Liebertee

Mit DEM Shalimar ist dieses Wässerchen nicht zu vergleichen. Warum auch? DAS Shalimar gibt es zum Glück ja immer noch. Dieses Wässerchen ist auch nur die Enkelin von Shalimar, die kleine Schwester von Shalimar Initial. Die große Schwester hatte ich ja schon getestet, und war gar nicht begeistert von ihr. Sowas von süß, nervtötend süß, diese Göre! Die kleine Schwester gefällt mir viel besser. Sie macht nicht so einen auf übertrieben süß. Sie ist auch süß, aber angenehmer, schüchterner, sehr liebenswürdig lieblich. „Liebes Kind, so gefällst du mir.“ Aber besonders begeistern tut sie mich auch nicht, nichts wo ich denke: WOW! Nein, kein Wow-Effekt. Sehr angenehm, aber unauffällig. Für's Büro nicht schlecht. Zum mausgrauen Kostüm sogar sehr gut passend. Aber ich besitze gar kein mausgraues Kostüm. Nicht, dass ich etwas gegen mausgraue Kostüme hätte. An Kim Novak in Alfred Hitchcocks „Vertigo“ gefällt es mir sehr gut. Nur mein Stil ist es nicht.
Aber ihre edle Abstammung merkt man ihr schon an. In dieses schöne Flakon mit dem blauen Deckel gehört sie schon rein. Da ich nicht besonders beeindruckt von ihr war, hatte ich mir den Scherz erlaubt, sie einmal direkt zu vergleichen mit einem Promi-Duft aus der Drogerie, den ich einmal nicht schlecht fand, und von dem ich noch einen letzten Tropfen hatte. Den hat sie um Meilen geschlagen!

Ja, dieser Duft ist nun nichts für mich. Oder ich bin nichts für diesen Duft. Ich schaue zu feminin aus. Ich finde für diesen Duft braucht frau schon einen recht androgynen Look. Ich trage jedoch überwiegend Kleidung, die meine sehr weibliche Sanduhrfigur nicht zu verstecken versucht. Eher im Gegenteil.
Sollte ich doch mal Lust haben, mich in einen Drag King zu verwandeln, dann hätte ich lieber etwas, dass mehr nach Macho riecht, etwas herber, weniger frisch. Das hier riecht einfach nur nach nettem Kerl von neben an, oder dem hübschen Burschen aus der WG ein Stockwerk höher. Nach mir riecht CK One so gar nicht. Zu meinem kleinen Bruder (einem blonden, 6 Fuß großen, breitschultrigen 22-Jährigen) würde es passen. Aber der soll wegen mir ruhig bei seinem Deo bleiben, dass in der Werbung die Frauen massenweise durchdrehen lässt. Das riecht auch nicht so viel anders als CK One.

...sondern eine Aromatherapie. Und diese hier mit Salbei und Rhabarber wirkt bei mir ganz gut, wenn ich am Morgen nach der Dusche, dem Frühstück, dem Haare föhnen, dem Zähne putzen, dem Schminken, mich immer noch etwas matschig fühle. Ein Spritzer links, ein Spitzer ins Dekolleté, und es kann nun doch losgehen. Hopp, hopp, nicht zu spät zur Arbeit kommen!
Dass der Duft so recht schnell wieder verfliegt, damit habe ich gar kein Problem, denn auf Arbeit beeindrucke ich lieber mit wichtigeren Dingen, als mit einem tollen Parfum. Diese Spielereien mit den Geruchssinnen meiner Mitmenschen hebe ich mir für meine Freizeit auf. Nach Feierabend kann ich dann ohne Rücksicht auf meine Professionalität zum betörendsten Parfum aus meinem Giftschrank greifen.

Ich habe nur ein einziges mal in meinem Leben einen Brownie probiert. Das war im Disneyland Resort Paris. Da war ich noch klein, aber ich erinnere mich noch. Das war schrecklich. Nicht das Disneyland. Der Brownie. Viel zu süß! Schokolade kaufe ich heute auch lieber, wenn sie zartbitter ist und nicht zu süß. In meinen schwarzen Kaffee möchte ich auch keinen Zucker, danke.
Dieses Parfum enthält leider zu viel Zucker. Und ich habe den schrecklichen Fehler begangen, es mir auf die Haut zu sprühen. Auf dem Teststreifen wirkte es schon zu süß. Aber ich dachte mir, vielleicht entfalten sich auf meiner Haut noch ganz tolle andere Duftstoffe, und die Süße verzieht sich etwas in den Hintergrund, wird angenehmer, feiner, so wie ich es schon ganz gerne mag. Falsch Vermutet! Die Süße blieb dort an meinem Arm hängen. Sie blieb laut und übertönte alle anderen Duftstoffe. Nur eine andere Sache roch ich noch, und das machte es nicht besser. War es der Moschus? Irgend ein anderer Duftstoff war schuld, dass mir nun richtig schlecht wurde. Wahrscheinlich war es der Moschus. Aber der Moschus war nur die Patronenkugel, den Abzug gedrückt hat das Karamell. Gut, nun weiß ich wenigstens, dass ich um Karamell in Parfums einen großen Bogen machen sollte.

Aber das Flakon ist wirklich schön. Schade.

Update:
Nun rund ein Jahr später kann ich über neue Erkenntnisse in diesem Fall berichten. Der Moschus kann entlastet werden. Den Rest gegeben hat mir nicht er, sondern der Vetiver. Den entscheiden Hinweis darauf, dass ich auch um Vetiver einen großen Bogen machen sollte, lieferte mir heute Chanel's Coco Mademoiselle. Ja, ich habe wieder etwas am Arm hängen, das mir gar nicht gefällt. Meine spontane Assoziation zu diesem Chanel Duft ist „eher weniger entspanntes Schaumbad in schimmelndem Badezimmer“. Und ja, es ist zweifelsohne der Vetiver. Nach kurzer Internetrecherche fand ich nämlich zur Beschreibung des Dufts von Vetiver neben den Adjektiven erdig und holzig auch das Adjektiv modrig. Letzteres trifft es für mich genau. Ein eindeutiger Fall.

Da Dita's Stil mir sehr gut gefällt, und ihre Flakons wirklich die schönsten sind, die man in Drogeriemärkten für so relativ wenig Geld bekommt, ist dieser Duft ohne Umweg über einen Teststreifen direkt auf meinem Handgelenk gelandet. Der erste Eindruck, puh, deutlich heftiger als erwartet. Dort auf meinem Handgelenk blieb der Duft sechs Stunden, dann wusch ich ihn ab.
Für mich roch er nach... Nun, stellen Sie sich folgende Szene vor:
Sie sitzen allein, entspannt, nackt, in einer Kräutersauna. Es ist wunderbar warm, es duftet sehr intensiv, aber angenehm. Dann betritt eine wunderschöne Frau den winzigen mit Holz verkleideten Raum. Ihr schwarz gefärbtes Haar ist streng nach hinten gebunden, um ihren Körper ist ein schwarzes Handtuch gewickelt, ihre perfekt runden Brüsten bringt dieses aber kein bisschen aus der Form. In beiden Händen hält sie je ein Sektglas. Eines reicht sie Ihnen. Sie stoßen an. Dann halten Sie sich Ihr Glas an die Lippen, wobei Ihnen ein strenger Geruch in die Nase steigt, der sich mit dem würzigen Duft der Luft vermischt. Sie bemerken, dass es in Ihrem Sektglas nicht so schön perlt, wie in dem Glas der schönen Dame, die Ihnen dort gegenüber sitzt. Die Farbe ist auch leicht anders, goldener. "Ja, nun trink schon, du widerliches Schwein," befielt sie Ihnen.
Sollten Sie diese Szene erotisch finden, und/oder in Erwägung ziehen, sie vielleicht mal so oder so ähnlich mit Ihrem Partner oder einem Ihrer Kunden nachzustellen, dann ist "Erotique" der perfekte Duft für Sie.
Mein Ding ist das eher nicht. Aber die Geschmäcker sind ja verschieden...