Labormaus

Lieber Serge,

Du bist mein Held, Du großer Manitu, ich bewundere Deine Arbeit, ich kann mich für Deine Düfte wirklich begeistern, eine Frage hätte ich jedoch....was in aller Welt hast Du Dir bei Jeux de Peau gedacht!!!
Ich habe es noch nie bis jetzt erlebt, dass ich von einem Duft würgen muss!

Ich durfte Jeux de Peau im Laden testen. Ja, ich kenne doch die Lutens, ich brauche doch keinen Teststreifen, also zügig erwartungsvoll auf die Hand gesprüht.
Hätte ich es bloß nicht gemacht!
Sofort hatte ich eine verzweifelte Gedankenkaskade die ungefähr so ablief:

Würg--> Kundentoilette--> Waschbecken--> Seife--> mehr Seife--> noch mehr Seife!!

Ich möchte keinem zu nahe treten, der den Duft mag, wer weiß, vielleicht liegt es an meiner möglicherweise
perversen Hautchemie!
Wie können sich bloß so unschuldig einzeln wirkende Duftnoten, zu so einem verheerenden Gesamtergebnis vereinen!

Ich habe auch andere Düfte getestet, die Milch- Weizen- oder Gerstennoten enthalten, wie z.B. Lann-Ael, den ich übrigens als äußerst angenehm empfand.
So sollen frische Brötchen riechen? Dann sage ich aber mit sofortiger Wirkung den bösen Kohlenhydraten den Kampf an!
Für mich ist es eher ein süßlicher, gärender Geruch von Brötchen mit massiven gesundheitsbedenklichem sporenbildendem Pilzbefall!
Ein unbeschreibliches Erlebnis, auf dessen Wiederholung ich gerne verzichten möchte!

Also lieber Serge, ich weiß, Du kannst es besser!

Stunden habe ich mir den Kopf zerbrochen, um dieses Meisterwerk zu verstehen.
Ja, die Xerjoff-Politik macht es einem echt nicht leicht!

Also abgesehen von dem ganzen Marketing-Geheimnis-Gedüsel, worauf ich übrigens nicht besonders stehe, ist dem guten Xerjoff die join the Club Serie wirklich gelungen!

Nun zu dem Marquee:

Es ist ein relativ leichter, gefälliger Duft mit der etwas besonderen Note.
Den Anfang macht die Rose, eine erstaunlich untypische Rose. Obwohl sich langsam Jasmin und Veilchen
dazu gesellen, bleibt der Duft minimalistisch floral. Vielleicht liegt es auch an dem sauberen Patchouli, der von Anfang an präsent ist.
Etwas später macht sich etwas Amber und Iris breit, die Rose wird trotzdem nicht vernachlässigt.
Ich meine noch eine leicht bittere Note zu erkennen, ob das Bergamotte ist?

Marquee bringt mich in Schwierigkeiten. Ich habe ihn mittlerweile mehrmals getestet und ich wundere mich jedes Mal über sein unberechenbares Verhalten in der Basisnote.
Er scheint sensibel gegen Temperatur-Schwankungen zu sein. Wenn es etwas wärmer ist, wirkt er etwas romantischer und rosiger und bei kälteren Temperaturen "sauber" und geradlinig!

Ich empfinde ihn definitiv als unisex, einfach zu tragen und trotzdem nicht alltäglich.
Wer weiß, vielleicht darf er bald bei mir einziehen :-)

Wo soll man bloß anfangen bei diesem außergewöhnlichen Duft!
Qualität, Komplexität, Duftverlauf, Haltbarkeit, ich würde bei allen volle Punktzahl vergeben!

In der Kopfnote sollen Kräuter drin sein, naja, jedenfalls nichts würziges. Eine Spur Oud, aber von der zarten nicht-medizinischen Sorte, zieht sich wie ein roter Faden durch den Duft, auch wenn das nicht gelistet ist.
Die Tabaknote hier ist auch sehr dezent.

Ich empfinde ihn als äußerst betörend und weiblich. Die Duftpyramide ähnelt dem Laylati, mit dem Unterschied, dass eine Spur Safran und ein wenig sehr feine, alles andere als erschlagende Rose drin ist. Von der Kopfnote bis zu der Basisnote wird hier Komplexität ganz groß geschrieben!
Der Wardasina schreit nicht, ist aber dennoch sehr präsent.

Ich würde den Duft wie die elegantere Cousine von Duro beschreiben, ein paar Tropfen Safran Troublant und feinste Rose im Hintergrund.

Ich habe nun den Duft ausgiebig getestet und bin von der Haltbarkeit begeistert! Morgens aufgesprüht und am nächsten Tag Abends konnte ich den Duft noch deutlich wahrnehmen!
Das ist ja äußerst lange, ist aber bei der Preisklasse zwar nicht selbstverständlich, aber durchaus zu erwarten!

Für mich ein absoluter Kaufkandidat, trotz des merkwürdigen mit Samt überzogenen Flakons und dem lächerlich hohen Preis! Aber es geht ja auch um die inneren Werte ;-)

Auf der Suche nach einem guten Duft, bin ich in den Laden reingegangen bewaffnet mit einer langen Liste, die nicht gleich auf Begeisterung bei der Verkäuferin gestoßen hat, verständlicherweise!

Ich habe mich gleich in die Serge Lutens-Ecke verkrochen, dann einwenig Tauer, Nasomatto und Profumum.
Die Verkäuferin gucke mich weiterhin skeptisch an und stellte mir gleich einen riesigen Pott Kaffeebohnen hin.

-"Haben Sie schon den neuen von Maria Lux getestet?"
Ich schaute mir den kitschigen Flakon an und dachte....hmmm hatte nicht mal meine Oma sowas ähnliches gehabt?
-nein danke, ich glaube das ist nichts für mich (wissend dass der Duft auf "weißen Blumen" basiert ist)
Neeeee ich stehe nicht auf Blumen-Bomben.

-"aber das ist von Gualtieri gemacht!" sagte sie gleich

Uups, da wurde ich schon hellhörig. Also habe ich die Nase in die Kaffeebohnen gesteckt und war bereit für das was kommt.

Aufs Teststreifen gesprüht und vorsichtig dran gerochen.
Und da war es.....ich war..."blown away" anders kann ich es nicht ausdrücken!
Aber das kann mir doch nicht gefallen, ich stehe doch nicht auf Blumen!
Gualtieri ist eben ein Meister seines Fachs und hat mich bis jetzt oft positiv überrascht.

Es ist ein unglaublich eleganter, gleichzeitig aber auch opulenter und erwachsener Duft. Ich rieche wenig pudriges und falls da Iris drin sein sollte, versteckt sie sich sehr gut vor mir.
Gereifte weiße Blumen mit etwas Amber und ein wenig Vetiver, der normalerweise gar nicht darein passen dürfte!
Alles in allem, ein Recht intensiver, "lauter" Duft, mit sehr starker Silage, der überhaupt nicht in mein Beuteschema passt, mich trotzdem aber total begeistert hat!

Was für ein Erlebnis das war! Mein Duft-Horizont wurde eindeutig erweitert!

Man hatte ich Angst diesen Duft zu testen! Die Duftnoten hörten sich so schön an, aber sämtliche Berichte, Beschreibungen ließen mir ein freies Feld für Kopfkino.

Ja Vollbart-Männer, auf ne Harley, tätowiert, schreiend, wo das Spanferkel bliebe! Solche Bilder habe ich mir ausgemalt und das hörte nicht auf!

Als ich im Laden war, wusste ich nicht, ob ich es wagen sollte, den Flakon in die Hand zu nehmen. Da ich vorher sämtliche "Vollweib-Düfte" getestet hatte, musste ich erstmal mich vorsichtig rantasten, fast beschämend mit der Befürchtung, dass die Verkäuferin mir irgendwelche ironischen Blicke zuwirft!

Und da war es, endlich hielte ich diesen Schatz in der Hand, zögerlich habe ich die Kappe abgemacht und vorsichtig dran gerochen.....warte....sofort Teststreifen her! Das kann nicht wahr sein! Wo sind meine Harleyfahrer? Ich sehe kein Ganzkörpertatoo und was ist eigentlich aus dem Spanferkel geworden?

Ich roch Erotik pur. Wie eine dunkle erotische Tänzerin, ohne schnick schnack, keine Blume im Haar oder Schmuck. Schlicht und unglaublich elegant.

Dieser Duft polarisiert mit Sicherheit. Die Hölzer, die Gewürze, gar nicht so schreiend oder komplex, wie man es vielleicht von Serge Lutens oder Diptyque kennt und dennoch betörend! Dass Oud drin ist, merkt man gleich zu Anfang, aber kein scharfes medizinisches Oud, sondern eine weichere, klare aphrodisierende Version.

Ich bin der Meinung, dass jede Frau, die nicht auf Blumen fixiert ist, kann den Duro durchaus tragen. Vielleicht nicht unbedingt während einer Vorstands-Konferenz, da es eventuell bei allen für etwas Verwirrung sorgen könnte, aber ansonsten fast überall.

Ich bin jedenfalls dem Duft verfallen!