JackDonaghy

JackDonaghy

Rezensionen
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1 - 5 von 6
JackDonaghy vor 9 Jahren 1 2
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Tendenz zur positiven Überraschung
Danke, Yatagan und Leimbacher, Ihr habt Beckhams "The Essence" bereits besser beschrieben, als ich es je könnte; auf die Empfehlung hin hatte ich ihn mir, als ich auf die Schnelle einen guten Gebrauchsduft suchte, nach kurzem Probeschnuppern gekauft. Und Bingo! Der passt, den kann man nehmen.

Normalerweise schreibe ich nicht extra noch einen Kommentar zu einem Duft, zu dem alles Nötige bereits gesagt ist. Warum ich beim Beckham eine Ausnahme mache? Weil er überraschend gut ist - und wie viel schöner wäre das U-Bahnfahren, wenn mehr Leute einen wie den hier statt mancher Zumutungen nehmen würden! ;-)

Ein Vergleich: Bruno Banani Man zum Beispiel gilt auch als Schnäppchen, ihn hatte ich mir mit ähnlicher Motivation zugelegt. Kannste schnell mal aufsprühen, machste nix mit falsch. Aber da ist das Ergebnis, dass er unbenutzt herumsteht, weil er mir zu eintönig erscheint und ich keine klaren Duftnoten erkenne, bei mir kommt da nur ein amorpher Duftbrei in der Nase an. Um ehrlich zu sein: Mittlerweile nervt er mich sogar. Nee, mit dem trau ich mich nicht mehr unters Volk.

Anders Beckhams Essenz: Florale und fruchtige Noten sind gut voneinander abgegrenzt und ergänzen einander. Meine anfängliche Sorge, "The Essence" könnte in so eine pflaumige Neunziger-Jahre-Richtung a la Boss Bottled abdriften, wurde zum Glück nicht bestätigt. Ein schöner, angenehmer Duft, durchaus auch mit eigener Note; nicht mehr und nicht weniger. Wenn meine Haut nicht zu trocken ist, hält er bei mir auch gut durch und die Sillage ist bei mir sogar überraschend stark. Den Flakon mag ich auch; auf großes Tamtam wird verzichtet, ein praktischer Flachmann, der gut in der Hand liegt. Mehr möchte ich gar nicht schreiben, sondern nur den Tipp geben: Probiert ihn aus, wenn ihr grad auf der Suche nach einem unbeschwerten Sport-, Freizeit- und Frühlingsduft seid. Mit Beckhams "The Essence" macht ihr nix falsch und vielleicht sogar viel richtig.

P.S.: "Classic" und "Instinct" habe ich auf die Schnelle auch mal angetestet, da würd' ich allerdings spontan sagen, "Finger weg!".
2 Antworten
JackDonaghy vor 9 Jahren 10 5
10
Flakon
2.5
Sillage
2
Duft
Olfaktorische Tarnkappe | Schicker Einrichtungsgegenstand
Neulich ist mir aus den Tiefen meines Badezimmerschranks ein altes Pröbchen von Calvin Kleins "Crave" entgegengekullert, das erstaunlicherweise noch nicht gekippt war. Was aber auch fast egal ist. Ich habe ihn testweise noch mal auf ein Stück Pappe gesprüht: Puh, der ist immer noch speziell, mir sticht er extrem krautig in die Nase, um nicht zu sagen: sauerkrautig; hat was von Insektenvernichter, andere ziehen sogar Vergleiche mit UHU oder Fensterreiniger. Aber, meine Güte, worüber beschwere ich mich? Crave RIECHT wenigstens, das Parfum hat eine NOTE, man kann sich mit ihm auseinandersetzen, im Positiven oder - was wahrscheinlicher ist - im Negativen. Aber "Bleu de Chanel"? Nada, nichts. Manchmal kommt bei mir gar nichts an, an besseren Tagen wirkt er irgendwie clean, wie frisch geduschte Haut. Aber dafür brauche ich kein teures "Eau de Toilette", ich muss einfach nur - duschen.

Bleu de Chanel" ist die Tarnkappe unter den Düften, beleidigt niemanden, tut auch nicht weh, für 60 € das Fläschchen kann man ihn auch genau so gut weglassen. Und natürlich ist Haltbarkeit auf einem Level nahe null gigantisch, wie soll da denn noch irgendwas nachlassen. Der Konkurrent wäre Febrèze: ein Duftvertilger! Man hätte es auch "Bleu de Grenouille" nennen können. Nach der Hauptfigur in Patrick Süßkinds "Das Parfum".

Andererseits ist der Flakon wirklich wunderschön und insofern ist "Bleu de Chanel" vielleicht doch ein Angeberparfum: Man muss es überhaupt nicht benutzen, sondern nur möglichst auffällig im Badezimmerregal platzieren. Wenn mal Besuch kommt. Die Sillage ist optischer Natur, "Bleu de Chanel" taugt wunderbar als Deko und mag auf diese Weise vielleicht beeindrucken.

Sorry für die Polemik, aber über "Bleu de Chanel" habe ich mich echt geärgert.
5 Antworten
JackDonaghy vor 9 Jahren 2
7.5
Flakon
7
Duft
Bulgari pour Femme pour Homme
Gestern war bei uns Parfüm-Tag im Büro. Ich bekam ein Paket vom Versender, die beiliegenden Proben habe ich gleich an Kollegen weitergereicht. Neben Luna Rossa Extreme hatte ich auf Verdacht auch Strellson No. 1 bestellt, weil es grad günstig zu bekommen war und mir D.STRICT sehr gefällt, der hier meiner Meinung nach auch zu schlecht wegkommt. Ich mag es außerdem, Geheimtipps und Underdogs zu entdecken.

Luna Rossa Extreme hat meine Erwartungen erfüllt. Wenn ich D.STRICT abends in der Bar trage, dann passt LRE zum klassischen Konzert oder in der Oper. Abends habe ich dann zu Hause Strellson No. 1 ausprobiert. Den extrem blütenlastigen Start muss man überstehen, dann wird's angenehm, und ich dachte bald: Mensch, den kenne ich doch irgendwoher, der erinnert mich an ... Genau! Eine Freundin von mir trug früher Bulgari pour Femme und zwar reichlich, und dieser Strellson-Duft verhält sich dazu wie der große Bruder zu seiner Schwester. Tatsächlich gibt es zwischen beiden viele Überschneidungen bei den floralen Noten; auf Anhieb fiel mir der Jasmin auf. Dafür gab's weniger Iris. Nachdem mein Kollege aber noch an meinem Schreibtisch sein Pröbchen von Joop! Homme gleich ausprobiert hatte, war ich erstaunt, dass ich an diesem Tag überhaupt noch irgendwelche Blütenaromen wahrnehmen konnte. ;-)

Strellson No. 1 ist garantiert das Gegenteil eines strammen Moschusochsen, stattdessen wirkt er eher wie ein Bulgari pour Femme pour Homme. Stilistisch passt er damit zu den eher androgyn geschnittenen Anzügen von Strellson, ist aber auch nicht zu feminin, die Blütenaromen sind warm unterlegt und gehen in eine würzige Basis über. Aber auch als ich abends das Hemd ausgezogen habe, wehten mir noch Frühlingsdüfte entgegen. Das ist erstaunlich, da meine Haut solche Noten sonst gerne verschluckt. Meine Assoziation dazu: Mit der Freundin zwischen den Kornfeldern dahinradeln, während sich um uns herum die reifen Ähren im Sommerwind wiegen. Diese Hippiekomponente widerspricht allerdings etwas dem sonstigen, straight-kühlen Markendesign; der wahre Jack Donaghy aus "30 Rock" würde den hier vermutlich eher nicht tragen. Strellson No. 1 ist ganz klar eine Empfehlung für die sonnigen Tage im Jahr, die Sillage ist der Leichtigkeit des Dufts angemessen. Er tritt nicht spektakulär auf, aber genau das ist seine Stärke. Penetranz geht ihm nun wirklich ab. Für mich liegt er in der Bewertung so bei drei Viertel, erstmal gebe ich ihm zurückhaltend siebzig Prozent, kann aber sein, dass im Frühling dieser Wert noch steigt. ;-)

Damit darf ich also zum zweiten Mal eine Lanze für einen Strellson-Duft brechen. Loaded erspare ich mir angesichts der bisherigen Kommentare aber, mir scheint, an dem gibt's wirklich nichts Gutes zu entdecken.
0 Antworten
JackDonaghy vor 9 Jahren 1 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
4
Duft
Mittig auf die Fresse!
Dass der hier sogar gelistet ist! ;-) Der ist echt erst von 2001? Der Flakon gefiel mir, deshalb hatte ich ihn damals für'n Appel und 'n Ei gekauft. Kopfnote kann man streichen, der Duft kam wie ein Hieb in die Magengrube direkt zur Sache, man roch wie ein Stier. Aber hey, ein guter Bock muss stinken, manche Frauen stehen auf so was.
;-)
2 Antworten
JackDonaghy vor 9 Jahren 6 1
7.5
Flakon
8
Duft
Issey Miyakes "The Unanswered Question"
Lange habe ich überlegt, wie ich diesen widersprüchlichen Duft am treffendsten charakterisieren kann. Am Wochenende war ich dann in einem Konzert des WDR-Funkhausorchesters, bei dem neben bekannter Filmmusik auch Charles Ives' "The Unanswered Question" gespielt wurde. Heureka! Damit hatte ich die passende Analogie gefunden.

Charles Ives (1874-1954) war mir bis dahin auch unbekannt, dabei ist er einer der faszinierendsten Köpfe der Musikgeschichte. Er studierte Komposition, doch um sich seine künstlerische Freiheit zu bewahren, gründete er eine Versicherungsagentur, verdiente damit sein Geld und komponierte nachts. Heraus kam ein Gesamtwerk, das seiner Zeit - der Spätromantik - weit voraus war. Er konnte es sich, materiell unabhängig, leisten, den Zeitgeschmack zu ignorieren und nahm in Kauf, dass sein musikalisches Schaffen lange unbeachtet blieb. Ives' bekanntestes Werk ist "The Unanswered Question" für Streichquartett, Flöten und Trompete. Schon die Besetzung ist ungewöhnlich. Und dann diese Musik! Die Streicher legen einen warmen Teppich, über den die Trompete sieben Mal schrill und dissonant eine "Frage" stellt, die Flöten antworten ebenso dissonant und zerrissen. Letztendlich bleibt die Frage unbeantwortet. Ein Meisterwerk!

Um es kurz zu machen: An Nuit d'Issey gefällt mir die Philosophie, aber ich weiß nicht, ob ich diesen Duft tatsächlich tragen möchte. Über einen warmen Teppich stellen die zitrischen Noten schrill und dissonant die Frage, die schlussendlich unbeantwortet bleiben wird. Auf so eine Komposition muss man erst mal kommen, so ein Statement muss man sich trauen. Ich finde, Nuit d'Issey probezuschnuppern, sollte für alle Nasenmenschen Pflicht sein. Aber um ihn dauerhaft zu tragen, ist er vielleicht zu avantgardistisch. Schließlich legt man ja auch nicht Charles Ives zu einem romantischen Tête-à-Tête auf. ;-) Ich werde also wohl noch ein paar Mal bewundernd um ihn herumschleichen und ihn testen, bevor ich mich zu einem Kauf entschließen kann. Aber ich fände es schade, wenn für so einen mutigen Duft auf dem Markt kein Platz wäre.
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