Justfrank

Und wieder eine Bewertung mit über 9 Punkten von mir. Warum vergebe ich immer so viele Punkte?
Wahrscheinlich weil ich mich immer dann zu einer Bewertung hinreißen lasse, wenn ich total geflasht von einem Duft bin.

So auch hier, bei der von mir mittlerweile als "Blumenkönig" betitelten Duftkreation aus dem Hause Schorsch.

Meine Vorredner bitte ich daher schon mal vorab um Verzeihung, denn was dem Duft hier als Malus angelastet wird, macht den Duft für mich zum luxuriösesten Erlebnis, das ich je in meiner Duftgeschichte erleben durfte.

Ich werde auch nicht auf die einzelnen Noten eingehen, dazu wurde bereits genug geschrieben.

Zunächst will ich für euch, die ihr den Duft noch nicht kennt, meine persönlichen Assoziationen zu dem Duft aufführen:

Cremig - Weiß - Weich - Warm - Schwülstig - Blumig - Lieblich - Reif - Aristokratisch - Edel - Sauber - Stark - Dekadent - Anmutig - Erhaben - Überlegen - Einzigartig - Sophisticated.

So würde vermutlich Ludwig II. von Bayern riechen. Ein Märchenprinz, der sich in seinem Schlossgarten der Muse hingibt. Ein Eroberer, der nach der gewonnenen Schlacht in seine feinsten und erlesensten Kleider schlüpft, um die Tochter seines besiegten Erzrivalen in einer feierlichen, von weißen Blumengestecken untermalten Zeremonie zur Gattin zu nehmen. Der Scheich, der sich nach der Falkenjagd in seinen prunkvollen Badetempel begibt. Aber auch der Mafiosi, der sich in seiner Freizeit als liebevoller Ehemann und Vater im Schutze der eigenen vier Wände um die Familie kümmert. Der weiße Ritter im Kampf um seine holde Maid. Der Minnesänger namens Walther von der Vogelweide. Louis XIV. - der Sonnenkönig von Frankreich.

Kurzum: Der weiche Kern des (Ur-)Mannes - abgefüllt in einer Flasche.

Nun möchte ich auf die Kritikpunkte eingehen, die häufig gegen den Duft ins Feld geführt werden.

#1 "Der Duft ist schwer, schwülstig und erdrückt einen"
Absolut! Die Luft wabert regelrecht cremeweiß. Einfach nur himmlisch! Wie eine fluffige Daunendecke. Dabei nicht zu süß und sehr natürlich.

#2 "Der Duft ist nur für Frauen geeignet"
Keinesfalls. Von einer Frau getragen verkörpert der Duft pure, aber dennoch seriöse und reife Weiblichkeit. Beim Mann bringt er die anmutige, ruhige und erhabene Seite zum Vorschein. Der beschützende Familienvater.

#3 "Weißblüter pur"
Das stimmt. Jemand der Weißblüter hasst, bekommt hier vermutlich die lethale Dosis. Dennoch rate ich jedem dieser Leute, diesen Duft zumindest mal zu probieren. So sollten Weißblüter riechen!

Bleibt noch das Beiwerk zu erwähnen:

Haltbarkeit: Nach dem Duschen immer noch intensiv wahrnehmbar.

Sillage: Zwei Sprüher und Bon Jovi fängt an "Bed of Roses" zu singen.

Flakon: Luxus pur.

Hab ich schon erwähnt, dass ich einen neuen Lieblingsduft habe?

Für den Sommer habe ich mir Virgin Island Water bestellt, welches ich heute mit Freunden entgegennehmen durfte.
Mit dabei: Ein schwarzes Schächtelchen mit drei Proben der Reihe "Tuscan Scent" von Salvatore Ferragamo. Mein eindeutiger Favorit daraus ist Incense Suede.
Warum ist das so? Na weil der Duftcharakter eindeutig einem anderen Parfum zuordenbar ist, welches ich bereits besitze:
Amouage Jubilation XXV Man.
Die gleiche Brombeere in der Kopfnote, hier als getrocknete Früchte bezeichnet. Dazu die säuerliche, Nadelbaum-tannenartige Herznote und die oudig-rauchig-orientalische Basis.
Der Fokus liegt hier vor allem auf der Brombeere und der Duft wirkt etwas dreckiger als der Amouage (Stallnote), was mir durchaus gefällt.
In Sachen Komplexität, Qualität und Performance kommt er aber bei weitem nicht an das Original heran.
Trotzdem ein solider Duft, der mich trotz alledem vor allem durch diesen dunklen Tempel-Kellergewölbe-Gemäuer-Vibe reizt, was der Amouage nicht hat. Wie gesagt, der hier ist dreckiger, aber leider auch einfacher.
Da der Preis auch hier im Nischenduftbereich liegt, würde ich lieber zum Jubilation XXV greifen.
Alles in allem jedoch ein durchaus gelungener orientalischer Duft.

Gaultier2 war einer meiner ersten Düfte vor 10 Jahren, als meine Sammlung noch aus lediglich drei Düften bestand. Le Male, Joop Homme und Gaultier2.

Ich war damals 17 und noch nicht so erprobt in der Parfümwelt. Jedoch weiß ich noch genau, wie Gaultier2 zu meinem damaligen Lieblingsduft wurde.

Es war Herbst und ich schlenderte durch eine Müller-Boutique. Schon damals nahm ich mir mal gern einen Nachmittag Zeit und probierte neue Düfte aus.

Angetan von dem magnetischen Flakon, sprühte ich mir ihn auf. Danach überkam mich prompt dieses warme Gefühl. Ich muss sagen, dass dieses Parfüm für mich eher ein Gefühl darstellt, welches in einer Flasche eingefangen wurde. Damit meine ich, dass ich den Geruch mehr fühle als rieche.

Dieses Gefühl möchte ich euch nun beschreiben:

Es ist Herbst. Nach einem langen Schultag mit Nachmittagsunterricht gehe gemächlich zum Busbahnhof. Es ist schon etwas kälter geworden und man bemerkt erstmals, dass der Sommer nun wirklich vorbei ist. Das Herbstlaub fegt über die Straße, es ist ziemlich ruhig, da die meisten Menschen noch arbeiten. Ich justiere meinen Schal, der mich wohlig warm hält. Da sehe ich schon meinen Bus. Endlich geht's nachhause. Gott sei Dank, es ist der neue Reisebus, nicht diese alte Blechkiste. Immerhin habe ich eine Stunde Fahrt vor mir. Eine Zeit, die ich gern nutze, um mich zu entspannen und den Tag revue passieren zu lassen. Ich setze mich ans Fenster; der Sitz ist bequem und der Bus federt jegliche Unebenheiten auf der Straße ab. Zudem hört man fast keine Fahrteräusche. Ein neuer Reisebus eben. Es ist 16 Uhr und die Sonne steht schon tief. Ich kippe meine Rückenlehne etwas nach hinten, neige meinen Kopf zur Seite und betrachte die wunderschöne Herbstlandschaft. Am Horizont thront die Herbstsonne über allem. Sie ist groß, feuerrot bis orange und ihre Ränder wabern förmlich. Sie taucht alles in ein warm-orangenes Licht, das noch minimal Wärme spendet. Ja, das war ein guter Schultag heute. Ich lehne mich zurück und schlafe gewärmt von der angenehmen Heizung im Bus ein, während sich auf meinen Augenlidern ein Schattentheater abspielt, gespielt von den Bäumen und Häusern im orangenen Lichtkegel der Sonne.

So ungefähr fühlt sich dieses Parfüm für mich an und ich kann bis heute nicht verstehen, warum Gaultier dessen Produktion eingestellt hat.

Zu meiner Freude habe ich jedoch einen Dupe gefunden, der genau so riecht wie das Original. Diesen habe ich heute erhalten, weswegen ich auch diesen Kommentar verfasse. Der Hautduft erscheint etwas würziger. Ab einer Entfernung von 20cm handelt es sich jedoch um Gaultier2. Nach einer halben Stunde ist auch der Hautduft identisch. Die Haltbarkeit ist meiner Meinung nach auch identisch. Nicht schwächer und nicht stärker als das Original.

Es handelt sich um das Parfüm Nr. 481 von L'Arisé, falls es wen interessiert. Ich mache hier keine Werbung, ich will nur sagen, dass es den Geruch noch gibt.

Auf jeden Fall schade, dass es das Original nicht mehr gibt. Ein Klasse-Parfüm für Mann und Frau.

Nachdem ich mir letztes Jahr mein erstes arabisches Parfüm (Faqat lil Rijal von Rasasi) gekauft habe, war ich von deren ganz anderer Machart so angefixt, dass ich auf YouTube, Fragrantica, Parfumo etc. sehr ausgiebig in Richtung arabische Parfüms recherchiert habe.

Dann sah ich ein Parfüm-Review von Shuhrah und ich konnte nicht glauben, wie enthusiastisch und ausgiebig Leute diesen blau-lilanen, in seiner schlichten Flasche so sanftmütig anmutenden Saft beschrieben.

"Devil's juice", "Beast mode", "Hookers, sex, ashtray and Las Vegas", "Bad in a bottle"...

Nicht lange überlegt, sofort blind gekauft. Auch auf die Gefahr hin, dass der Duft provozierend oder abstoßend auf andere Leute wirken könnte. Mir doch egal, ich will das erleben, wovon der Typ in YouTube die ganze Zeit erzählt!

Kaum angekommen, machte ich behutsam die Packung auf. Ich war etwas nervös, muss ich zugeben, da ich in keinster Weise wusste, was mich erwarten wird.

Zunächst roch ich am Sprühkopf.

"Hmmm, riecht eher süßlich, sirupartig mit einer leicht fruchtigen Note, aber ganz minimal nur fruchtig, wie Trockenpflaumen oder -feigen. Von was hat der Typ da eigentlich gesprochen?"

Also hab ich ihn aufgesprüht und BAAMMM!!

Die seifigste Kernseife ever peitschte mir ins Gesicht, dazu der Duft des konzentrierten und danach mehrmals reduzierten Rasierwassers von Typen wie Ron Perlman, vielleicht eine verdörrte Pflaume als kleine fruchtige Note. Irgendwie die volle Ladung Kräuter und Harz, dickflüssig und klebend wie heißer Teer. Nach 15 - 30 Minuten gibt's dann den randvollen Aschenbecher als Nachschlag mitten in die Visage; die Asche vermengt mit Lippenstift und etwas Frauenparfüm. Der Ministrant steht daneben und hat heute extra einen Löffel mehr Weihrauch aufgelegt, als er beginnt, den Raum einzuräuchern. Trotzdem wird das ganze von einer derart energetischen und potenten Frische gestützt, dass der Duft frischer und weniger schwer erscheint als typische Winterdüfte.

Und das alles in Kombination riecht einfach geil, mehr kann ich dazu nicht sagen. Man fühlt Strom durch die Adern fließen, fühlt sich energetisch, geladen, stark und mächtig.

Sicherlich nichts fürs Büro, außer man ist der Chef. In der Freizeit geht der Duft immer.

Es ist auch der einzige Duft den ich habe, der mir immer besser gefällt, je öfter ich ihn benutze. Normalerweise tritt bei mir irgendwann der Gewöhnungseffekt ein, worauf der Duft für mich "langweiliger" wird.

Nicht so bei diesem Monster.

Performance und Sillage 20/10. Echt. Dieses Parfüm ist das stärkste, das ich kenne. Ein Sprüher (für mehr braucht man einen Waffenschein) reicht 24 Stunden. Meine Freundin befand sich mal im Erdgeschoß meines Elternhauses, während ich mich oben in meinem Zimmer damit besprühte. Ein Spritzer. Fünf Minuten später rief meine Freundin von unten herauf "Hast du wieder dieses blaue Parfüm benutzt?". Naja was soll ich sagen, ist nicht ihr Lieblingsduft...

Meine Empfehlung: Kauft euch das Parfüm! Kostet mit Versand ca. 30 Euro und hat eine Hammer Qualität und 90ml Inhalt. Nach dem Aufsprühen hat man eine richtige Öllache auf der Haut, echt Wahnsinn.

So, das musste raus. Gute Nacht

Eigentlich sollte ich mich gerade auf meine kommenden Klausuren vorbereiten. Doch nur zu leicht lasse ich mich von meiner Parfüm-Sammlung ablenken und schnuppere mal hier, mal dort. Gerade so geschen, als ich den lieben Aventus im Regal stehen sah.

Aventus war mein erster Nischenduft und ich erinnere mich genau, als ich vorletztes Jahr den 50ml Flakon auspackte, den Duft auf mein Handgelenk sprühte und ihn einatmete. "Und es war Sommer", so würde es wohl Peter Maffay ausdrücken.

Diese scharfkantige und glasklare, prickelnde Fruchtigkeit brachte meine Synapsen zum Knistern. In Gedanken musste ich an sprudelnden Champagner denken, beim Einschenken gleich nachdem der Korken geknallt hat. So etwas hatte ich noch nie gerochen. Dazu die holzige, leicht rauchige Note, die später stärker wird. Als würde man eine Zitrone und eine Ananas mit voller Wucht gegen einem leicht versengten Birkenbaum schmettern und dann an dem Baum riechen. Einfach fabelhaft!

Der Flakon war innerhalb noch vor Ende des Sommers leer und als Student bin ich finanziell nicht immer so flüssig, deswegen trauerte ich ihm nach, bis ich ihn mir letzten Hochsommer wieder bestellte (diesmal den 100ml Flakon).

Es war auch Prüfungszeit und der Duft gab mir Selbstbewusstsein, die Klausuren zu meistern. Durch die Temperatur bekam ich den Duft immer wieder in die Nase, auch andere Studenten und Studentinnen, welche mich fragten, welches Parfüm ich denn an mir hätte, weil sie es so gut finden. Ich hatte wieder das selbe Erlebnis wie in dem Jahr davor.

Dann wurde es langsam Herbst und das kalte Wetter hielt Einzug. Dann der große Schock:

Aventus roch für mich nicht mehr so besonders. Gut roch er schon, aber er stach meiner Meinung nach auch nicht aus meiner bisher zahlreicher gewordenen Sammlung an Düften heraus. Ich bekam keine Assoziationen mehr beim Riechen des Duftes.

Ich habe bei jedem meiner Düfte ein bestimmtes Bild im Kopf, wenn ich diesen einatme. Danach wähle ich auch meine Parfüms aus; nach dem Bild bzw. den Assoziationen, die sie bei mir hervorrufen. Zu diesem Zeitpunkt war da nichts mehr.

Habe ich ihn vielleicht zu oft getragen? Bin ich ihn schon so arg gewohnt, dass er nichts mehr besonderes für mich ist? So wie man es plötzlichen Millionären nachsagt, für die der Reichtum nach einiger Zeit langweilig wird?

Während des Herbstes und Winters habe ich mehrmals die Probe aufs Exempel gemacht, jedoch bestätigte sich mein Eindruck immer wieder. So benutzte ich ihn seither nicht mehr und stieg auf meine Herbst-/Winterdüfte wie Tom Ford Noir Extreme oder Swiss Arabian Shaghaf Oud Abyad, Rasasi Shuhrah oder Rasasi Faqat Lil Rijal um. Oder auf meinen anderen Liebling von Creed, den Viking, bei dem ich mich in die Lage eines Normannen auf seinem Langboot hineinversetzt sehe, dem das aromatisch morsche Holz des Bootes, auf dem er aus dem Fjord heraus zu neuen Raubzügen aufbricht, in die Nase steigt. Für mich ein Alljahres-Allrounder.

Gerade wurde ich wieder enttäuscht, als ich ihn beim Vorgeigehen erblickte (den Aventus), wie er da so einsam steht und ich ihn mir aufsprühte. Er flasht mich einfach gar nicht mehr.

Aber ich glaube, dass mir der Duft bei kaltem Wetter einfach nicht zusagt und sich der Duft auch nicht so entfaltet, wie er es bei warmen Temperaturen tut.

Da ich in zwei aufeinander folgenden Sommern so angetan von ihm war, gehe ich davon aus, dass dieser Duft für den Frühling/Sommer gemacht ist. Jetzt im Winter zieht es mich zu warmen, süßen, harzigen und rauchig orientalischen Düften hin.

Ich liebe ihn leider nicht mehr, aber ich hoffe, dass er mich im Sommer wieder so umhaut, wie in den letzten beiden Jahren. Falls nicht, muss ich mich wohl von ihm verabschieden.

Fazit von mir also:

Im Sommer überragend, außergewöhnlich, umwerfend (eine 10). Im Winter irgendwie fehl am Platz und äußerst uninteressant (eine 7).

So, dann lern ich mal schön weiter...

Wie sieht es bei euch mit der Jahreszeit für Aventus aus? Tragt ihr ihn das ganze Jahr oder habt auch ihr Präferenzen?