süß, gourmandig, oudig, orientalisch. Schon dafür gebührt Bulgari Respekt.
11 Antworten
Hannah vor 9 Jahren 11 4
4
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Seelchen
Mandeln? Mit Heliotrop überstäubt und fein gemahlen.
Iris? Ja, aber anders.
Mimose? In jeder Hinsicht.

Irisdüfte empfinde ich als erwachsen, ernst, trocken und manchmal für mich eine Spur zu elegant und damenhaft. Il vs Iris dagegen kommt besänftigend, cremig, lieblich, jung und überaus freundlich daher, ohne je die Grenze zum allzu Seichten zu überschreiten. 'Daherkommen' ist ein ganz passendes Wort, denn ein Auftritt mit Trara und Paukenschlag ist so gar nicht seine Sache. Schon im Auftakt zeigt sich die Iriswurzel von einer sehr sanften Seite und duftet wie in heliotroper Mandelmilch gebadet. Das alles wirkt leise und zurückhaltend. Nach ungefähr zehn Minuten gesellt sich eine weitere, süßliche Note dazu, die auch mich an Mimosa pour moi erinnert. Sind das auch wirklich Mimosenblüten? Metaphorisch steht die Mimose für einen sensiblen und (über-)empfindlichen Charakter, was ganz gut dem Charakter des Duftes entspricht. Darüberhinaus finde ich keine weiteren Blumen und wohltuenderweise auch keine Früchte. Sandelholz spielt nur im Hintergrund eine dezente Rolle, unterstützt aber wohltuend die warme Cremigkeit.

Ich kann nicht wirklich grüne Paprika in dem Duft ausmachen, aber es gibt eine krautige, grüne Note, die den Duft davor bewahrt, zu brav zu werden. Il vs Iris ist vieles: ein Büroduft, ein Seelentröster, ein Schmeichler, ein Allrounder, der einerseits fast kindlich unschuldig wirkt, andererseits aber auch seelenvoll in seiner hautnahen, pastellfarbenen Feinheit. Aber: Was dem einen sin Uhl, ist dem anderen sin Nachtigall: Il vs Iris flasht nicht und löst kein Aha-Erlebnis aus. Dafür ist er viel zu dezent und zeitlos. Er ist mein zuverlässiger Begleiter, wenn mir nicht nach Auffallendem zumute ist oder wenn ich unentschlossen vor meinen Duftkästchen stehe und mich schlicht und einfach nicht entscheiden kann. Seine Haltbarkeit ist besser, als man es bei einem so unaufdringlichen Duft erwartet. Einen halben Tag lang nehme ich ihn gut wahr.

Zwei Kritikpunkte habe ich aber doch: In den ersten Minuten nehme ich leider eine künstliche, plastikähnlich Note wahr, die Gott sei Dank schnell verfliegt. Wenn ich den Duft aufsprühe, frage ich mich allerdings immer, ob die Plastiknote vielleicht in einem Zusammenhang mit meinem zweiten Kritikpunkt steht: Wie kann etwas, das so fein und schön ist, in eine so häßliche und billig anmutende Flasche gelangen? Wer so viel Fingerspitzengefühl für zarte Duftnuancen hat, darf diese doch nicht in ein Keramikgefäß mit unsäglicher Formgebung sperren. Herrjeh, das Auge riecht doch auch ein wenig mit, Frau Soliani!
4 Antworten
Hannah vor 10 Jahren 40 7
6
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Handzahm
Francis Kurkdjian hat für Elie Saab vier Düfte kreiert, die durch den restriktiven Vertrieb - in Deutschland werden sie offenbar nur bei Douglas an der Kö in Düsseldorf verkauft - wahrscheinlich nicht vielen Duftfreunden bekannt sein dürften. Da für mich Rose und Kurkdjian zwei Reize sind, bei denen die klassische Konditionierung sofort greift, brauchte der charmante Herr Albert am Telefon nicht lange, um mich zum Kauf zu verführen. Vorab: Ich bin ihm sehr dankbar dafür.

Die Rosendüfte von Francis Kurkdjiann sprechen eine gemeinsame Sprache und lassen die Handschrift des Parfumeurs deutlich erkennen. Und doch variiert Kurkdjian das Thema immer auf's Neue und tut das so gekonnt - sei es in Manakara, in Lady Vengeance oder eben in Essence No. 1 Rose, daß man auch gut mehrere dieser Düfte besitzen kann. Als Duftnoten werden bei Essence No. 1 verschiedene Rosensorten, Zedernholz und Vanille angegeben, was das meiner Ansicht nach allen Rosen-Kurkdjians eigene Patchouli verschweigt.

Bisher war Lady Vengeance mein liebster Rosenduft - dunkel funkelnd, etwas widerspenstig, rockig. Manchmal kann es aber anstrengend sein, immer selbstbewußt und sexy-verrucht sein zu wollen oder zu müssen. Bei Essence No. 1 Rose offenbart die Lady noch eine andere Facette ihrer Persönlichkeit. Rachegedanken und gewollte Aufmüpfigkeit zur Seite gelegt, zeigt sie mehr Lässigkeit und Weichheit. Die dunkle Rosenvielfalt ist überstäubt mit einem wunderschönen vanilligen Puder, der geradezu süchtig macht. Das Zedernholz und dezentes Patchouli sorgen dafür, daß der Duft nicht ins allzu Gefällige abdriftet. Die Rose in Essence No. 1 ist keinesfalls langweilig oder müde, nur ein wenig handzahmer, sehr charmant und erwachsen. Nicht sexy, sondern sinnlich und umfangend. Sie hat weniger Frische als LV, dafür eine weiche, süße, runde, angedunkelte Tiefe. Die Verwandschaft zwischen beiden Düften ist nasenfällig. Essence No. 1 Rose eignet sich in für einen eleganten Abend ebenso sehr wie als Büroduft. Elegant meint für mich, daß er auf ungezwungene Art feminin, fein, einhüllend und charmant ist. Er hält bei mir den ganzen Tag, allerdings ohne raumgreifende Sillage, was ich als angenehm empfinde. Der Flakon ist schwer und wertig, aber nicht sonderlich beeindruckend.

Mir selbst hilft es bei der Beurteilung, wenn Düfte in einen Kontext mit ähnlichen Düften eingeordnet werden:
Czech & Speake Dark Rose wirkt gegenüber Essence Rose gruftig. Byredo Noir will frischer und transparenter sein, doch für mich riecht die Rose moosig, erdig und letztlich schmutzig. Black Jade ist würziger. Manakaras Rose ist ähnlich weich und schön, hat aber im Auftakt eine käsige Note, die mir Essence Rose erspart. Sogar zu Malone Rose Water & Vanille würde ich in der pudrigen Süße eine Verwandschaft sehen, aber der Malone ist mir zu süß und etwas zu trocken.

Mit Essence No. 1 Rose hat Francis Kurkdjian einen Duft geschaffen, der für meine Nase perfekt ist. Er hat Lady Vengeance nicht unbedingt den Rang abgelaufen, steht aber auf Augenhöhe mit ihm. Beide sind ähnlich und werden doch unterschiedlichen Stimmungen gerecht. Da mir Rachegedanken ziemlich fern liegen, wird Essence Rose wahrscheinlich häufiger mein Begleiter sein.
7 Antworten
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