Katjuscha

Vor ein paar Minuten habe ich eine Duftbeschreibung zu Poison Girl geschrieben. Hypnotic Poison ist für mich das absolute Gegenteil dazu.
Beide Düfte kann ich wie eine Verkleidung überwerfen. Poison Girl verwandelt mich in Lolita, unschuldig aber berechnend.
Hypnotic Poison dagegen verwandelt mich zu dem berühmten blonden Gift im Film Noir, welches einen abgehalfterten Privatdetektiv anheuert, weil es glaubt, dass ihr einer an den Kragen möchte. Zu einer Femme Fatale, die besagtem Privatdetektiv den Kopf verdreht. Einer Frau der man ansieht, was sie will und es ihr im besten Falle auch gibt. Eine Frau über die Monologe gehalten werden wie

"Es war einer dieser verregneten Donnerstage, als sie mein Büro betrat. Sie hatte Beine bis zum Himmel und der Duft ihrer Haut war wie hypnotisierendes Gift"

Hypnotic Poison ist für mich ein sehr reifer Duft, ohne dabei diese, mich oft störende, Grandigkeit von reifen Damenparfum zu haben. Das Tragen dieses Duftes erinnert mich oft an das Tragen eines roten Abendkleides, welches zwischen all den anderen Kleidern und Menschen hervorsticht und alle Blicke auf sich zieht.

Besonders das Maiglöckchen in Kombination mit dem Jasmin gibt Hypnotic Poison das Volumen einen kompletten Raum zu füllen und trotzdem eine angenehm distanzierte Blase zu schaffen. Ich persönlich würde den Duft generell als sehr blumig bezeichnen. Vielleicht liegt es aber wirklich nur an dem Maiglöckchen, welches ich als sehr stark wahrnehme.

Hypnotic Poison ist für mich ein zeitloser Klassiker, jedoch habe ich das Gefühl, dass man erst in den Duft hineinwachsen muss. So richtig konnte ich ihn am Anfang gar nicht riechen (Maiglöckchen ist eigentlich nicht so meins), aber ich habe mich den ganzen Tag dabei erwischt, immer wieder an meinem Handgelenk zu schnuppern. Also mag ich ihn doch? Scheint so.

Ich kann sagen, dass Hypnotic Poison einer der erwachseneren Düfte in meiner Sammlung ist. Er ist mein Kostüm, wenn ich fordernd aber zeitgleich distanziert, als Femme Fatale im roten Abendkleid durch die Nacht schreite.

"Ich wurde geboren, als sie mich küsste. Ich starb, als sie mich verließ. Ich lebte ein paar Wochen, während sie mich liebte."

Folgender Text neigt zu Übertreibungen ;-)

Es ist gar nicht so lange her, da habe ich mich im Spiegel betrachtet und festgestellt, wie erwachsen mein Gesicht geworden ist. Nein, ich habe kein Problem mit dem Älterwerden, aber irgendetwas war anders. Prompt habe ich meinen alten Personalausweis zur Hand genommen. Stimmt, mein Gesicht ist sehr erwachsen geworden. Mit Anfang 20 hatte ich noch Pausbacken und im Allgemeinen ein Mondgesicht. Gut, zwischen dem 20er Gesicht und dem jetzigen 30er Gesicht liegen 10 Jahre, 35 Kilogramm weniger, mehr Make-Up Routine und jede Menge Partynächte.
Dann musste ich feststellen, dass ich mein Gesicht, so wie es jetzt ist, sehr mag. Es sieht mit seinen hohen Wangenknochen und den nicht mehr ganz so dicken Wangen, sehr weiblich aus. Wenn ich mich vor dem Spiegel zurecht mache, dann fühle ich mich gerne einmal wie eine klassische Diva.

Ja ich bin nicht mehr das mondgesichtige Kind! Ich bin eine selbstbewusste Femme Fatale.

Dann trage ich jedoch Poison Girl auf. Und auf einmal bin ich Lolita, die mit ihrer unschuldigen aber kokettierenden Aura den Männern den Kopf verdreht und eigentlich gar nicht versteht, was sie da tut.

Ich möchte damit nicht sagen, dass man mit Poison Girl wie ein Teenager riecht (Ich roch als Teeny nämlich nach synthetischen Erdbeeren und, Überraschung, Vanille).
Nein, vielmehr gibt es einem das Gefühl unschuldig aber trotzdem herausfordernd und selbstbewusst zu sein. Man verbirgt die wahre Femme Fatale hinter dem Gesicht einer Kindsfrau.

Poison Girl ist für mich kein reiner süßer Duft. Er trägt für mich etwas Dunkles, Reifes mit sich, ohne dabei so grantig wie ein "richtiges Frauenparfum" zu werden. Er weiß das Dunkle den kompletten Duftverlauf gut zu verstecken aber nicht vollständig zu verbergen.
Der Duft verändert sich, zumindest auf meiner Haut, nicht großartig. Er hat für mich von Anfang bis Ende, diese lasziv provokante Aura, die ihn in meinen Augen sehr interessant macht.

Poison Girl ist für mich die Lolita unter den Poison Düften und definitiv nicht nur was für junge Mädels.

Dieser Duft ist meine erste Begegnung mit Guerlain. Und es war keine Liebe auf den ersten Blick.
Ich habe damals für meinen Mann ein Weihnachtsgeschenk gesucht und da es wieder ein Parfum wurde, bekam ich La Petite Robe Noire als Pröbchen mit.
Das Pröbchen lag dann erstmal etwas rum und fiel mir nach einigen Tagen wieder in die Hände. Aufgesprüht und mit den Schultern gezuckt. Das kleine Schwarze passte mir einfach nicht. Hatte ich vielleicht zu viele Dominosteine gegessen? Das wird wohl nichts mit uns.
Irgendwann, Stunden später, als ich den Kopf in Denkerpose aufstützen wollte, schoss mir das Kleine Schwarze wieder in die Nase.

Was zum Kuckuck? Du bist immernoch da?
Und auf einmal habe ich in das kleine Schwarze hineingepasst und es stand mir ausgezeichnet und wieder war ich an Dominosteine erinnert.

Aber warum hat es mir am Anfang nicht gefallen? Am nächsten Tag habe ich nochmal einen Versuch gewagt. Lag es an den Kopfnoten? Nein, diesmal haben sie mir sehr gefallen, obwohl ich neben den Früchten keinerlei Zitrone herausschnuppern kann.
Vielleicht lag es doch an mir? Vielleicht hatte ich nicht das entsprechende Selbstbewusstsein um mich schon morgens in das kleine Schwarze zu kleiden. Und warum hatte ich schon wieder Lust auf Dominosteine?

Man kann sagen, dass es Liebe auf dem zweiten Blick war. Und ich habe mich so sehr verliebt, dass La Petite Robe Noire mein Signaturduft geworden ist. Da ich sowieso schon ein Schwarzträger bin, steht mir das kleine Schwarze auch im Büro.

Die Haltbarkeit ist der Wahnsinn. Ich schnuppere den ganzen Tag an meinem Handgelenk die Süßen Kirschen, die herzhafte Mandel, die für mich nach Marzipan duftet und die zarte Rose.
In der Basis ist der Duft sehr dunkel, was mir aber gefällt. Ist es der rauchige Tee in Verbindung mit der Vanille? Meiner Meinung nach ist er der einzige Duft in der ganzen Reihe, der sich den Namen La Petite Robe Noire vollends verdient hat.

Und nun, jedes Mal, wenn die Vorweihnachtszeit kommt, dann kaufe ich mir 5 Packungen Dominosteine und futtere mich in meine kleines Schwarzes hinein.
Definitiv ein Bild für die Götter!

Ja das war ich. Zarte 16 war ich und völlig unerfahren. Da hatte ich mich in einen jungen Mann verknallt. Der Altersunterschied damals war schon signifikant und ich war einfach noch nicht so weit. Was wahre Liebe bedeutet wusste ich noch lange nicht und er war auch nicht auf der Suche nach einer richtigen Beziehung. Also lies ich ihn weiterziehen. Sollte er doch andere Mädchen glücklich machen und seine "Sammlung" mit ihnen vervollständigen.

Seinen Namen kann ich nur noch erahnen...war es Kay oder Markus? Wie sah er nochmal aus? Ich glaube er hatte einen großen Sportwagen....Aber ich weiß, er mochte Cool Water Woman von Davidoff an seiner Begleitung riechen.
Und weil ich mit 16 natürlich kein Geld für solche Luxusdinge wie ein Parfum hatte, bin ich jedes mal, wenn wir uns trafen vorher in die Parfümerie gerannt und habe mich über und über mit damit eingedieselt. (Ich gestehe!)
Und wie so viele Dinge, die einem erst mit dem Erwachsenwerden klar werden, musste ich lernen, dass dieser Kerl natürlich nicht die große Liebe war und ich davon ausgehen kann, dass seine Ex immer dieses Parfum benutzt hat. Das ich auch nicht der Liebhaber von aquatischen Düften bin hatte sich ja mittlerweile herauskristallisiert.

Jahre später habe ich mir dann tatsächlich mal eine Flasche Cool Water Woman gekauft. Nun hatte ich ja Erfahrung und Geld. Nach dem ersten Sprühstoß kamen sofort wieder die Erinnerungen an diese Zeit. Was war ich froh, dass ich mich im entscheidenden Moment an meine gute Erziehung erinnert habe und ihn gehen lies. Trotzdem erinnere ich mich gerne an die Zeit und obwohl Cool Water Woman ein aquatischer Duft ist, gefällt er mir sehr.

Ich habe den Duft dann irgendwann nur noch zum Sport verwendet und als die Flasche leer war, ist sie in meiner Flakon-"Sammlung" gelandet. Die wahre Liebe ist es nie geworden, aber es war eine schöne Zeit mit ihm. Nun ist er in meiner Sammlung und ich bin bereit für was Festes.

Für Liebhaberinnen der aquatischen und frischen Düfte ist Cool Water Woman auf jedenfall ein Klassiker und ich mag es, wenn er mir ab und an in die Nase steigt.

Soll er doch andere Mädchen glücklich machen!

Von Drogeriedüften kann man halten was man möchte. Auch von Vanilledüften kann man halten was man möchte. Und von dieser, meiner Meinung nach, pottenhäßlichen Aufmachung kann man auch halten was man möchte.
Aber dieser Duft hat mich überrascht. Er ist nicht wie andere Vanilledüfte, welche an 90er Jahre Disco und Duftbäumchen erinnern. Er knallt dir auch nicht einfach so die Vanille ins Gesicht, frei nach dem Motto "Bitte, rieche doch wie eine alkoholisierte 15 Jährige". Nein, die Vanille muss man sich auf eine subtile Art erarbeiten.
Zwar ist sie von Anfang an da, aber auf ihre Art und Weise.

Eine Prinzessin die sich ankündigen lässt.
Als Herold schickt sie zuerst die deftigen Nelken und den weniger auffälligen Zimt vor. Kurz danach kommen die blumigen Hofdamen Rose und Jasmin, welche den Duft erst so interessant machen. Und erst zum Schluss gibt sich Prinzessin Vanille zu erkennen. Sie hatte sich die ganze Zeit versteckt und zeigt sich zum Schluss nochmal in ihrer ganzen Pracht.
Ohne dabei Aufdringlich zu sein, tanzt sie einen ganzen Abend mit ihrem Hofstaat und verschwindet bevor sie peinlich und penetrant wird.

Für mich ist dieser Duft einer der besten Vanilledüfte, die ich je probiert habe (und ich habe leider viele probiert). Ich bin froh, dass ich mich von der Aufmachung des Flakons sowie der Duschbad-Umverpackung nicht habe abschrecken lassen. Dieser Duft ist nicht so platt wie man anfangs erwartet.
Hoffentlich wird Vanilla von Bettina Barty nicht irgendwann aus den Drogerien verschwinden.