Florblanca
Sehr hilfreiche Rezension
20
Rosa - die Rose, Dianthus - die Nelke
Liebe LaTanguera, dass ich mir auch dieses Schätzchen ins Haus geholt habe, hast diesmal Du mit Deinem Kommi bewirkt. Ich liebe Nelken sehr und das hat auch einen Grund:
Ich komme aus einem sehr kleinen Ort (mit 400 Einwohnern zu meiner Zeit) auf der tschechischen Seite des Erzgebirges. Dort war damals alles noch sehr ursprünglich, sehr naturbelasen und authentisch. Die Straßen waren nicht asphaltiert, Gehwege wie hier gab es nicht, aber auch nur sehr (sehr) wenige Autos. Meist fuhr man Fahrrad oder Motorrad bzw. Roller, und man ging zufuß. Mit ein paar Schritten mehr hatte man den Ort schon fast hinter sich gelassen und stand mitten im Grünen. Auf Wiesen, unterteilt von schmalen Laufpfaden, wo außer viel Gras auch viele viele Wiesenblumen blühten, wo es surrte und summte von Bienen und Hummeln und wo es herrlich nach Blumen duftete.
Direkt am Rande, an der Ecke einer solchen Wiese, lag ein großer Steinbrocken, ein Findling. Neben diesem Steinbrocken wuchs eine wilde Nelke, und jedes Jahr zeigte sie wieder ihre kleinen, pinkfarbenen Blüten. Und jedes Jahr, als die Zeit kam, lief ich täglich zum Stein, um zu sehen, ob meine Nelken schon blühten und war sehr glücklich, wenn sie es dann endlich taten und ich für meine Mutter das Nelkensträußchen pflücken konnte, über das sie sich immer so freute. Es waren für mich kleine Glücksmomente meiner Kindheit.
Seit dieser Zeit sind Nelken neben den Rosen meine Lieblingsblumen. Sie sind gar nicht so unscheinbar und langweilig, wie viele Menschen glauben, denn Nelken, das sind nicht die roten oder weissen, geruchlosen Treibhauszüchtungen, die in Blumenläden verkauft werden. Nelken, das ist eine bunte vielfalt von weiss, gelb, orange, rosa, rot, violett, ja sogar hellgrün und alle diese Nelken verströmen einen wunderbaren, ihnen ganz eigenen Duft, der mit keiner anderen Blüte vergleichbar ist. Es ist ein weicher, süßlicher, warmer und kuscheliger Duft, niemals scharf oder stechend, nicht grün und auch nicht orientalisch ist (es sei denn, man steckt die Nase in reines Nelkenöl). In den Mittelmeerländern werden Nelken sehr geschätzt und beim Einkauf in der Markthalle nimmt fast jede Frau ein Sträußchen mit Nachhause. Dort sind die Nelken noch so wie sie sein sollen, bunt und herrlich duftend.
Dianthus ist genau das: ein wundervolles, duftendes Bouquet der schönsten Nelken mit einer richtig weichen, kuscheligen und holzigen Basis, in der die Vanille abrundet aber nicht hervorsticht. Eine sehr gelungene Komposition, denn die Nelke ist von Anfang an die Dominierende. Auch wenn der frische Auftakt mit ein wenig spritziger Zitrusnote durchaus da ist, die Nelke übernimmt sehr schnell und dominiert das Geschehen. Gewürznelke konnte ich nicht wahrnehmen, wohl aber die frische und Schärfe des Ingwers und des Pfeffers, die die Nelke über eine kurze Zeit begleiten.
Die Basis ist - wie schon erwähnt - schön warm, rund und leicht holzig, das weiche Bett für die schöne Dame Nelke.
Dieser Duft ist in jedem Fall einen Versuch wert und obwohl ich glaubte, mit Bellogia von Caron die Nelke für mich gefunden zu haben, musste ich jetzt feststellen, dass Dianthus um Längen schöner ist und mich auf einer Duftwolke ans Mittelmeer zu den Nelkenfeldern trägt...