Keinohrnase

Keinohrnase

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11 - 14 von 14
Keinohrnase vor 9 Jahren 9 2
5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ring frei für die zweite Runde
Mein erster Dufttest überhaupt, dem ich gespannt entgegen fieberte, galt in erster Linie Davidoffs Zino. Ob der fesselnden Kommentare hier, war ich voller Vorfreude auf diesen Klassiker. Leider war jedoch wohl der Tester gekippt, sodass ich dieses Parfum beinahe nicht kennengelernt hätte. Daher, wurde bei meinem ersten Ausflug in die bunte Welt der Düfte, Chanels Pour Monsieur zu meiner Beute. Zum Glück habe ich mich aber nicht entmutigen lassen. Nach einem weiteren Test jedenfalls, überzeugte mich Zino dann voll und ganz von seinen Qualitäten.

Beim zweiten Versuch habe ich Zino auf einen Teststreifen verfrachtet und zuerst einen leicht stechenden Geruch wahrgenommen. Vielleicht die Bergamotte? Da dieses leichte Pieksen in Höhe der Nasenwurzel allerdings recht bald verschwunden war und der Duft sich recht angenehm entwickelte, sprühte ich ihn vorsichtig auf mein Handgelenk. Auf meiner Haut wirkt er viel wärmer, tiefer und vor allem voller als auf dem ollen Streifen. Auch das anfänglich Stechende kam erst gar nicht zum Vorschein, sondern der Start verlief richtig gewaltig. Ich bilde mir mal ein, dass es Lavendel und Rosenholz sind, die da herausragen.
Auf alle Fälle wirkt das Parfum auf Anhieb kräftig und voll.
Vom Duft natürlich anders, aber für mich in der gleichen Gewichtsklasse wie Chanels Antaeus. Der eine Links-, der andere Rechtsausleger vielleicht. Beide Schwergewichte schlagen aber tierisch ein, wenn man die Deckung nicht dicht geschlossen hält.

Hat man dem ersten Sturmlauf standgehalten, kommt ein lieblicher Einschlag hinzu.
Deckung oben halten! Es bleibt aber dennoch sehr würzig und „vollnasig“. Müde wird der Recke so schnell nicht. Ich bilde mir auch ein, mir nun etwas unter „rauchig“ vorstellen zu dürfen. Die zwielichtigen Herren in der ersten Reihe quarzen wohl ihre Zigarren. Ein Knaller! Leider kann ich nicht wirklich differenzieren, was genau da so großartig riecht. Der süßliche Ton entspringt vermutlich Jasmin und Maiglöckchen, die zarten Begleiterinnen der Zigarrenraucher. Eine starke Führhand-Schlaghand Kombination. Den Shuffle führt er nur deshalb nicht auf, weil er zusätzliche Schaueinlagen einfach nicht nötig hat.
Selbstsicher blickend und vor Energie strotzend, wartet er auf das Ende der Pause…
Der Sieg ist längst errungen.

Nach dem Kampf wird Zino dann ganz gemütlich und entspannt.
Jetzt kommt die Regenerationsphase im heimischen Ohrensessel.
Der Duft wirkt nun gelassen, in sich ruhend und scheint über den Dingen zu stehen.
Nichts ficht ihn an. Temperament hat er allerdings gehörig, nicht dass man mich falsch versteht. Würzig-holzig-warm, so wirkt er auf mich. Einmal muss es dann aber auch genug sein, mit dem Schwingen der Fäuste.

Zino ist ein sehr ausdauernder Duft.
Er hält geschätzte 12 Rund… Stunden durch, bis er ermattet.
Zur anschließenden Pressekonferenz reicht es aber vielleicht auch noch.

Die Sillage ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern.
Will man beim Gegenüber nicht für einen Knock-out sorgen, sollte man die Schlagkraft des besten Kämpfers aus Davidoffs Boxstall nicht unterschätzen.
Behält man seine Gewalt im Auge, kann man aber einen sehr guten Eindruck hinterlassen.

Gut, sein Äußeres ist natürlich Geschmackssache. Hübsch finde ich ihn nicht. Seine Schönheit ist eher schlichter Natur. Er hat eben auch schon eine längere Karriere hinter sich gebracht. Ich würde ihn aber auch anfeuern, wenn er in einem Ölkanister angeboten würde. Sicher könnte es für seine Laufbahn aber recht zuträglich sein, würde man seine Vermarktung etwas auffrischen.

Zino trage ich bei der Arbeit, in der Freizeit und bei abendlichen und nächtlichen Vergnügungen. Riechen kann man schließlich auch im Dunkeln. Beschwerden habe ich noch keine entgegen geworfen bekommen - Komplimente hingegen schon. Wie überall macht auch hier die Dosis das Gift. Bei Hitze denke ich allerdings, könnte er mir zu brutal und erdrückend werden. Wer möchte schon, dass sich ein solches Schwergewicht bei einem aufstützt…
2 Antworten
Keinohrnase vor 9 Jahren 6
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Gepfefferte Grapefruit – auf Stein serviert
Hermès’ Parfum, Terre d’Hermès, hat es mir nicht leicht gemacht,
mich von ihm vereinnahmen zu lassen.
Ich brauchte eine Weile, um mich für ihn zu erwärmen.
Es kommt aber auch ein wenig kühl und distanziert daher.
Am Ende macht aber genau dies seinen Reiz für mich aus.

Beim ersten Atemzug scheint es mir fast, als würde ich an einem Pfefferstreuer schnuppern.
Niesen musste ich zwar noch nicht, aber das Gewürz kommt bei mir recht eindeutig herüber und löst auch das typische Kitzeln in der Nase aus. Dies bleibt allerdings nicht allzu lange bestehen. Der Pfeffer ist gepaart mit anfänglich recht herb-saurer Grapefruit. Diese herbe Note mildert sich gemeinsam mit dem gepfefferten Aspekt langsam ein wenig ab und wird weniger scharf,
weniger sauer, weniger Sodbrennen auslösend.
Die Orange spielt, meinem Eindruck nach, eine untergeordnete Rolle.

Was ich nun vernehme, habe ich so noch nicht gerochen.
Es scheint, als wären Grapefruit und Pfeffer auf einem Stein gelandet.
Vielleicht die unversiegelte Stein-Arbeitsplatte in Herrn Ellenas’ Küche, auf der – um als Appetitanreger zu dienen - zuerst die Grapefruit aufgeschnitten, mit Orangenschale garniert und dann das Steak für den Hauptgang mit Pfeffer und Salz gewürzt wurden. Von Fleisch rieche ich allerdings nichts. Die Grapefruit scheint dabei in die poröse Oberfläche des Steines eingesickert zu sein. Für mein Näschen riecht die Frucht daher recht trocken, zumindest nicht saftig. Weitere Zutaten scheinen sich nicht in das Mineral gefressen zu haben. Zumindest kann ich sie nicht identifizieren. Auch nur Ansatzweise Süßes, nehme ich übrigens zu keiner Zeit wahr.
Es bleibt ein herber Stoff.

Der Duft wirkt, eben dank seiner Herbe, auf mich extrem belebend und durch diese kühle, distanzierte, trockene Art sehr außergewöhnlich. Sicherlich kann man ihn auch nicht mögen – herzlich und warm wirkt er - wenigstens auf mich – kein Stück.

Die Haltbarkeit ist, natürlich nur von meiner Haut ausgehend, sehr gut, ja fast „beängstigend“.
Am Abend um 20 Uhr am Hals aufgesprüht, hatte ich ihn noch am nächsten Vormittag, trotz ausgiebiger Dusche und Davidoffs Zino auf der Brust, dann und wann erstaunt, da deutlich, wahrgenommen. Erst dachte ich, es handele sich um eine Geruchshalluzinotion. (Kunstpause)
Eine zu Hilfe gerufene Kollegin aber bestätigte, mein Hals röche nach Grapefruit. Sauber.
Die Mischung aus Terre d’Hermès und Zino ist übrigens nicht empfehlenswert. Nur falls sich jemand vorzustellen sucht, wie diese Komposition wohl riechen mag. Seitdem seife ich die Stellen gründlich ein, auf denen ich dieses Duft-Haft-Wasser versprüht habe.

Die Sillage hinterlässt ebenfalls einen starken Eindruck.
Ich kann den mir anhänglichen Duft manchmal noch auf dem Weg zurück riechen, den ich wenig zuvor hin ging. Selbst schuld, wenn ich auf dem steinigen Schotterweg stolpere und das Tablett mit dem Pfefferstreuer und dem Glas Grapefruitsaft fallen lasse.

Mit seinen metallisch glänzenden Schultern und dem Drehverschluß des Sprühkopfes, wirkt der Flakon sehr edel. Für Prahlerei ist er allerdings zu gut situiert und behält sich durch seine Kantigkeit eine vornehm zurückhaltende Kühle.

Ich habe den Duft bislang nur im Winter – äußerst sparsam verwandt – sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit getragen. Auf seine Wirkung in Frühling und Sommer bin ich gespannt. Bei einem Rendezvous ist er vielleicht dann passend, wenn man den kühl Distanzierten und Geheimnisumwitterten geben möchte. Ansonsten gäbe es dafür sicherlich geeignetere, weil wärmere Parfums. Obwohl…
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Keinohrnase vor 9 Jahren 15 3
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
„Den kannst Du tragen, wenn Du eine Frau verführen willst.“
Diesen ersten Kommentar zu Chanels Antaeus, erntete ich von der Frau, die wohl die wichtigste in meinem Leben war, ist und bleiben wird - meine Mutter.
Ohne sie, gäbe es mich schließlich nicht.
Ich selbst wäre nie darauf gekommen, mir zu diesem Zweck ein Parfum auszusuchen.
Zumindest habe ich mir Antaeus als zweiten Duft zugelegt, einfach weil ich fand, dass er super riecht. Also erst einmal nur für mich, für mich ganz alleine…

Die einzelnen Duftnoten zu erkennen, ist mir hier schlicht unmöglich. Ihre Fülle scheint meine Kreisklasse-Nase maßlos zu überfordern. Meine Riechnerven erkennen nur einen massiven Duftüberfall und überfluten das Geruchszentrum meines Hirnes mit Reizen. Vielleicht könnte diese Reizüberflutung so betörend sein?

Antaeus’ Entwicklung jedenfalls ist es, die mich dazu verführt hat, mein Portemonnaie zu zücken. Der Duft beginnt schon vielversprechend, doch der weitere Verlauf wird immer besser.
Über 15 (in Worten: fünfzehn) Stunden nehme ich ihn ohne Probleme wahr. Komme ich dann nochmal in Wallung, rieche ich ihn auch danach noch deutlich, ohne meine Nase an meiner Brust platt zu drücken, was schon meine Wirbelsäule verhindern würde.

Zu Beginn wird mein Verstand von einer sehr würzigen und frischen Wolke benebelt.
Die frische Note kommt vermutlich von den Zitrusfrüchten – woher auch sonst - Schlaumeier.
Ohne mir die Duftpyramide anzuschauen, hätte ich aber sicher nicht erkannt, dass derer gleich drei in der Spitze stecken.

Diese Wolke schwindet langsam, wenn der Duft wärmer wird – sobald er den Frischegipfel verlässt und einem Fallwind gleich, von einem Berg hinabgleitet. Dieser Jasmin- und Rosen-Fön ist es vielleicht auch, der manche, ob der warmen Luft in kalter Zeit, jubeln und dahinschmelzen lässt, während sich andere mit der Vorahnung von Kopfschmerzen angewidert abwenden, oder gar die Flucht ergreifen. Ich habe bislang nur positive Resonanz erhalten. „Ich könnte Dir den ganzen Tag hinterherlaufen, so gut riechst Du“, wurde ich angeschmachtet. Dazu sei angemerkt, dass ich meine Düfte recht sparsam anwende. Niemand soll sich belästigt, oder gar ins Gesicht geschlagen fühlen. Hier verstehe ich aber, dass der Duft durchaus etwas Verführerisches hat. Er wirkt stark und ist dennoch sanft, bestimmend und fordernd, dabei aber immer einfühlsam und geduldig. Das Auffüllen mit Text, zwischen diesen Beschreibungen, könnte tatsächlich den Beginn eines erotischen Textes darstellen. Jasmin und Rose scheinen hier zeitweise den sinnlichen Ton anzugeben und werden von Gewürz flankiert, um nicht zu süß und schwülstig zu wirken.

Wie lange der Fön weht, vermag ich nicht genau festzustellen, so langsam und unmerklich wandelt sich der Duft im Laufe der Zeit weiter. Das Ende der Fön-Fahnenstange ist erreicht, wenn der Duft so warm wird, dass ich ihn wie eine wärmende Decke in kalter Winternacht empfinde. Das mag die Mischung aus Patchouli, Bibergeil und Labdanum sein. Vielleicht auch nicht.
Nun verkörpert er für mich eher etwas entspanntes, wohlig Warmes. Vielleicht für das Kuscheln, das vertraute Streicheln und Scherzen, das Hände ineinander falten, das sanfte Küssen und an den Haaren riechen „danach“. Dies würde ebenfalls zum Titel passen…

Kopfkino aus.

Die Haltbarkeit bei mir ist grandios. Er ist sehr ausdauernd, der Herr.
Wie bereits oben geschrieben, kann ich ihn auch nach mehr als 15 Stunden noch deutlich wahrnehmen. Abhängig auch davon, wie hoch mein Puls ist. Das ist für mich wahrlich ohne Tadel. An Kleidung rieche ich ihn noch nach Tagen. Der erste Teststreifen, den Antaeus mit seinem Schweiß benetzte, lag über 2 Wochen duftend bei mir auf dem Wohnzimmertisch. Gegen Ende natürlich nur noch schwach, aber so lange hielt sich sonst keiner.

Die erhaltenen Komplimente lassen mich darauf schließen, dass auch die Sillage sehr stark ist. Zuviel aufgetragen und man überrollt sicherlich alle umgebenden Menschen mit den Ausdünstungen aus Antaeus’ Poren. Vorsicht ist geboten, will man niemanden erschlagen, um den Schädel zum Bau eines Tempels, zu Ehren der eigenen Mutter, zu verwenden. Weniger ist hier mehr, wie ich finde.

Je nach Dosierung dieses Duftes, kann man wohl auch den Einsatzzweck variieren.
Er scheint mir dadurch recht vielseitig verwendbar zu sein. Zumindest trage ich ihn oft und zu allen möglichen Gelegenheiten. Sollte ich damit unangenehm aufgefallen sein, so hat sich zumindest keine/r gewagt, es mir zu stecken.

Zu Antaeus’ Verpackung: Schwarz, schlicht, geheimnisvoll und elegant.
Er hält sich bedeckt, verrät nichts und macht sich schon deshalb interessant.

So begeistert, wie ich und meine Umgebung von Antaeus sind,
wird er mir sicherlich lange Zeit ein treuer Begleiter sein.
Ist das nicht so viel mehr wert, als eine kurzlebige Eroberung?
3 Antworten
Keinohrnase vor 9 Jahren 6 1
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Frische Zitrone, belebend und hell
Meinen ersten Kommentar widme ich auch meinem ersten ernstzunehmenden Dufterwerb:
Chanels Pour Monsieur.

Im Gegensatz zu den anderen bei mir beheimateten Parfums,
machte es mir dieser Duft sehr leicht und schnell möglich, ihn mit Überzeugung zu erstehen.
Nach dem ersten Testtag hatte ich mich - ohne zu zweifeln - für ihn entschieden.

Zu Beginn wird meine Nase von einem herrlichen Zitronenduft geflutet.
Dieser macht auf mich einen sehr weichen, hellen und runden Eindruck.
Frisch und mit einem kleinen herben Einschlag, sehr belebend, aber nicht stechend.
Ein toller Auftakt für meinen unerfahrenen Geruchssinn.

Danach scheint es mir, als zöge sich das Früchtchen ein wenig zurück,
um einen kleinen Raum für Würze zu schaffen. Am ehesten erinnert mich das an eine „gespickte“ Zitrone. Der Hauptteil dessen, was ich rieche, wird weiterhin klar von der Zitrone dominiert,
aber sie hat eben noch Beiwerk um sich, welches die Bandbreite des Duftes erweitert.
Leider bin ich – hoffentlich noch - nicht in der Lage, die einzelnen Duftnoten benennen zu können.
Darum möchte ich es auch bei dieser, für mich treffendsten, Beschreibung belassen.

Der Grundton von Zitrone mit würzigem Drumherum bleibt die ganze Zeit über bestehen,
verschiebt sich im Verlaufe der Entwicklung jedoch zunehmend vom Zitronenkorb in
Richtung des Gewürz- und/oder Kräuterregals der Parfumeursküche.
Das Parfum bleibt über die gesamte Dauer ein Nasenschmeichler.
Ich kann meinen Riechkolben nicht lange vom Handgelenk fern halten.
Eine gelungene und runde Sache.

Pour Monsieur erscheint mir sowohl als Begleiter bei der Arbeit,
als auch für abendliche Unternehmungen bestens geeignet.
Von seiner Duftrichtung her, dürfte er vermutlich im Frühling und Sommer am besten passen.
Ich empfinde ihn als Wachmacher und sehr belebenden Duft.
Der Monsieur wirkt unternehmungslustig und ist – trotz seines Alters – frischer als ich.

Der Flakon, in dem der feine Herr residiert, passt exakt zu seinem Bewohner.
Als elegant, stilsicher und zeitlos würde ich das Gesamtwerk bezeichnen.

Die Haltbarkeit bietet für mich keinen Grund zur Klage.
Die Stoppuhr habe ich nicht bemüht, aber bei mir ist das Parfum über fünf bis sechs Stunden gut wahrnehmbar. Danach muss ich die „Spürhundatmung“ anwenden, um noch deutliche Spuren zu erhaschen. Sicher, die anderen Düfte meiner „Sammlung“ nehme ich teilweise wesentlich länger wahr, aber diese sind auch sonst meist um einiges „lauter“.

Bei der Sillage setzt Pour Monsieur auf elegante Zurückhaltung, statt auf Krawall.
Auch das passt, nach meinem Geschmack, voll und ganz in das positive Bild, welches er abgibt.
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