22.10.2015 - 14:52 Uhr
Meggi
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Meggi
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27
Die Gassen auf dem Marktplatz
Vicolo heißt Gasse, lehrt mich der Online-Übersetzer. Also heißt das Ganze offenbar Blumengasse. So etwas haben wir bei uns am Ort gelegentlich auch, auf dem Wochenmarkt. Während der Saison nämlich platziert der Pflanzen-Höker sein Angebot weit über den Wagen hinaus und die Kunden müssen sich regelrecht durch schmale Gassen schieben.
Er kauft stets zu nachtschlafener Zeit auf dem Großmarkt ein, was er billigst kriegen kann und verschleudert das dann seinerseits. Im Gegenzug weiß man halt nie vorher, was er mitbringt. Ein origineller Zeitgenosse mit phasenweisen Marktschreier-Ambitionen, der auf jedem orientalischen Basar mühelos bestehen würde. Angemessen schlitzohrig: Selbst, wer nicht feilscht (meine Frau tut es – und wie!), zahlt wenig. Und so sind wir schon manches Mal am Samstagmittag wohlbequatscht und um kleines Geld erleichtert mit einer Familienkutschen-Kofferraum-Ladung von Pflanzen weggezuckelt; nicht selten außerdem noch mit befülltem Fußraum und Pötten auf dem Schoß. Auf diese Weise haben wir unseren Garten allmählich von einer Friedhofs-Optik in ein Blütenmeer verwandelt (siehe ggf. Hintergrundbild). Wo sonst kriegt man hin und wieder Marken-Containerrosen für eine Handvoll Euro das Stück? Augenscheinlich B- und C-Ware - na und? Den wahren Rosenfreund spornt das eher an.
Bei gutem Wetter lässt sich auf dem Markt folglich zuweilen eine unberechenbare Flut von Gerüchen einsaugen. Und damit sind wir nun endlich beim Duft. Eine florale Fülle verspricht die Pyramide, derlei kann ja schnell mal zu viel werden. Lieber gaaaaanz vorsichtig schnuppern. Entwarnung! Sofort rieche ich Mandarine, nach ein paar Minuten Melone, Rose und alsbald sogar ein bisschen Holz. Wir sind mithin nicht allein floral, das verheißt Gutes.
Zwar entsteht tatsächlich ein luftiger Blütenduft, doch er erschlägt nicht mit blümeranter Kako-Osmie (das Riech-Gegenstück zu Kakophonie). Lange kreist er um ein herbes Zentrum. Verbene, hätte ich gesagt, Zitronenverbene. Über Stunden hinweg wahrt Vicolo Fiori dadurch eine Grund-Frische. Diese Konzeption ist inhaltlich weniger mein Ding, aber sehr schön gemacht und zumindest nicht strikt feminin.
Es gelingt mir nicht annähernd, sämtliche angegebenen Sachen zu identifizieren, ergänzend zum bereits Genannten mag ich nur noch hinter Pfirsich und Iris einen beherzten Haken setzen. Ohnehin haben die obstigen Aromen einen angesichts des Namens verblüffend hohen Stellenwert. Trotzdem besteht keinerlei Gefahr einer Obstsalat-Attitüde, alles gut.
Zweites Standbein ist Moschus, der im Laufe der Zeit stärker, freilich nie muffig oder animalisch wird. Weißer Moschus wäre der passende Begriff dafür. Als Gegenüberstellung eines Botanik-Buketts und einer klaren, hellen Moschus-Note wirkt das vordergründig ähnlich gedacht wie Musc Bleu von Il Profvmo:. Aber Musc Bleu ist kühler, distanzierter, ich finde ihn zudem fraulicher. Vicolo Fiori ist eine frische und gelassen-fröhliche Charmeurin, die gleichwohl nicht oberflächlich oder beliebig wirkt. Diese unaufgesetzte Leichtfüßigkeit erinnert im Stil vielmehr entfernt an manche Kreationen von Annick Goutal. Der Moschus profitiert im vorliegenden Fall sehr vom Pfirsich, das macht ihn nahbarer als die Variante aus Musc Bleu.
Gut acht Stunden hält der Duft, durchweg recht nah an der Haut, bevor er in einer zarten, restbotanisch-behauchten Moschusnote entschwindet. Schade, dass seine schönste Jahreszeit passé ist. Ich empfehle ab dem sich erwärmenden Frühjahr einen Test. Meines Erachtens ein Muss vor allem für Freundinnen von Musc Bleu.
Ich bedanke mich bei Pluto für die Probe.
Er kauft stets zu nachtschlafener Zeit auf dem Großmarkt ein, was er billigst kriegen kann und verschleudert das dann seinerseits. Im Gegenzug weiß man halt nie vorher, was er mitbringt. Ein origineller Zeitgenosse mit phasenweisen Marktschreier-Ambitionen, der auf jedem orientalischen Basar mühelos bestehen würde. Angemessen schlitzohrig: Selbst, wer nicht feilscht (meine Frau tut es – und wie!), zahlt wenig. Und so sind wir schon manches Mal am Samstagmittag wohlbequatscht und um kleines Geld erleichtert mit einer Familienkutschen-Kofferraum-Ladung von Pflanzen weggezuckelt; nicht selten außerdem noch mit befülltem Fußraum und Pötten auf dem Schoß. Auf diese Weise haben wir unseren Garten allmählich von einer Friedhofs-Optik in ein Blütenmeer verwandelt (siehe ggf. Hintergrundbild). Wo sonst kriegt man hin und wieder Marken-Containerrosen für eine Handvoll Euro das Stück? Augenscheinlich B- und C-Ware - na und? Den wahren Rosenfreund spornt das eher an.
Bei gutem Wetter lässt sich auf dem Markt folglich zuweilen eine unberechenbare Flut von Gerüchen einsaugen. Und damit sind wir nun endlich beim Duft. Eine florale Fülle verspricht die Pyramide, derlei kann ja schnell mal zu viel werden. Lieber gaaaaanz vorsichtig schnuppern. Entwarnung! Sofort rieche ich Mandarine, nach ein paar Minuten Melone, Rose und alsbald sogar ein bisschen Holz. Wir sind mithin nicht allein floral, das verheißt Gutes.
Zwar entsteht tatsächlich ein luftiger Blütenduft, doch er erschlägt nicht mit blümeranter Kako-Osmie (das Riech-Gegenstück zu Kakophonie). Lange kreist er um ein herbes Zentrum. Verbene, hätte ich gesagt, Zitronenverbene. Über Stunden hinweg wahrt Vicolo Fiori dadurch eine Grund-Frische. Diese Konzeption ist inhaltlich weniger mein Ding, aber sehr schön gemacht und zumindest nicht strikt feminin.
Es gelingt mir nicht annähernd, sämtliche angegebenen Sachen zu identifizieren, ergänzend zum bereits Genannten mag ich nur noch hinter Pfirsich und Iris einen beherzten Haken setzen. Ohnehin haben die obstigen Aromen einen angesichts des Namens verblüffend hohen Stellenwert. Trotzdem besteht keinerlei Gefahr einer Obstsalat-Attitüde, alles gut.
Zweites Standbein ist Moschus, der im Laufe der Zeit stärker, freilich nie muffig oder animalisch wird. Weißer Moschus wäre der passende Begriff dafür. Als Gegenüberstellung eines Botanik-Buketts und einer klaren, hellen Moschus-Note wirkt das vordergründig ähnlich gedacht wie Musc Bleu von Il Profvmo:. Aber Musc Bleu ist kühler, distanzierter, ich finde ihn zudem fraulicher. Vicolo Fiori ist eine frische und gelassen-fröhliche Charmeurin, die gleichwohl nicht oberflächlich oder beliebig wirkt. Diese unaufgesetzte Leichtfüßigkeit erinnert im Stil vielmehr entfernt an manche Kreationen von Annick Goutal. Der Moschus profitiert im vorliegenden Fall sehr vom Pfirsich, das macht ihn nahbarer als die Variante aus Musc Bleu.
Gut acht Stunden hält der Duft, durchweg recht nah an der Haut, bevor er in einer zarten, restbotanisch-behauchten Moschusnote entschwindet. Schade, dass seine schönste Jahreszeit passé ist. Ich empfehle ab dem sich erwärmenden Frühjahr einen Test. Meines Erachtens ein Muss vor allem für Freundinnen von Musc Bleu.
Ich bedanke mich bei Pluto für die Probe.
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