Hirondelle

Hirondelle

Rezensionen
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1 - 5 von 26
Hirondelle vor 2 Jahren 4 1
7
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Fields of Gold
Ich bin eher zufällig über dieses Parfum gestolpert als ich in meiner ewigen Irisduft-Testerei über Iris Ebène von der gleichen Marke herfiel. Man kann für 30 Euro respektive 35 CHF ein Probenset erwerben, so testete ich mich durch die Reihe und dieser Duft hier gefällt mir mit Abstand am besten. Vorweg: helle und dunkle Seiten der Narzisse sind Thema. Kann, muss aber nicht unbedingt so interpretiert werden.
Eine spritzige und erfrischende Ingwernote in Kombination mit einer saftigen Sommerbirne verleiht dem Duft eine fruchtige Note, eher weniger blumig-grün. Die Kombination mit Heu und Kleie erscheint ausgesprochen besonders, funktioniert aber überraschend gut und gibt dem Parfum seinen Nischencharakter. Erinnert entfernt an Aprikose oder auch Jour d' Hermès Absolue, aber weniger blumig, dafür haltbarer. Der Duft verläuft schön unsüss im Gegensatz zu vielen dem Sommer angedachten Parfums die nach etwas Beerigem und dann Zuckerwatte in Moschus verduften. Dieser hier hat eine erwachsene Basis (etwas mehr Patchouli hätte sein dürfen!) und : er hält und hält und hält! Toller erwachsener Sommerduft, den man nicht an jeder Ecke riecht! Assoziationen zu Getreidefeld in Abendsonne unter Birnbaum mit GinTonic (mit frischem Ingwer) in der Hand.
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Hirondelle vor 2 Jahren 9 3
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Eine Lanze (mit aufgespiesster Cocktailkirsche) für Reveal
In der Schweiz ist man sehr zurückhaltend in Bezug auf Kommentare von/an Fremde hinsichtlich Parfum. Was diesen Duft angeht, wurde ich tatsächlich von einem Mann mal (im Bus!) angesprochen, der sich gar nicht mehr einbekam in Bezug auf diesen Duft und der sagte: "So sollte eine Frau riechen!" An dieses Statement erinnerte ich mich und obwohl ich ihn einige Jahre nicht mehr gerochen hatte, habe ich jetzt noch einen Flacon als "Halbblindkauf" aufgetrieben, zum einen weil mich interessierte, wie denn eine Frau "duften soll", zum anderen bin ich seit Jahren recht fixiert auf Parfums mit starker Irisbetonung (pardon, "florentinische Schwertlilie", falls mir jemand etwas zum Unterschied erklären mag, gerne). Dann gab es zwischen 2009 (siehe "Collection Extraordinaire - Bois d'Iris | Van Cleef & Arpels" ) bis circa 2015 (siehe "Living Lalique (Eau de Parfum) | Lalique" ) diesen Trend, Iris mit Salz oder/und Pfeffer zu kombinieren, den ich damals als interessant empfand. Nun, da ich mich bereits durch X Irisparfums durchgetestet hatte, wollte ich mich dem Vergleich von drei Parfums mit Iris X Salz/Pfeffer Komponente widmen.
Teil 1: "Reveal | Calvin Klein" .
Teil 2: "Living Lalique (Eau de Parfum) | Lalique"
Teil 3: "Collection Extraordinaire - Bois d'Iris | Van Cleef & Arpels"
Teil 4: Vergleich der drei Parfums

Zu Reveal.
Vorausgreifend: Ich schliesse mich Turandot insofern an, als dass es sich für einen "Mainstreamer" für einen durchaus interessanten handelt, Turandot sagte auch (sinngemäss), dass es einige Nischendüfte gäbe, die weniger besonders als Reveal seien. Es ist tatsächlich der einzige Duft, den ich von Calvin Klein besitze.

Als ich ihn nun nach einigen Jahren das erste Mal aufsprühte, empfand ich die Süsse als viel stärker, als in meiner Erinnerung, was daran liegen kann, dass ich in den letzten Jahren eine Vorliebe für trockene, eher unsüsse, pudrige Düfte entwickelt habe. Zunächst war ich daher etwas erschlagen, beim zweiten Testen konnte ich besser damit umgehen.

Ich teile den Eindruck, dass der Auftakt etwas sehr Synthetisches hat, ich meinte, etwas Kirsche zu riechen, aber keine Schattenmorelle, sondern diese knallroten Cocktailkirschen auf einer Schwarzwälder Kirschtorte. Aber relativ schnell verflüchtigt sich dieser süsslich-synthetische Eindruck und der Duft eröffnet zeitnah die Iris- und Salznote, Vetiver schwingt in sehr zarter Dosierung alsbald mit und gibt dem Duft etwas Profil, was ich durchaus gelungen finde. Cashmeran hatte ich schon öfters gehört und - natürlich- mit Kaschmir assoziiert, also mit etwas haptisch äusserst Angenehmen, jedoch las ich interessiert nach, wie dies denn mit dem Duft zusammenhängen sollte. In der Tat soll Cashmeran, ein Duftmolekül, das in den 70ern entdeckt wurde, einem Duft also etwas Seidiges, Weiches geben, manche assoziieren den Duftstoff auch mit Moschus und Holz. Dann steht in Wikipedia weiter, dass der Geruch von Cashmeran auch würzige, fruchtige, balsamische, chypre- und vanilleartige Duftnoten hat. Alles in einem eine sehr schöne Ergänzung zur bestehenden Duftkomposition von Reveal (von der Cocktailkirsche mal abgesehen).

Ich empfinde keine grosse Entwicklung mehr im Duftverlauf. Mit der ganzen "Solar-nackte-Haut-Salzwasser-Assoziation" kann ich nichts anfangen, es braucht wohl einfach ein "Storytelling" um den Duft herum, das ansprechen kann, aber meiner Meinung nach hat das dieser Duft nicht nötig. Maximal stimme ich dem Storytelling insofern zu, als dass es für mich ein eher intimer Duft ist, mit einer Sillage, die man gut nach Bedarf dosieren kann (wobei ich lieber etwas zu wenig als zu viel auf den Sprühknopf drücke..).

Für mich handelt es sich um einen soliden herbstlichen Schmeichler, den man gut tragen tragen kann (auch an Männern könnte ich ihn mir vorstellen) und der für mich eine ähnlich beruhigende, besänftigende Aura ausstrahlt wie "Ombre Rose L'Original (Eau de Parfum) | Jean-Charles Brosseau" (und der mit Reveal die Iris, Sandelholz und eine Parallelität mit Moschus zu Cashmeran gemeinsam hat). Auch OR hat für mich keinen aufregenden Duftverlauf, aber es ist dennoch eines meiner Lieblingsparfums, Pudelbonzo beschrieb OR als ihr "Schutzschild". Reveal ist vielleicht kein Kracher und ich befürchte auch, dass er in ein paar Jahren nicht mehr zu haben sein wird (Gott sei Dank habe ich erstmal ganze 100ml). Aber ich freue mich, dass ich ihn "an Bord" habe und allen, die vielleicht irgendwo mal über Reveal "stolpern", kann ich empfehlen, ihm eine Chance zu geben.
3 Antworten
Hirondelle vor 2 Jahren 15 3
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Ich liebe Dich, weil Du "Du" bist.
So gegensätzliche Bewertungen wecken mein Interesse. Shalimar und seine X Flanker begleiten mich schon eine Weile, manche finde ich gelungen, andere überflüssig. Ich habe diesen Duft sofort gekauft, was ich eigentlich selten tue (und vor allem für den stolzen Preis von 145 CHF!). Und zwei Tage später noch einen weiteren Flacon erstanden.

Ich komme nicht davon los. Dabei habe ich viele Düfte, die komplexer, haltbarer, interessanter sind. Viel musste ich auch an Ellena denken, der sich gegen den Anspruch wehrt, ein gutes Parfum würde sich u.a. durch eine gute Haltbarkeit definieren. Er interessiert sich viel für Japan und für die typisch japanische Flüchtigkeit, bzw. Vergänglichkeit des Schönen (was somit zumindest auch teilweise erklärt, dass Haltbarkeit keine besonders grosse Stärke seiner Duftkompositionen ist, obwohl manche seiner Düfte bei mir immer wieder einen gewissen Nerv treffen).

Dieser Shalimarflanker wird somit sicherlich auch im Sinne Ellenas sein und allmählich kann ich mich tatsächlich mit dieser Haltung anfreunden.

Ja, man muss viel nachsprühen, der Duft entzieht sich schnell, aber gleichzeitig will man ihn immer wieder und nochmal haben. Ja, er ist eigentlich recht einfach gestrickt, kein besonderer Verlauf, keine Komplexität. Was es in Bezug auf den Duft sachlich gesehen zu sagen gibt, wurde schon gesagt, aber: er hat irgendetwas, das bei mir einen Jagdreflex auslöst, lange hat mich ein Parfum nicht mehr in die Schlaflosigkeit getrieben, und das auch noch ohne eine verständliche Erklärung. Auch hatte ich mir vorgenommen, sachlichere Rezensionen zu verfassen, aber hier passiert einfach etwas, was sich "sachlich" einfach nicht erklären lässt, man muss es erleben.

Ich bin äusserst dankbar für diesen Höhenflug, wie ein Tag mit einem Menschen, der einem viel bedeutet und den man lange nicht mehr wiedersehen wird, eine gewisse Gleichzeitigkeit von Freude und Melancholie, da dieser Duft limitiert ist, gehen miteinander Hand in Hand.
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Hirondelle vor 3 Jahren 18 4
7
Flakon
3
Sillage
4
Haltbarkeit
8
Duft
Der geheime Garten ODER was man eigentlich nicht wissen wollte
Manchmal denke ich, dass es bei manchen Dingen besser wäre, nicht alles zu wissen, bzw. nicht alles preiszugeben. Das ist, wie wenn der eigene Partner einem eine Geschichte erzählt, von irgendeiner Verflossenen, von der man dann vielleicht doch nicht so gern gewusst hätte, aber die dann doch in irgendwelchen Hirnfalten haften bleibt, und das standhaft... Und doch macht unseren Partner ja die Gesamtheit all seiner Erfahrungen aus, die ihn so anziehend für uns machen. Übertragbar auf Parfum? Aber sicher!

Violet Ida haute mich total um, warm, pudrig, aber irgendwie besonders. Irgendetwas war anders, aber nichts, das störend herausgestochen hätte. Iris, Heliotrop, alles wunderbar, getestet, gekauft, geliebt(, geheiratet...). Und dann ging ich auf Parfumo.

Karotte.
Ernsthaft?

Aber der erste intuitive Gesamteindruck (Bottom-up) war wunderbar harmonisch - wie geht das zusammen mit Gemüse?! Zunächst zolle ich Herrn Nardin Hochachtung, denn wenn man ein Parfum im Top-Down Prozess von oben nach unten durchkomponiert, muss man sich den intuitiven Bottom-Up Prozess eines Testers, der ein Parfum aus dem Nichts riecht, vorstellen können. Diese Vision haben, mit der er bei mir total ins Schwarze getroffen hat. Und wenn man sich mal überlegt, was für geschmackliche Assoziationen ich so mit Karotten habe, dann ist es plötzlich gar nicht mehr so abwegig, dass sich diese Note angenehm in dieses Pot Pourri äusserst harmonisch einfügt. Möhrensuppe im Winter (mit Crème fraîche ...und einem Hauch Ingwer). Herrlich. Auch dieses Sämige der fein pürierten Suppe, es ist, als wäre diese haptische Komponente in die olfaktorische übersetzt worden. Grossmutters süssliche Möhren mit Mehlschwitze (eine ihrer Haustöchter, d.h. jungen Mädchen in Hauswirtschaftsausbildung in den sechziger Jahren notierte statt "Mehlschwitze" übrigens "Schweiss-Suppe"). Leicht abgestandener Küchenduft, aber noch kurz bevor er ins Unangenehme kippt.

Wow. Der Duft ist beim Aufsprühen ein Traum. Hat auch etwas leicht kratziges, bissiges (Möhrenkraut!?). Das Kratzige verschwindet jedoch schnell, es hätte ruhig noch bleiben dürfen, denn recht bald wird der Duft rund, sanft, einen Tick zu mainstream, auch verfliegt er dann recht bald, es bleibt ein bisschen Vanille-Ambra, das aber nicht mehr an die Traumkopfnote erinnert. In der Kopfnote jedoch nahe der Perfektion... vor allem Dank der Karotte! Etwas mehr Bodenhaftung im Verlauf hätte ihm gutgetan, vielleicht etwas rosa Pfeffer, Himbeerblatt, oder einen winzigen Tick Vetiver oder Zeder, oder Mysoresandelholz oder einfach noch mehr Iris (einen Iris-Overkill gibt es für mich nicht), Herr Nardin hätte vielleicht mit Anatole Lebreton einmal drüber gehen können (Edit: Rhododendron!). Zusammen hätten sie dann den perfekten Mix von Incarnata und Violet Ida serviert

Alles in einem ist er aber wundervoll, hat eben etwas von einem geheimen (Gemüse-) Garten, von dem man besser nicht alles weiss, wenn man vollkommen in Faszination schwelgen möchte.
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Hirondelle vor 5 Jahren 17
Dunkelpudrige Herrlichkeit
Ja, ich weiss, ein Orientale, aber wenn ich mir einen dunklen Puderduft vorstellen sollte: et voilà! Lange kannte ich nur den Flanker Habanita l'Esprit, welcher längere Zeit einer meiner engsten Favoriten und täglichen Begleiter war. An Habanita schnupperte ich damals in Grasse nur kurz und verschob unser Kennenlernen auf später.

In Nizza gönnte ich mir dieses Jahr dann ein kleine Abfüllung und jetzt, in den ersten Septembertagen die schon deutlich kühler werden: Es ist ein Traum! Gäbe es dieses Parfum nicht, müsste es erfunden werden.
Warum nun dunkel-pudrig? Pudrige Düfte empfinde ich oft als schwer und der Haut sehr schmeichelnd, besonders wenn viel Iris dabei ist. Gleichzeitig schwanken diese Düfte für mich irgendwo auf der Skala "sauber" bis "schon länger nicht mehr gewechselte Bettlaken".

Dieser hier, es wurde schon angetönt, hat dann etwas von sehr sinnlich zerwühlten Bettlaken (schon seit ein paar Nächten...), ein Schuss Rum oder Likör ging da noch daneben, der Rauch von Zigarillos mit Vanillearoma schwadert noch zwischen Bett und Gardinen. Es ist ein Wohlfühlduft mit der gewissen Prise Gewagtheit, Verruchtheit und so etwas soll erstmal gemacht werden! Ein bisschen Engel, ein bisschen Hure, ein bisschen Mama - WOW! Ich könnte mir vorstellen, dass das Original vielleicht noch etwas kratziger, eckiger im positiven Sinne war, im Verlauf dürfte dieser Duft gerne noch eine Portion mehr kratzig bleiben nach meinem Geschmack.

Ausserdem hat der Duft, trotz der Tatsache, dass er reformuliert wurde, einen starken Vintagetouch, ganz toll!
Auch kann ich die Verbindung zu Habanita l'Esprit nachvollziehen, auch wenn es meiner Meinung nach zwei komplett unabhängige Düfte sind, aber trotzdem gehören sie zusammen, die helle (irgendjemand schrieb sehr treffend zu HlE "die stöhnende Jungfrau") und die schwarze Diva.
Ich weiss nicht, ob ich den Duft auf der Arbeit tragen würde, aber zuhause als Mama finde ich ihn ebenso tragbar wie abends/nachts in die Bar. Aktuell sprühe ich ihn sehr gern auch zum Schlafengehen auf.
Rundum ein schöner Duft. Sehr feminin (an Männern wäre er mir fast zu süss..), der Duft als ein Statement für sich.
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