Josch

Josch

Rezensionen
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16 - 20 von 31
Josch vor 9 Jahren 7 3
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Das Rosen-Oud
Innerhalb der Oud-Mood-Trilogie von MFK ist Oud Silk Mood ein Duft, der den Namen Oud zwar noch verdient - allerdings nur mit Einschränkungen: Das Hauptthema des Dufts ist eindeutig nicht das namengebende Oud, sondern ein großer Strauß halbverblühter rotschwarzer Rosen. Es erinnert mich an „31 rue Cambon“ von Chanel, nur dass hier nicht Patchouly, sondern Oud für die dunkle, herbe Basis sorgt, die den angewelkten Rosen einen angemessenen und etwas morbiden Rahmen bietet.

Oud Silk Mood ist ein sehr schöner, hochwertiger und trockener Herbstrosen-Duft. Obwohl nicht ohne Wärme und (dezenter) Süße vermittelt er mir eine eher kühle Eleganz, die einen leicht weiblichen Touch aufweist. Nach der ersten halben Stunde, in der die Rosen absolut übermächtig und fast schon gewaltsam das Zepter in der Hand halten, brennt OSM langsam herunter und glimmt danach mit zunehmender Oud-Präsenz weich vor sich hin. Spätestens ab diesem Zeitpunkt auch problemlos von Männern zu tragen.

Für mich der beste, weil originellste aus der 3er-Reihe, wobei er mir persönlich mit `nem Ticken mehr Oud noch besser gefallen würde. Aber vielleicht lässt sich da ja was layern.

Wie bei den beiden anderen Oud-Moods von MFK liegt die Haltbarkeit bei guten 10 Stunden. In seiner eleganten, morbid-balsamischen Anmutung für alle zu empfehlen, die einen kraftvollen, herbstlichen Rosen-Oud in Moll suchen.
3 Antworten
Josch vor 10 Jahren 11 6
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
In Strandnähe
Nein, leider keine Neuinterpretation des alten, inzwischen eingestellten "Vetiver" von Annik Goutal, sondern ein weitestgehend neuer Duft zum gleichen Thema, eigenständig, leicht, colognig, frisch.

Eine kurze Ouvertüre in Form eines Erfrischungstüchleins, getränkt mit saftigen Zitronen. Schnell abgelöst von leichtem, hellem Vetiver, der wie kleine, feine Lichtreflexe auf einer absolut ruhigen Meeresoberfläche funkelt. Dazu ein Hauch von Kräuterwürzigkeit, der moderat pudrige, trockene Iris an die Seite gestellt wurde. Gut für einen angenehm faulen Tag am weißen Sandstrand, wo man, die lauwarme Limo noch in der Hand, immer wieder mal weg döst und in den dazwischen liegenden Wachphasen träge die kleinen Segelboote betrachtet, die durch die absolute Windstille wie liegen gelassenes Spielzeug regungslos am Horizont kleben.

Als großem Verehrer des "alten" Vetiver für mich leider keine Alternative. Mit "Les Colognes - Vétiver" hat Goutal sich von der rauen, wind- und wellenumtosten Nordatlantikküste, wo es viel zu sehen und entdecken gibt, in seichte Gewässer begeben, wo man in gepflegter Langeweile den Tag über die Runden bringt, um am Abend endlich ins nahe gelegene Strandrestaurant schlappen zu können.

Wo das kraftvolle alte "Vetiver" mich auf meterhohe Felsklippen direkt über die salzige Gischt der rauen See versetzt hat, transportiert mich das neue Cologne an eine beaufsichtigte Badebucht - um nicht zu sagen "in Strandnähe", de facto also 10 km vom Meer weg. Und als eines der wenigen Häuser, die ihre Düfte bislang nicht mit der mittlerweile fast allgegenwärtigen Iris aufgepudert haben, hat dieselbe nun auch bei Goutal Einzug gehalten.

Da es wahrscheinlich gar nicht die Absicht der Erfinder war, das alte Vetiver im neuen Cologne weiterleben zu lassen, ist es wohl unfair, die beiden zu vergleichen. Für sich genommen ist es ein gutes, helles, sehr transparentes Cologne mit leichtem Salzrand - auch für jene interessant, die sich sonst mit der Duftrichtung Vetiver eher schwer tun. Und auch schlappe Faulenzer-Tage am Strand muss es ja mal geben.
6 Antworten
Josch vor 10 Jahren 7 4
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Jein.
Freiburg, 10 Uhr vormittags, die Frisur sitzt.

Es hat zwar jetzt schon 25° C, aber die kühlen Jahreszeiten hatten sich während diesen Sommers ja schon mehrfach angekündigt. Insofern kann es nicht schaden, sich schon mal nach einem entsprechenden Herbst- und Winterduft umzuschauen.

Im letzten Winter hatte ich das "Colonia Oud" schon einmal getestet und es als "Gut - zum noch mal testen" abgespeichert: Dicht, warm, voll, holzig, süß, vornehm, würzig. Es ist auch heute noch so, trotz der klimatisch nicht optimalen Bedingungen.

Eine überschaubar lange Kopfnote mit moderat frischen Bergamotte- und Orangennoten steht von Anfang an auf einem massiven Fundament aus harzigem Holz, das im Oud und den ebenfalls enthaltenen Zeder- und Sandelholzanteilen begründet ist. Etwas süßlich-schmeichelnd, trotz der natürlichen Süße auch trocken (nein - das widerspricht sich nicht). Bei richtiger Dosierung (ein, max. zwei Sprüher): Ohne penetrant zu wirken nimmt der Duft mit deutlicher Präsenz Raum ein und zeigt, dass er da ist. Was über zwei Sprüher hinaus geht, muss jeder vor sich selbst verantworten.

Ein wärmender, holzig-aromatisch-würziger Herbst-Winterduft für sehr (!) kalte Tage im Freien (nicht im überheizten Großraumbüro), der über gute 12 Stunden zunehmend trockener und knackiger wird.

Einschränkend möchte ich sagen, dass "Colonia Oud" mich fatalerweise recht deutlich an "Potion" (EdP) von Dsquared² erinnert: "Potion" in "Extra dick". Hochkonzentriert und "Mit ohne Zimt".

"Potion" basiert recht vordergründig auf dem synthetisch hergestellten Duftstoff "Cashmeran" (Kaschmirholz), günstig herzustellen und dank seiner als holzig, würzig und moschus-ähnlich bezeichneten Duftnoten in der kosmetischen Industrie äußerst beliebt.

Wer die beiden Parfums kennt und vergleicht, mag sich seine eigenen Gedanken dazu machen. Scheinbar ist es mittlerweile bekannt, dass ein nicht unwesentlicher Anteil von Oud-Düften gar kein Oud oder nur homöopathische Alibimengen an Oud enthalten - was sicher im Preis von bis zu 50.000 Euro für das Kilogramm gereinigten Oud-Harzes begründet ist. Ob das hier der Fall ist, vermag ich nicht zu sagen, da ich kein Chemiker bin und mir als Indikator nur meine Nase zur Verfügung steht.

So oder so: "Colonia Oud" ist ein vollmundiger, holzig-aromatischer und leicht pfeffriger Duft mit sehr langer Haltbarkeit für knackig kalte Wintertage. Wem er zu stark und zu teuer ist, findet vielleicht im "Potion" einen ebenfalls nicht gerade leisen, aber doch gemäßigteren Ersatz – und das zu einem entsprechend annehmbareren Preis.
4 Antworten
Josch vor 10 Jahren 18 5
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Terroir
Ein Zitat von der offiziellen Goutal-Seite: "Duel ist der Duft für den Mann, der sein Leben mutig, unerschrocken und kühn lebt…“

Selten habe ich so einen dümmlichen, nahezu "rufschädigenden" Käse eines Herstellers über sein eigenes Produkt gelesen. Zum Glück kannte ich diesen Spruch noch nicht oder habe ihn gerade noch rechtzeitig erfolgreich verdrängt, als ich mir vor einigen Jahren ein Fläschchen „Duel“ gekauft habe. Ich hätte ihn sonst wahrscheinlich „grad z’leid“ mit Nichtachtung gestraft. Da bin ich eigen.

Und das wäre schade gewesen, denn ich hätte was verpasst: Den Geruch einer weiten Landschaft, deren frischer, natürlicher Duft der Wind vor sich her trägt - gelbocker wie trockenes Gras, olivegrün wie trockene Blätter und rotbraun wie staubige, warme Erde. Den Geruch der südamerikanischen Grassteppen, den Pampas.

Das Hauptthema von Duel ist „Mate“ - ein traditionelles, bitter-herbes Aufgussgetränk der südamerikanischen Ureinwohner. Mit der Kolonialisierung wurde es zum allgemeinen Volksgetränk v.a. in Paraguay, Argentinien und Chile. Hergestellt wird es aus den getrockneten Blättern des Mate-Baums, die aufgrund ihrer koffeinhaltigen Inhaltsstoffe und den hohen Gerbstoffanteilen leistungssteigernd und hungerstillend wirken. Zubereitet wird Mate traditionell in kleinen Kürbis-Kalebassen, die man sich über den Tag immer wieder mit heissem Wasser nachfüllt, getrunken wird es mit metallenen Trinkhalmen mit Sieb am unteren Ende, den Bombillas.

Um auf das Eingangszitat zurück zu kommen: Mit „Duel“ lässt sich kein Duell gewinnen. Es ist alles andere als „unerschrocken und kühn“, und mutig daran ist höchstens, einen Bestandteil wie "Mate" als Hauptthema für ein Parfum zu wählen. Es ist weder laut noch kraftstrotzend oder sonst wie „rückenstärkend“, im Gegenteil: die Haltbarkeit ist bescheiden, die Sillage dezent, der Duft zart.

Trotzdem: Mit „Duel“ hat Annik Goutal erneut bewiesen, dass man ein Gefühl, ein Bild, eine Landschaft in Parfumflaschen abfüllen kann.

In Frankreich gibt es dafür den Ausdruck „Terroir“ - ein Begriff, für dessen dahinter stehenden Grundgedanken es keine deutsche Übersetzung gibt. Es sagt, dass hochwertige (Agrar-) Produkte, z.B. hochwertige Weine, den individuellen Geschmack und Charakter des konkreten Landstrichs in sich tragen, in denen sie wachsen: sein Klima, seine mineralogische Bodenbeschaffenheit - den Duft der Landschaft.

Annik Goutal schafft das mit ihren Parfums. Empfehlung? Empfehlung!!
5 Antworten
Josch vor 10 Jahren 16 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Mehr Sein als Schein
Ein Kommentar ohne lange Duftbeschreibung (das haben andere schon sehr gut gemacht) - als Anregung für alle, die sich für reine, scheinbar simple Düfte begeistern können:

Man kennt Sandelholz. Es wird in jedem zweiten Parfum verwendet. Man kennt es zudem als Raumduft oder aus alten Zeiten, als man sich selbst mit Räucherstäbchen die Bude vollgequalmt hat.

Wer kennt es aber wirklich? In echt? In pur?

Ich wurde durch die beiden Vor-Kommentare so neugierig gemacht und durch ihre Begeisterung angesteckt, dass ich „Santal“ von L'Orientaliste unbedingt probieren wollte. Ich bekam eine Duftprobe - und siehe da: Reines Sandelholz kann begeistern wie ein eigenständiges, von einem Parfumeur komponiertes Parfum, das aus mehreren Ingredienzen hergestellt ist.

Mich erinnert dieser Geruch an diverse Werkstätten von Instrumentenbauern, bei denen ich ein Instrument in Auftrag gegeben habe. Denen ich (trotz meiner nervigen Sonderwünsche) bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und ihre Werkstattluft schnuppern durfte.

So wie der Duft von echtem, handverlesenen Klangholz, das aus den entferntesten Regionen der Welt zusammengesammelt und vor der Weiterverarbeitung über Jahrzehnte sorgfältigst gelagert wurde, nichts mit dem Geruch von verleimtem Pressspan zu tun hat (aus dem 90% aller Instrumente hergestellt werden), so verhält es sich mit ihrem individuellen Klang und Charakter im Vergleich zu industriell hergestellten Instrumenten.

Oder dem Geruch von echtem und nicht echtem, als Parfum-Fragment verwendetem "Sandelholz".
„Santal“ ist Anfangs balsamisch und weich-holzig. Es entwickelt sich - trotzdem es scheinbar keine weiteren Bestandteile beinhaltet - wie in Zeitlupe über gute zehn Stunden zu einem trockenen, erdigen Holzduft, den ich vielen Parfumkompositionen, die sich in welcher Form auch immer „Holz“ auf die Fahne geschrieben haben, gerne vorziehen werde.

Ein kleines Juwel mit stiller Authentizität in einer lauten Welt aus „Mehr Schein als Sein“. Empfehlung!

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"Echtes Sandelholzöl, das ätherische Öl des weißen Sandelholzes, ist eine blassgelbe, sehr dickflüssige, kratzend schmeckende Flüssigkeit mit balsamisch-süßem, samtig-warmem Holzduft. Es ist eine klassische Holznote für Parfüms des Typs „Chypre“, „Fougère“ und „Orient“.

Sandelholz ist der wohl am meisten „gefälschte“ Holzduft. Darüber, ob sich tatsächlich echtes Sandelholz im Fläschchen befindet, gibt letzten Endes nur der botanische Name sicheren Aufschluss: Santalum album.

So wird vieles als Sandelholz-Öl deklariert, was mit echtem Sandelholz nichts zu tun hat. Als preiswerte Variante wird oft das sogenannte westindische Sandelholzöl bzw. Amyrisöl eingesetzt (Amyris balsamifera) - es gehört botanisch jedoch zu den Rautengewächsen, also zur selben Pflanzenfamilie wie Zitrusdüfte. Dieser Duft ähnelt dem Zedernholz.

Echtes Sandelholz ist eine Kostbarkeit, da der Besitz, der Handel und die Lagerung von Sandelholz und dessen Produkten einer strengen gesetzlichen Regelung seitens der indischen Regierung unterliegt. Qualitativ hochwertiges Sandelholzöl lässt sich nur aus Bäumen gewinnen, die mindestens 30 Jahre alt sind. Auch die sogenannte Mysore-Qualität darf mitunter angezweifelt werden, da nur zwei staatliche Destillen - in Mysore und Shimoga - diese Qualität liefern dürfen: Beiden Destillen stellen weit weniger ätherisches Öl her, wie tatsächlich im Handel deklariert ist." (Quelle: Wikipedia)
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