Eau de Campagne
Country Water
1976

Eau de Campagne / Country Water von Sisley
Flakondesign Jean Desprez
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7.2 / 10 286 Bewertungen
Ein Parfum von Sisley für Damen und Herren, erschienen im Jahr 1976. Der Duft ist grün-frisch. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Grün
Frisch
Zitrus
Würzig
Chypre

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BasilikumBasilikum GalbanumGalbanum ZitroneZitrone BergamotteBergamotte WildgrasWildgras
Herznote Herznote
TomatenblattTomatenblatt MaiglöckchenMaiglöckchen RosengeranieRosengeranie JasminJasmin PflaumePflaume
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos VetiverVetiver MoschusMoschus PatchouliPatchouli

Parfümeur

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Duft
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Preis-Leistungs-Verhältnis
6.444 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 24.04.2024.

Rezensionen

26 ausführliche Duftbeschreibungen
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Preis
7
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6
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
FvSpee
FvSpee
Top Rezension 64  
Meilenstein (schon grün bewachsen)
Sisleys 'Landwasser' ist für mich ein bedeutender, herausragender Duft, von dem ich meine, dass jeder, der an einer "Erkundung des Duftuniversums" interessiert ist und jeder, der grüne, frische Düfte mag, ihn probiert haben sollte.

Eau de Campagne ist ein Frühwerk des heute hochberühmten Parfumeurs Jean-Claude Ellena, eine Art olfaktorisches Jeunehomme-Konzert. In ihm zeigt sich schon das ganze Können des Meisters; ja ich würde sogar sagen, dass mir dieser frühe Stil besser gefällt als viele spätere Werke. So ist nicht zu Unrecht bemerkt worden, dass Country Water eine gewisse Verwandtschaft etwa zu 'Un Jardin sur le Nil' aufweist: Ich finde Eau de Campagne aber schroffer, kühner, origineller und natürlicher.

Die Marke und auch der Duft als Produkt waren früher wesentlich bedeutender als heute. Wie populär und wirtschaftlich erfolgreich 'Eau de Campagne' einmal war, kann man erahnen, wenn man sich durch die hübschen Werbebilder durchklickt, die hier bei Parfumo sichtbar sind. Dass das Parfüm heute eher zum Geheimtipp geworden ist, lässt sich sehr schön in Serenissimas Rezension nachlesen. Toll jedenfalls, dass der Duft noch nicht eingestellt ist, auch wenn er kein richtiger Umsatzbringer mehr ist. Ein Grund mehr, den Duft zu probieren, solange es ihn noch gibt!

In seiner markanten, völlig unverwechselbaren, einmaligen Interpretation der Farbe 'grün' kommt Eau de Campagne für mich am ehesten dem etwa 20 Jahre später erschienenen Eden von Cacharel gleich; auch das ein faszinierender und absolut besonderer Duft (wenngleich schwieriger). Es sind sogar gewisse Ähnlichkeiten im Duftcharakter und in der Notenpyramide erkennbar. Es gibt eine Seelenverwandtschaft dieser beiden "grün gegen den strich gebürsteteten" Wässer! - Auch wenn Eden eher ein erstickend schwüler Dschungel voller giftiger Pflanzen ist und Eau de Campagne eher ein durch Wälder und Gemüsefelder eingerahmter frisch gemähter Golfplatz nach einem langen Frühlingsregen (naja, ich war noch nie auf einem Golfplatz, aber ich riskiere das Bild mal).

Country Water ist ein geheimnisvoller, raffinierter, hochkomplexer grüner Duft mit immer überraschenden neuen Nuancen (und daher, obwohl er sich so ländlich-frisch einfach gibt, auch unendlich weit von einem Cologne entfernt). Er hat auf der einen Seite etwas verträumtes, verspieltes, fast eskapistisches. Auf der anderen Seite weist er eine herbe, gedämpft-matte, ernste, fast traurige Seite auf.

Die grünen Noten - wohl vorrangig durch Galbanum, Gräser und Basilikum, wie auch durch das sehr spezielle Tomatenblatt, zu dem ich gleich noch komme, vertreten - beherrschen durchweg die Bühne dieses Duftes, bei dem ich weniger eine klare Duftentwicklung als ein immer wieder neues Changieren wahrnehme. Ein ganzes Panoptikum blumiger, fruchtiger, erdiger und frischer Noten schafft aber immer wieder neue Kontrapunkte, ohne auch nur einen Moment die Einheit und Geradheit des Duftes in Frage zu stellen.

Dass ich den Duft wirklich sehr, sehr gerne mag (und Frau von Spee ebenso) kann auch daran liegen, dass er einen guten Schuss Maiglöcken enthält (das lieben wir beide) und wohl auch eine kräftige Dosis des (bei vielen eher unpopulären) Tomatenblatts. Ich mag dessen charakteristische Note und muss bei diesem Duft hier daher manchmal auch an Lacostes Essential denken, einen meiner Meinung nach krass unterbewerteten Duft, bei dem diese Note stark ausgeprägt ist.

Aber auch wenn man von dieses beiden Partikularvorlieben absieht: Sisleys Eau de Camapagne ist ein großartig komponierter Duft und wirklich ein Mark- und Meilenstein!
39 Antworten
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Fittleworth

89 Rezensionen
Fittleworth
Fittleworth
Top Rezension 50  
So dufte wie Trudchens Stachelbeerkuchen!
Na wen seh ick denn da?
Heute mit Nachwuchs untawejens?
Nehmse Platz, Herr Jeheimrat, un den Filius setzen wa einfach dazu.
Is ja nich so, als obs bei Korianke nich ooch zwee Frisierhocka jäbe ...

Wat dürf et denn sein?
Wie imma? Fassongk? Rasur jefällich?
Aba jern, aba jleich ...

Un der Junjoor? Dit Jleiche? Also bis uff die Rasur, dit dauat noch so een, zwee Jährchen, denk ick mir ...
Jaaaa, junga Mann, denn kannste jerne zum olln Korianke komm, denn werd ick dir jenauso töfte wieda jlatt um dit Kinne machen wie den Herrn Papa.
Jeb ick dir mein Wort druff. Korianke stets zu Diensten!

Wenn Herr Jeheimrat jestatten – nu bin ick aba wirklich fast mit eene Träne int Knopploch jerührt, dit Sie eene Familjentraditzjohn aus den Besuch in mein kleen Salongk machen ...

A popo Traditzjohn ...
Käffchen ...? Sahne ...? Zucka?
Aba jern, aba jleich ...

Un for den Junjoor? Een Schokokakau? Ja ...? Aba klärchen hab ick sowat!
So, denn kann et ja losjehn ... wo is denn nu wieda die Schere? Laach doch jrade noch hier ...
Ach, da isse ja.

Zuerst nehm ick mir ma Herrn Jeheimrat vor, wennse jestatten, denn könnse hintaher kieken, wie ick Ihrn Filijus schnieke mache.

Ick saach ja imma zu mir, Korianke, saach ick mir imma, zu dit ernsthafte Frisöhrhandwerk jehört ooch die Kunst, for die Kunden da zu sint un allet so zu jestaltn, dit die vaehrte Kundschaft hochzefriedn is.
Dit jehört sich einfach so.
A popo jehört, dit sieht ja een blinda Frisöhr mitn Krückstock, dit der junge Mann da zu Herrn Jeheimrat jehört. Eindeutich, der hat Herrn Jeheimrats markanten Karackterkopp jeerbt, wenn ick mir die Bemerkung alaubn dürf ...

Wo war ick ...?
Ach so, schnieke machn un Kunst.
Wie Herr Jeheimrat wissn, hat et ja schon imma zu die edle Kunst von die Barbiere jehört, die vaehrte Kundschaft ooch mit Wohljerüche zu bejlückn.
Der Mensch is ja een mit zahlreiche Sinne bejütertet un beschenktet Weesn. Un der Jeruchssinn is eena von die wichtijsten dabei.
Ohne Jeruchssinn könntenwa nüscht schmecken, un dit wäre furchtbar!
Könn sich Herr Jeheimrat vorstelln, dit ick ohne Jeruchssinn nich dit Jeringste von Trudchens Stachelbeerkuchen schmeckn würde? Also ick will mir dit lieba nich ausmaln.

A popo ... Trudchen hat ja erst heute vormittach wieda jebackn. Dürf ick Sie un Ihrn Junjoor vielleicht een Stücke offariern ...?

Sehnse, dit is wat richtich Jutet. Jaaaaa, da stimme ick Sie unumwunden zu, son selbstjebackna Kuchn is ehmt doch wat janz andret als son Zeuch ausn Lehmsmitteljeschäfte von son Koofmich ...

Wie meinen, junga Mann?
Na dit freut mir aba! Denn lang doch nochma zu, kiek ma, ick tu dir noch Stücke uffn Tella ... nee, iß ma, is jenuch da!

Aba ick bitte Ihnen, Herr Jeheimrat, wenn et den Filijus schmeckt, denn solla ooch essen. Jloomse mir, Trudchen wäre entzückt, wennse Ihrn Spörßlingk spachteln sehn würde!

Wie belieben ...?
Jaaa, dit is een Aroma, nich wahr? Janz natürlich un anjenehm.
Nich zu süß ...

Dit bringt mir jlatt uff 'ne Idee. Ick hab doch von mein Schwippschwappschwager übaneulich son Flakongk übajeholfen jekricht.
Wennse sich een Momang jedulden, Herr Jeheimrat, ick bin jleich wieda bei Sie ...

So, da is dit jute Stücke ooch schon.
Ja, jenau, dit is diesma wat Klassischet, Französischet. Parlewuh frankzeeh, wie et so schön heeßt.
Jrünet Etikette, un jenau so duftet dit Jebräu ooch.

Ohde Kampannje hamset benamst. Heeßt so ville wie Wasser von uffn Lande ...

Ach, der Junjoor ...? Aba klärchen, ick kann dir jerne ma einpüstan. Kiek an, der Herr Papa duftet imma so fein, wenna vom olln Korianke kommt? Un nu willste ooch ma ...?
Dem Kinde kann jeholfn wern.
Wenn Herr Jeheimrat jestatten ...?

So, dit jeht los mit so bißken Kräuta, wiese ehmt im Jarten wachsn. Kannste wat rausschnuppan ...? Jaaa, da liechste richtich, dit is Brasilijum.
Mit ville Zitrone, janz jenau. Dit andre Zeuch, watse da noch so dranjekleckat ham, is Berjamotte.
Ach, dit hat dir der Herr Papa schon aklärt, was dit is ...?
Na Sie setzn Ihrn Filijus aba jut und rechtzeitich inne Spur, Herr Jeheimrat!
Schappoh!

Wo war ick ...?
Ach so, Berjamotte ...
Siehste, dazu jesellt sich denn in die Herznote, wie wir parfümjebildete Fachleute dit nenn, noch dit eene oda andre Blümken. Ick könnte ja nu nich rausriechn, wat dit int Einzelne is. Soll Jassmiehn sein, hat mir eena jeflüstat, der et wissn muß. Un Maijlöckchen solln ooch mitbimmeln.
Da lachter, der Junjoor ...

Wie meinen, Herr Jeheimrat?
So isset!
Jartenduft! Aba holla die Waldfee!
Übaraschndaweise hamse nämlich in dit Jebräu ooch Tomatenblatt reinjeschnippelt. Un jenau dit macht dieset Wässerken so jrün un frisch, dit jeda denkt, nu stehta mittenmang int Jrüne un hat ne Harke inne Hand.
Tomatenblatt, also ick wäre da nie int Lehm druff jekomm ... aba ick finde dit herrlich! Wie dit duftet!

Jaaa, un ooch der Junjoor hat da Jefalln dran jefundn, wie ick sehe.
Jrün, Jarten, Sonne, Bäume ... da kann der Mensch die eijene Seele baumeln lassen.
Wenna eene hat.

Dit Bittre ...? Dit Zeuch heeßt Eichenmoos. Doch, doch, jenau dit isset. Wächst am Boom un wird da jeflückt und denn ausjekwetscht un imma rin in dit Parföngk.

Richtich, mein Junge. Zu een Jarten jehört ooch Jemüse, aba ehmt ooch Obst. Un Bäume un Sträucha. Wie meine Stachelbeersträucha.
Ick habs ja mit die Stachelbeern ...

Wie belieben, Herr Jeheimrat?
Aba sicha! Zu een jelungenen Taach in Jarten jehört ooch een Käffchen un een jroßet Stücke Kuchen. Oda ooch zwee ... un for mir dürf et jerne Stachelbeerkuchn sein.
Jaaa, zu Trudchens Stachelbeerkuchen saacht keena nee.

Un zu een jelungenen Haarschnitt – bitte ma kurz stillhaltn, denn kann ick Sie dit Frisierlätzchen wieda abnehm – jehört eehmt ooch een feina un klassischa Duft for den Herrn von Welt.
Da mußma Fohrbilt sein for die junge Jeneratzjoon!
Die solln ja ooch ma Bildungk lern ... un dit jeht nu ma nich ohne Fohrbilt.

Sehnse, un dit Wässerken hier is im Jrunde jenauso dufte wie Trudchens Stachelbeerkuchen.
Een richtija Klassika!
Sehnse, da nickt die junge Jeneratzjoon, weilse nich nur wat jelernt, sondan ooch bißken leckar Kuchn verkasematuckelt hat.

Un damit dit nu allet seine Ordnungk kricht, wird der Herr Papa ooch noch einjepüstat. Wat saachste dazu, junga Mann?
Da issa bejeistat ...

So, Herr Jeheimrat, nochn Spritzerken uff dit andre Handjelenk?
Aba jern, aba jleich ...

Jenießense ma dit frische Jrün von die Kräutas, ick richte solange Ihrn Filijus die Koaffüre.
Wenn ick Sie in die Zwischenzeit noch zu een weiteret Stücke Kuchen nötijen dürf ...?
Jaaaa, der is aba ooch lecka.
Danke, dit werd ick Trudchen ausrichten, na die wird sich freun ...

So, sehnse, nu hamwa in nullkommawenich ooch den Junjoor wieda eene Frisuhr hinjezaubat, ditta wien Mann aussieht.
Janz wie der Herr Papa ...

Aba jewiß, Herr Jeheimrat. Wie imma sin Ihre Koafführe un dit Duftwässerken een wohlriechendet Angkzambel.
Da jeb ick Sie mein Wort druff, so wahr ick Korianke heeße!

Vabindlichsten Dank, Herr Jeheimrat!
Beehrnse mir bald wieda!
Bringse ruhich ooch nächstet Mal den Filijus mit, damitta nich vawildat um Kopp rum ...

Un Jrüße an die Frau Jemahlte!
29 Antworten
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Turandot

834 Rezensionen
Turandot
Turandot
Top Rezension 23  
Kein Wunder, dass ich ihn mag
Wir bekommen nächste Woche Sisley als neues Depot und heute trafen inzwischen die Tester und das Dekomaterial ein. Natürlich haben sich meine Kolleginnen darauf gestürzt und als ich zur Spätschicht eintraf hieß es über EdCampagne: Frau R. das ist was für Sie: Grün, krautig, wurzelig und gesund. Zu ihrer Entlastung muss ich einfügen, dass diese Kollegin, die das von sich gab eine militante Angelverwenderin ist.

Aber sie hatte Recht. Und irgendetwas an Eau de Campagne kam mir seltsam vertraut vor. Der Duft hat mir von Anfang an gefallen, denn er wirkt würzig-frisch und nicht zitronig-frisch. Kann Gottlob auf Obst und Beeren verzichten, legt sein "gesundes" Auftreten bald zugunsten einer dezenten Blütennuance ab und verabschiedet sich grün-holzig, was mir viel lieber ist als die allzu süss-pudrigen Vanille-Sandelholz-Tonka-Basisnoten. Ich kann ihm bei aller Frische und "Grünheit" eine noble Gesinnung nicht absprechen. Ja ich finde ihn elegant.

Woher dieses sofortige Ja-Gefühl kam, begriff ich erst im Nachhinein, nämlich hier bei Parfumo, denn nun erkenne auch ich die Handschrift von J.-C.Ellena. Alle Düfte die ich bisher von ihm kennenlernen durfte gefallen mir sehr gut.

Als Fan von Cristalle und N°19, sowie den Jardins von Hermes wird sich Eau de Campagne meiner Unterstützund sicher sein können. Und ich weiss auch schon, welchen Kundinnen ich diesen Duft sicher zeigen werde.
9 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 27  
Der Garten meines Vaters
Ich erinnere mich gut, wie meine Eltern damals - wie lange ist das her? - unser Haus mit dem großen Garten kauften. Es war seit Jahren nichts gemacht oder in Ordnung gebracht worden dort, doch während das Haus recht schnell Gestalt annahm, ließ sich der Garten etwas Zeit. Es war ein wilder Garten, kein verwahrloster - voll Apfel- und voll anderer Bäume, deren Namen wir damals nicht kannten. Das Gras wuchs bis zu den Oberschenkeln (mir, der ich noch klein war, deutlich höher), hinter den Apfelbäumen hatte irgendjemand einen Komposthaufen angelegt, und altes Holz lagerte daneben wie für ein Feuer, das nie entzündet worden war. Da war es feucht und dunkel und ein bisschen unheimlich.

Mehr als einen endlosen Sommer lang hat mein Vater den Garten gezähmt - gezähmt und nicht gebrochen - wie man ein Rehkitz anleitet, aus der Hand zu fressen, ohne es in ein Gehege zu zwingen oder einen Käfig. Nicht immer ganz freiwillig habe ich ihm dabei geholfen. Viele Tage lang haben wir Wurzeln aus dem Erdreich gezogen, Zweige angebunden und den Rasen abgemäht. Wir haben uns die Hände aufgerissen an Stachelbeer- und Himbeerranken, wir hatten Erde unter den Fingernägeln und mehr Mückenstiche, als man zählen kann. Und in den Pausen haben wir auf der Terrasse Zitronenlimonade getrunken, den Libellen und den Schwalben zugesehen und dem Lied der Grillen zugehört.

Eau de Campagne - sein Name so einfach wie er selbst: 'ländliches Wasser' - ist wie der Garten meiner Kindheit ein Duft von tausenderlei Grün. Initial ist da das lichthelle Gelbgrün von Zitrusfrüchten, es folgen saftiggrüne Gräser und Kräuter voller Würzigkeit und Frische - freundlich und leicht und wunderbar! Kleine Blumen und Obstzweige blühen zwischen diesen Gräsern - Wildblumen sind es, nicht prachtvoll oder gar dramatisch - und dann enthüllt er die herrlich altmodisch orchestrierten Aromen seines dunkelgrünen Grundes: Moose und Blätter, zartbittere Hölzer und feuchte Rinde - so wie es hinten roch neben dem Komposthaufen und den morschen Ästen.

Er wird sich seine kleine, treue Anhängerschaft erhalten, Sisleys Eau de Campagne, ein Duft, der leise ist und leise bleibt - bescheiden, aber dabei nicht schüchtern. Der kein Statement setzen muss und will und der nicht - sobald sein Träger oder seine Trägerin den Raum betritt - die Nasen und die Augen auf sich zieht. So ist er uneitel, unspektakulär und zwanglos-lässig - und dabei leichtfüßig elegant, unangestrengt und völlig alterslos.

Fazit: es gibt ihn noch, den Garten meines Vaters. Erst gestern habe ich mit meinen Eltern dort gesessen und Zitronenlimonade getrunken. Ein paar der Apfelbäume sind verschwunden in den Jahren, und auch die Stachelbeeren gibt es dort schon lange nicht mehr. Die Düfte des Sommers seiner Zähmung jedoch sind alle da - und wann immer mir ein Hauch Eau de Campagne in die Nase weht, denke ich an ihn.
7 Antworten
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Serenissima

1053 Rezensionen
Serenissima
Serenissima
Top Rezension 23  
"Wir leisten ihn uns einfach!"
Diese Aussage zeigt, dass die Familie d'Ornano, die vollständig hinter dem Namen Sisley steht, weiß, dass "Eau de Campagne" nicht der große Renner in der Duftwelt ist.
Trotz seines Schöpfers Jean-Claude Ellena, ist und bleibt es eher ein Liebhaberstück in dem inzwischen doch recht reichhaltigen Duft-Sortiment des Unternehmens.

Ein Liebhaberstück, das beide - Hubert und Isabelle d'Ornano - an ihre Heimat Polen erinnert.
Es erinnert sie an die frühen Kinderjahre in der Heimat: an weite sonnengelbe Getreidefelder, Gerüche von Gärten und Wiesen, auf denen Pferde weideten: das war der heiße Sommer mit langen hellen Abenden unter einem hohen Himmel.
Und auch der Winter mit schneebedeckten Tundren und matschigen, fast unbefahrbare Landstraßen lebt in diesem 1976 kreierten frischen "Eau de Campagna", das schon damals von Mann und Frau und über den ganzen Tag getragen werden konnte.
Hubert d'Ornano pflegte jeden Morgen ein mit diesem Duft beträufeltes Taschentuch in seine Westenjacke zu stecken.
Das ist wohl die persönlichste Duft-Empfehlung.

Die Gärten, die weiten grünen Wiesen hinterlassen ihre ersten Duftspuren in dieser Duftkomposition.
Gräser, die wild auf Wiesen wachsen dürfen und die leicht pfeffrige Würze von Basilikum begleiten duftend zu den Bergamotte- und Zitronenbäumen: deren Früchte sind reif zur Ernte und entsprechend aromatisch ist der Schatten unter ihnen, wo ein Korb mit reifen, süß-saftigen Pflaumen abgestellt wurde.
Ein Hauch von Galbanum-Harz unterstützt den leichten Duft der friedlichen sommerlichen Weite.
Der Blumengarten, in dem Maiglöckchen und Jasmin ihre typischen Weißblüher-Düfte verströmen, wird von einer niedrigen Hecke aus Rosengeranien eingefasst.
Ihr herber, würziger Duft stellt eine direkte Verbindung zum kräftigen Aroma der zahlreichen Tomatenpflanzen dar.
Jeder von uns weiß, mit welchem Duftschwall sich Tomatenblätter gegen unerwünschte Berührungen wehren.
Es muss sie jemand sehr geärgert haben, denn deren strenge Duftschwaden dominieren für eine Weile.
Für die Basis wurde auch hier auf das klassische Duftquartett zurückgegriffen.
Die erdigen Noten von Vetiver und Patchouli treffen auf das wie immer etwas störrische Eichenmoos.
Ein dunkler Duft von fruchtbarer Erde macht sich breit, bevor sich eine weiche, weiße Moschusdecke über alles legt.
(Vielleicht ein Duft-Impression an den frisch gefallenen Schnee, der den Boden bedeckt.)

Wirklich ein durch die kräftige Tomatennote recht ausgefallener grüner Frischling, der in einem schlanken Glasflacon, der extra für "Eau de Campagna" entworfen wurde, wohnt.
Für das Etikett, das diesem Duft von Isabelle d'Ornano selbst verliehen wurde, griff sie auf das Exlibris ihrer polnischen Familie zurück.
Das ist typisch für diese Familie, die sich um alles kümmert: bis hin zu den Werbefotos, für die sie selbst, Töchter oder auch Nichten posieren.
Für "Eau de Campagna" war das natürlich die ganze in Tweet gekleidete Familie mit ihren Pferden mitten im Grünen.
"Warum in die Ferne schweifen ..." ist ein weiterer Leitspruch, der im Hause Sisley beherzigt wird.

Ich lernte "Eau de Campagna" mitten im Hochsommer kennen; eine Tochter meiner Freundin ist mit einem der Visagisten dieser Marke befreundet und deshalb bin ich immer recht gut versorgt.
Und ich mochte ihn recht gern, so frisch und grün, wie er sich um mich legte; nur irritierte auch mich das im Laufe der Zeit sich entwickelnde abschließende Durcheinander der Duftnoten.
Es fühlt sich an, als hätte Monsieur Ellena die Basisnoten einmal durchgeschüttelt und sie versuchten immer noch, ihre jeweiligen Plätze in dieser Kreation zu finden.
"Eau de Campagna" war von mir ohnehin nur als Transit-Gast gedacht; er durfte unbeweint zu Gelis weiterreisen.

"Ein aristokratischer Duft!", nennt ihn die immer noch zauberhafte Doyenne des Hauses.
"Wir leisten ihn uns einfach. Denn wir lieben ihn."
Schließlich ist er der erste der Sisley-Düfte.
8 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

49 kurze Meinungen zum Parfum
ChizzaChizza vor 3 Jahren
7
Flakon
7.5
Duft
Schöner Klassiker, angenehm zitrisch mit dem richtigen Maß an Grün. So ein gutes Tomatenblatt riecht man selten; unaufdringlich.
7 Antworten
ScentwolfScentwolf vor 1 Jahr
7
Flakon
6
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7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Sommerjuwel !
Grüne Opulenz mit Bizzlfrische
Wieso lernen wir uns jetzt erst kennen?
Italienurlaub für uns 2 hab ich eben gebucht.
21 Antworten
HasiHasi vor 5 Jahren
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Kinder pantschen aus Gräsern, Kräutern + Blumen eine Paste, bestreichen die Schuhe damit und können dann fliegen. Hier ist das Rezept dazu.
7 Antworten
Zauber600Zauber600 vor 3 Jahren
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Auf dem Land weht frisch gewaschene Wäsche hinter dem Haus neben dem Kräutergarten im Wind
Im Spülgang war zartgrünes Kölnisch Wasser
Schön!
4 Antworten
MarieposaMarieposa vor 3 Jahren
4
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Frühmorgens lustwandelte die Lady im Sommergarten. Sie geizte Tomatenpflanzen aus und creme sich die Hände ein. Mehr passierte nicht.
9 Antworten
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