IndianSummer

IndianSummer

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6 - 10 von 59
IndianSummer vor 12 Jahren 17 9
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Anwärter aufs Treppchen
DAS Parfum, den einen, einzigen Lieblingsduft hatte ich nie. Ich konnte mich nie nur für einen Duft entscheiden, es gab viel zu viele, die mir gefielen. Daran hat sich bis heute nichts geändert und seit ich bei Parfumo bin, ist meine Sammlung stetig angewachsen. Die Qual der Wahl hat sich dadurch also noch vergrößert. Aber wem erzähle ich das, ihr kennt das ja.

Tonka Imperiale ist ein Duft, der es mit Leichtigkeit geschafft hat, sich ganz oben in der Liste meiner Lieblingsparfums zu platzieren, zumindest in meiner Top Five. Und das will schon etwas heißen! Mit so etwas hatte ich ganz sicher nicht gerechnet, auch wenn mein Testkandidat aus dem Hause Guerlain stammt.

Schon gar nicht nach dem ersten Kontakt mit meiner Nase, denn die Bittermandel tut sich doch recht dominant hervor. Zum Glück hält das aber nicht zu lange an. Die Bergamotte, die gleich hinterdrein kommt, nimmt dem Mandelgeruch die Schärfe und umhüllt alles mit einer sanften, zitrischen Note. Ein wenig Rosmarin gibt dem Ganzen Würze und rundet den Kopfnotencocktail ab.

Die Herznote gibt Tonka Imperiale eine neue Richtung, es wird rauchig. Aber nur ein bisschen, gerade so, dass es einem nicht zuviel wird. Den Jasmin nehme ich nicht wahr. Vielleicht, weil nun die Tonkabohne die Bühne betritt und diesem wundervollen Duft ihren Stempel aufdrückt. Sie verleiht ihm seine leichte Süße, seine Weichheit und Cremigkeit, die bis zum Ende bleibt. Die Hölzer geben diesem (weiteren) Meisterwerk von Guerlain seine wohlige Wärme, der Tabak, der immer noch im Hintergrund mitspielt, verhindert, dass die Tonkabohne zu viel Süßes verteilt.

Die Haltbarkeit ist sehr gut und TI mit Sicherheit jeden Cent wert, den er kostet. Einfach wundervoll. Für mich ist er etwas ganz Besonderes, ein richtiges Kunstwerk. Und ich bin glücklich, dass ich jetzt zum zweiten Mal eine Abfüllung erhalte (vielen Dank Lotti und Hannali!).

Ich glaube, dieser Duft bringt es auch noch fertig, sich ganz oben auf meinem Treppchen zu platzieren. Überraschen würde es mich nicht.
9 Antworten
IndianSummer vor 12 Jahren 5 6
Samstag ist Badetag
Als ich noch ein Kind war – lang, lang ist’s her – war es Brauch, dass einmal in der Woche gebadet wurde. Da wir kein Badezimmer besaßen - was in den Sechzigern/Siebzigern noch durchaus üblich war – warf mein Vater den Heißwasserboiler in der Waschküche an. Wenn das Wasser dann heiß genug war befüllte er damit unsere alte Zinkbadewanne. Und was kam noch hinein? Naaa? Natürlich das altbewährte, gute Fichtennadelschaumbad. Den Duft fand ich so na ja, ich freute mich mehr darauf, im heißen Wasser und mit meinem Quietscheentchen herum plantschen zu können.

Tja, und genau wie Fichtennadelschaumbad riecht auch R’Oud Elements. Zumindest bei mir. Vor ein paar Tagen bekam ich ein Pröbchen davon (vielen Dank an die liebe Spenderin) und da heute hier ein Sharing für diesen Duft gestartet wurde, wollte ich ihn gleich mal testen.

Es hob mich ja fast aus den Schuhen. Ich fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt, wobei das Fichtennadelschaumbad dann doch noch angenehmer für meine Geruchsnerven war. Wo ist der Amber, wo sind Bitterorange und Iris, wo bleibt die Vanille? Fehlanzeige, die lassen sich bei mir nicht blicken. Was mir hier in die Nase stieg, war ein stechender, muffiger, modriger Tannennadelgeruch. Angeblich ist hier keine Tanne drin, ich rieche sie trotzdem heraus. Vielleicht das Oud (in Verbindung mit Lavendel?), diesen Duftstoff kenne ich nämlich noch nicht.

Es ist mir letztlich aber auch egal. Dieses Zeuch werde ich mir sowieso nicht zulegen.

Nach ca. zwei Stunden nimmt der penetrante Geruch zwar ab und geht in eine warme Holznote über, aber damit kriegt er mich auch nicht rum. Dies ist definitiv kein Duft für mich.

Ich will bestimmt niemandem R’Oud Elements vermiesen, einfach mal selber testen, das ist sowieso immer das Beste. Aber von mir bekommt er die Rote Karte.
6 Antworten
IndianSummer vor 12 Jahren 6 5
5
Haltbarkeit
7
Duft
Versuch(ung) in Lila
Wenn man Sünde und Sinnlichkeit einer Farbe zuordnen kann/soll/will – wie auch immer – so ist das für mich ganz klar die Farbe Lila. Andere würden diesen Posten vielleicht eher mit Rot besetzen, aber, sorry, liebe Nasen – Die Farbe Rot hat bei mir keine Chance gegen ein sattes, tiefes, sündiges Lila.

Und zwar genau der Farbton, mit dem mich dieser ansonsten eher unauffällige Flakon verführen will. Amor Amor Tentation… Die Versuchung durch Amor, den Liebesgott…

Nun denn. Ich will es wissen. Also, dann zeig mir mal, was so alles in dir steckt.

Die Versuchung tritt mit einem Blumenbouquet an mich heran. Der Jasmin versteckt sich vor mir, vom Efeublatt merk ich auch nichts, also wird es wohl die Tiaré-Blüte sein, die mich so angenehm beduftet. Später kommt noch eine dezent gewürzte Vanille mit leicht holzigem Unterton dazu, aber im Wesentlichen verändert sich nicht so sehr viel.

Amor Amor Tentation ist ein schöner Duft. Aber, ich muss es leider sagen, mir geht es ähnlich wie Baeumchen. Besonders viel fällt mir zu ihm nicht gerade ein. Er ist blumig, mit einer leichten Süße, nicht frisch und nicht schwer. Dezent, aber auch nicht zu zurückhaltend. Die Haltbarkeit könnte übrigens auch besser sein. Irgendwie hat er von allem etwas, und gerade deshalb ist es so schwer ihn einzuordnen.

Ich kann nur sagen, was mir bei diesem Duft fehlt: Tiefe, Besonderheit und Komplexität.

Und ganz gewiss ist er weder sündig, sinnlich, schwülstig oder orientalisch – dazu hat er nicht das Zeug, zumindest für mein Empfinden nicht.

Mein Fazit: Ein Duft zum Liebäugeln, meiner Meinung nach alltagstauglich und durchaus tragbar im Frühjahr/Sommer - aber kein Must Have. Und für die sündigen Stunden der Nacht lege ich lieber etwas anderes auf.
5 Antworten
IndianSummer vor 12 Jahren 4
7.5
Flakon
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Zufallsbekanntschaft
Femme de Mont Blanc bin ich eher zufällig begegnet. Ich hatte von ihr noch nie etwas gehört, kannte sie auch nicht vom Sehen, aber plötzlich war sie da. Sie kam zu mir mit zwei anderen gut duftenden Gästen, die ich bereits sehnsüchtig erwartete. Beim Öffnen der Tür stand da also noch ein dritter Gast. Ich war natürlich etwas überrascht. Mit kaum verhohlener Neugier beobachtete ich sie. Was würde sie sagen, wie würde sie sich verhalten?

Nun, Femme de Mont Blanc tat – gar nichts. Sie wartete.

Sie wartete geduldig, bis ich Zeit hatte mich ihr zu widmen. Ich tat es schließlich mit einer Spur von schlechtem Gewissen, weil sie als letzte an die Reihe kam. Mit ein wenig Verwirrung außerdem, weil ich sie nicht erwartet hatte, unvorbereitet war und nicht wusste, wie ich ihr begegnen sollte.

Ehrlich gesagt, ich hätte mich auch gar nicht vorbereiten können.

Mein erster Eindruck, wie sie da in ihrem violetten Kleid vor mir stand: Die Farbe passt zu ihr. Der Farbton des Kleides so zart wie seine Trägerin. Vom Typ her eine Frau wie meine ehemalige Lehrerin Fräulein Barthel. Dunkelblond, ungefähr 1,60m groß, sanft und zierlich. Nie habe ich erlebt, dass sie ihre Stimme hob, sie sprach stets leise. Leise, aber eindringlich.

Der erste Eindruck ist oft der richtige, so heißt es. Manchmal täuscht er einen aber auch. So erging es z. B. jenen Männern, die sich bei ihrem Anblick in ihrem Beschützerinstinkt angesprochen fühlten. Oder den wenigen Schülern, die glaubten mit dieser zierlichen Person Schlitten fahren zu können.

Fräulein Barthel brauchte nämlich keinen Beschützer und auch keinen, der ihr Respekt bei den Schülern verschaffte. Sie war eine starke Frau, auch wenn ihr Äußeres oft darüber hinwegtäuschte.

Und genauso ist Femme de Mont Blanc. Sie stellt sich mit einem fruchtig-floralen Duft vor, bei dem saftige Ananas und Bergamotte die Hauptrolle spielen. Ein Hauch von Kardamom und Zimt sorgen dafür, dass sich eine nur leichte, unaufdringliche Süße entfalten kann. Wie ein zartes Kleid umflattert sie mich im Sommerwind, lässt mir dabei den sanften Duft von Rosen und Heliotrop in die Nase steigen, verteilt noch einen Hauch von Jasmin.

Zuletzt bleibt eine sanfte Cremigkeit, die ich hauptsächlich der Verbindung von Amber und Moschus zuschreibe. Dadurch wird verhindert, dass Femme de Mont Blanc zu schnell verfliegt.

Ein sehr weiblicher Duft, genau wie Chrisantiss schon geschrieben hat. Sanft aber eindringlich, zart und dennoch stark.

Liebe Nuitdete, ich bin dir sehr dankbar für diese Zufallsbekanntschaft, die ich natürlich zum Bleiben eingeladen habe.

Fräulein Barthel hätte diesen Duft sicher geliebt.
0 Antworten
IndianSummer vor 12 Jahren 11 10
10
Haltbarkeit
7
Duft
After Eight Times...
Da sitz ich nun nach einem regelrechten Amouage Duftmarathon und versuche mich an meinem zweiten Kommentar für ein Parfum dieser Nobelmarke. Nach so vielen hoch lobenden Worten, nach einer Unzahl begeisterter Reviews – und nach so vielen Zweifeln, ob ich überhaupt noch etwas schreiben soll weil es andere wahrscheinlich besser können als ich. Und weil schließlich auch schon alles gesagt worden ist. Oder?

Hm… ich weiß nicht recht.

Vielleicht ist doch noch nicht alles gesagt worden. Außerdem wollte ich nach dieser ganzen Testerei wenigstens noch ein weiteres Statement zu einem Amouageduft abgeben. Nur für welchen sollte ich mich entscheiden? Schwierig. Dass ich schließlich Lyric gewählt habe, daran ist die Große alte Dame Jicky schuld. Was dieser Guerlainklassiker damit zu tun hat, dazu komme ich gleich. Ich bin wahrscheinlich mal wieder ein bisschen umständlich, aber gestattet mir trotzdem erst noch ein paar (weitere) einleitende Worte.

Acht Duftproben besitze ich von Amouage, und fast bei jedem Test kam da dieser Déjà vu-Effekt durch: Da ist irgendetwas drin, das kennst du doch, an welches andere Parfum erinnert dich das bloß? Nun, Honour Woman erinnerte mich an Forever and Ever von Dior, Gold an No. 5 von Chanel, bei Dia kam ich nicht drauf und Lyric schließlich erinnert mich an Jicky.

Ich habe mir heute Mittag mal die Mühe gemacht und die Duftpyramide der aufgeführten Amouage Düfte mit den o.g. von Dior, Chanel und Guerlain verglichen. Bei Lyric traf mich fast der Schlag. Sage und schreibe acht Noten sind hier mit denen von Jicky identisch – Tonka und Iris nicht mal mitgerechnet, weil in Jicky Tonkabohne und Iriswurzel verwendet worden sind. Lyric schießt wirklich den Vogel ab, deshalb habe ich diesen Duft als zweiten Kommikandidaten ausgewählt.

Tja… dass ich nicht sooo begeistert bin wie meine Vorredner hätten wir damit geklärt.

Rein vom handwerklichen Standpunkt aus betrachtet ist Lyric natürlich ein Hammerduft, gar keine Frage. Nur natürliche Zutaten, perfekt aufeinander abgestimmt. Ein Duft in dem sich die Rose mit anderen schönsten Blüten, edle Gewürze, wertvolle Hölzer, Vanille und Weihrauch vereinen. Ein Duft voller Würze, Wärme und mit viel Tiefgang. Wenn das nicht etwas Gutes ist, also dann…

Vielleicht sehe ja nur wieder mal ich das so. Vielleicht bin ich einfach mal wieder etwas kleinlich. Und vielleicht, nein ganz bestimmt, kriege ich nach diesem Kommentar ordentlich eins auf die Mütze.

Aber ich finde, es muss einfach mal gesagt werden. Oder anders, es muss einfach mal irgendjemand diese Frage stellen:

Warum ähneln so viele Amouagedüfte klassischen Düften der großen französischen Parfumhäuser? Muss das sein? Ähnlichkeiten wird es natürlich immer geben, dafür sind inzwischen viel zu viele Parfums auf dem Markt. Das lässt sich wahrscheinlich kaum vermeiden. Aber so offensichtlich? Und zu diesen Preisen?.....

Also ich weiß ja nicht… ich weiß wirklich nicht, ob ich mir je einen Amouageduft kaufen werde und das nicht nur wegen des Preises.

Ich glaube, ich bevorzuge da doch lieber die Originale: Chanel No.5 oder eben Jicky. Die sind außerdem noch erschwinglich. Auch wenn sie vielleicht etwas weniger perfekt sind. Aber wer will schon perfekt sein? Genauso wie ein Mensch mit Ecken und Kanten interessanter ist, ist auch ein Duft mit Ecken und Kanten für mich interessanter – da steckt einfach mehr Charakter drin.
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