07.04.2018 - 09:21 Uhr
Duftsucht
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Duftsucht
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Aufruf zur Mutproben-Parfum-Challenge!
Da ich nach fast Jahrzehnten praktisch kompletter Parfümabstinenz – bedingt durch eine unfassbare Geruchsempfindlichkeit, die während der ersten Schwangerschaft entstand – als Wiedereinsteigerin ins Parfümkarussell eher in der frischen-blumig-fruchtigen Richtung teste, machte ich um manche Düfte geradezu einen Bogen. Aber es ist erstaunlich, wie schnell man dann auch alle anderen Duftrichtungen kennen lernen will: Holzig-Harzig? Aber klar! Würzig-Orientalisch? Her damit! Den Damm hat bei dann Shaal Nur von Etro gebrochen, der als erster ein wenig orientalischer Duft bei mir einzog. Ja, ich weiß, alle Kenner*innen orientalischer Düfte werden jetzt aufschreien und sagen, dass das ja gar kein echter Orientale ist, sondern ein Floriental oder so etwas. Stimmt sicher! Aber glaubt mir: Für mich war es ein gigantisch großer Schritt!
Und nun zu Patchouly: Kam als Pröbchen zu mir, wurde in der Schreibtischschublade versenkt – für die Tage, an denen ich während der Mittagspause doch am Schreibtisch sitze und als Escapismus einfach mal ziemlich willkürlich einen Duft aufsprühe, um in bis zum Abend zu testen. Und da ich ja inzwischen vollkommen unerschrocken, ja geradezu tollkühn ALLES teste, hat es diesmal das Etro-Pröbchen auf meinen Arm geschafft. Oh ja, ohne auch nur einmal zu Schnuppern direkt aus dem Röhrchen – und da Etro diese Proben mit dem Plastikstengel so saublöd verpackt, gleich fast die gesamte Menge. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, das zu sagen, was manchmal im Fernsehen bei so Spiele-Shows gesagt wird. „Liebe Parfumas vor euren Computern und an euren Tablets und Handys: Das ist NICHT zum Nachmachen zuhause geeignet. Es könnte euch eine explosionsartige Geruchsentwicklung vom Sofa werfen…..“. Oh ja, das ist zweifelsfrei Patchouly und das will auch gar nicht so tun, als wäre es handzahm oder anschmiegsam oder so. Es riecht nach Erde, Moos, eine Spur harzig und nach 100%iger Backschokolade – und bitter-krautig und ein wenig nach Kamillenextrakt. Die ersten fünf Minuten verbringe ich nur damit, meinen Arm möglichst fern von meiner Nase zu parken. Und dann, ganz langsam, wird „Patchouly“ so, dass ich mir denke: „Na gut, du ruppiger Waldschratt, vielleicht kann das ja doch noch etwas werden mit uns zwei“. Es wird rauchiger, weicher, holziger und für mich entdecke ich eine Art Vanille-Harz. Es ist eine Spur bitter und riecht so, wie eine frische Vanilleschote. Also nicht süß, sondern herb.
Patchouly ist ein sehr eigenwilliger, purer Duft – ich kann mir gut vorstellen, dass ihn manche als richtig modrig oder so empfinden. Bei mir hat er sich trotz bescheuerter Überdosierung so schön auf der Haut in richtig harzig/holzig/grün entwickelt, dass ich ihn heute Vormittag (ganz vorsichtig) aufgesprüht noch einmal getestet habe. Und siehe da, so gefällt er mir richtig gut! Für mich wäre es ein Kandidat für Layering-Experimente: Vielleicht, um das mir pur zu liebliche Vicolo Fiori mit ein wenig Kante zu versehen!
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