Igraine

Igraine

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6 - 10 von 45
Igraine vor 13 Jahren 5
2.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
"Die Welt ist schön" ...
... und wenn das mal nicht so ganz zutrifft, sprüht man sie sich einfach ein bißchen schöner. "Le Monde est Beau" ist einer meiner Gute-Laune-Düfte. Insofern paßt die etwas merkwürdige Benamsung dieses Zufallsfundes aus den unteren Drogerieregalen.

"Die Welt ist schön" startet mit einer spritzigen, leicht schweflig-bitteren Hallo-Wach-Grapefruit-Note. Gelbe Pampelmuse mit dicker Schale, aufgeschnitten und ganz leicht gezuckert, mit einem kleinen Glas frisch gepreßtem Mandarinensaft. Der Duft bleibt auch herb fruchtig mit einer recht dominanten, aber nicht krautigen Johannisbeerblätter-Note. Wo die ganzen Blüten aus der Pyramide sein sollen, kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Für mich ist "Le Monde Est Beau" eindeutig frisch-grün mit einem Touch dunkle Beeren und weniger blumig.
Der Duft wirkt nicht sonderlich komplex und hat auch keinen großartig überraschenden Duftverlauf. Er hinterläßt nach der belebenden Zitrusfruchtnote zu Beginn ein anhaltendes "gerade aus der Dusche gehüpft"-Gefühl, unterlegt mit einer angenehm herb-fruchtigen und grün-holzigen Basis, und hält gut den ganzen Arbeitstag.

Den Flakon (der liegende 30ml-Handschmeichler ist eine ähnliche Scheußlichkeit aus geriffeltem Preßglas mit Rosenblüten-Plastikdeckel in Milchglasoptik) sollte man wahrscheinlich weit hinten im Schrank verstecken. Aber nicht ganz so weit, denn der Inhalt ist ein freundlicher frischer "Immergeher" zu einem akzeptablen Preis für Freizeit und für's Büro, wenn die Kleiderordnung dort auch Jeans und T-Shirt zuläßt und nicht auf elegante Business-Kostümierung festgelegt ist.
5 Antworten
Igraine vor 13 Jahren 10 9
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Wildblumenwiese
Es ist früher Sommer, der Himmel blitzeblau mit Schäfchenwolken, und Du liegst faul mitten in einer blühenden ungemähten Wiese. Rings um Dich duftendes Mädesüß, quietschgelbe Butterblumen, zarte Glockenblumen, blaßlila Wiesenschaumkraut, winzige Gänseblümchen ... Die Duft-Sinfonie der unzähligen wilden Wiesenblumen vermischt sich mit dem Geruch des zerdrückten, kühlen frischen Grases. Die Sonne scheint warm ins Gesicht, samtige Schmetterlinge schaukeln lautlos im sanften Wind vorbei, Insekten summen in den Blüten ...

Diese sorglose entspannte Stimmung transportiert "Summer Harvest". Leider nicht für sehr lange. Die schönen Wiesenblumen verblassen nach einer Stunde ziemlich und hinterlassen eine etwas gurkige grüne Frische-Note. Der Duft erinnert jetzt ein wenig an Gurken-Gesichtswasser mit diffuser Blümchen-Einlage, was nicht so richtig mein Geschmack ist.

"Summer Harvest" ist ein schlichtes, unkompliziertes und relativ natürlich wirkendes Düftchen für alle, die gelegentlich das Bedürfnis überkommt, sich für eine Weile in eine Blumenwiese fallen und den Alltagstrott nebst Stress und Sorgen mit den Schäfchenwolken davonziehen zu lassen. Weniger passend für diejenigen, die im Leben nicht auf so eine seltsame Idee kommen würden, weil man die Grasflecken aus den Klamotten so schlecht wieder raus kriegt und sich ein paar Käfer in die Frisur verirren könnten ;-)
Besten Dank an den netten Pröbchenspender :-)
9 Antworten
Igraine vor 13 Jahren 5 2
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Aufdringliches Sandelholz
Was Sandelholzdüfte angeht, bin ich wohl nicht sonderlich objektiv. Ich liebe Sandelholz, habe aber bisher keinen Duft gefunden, der das originale cremig-sanfte, dezente und außerhalb Indiens praktisch kaum noch erhältliche Mysore-Sandel einigermaßen glaubwürdig imitiert. Leichte Enttäuschung ist bei mir also vorprogrammiert und einkalkuliert, wenn ich Sandelholz erwarte und keins bekomme. Diese Kreation reiht sich dann auch nahtlos ein in die lange Liste meiner Sandel-Enttäuschungen.

Der September beginnt recht nett mit einer unaufdringlichen, angenehmen Zitrusnote und einer erfreulich flüchtigen Wodka-Impression über dem Holz. Was danach übrig bleibt, ist das gleiche dominante künstliche Sandelholz, was ich schon in "Wonderwood" nach einer Weile ausgesprochen nervig fand. Nur wurden im September die anderen Hölzer, die "Wonderwood" etwas interessanter gestaltet haben, gleich weggelassen und dafür noch eine ordentliche Kelle Sandelholzersatz draufgepackt.
Meine persönliche Erkenntnis: Wie's ausschaut, zähle ich wohl leider nicht zu den Menschen, für die Javanol eine olfaktorische Offenbarung ist. Für mich riecht es unangenehm süßlich und aufdringlich. In kleineren Mengen und kaschiert mit anderen, weniger synthetisch wirkenden Duftstoffen vielleicht gut auszuhalten, aber der Overload blökt mir dauernd "Ich bin Sandelholz" in die Ohren, erinnert mich permanent daran, dass dieses synthetische Zeug nicht wirklich viel mit echtem Sandelholz zu tun hat, und blockiert meine angenervte Nase für Jasmin, Amber und was da sonst noch so sein sollte. Für mich wurde der Test somit eine recht eintönige Angelegenheit, denn außer Sandelholzersatz in rauhen Mengen kam nix mehr.

Für Wonderwood-Liebhaber bestimmt eine Testempfehlung, ebenso für Freunde sehr holziger Düfte, die den Retorten-Holzstapel nicht - wie ich - etwas zwanghaft mit echtem Sandelholz vergleichen wollen.
Dankeschön für's Pröbsche, Hermi :)
2 Antworten
Igraine vor 13 Jahren 11 7
5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7
Duft
Animalisch grün
Nachdem ich das arme Hermi heute ohne jede böse Absicht damit gefoltert habe, hab ich aus Mitgefühl das grüne Grauen aufgelegt - und finde es immernoch recht angenehm :-)
Das Kraut, an dem sich hier die Geister (und Nasen) scheiden, ist vermutlich der in Trèvert ziemlich dominante Muskatellersalbei. Eine hübsche Staude, die sich gut als Solitärpflanze im Garten macht, die aber einen intensiven und für viele (nicht alle!) Menschen sehr unangenehm animalischen Duft verströmt. Die Beschreibungen beim Schnüffeln an meinen Pflanzen reichten schon von "Pferdeschweiß" bis "Bahnhofsklo". Im ätherischen Muskatellersalbei-Öl bzw. -Absolue sind diese "animalischen", ambra-artigen Noten längst nicht so ausgeprägt wie beim Riechen an frischen Pflanzen, aber noch gut wahrnehmbar und gewöhnungsbedürftig.
Ich mag Muskatellersalbei sehr und würde es liebend gern öfter in Parfums herausriechen. Trèvert ist sozusagen ein Solitär-Muskatellersalbei-Duft - für mich erfreulich, jedoch für diejenigen, die mit diesem Geruch Schweiß, Urin und ähnlich abstoßende Dinge verbinden, wahrscheinlich eine echte Zumutung.

Ich empfinde Trèvert zwar als ziemlich eindimensional zitronig-krautig-grün und etwas langweilig, aber ganz so simpel wie die oben angegebenen 3 Noten ist es dann auch nicht (Quelle: Aftelier-Seite):
Kopfnote: Tanne, Estragon
Herznote: Tuberose, Muskatellersalbei
Basis: Pinien-Absolue, Mariengras

Die Tanne ist für mich nur ganz kurz wahrnehmbar - also kein Vergleich mit Fichtenbalsam-Schaumbad. Die anisige, krautigsüße Estragon-Note ist deutlich und geht recht schnell in die zitronig-krautige Muskatellersalbei-Note über. Die Tuberose kann ich nahezu gar nicht finden. Leider, denn eine schwere, animalisch-blumige Note hätte für mein Empfinden sehr gut gepaßt und den Duft weit weniger eintönig grün dastehen lassen. So bleibt Trevert bis in die Basis grasig grün, krautig, ein wenig süßlich heuig vom Mariengras, ein wenig zitronig, und ist für meinen Geschmack sehr dezent und flüchtig. Nichts, was ich mir dringend nachkaufen würde, aber (für mich mit meiner Schwäche für ausgeprägte Muskatellersalbei-Noten) ein nettes hellgrünes Sommerdüftchen.
7 Antworten
Igraine vor 13 Jahren 8 3
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Wiesen-Pesto
Der Name "Virgilio" erinnert mich immer ein wenig an Salatöl, und so ganz weit hergeholt ist die Salat-Assoziation nicht. Virgilio ist grün - grüner geht es kaum. Die alles dominierende Note ist Basilikum. Nicht so richtig frisches Basilikum, zu Pesto zerhäckselt im Mixer, sondern der weichere und recht angenehme, heuig-anisartige und etwas süßliche Duft von ätherischem Basilikum-Öl. Diese Note ist etwas gewöhnungsbedürftig und man sollte sie schon mögen, wenn man an Virgilio Gefallen finden möchte.

Die Kümmelnote ist ebenfalls deutlich identifizierbar, fügt sich aber selbst für mich Kümmel-Verabscheuer ganz harmonisch in den grünen Kräuteraufguß ein. Ich meine, noch so etwas bitterkrautiges wie Wermut und Kerbel oder Estragon zu riechen - schwer aromatisch und sehr würzig auf jeden Fall, im weiteren Duftverlauf auch etwas minzig-frisch. Wenn man nicht so genau hinriecht, erinnert der Duft sehr an eine gerade gemähte Wildkräuterwiese - grasgrün ohne bunte Blüten - auf der das Heu in der prallen Sonne trocknet. Die grüne Front der Kräuter macht im Drydown immer mehr Platz für eine zaghafte Zeder und erdigen Vetiver, bleibt aber ewig standhaft. Viel zu melden haben Holz und Erde hier nicht, die Verdauungskräuter haben alles fest im Griff.

Für mich ist Virgilio passend für nicht ganz so heiße Sommertage und den Herbst. Für's Büro ist das eher zu ausgefallen, denke ich, aber ein schöner Abschalt- und Freizeit-Duft.

Soweit ich weiß, wird Virgilio nicht mehr produziert, ist allerdings vereinzelt noch im Ausland erhältlich. Meiner Meinung nach eine unbedingte Testempfehlung für Grün-Fetischisten, bevor es ihn nirgendwo mehr gibt. Alle anderen werden es möglicherweise eher für etwas halten, womit man prima den Sonntagsbraten marinieren oder eine Vinaigrette anrühren kann :)
3 Antworten
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