Lilibeth

Lilibeth

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11 - 15 von 20
Lilibeth vor 9 Jahren 2 4
5
Flakon
2.5
Sillage
0
Haltbarkeit
2
Duft
Vergänglichkeit zum Aufsprühen
Es ist als fahre man mit dem Fahrrad einen Waldweg entlang und kurz, nachdem man eine Lichtung passiert hat, steigt für Momente der Duft frischer Maiglöckchen durch die Nase. Das ist erfrischend und gefällt. Bergamotte und Zitrone unterstreichen den erfrischenden Moment, sind aber als Einzelnoten nicht auszumachen und dienen wohl hauptsächlich dazu, die Sillage zu unterstützen. Einen Duftverlauf in dem Sinne gibt es nicht, Muguet en Fleurs startet als Maiglöckchenimpression und YR belässt es dabei. Der Duft von YR kommt sehr natürlich aus dem schlichten Flakon – keine schwere Basis hält die Frische.

Was zunächst ein Vorteil ist, erweist sich im Verlauf – der so kurz ist, wie ich ihn kaum irgendwo sonst kenne – als Nachteil: Eine halbe Stunde kann man sich am Duft erfreuen, dann ist er so blass, wie alle meine Vorkommentatorinnen bereits geschrieben haben. Eine höhere Dosierung hilft da leider nicht, nur häufiges Nachsprühen.

Doch ich habe nicht wirklich Lust, mir jeden schönen Sommertag, zu dem der frische Blütenduft wunderbar passt, einen Sprühflakon abzufüllen und der YR-Flakon ist mir zum Mitnehmen zu klobig. Durch das häufige Nachsprühen wir der Duft recht teuer – denn die 100 ml verbrauchen sich wie bei anderen Düften die 30 – und hat dabei den Nachteil unbequemen Handlings. Persönlich wäre mir lieber, die Sillage wäre etwas stärker und vor allem viel länger andauernd. Der Duft verfliegt bei mir auf der Haut ebenso schnell wie aus dem Haar oder den Kleidern (die ich nur deshalb eingesprüht habe, um alles versucht zu haben. Normalerweise schätze ich Parfum nicht auf meinen Kleidungsstücken).

Letztlich bleibt eine Enttäuschung zurück. Der Duft ist im Prinzip einladend, aber viel zu früh unauffindbar. Vergänglichkeit zum Aufsprühen eben …
4 Antworten
Lilibeth vor 9 Jahren 10 9
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
2
Duft
Duftkerzen-Melange ohne Tiefe
O.k. Ich werde etwa 231 Benutzerinnen dieses Duftes gegen mich haben. Aber vielleicht hilft es der einen oder dem anderen Unentschlossenen bei der Wahl:

Gerade auf der Fahrt durch Frankreich, einige Kilometer bis Beaune, raunte mir meine Tankuhr zu, es sei Zeit für einen Tankstopp. Wer die Benzinpreise auf den französischen Autobahnen kennt, weiß, dass eine Tankfüllung beim nächstgelegenen Carrefour oder Super-U deutlich günstiger zu haben ist. Und dass der Halt an einem dieser Einkaufszentren eine erste Shopping-Gelegenheit nach der Grenze bietet. Aus diesem Grund gehört auch eine Landkarte mit allen Carrefour-Tankstellen zu meinen gut gehüteten Reiseutensilien.

Rund um den riesigen Supermarkt finden sich allerlei Läden, die ich normalerweise links oder rechts liegen lasse. Doch in Beaune gibt es einen Yves Rocher-Laden und durch die vielen Lobeshymnen hier bei parfumo neugierig geworden, machte ich dort vor den Düften eine kurze Stippvisite.

Ich sprühte zwei Düfte auf meine Handgelenke, und bevor eine der Damen sich mir nähern konnte, war ich bereits mit einem "Merci et au revoir" wieder aus dem Laden gehuscht.

Jasmin war die eine Wahl, Voile d'Ambre die andere. Jasmin ist brav und unspektakulär, VDA begann da schon stärker. Amber und Weihrauch – keine schlechte Mischung. Die Mandarinen waren für mich nicht herauszuschnuppern, auch der Kardamom glänzte eher durch Abwesenheit denn durch Würze. Grundsätzlich habe ich nichts gegen Monodüfte und war gespannt auf die Entwicklung.

Viel Hundert Kilometer hinter Beaune wurde Voile d'Ambre dann aber zu einem aufdringlichen Vanille-lastigen Cocktail, der nichts ­Herbes, Geschmeidig-rauchiges mehr hatte. Patchouli, Kardamom und Sandelholz waren nur die schüchternen Begleiter einer aufdringlichen Vanille, die genau so roch wie die Duftkerzen-Abteilung des großen schwedischen Möbelhauses. Und das ist die einzige Abteilung, durch die ich immer, aber auch wirklich immer hindurchhetze ohne ­den Dingen, die das Pech haben, dort platziert zu sein, auch nur einen Blick zu gönnen.

Für all diejenigen, die den Geruch dort mögen, mag VDA ein tragbares Parfum sein – für mich ist es das leider nicht.
9 Antworten
Lilibeth vor 9 Jahren 5 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Joop revisited
Neulich im Ballett oder: Die Wiederaufnahme eines alten Erfolgsstückes in der Analyse:

Erster Akt:

Mit Pirouetten, Attituden, Arabesquen und Pliés, aber ohne Capriolen.
Frau Zeit als neu eingesetzte Regisseurin streicht nahezu alle Präludien und kürzt die Auftritte von Frau Neroli und Herrn Bergamotte auf zurückhaltendes, kammerspielartiges Ballet blanc ohne große Herausforderungen. Alles Flüchtige ist zurückgenommen, der Angang hat einen leiseren Ton, die einst ausgreifenden Bewegungen sind nurmehr Dreher um die eigene Achse. Schön anzuschauen, aber es bleibt viel leere Bühne.




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Zweiter Akt:

Drei Blüten treten auf und belagern das Paar aus Szene eins.
Doch was ist das? Der Kostümbildner hat ihnen einen Ganzkörperanzug aufgenötigt, der sie aussehen lässt wie dicke Dinger. Klar, dass sich da niemand zum Relevé aufschwingen kann, aber raumfüllend, das sind sie. Reichen sich immer wieder die Hände, schmiegen sich aneinander. Wedeln mit ihren bauschigen Blütenblättern. Umtanzen Frau Neroli, bis ihr schwindelig wird. Herr Bergamotte stürzt sich ins Getümmel, ab und zu versucht er sich in einem Pas de deux, wird aber von den Blütenseeligen ein ums andere Mal abgefangen und zu Boden gebracht. Die Regieanweisung muss etwa wie folgt gelautet haben: Sorgt für Aufwallung, aber treibt es nicht zu dolle.

Dritter Akt:

Als ein paar Hölzer auszogen, Blümchen zu finden und von Frau Neroli was zu hören bekam.
Die Energie der Blüten ist bewundernswert, Glissade reiht sich an Piqué und alles en croix, wieder und wieder. Zwerge mit goldbraunen Mützen tanzen Capriolen, Ihnen folgt: La Reine! Sie schwebt, sie lupft anmutig ihre Beine, sie lächelt ins Publikum, winkt. So kennen wir sie, die süße Vanille. Und alles unter dem Dach einer Zeder, zu deren Füßen sich Patchouli im Takt wiegt. Die Bühne ist voll, alles gleitet, wirbelt und springt. Ein furioses Finale. Und weil dem Publikum der Tanz gefällt, öffnet der Vorhang viele Male, bevor das Saallicht die Besucher nach Hause schickt und die Tänzer ermattet hinter der Bühne die gelungene Aufführung feiern.
Draußen, vor dem Theater, unter den Fenstern der Garderobe, kann man sie lachen hören.

Original Joop! von 1987, aufgelegt 2015.
4 Antworten
Lilibeth vor 9 Jahren 7 1
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Nichts für Feiglinge …
… ist dieser Duft vom Kleiderhändler Orsay.
Heute stöberte ich durch den Laden, fand eine puderrosa Dreiviertelhose und weil es an der Kasse etwas dauerte, testete ich wagemutig einen der dort abgestellten Düfte, die No.1.

Der Duft entfaltet sich sofort und besitzt eine deutliche Sillage. Die Inhaltsstoffe listen als Kopfnote Orange und Mandarine. Doch der Duft ist weit davon entfernt, etwas "Zitrisches" zu haben, eine Duftrichtung, die für Ätherisches, Spritziges, Frisches steht. Die Zitrusfrüchte von L'Or de Say No. 1 sind aus Marzipan – nett anzuschauen, aber sehr sehr süß. Kenner wissen, dass bei der Herstellung hochwertigen Marzipans Rosenwasser zur Aromatisierung verwendet wird. Obwohl nicht aufgeführt, mischt die Rosenwasserduftrichtung mit, ohne selbst als Note in Erscheinung zu treten. Möglicherweise ist es das, was als "Praline" in der Basis angegeben ist.

Der Duft verändert sich nicht sehr über die Zeit hinweg. Nach ein, zwei Stunden greifen Pflaume, Jasmin und Moschus sich an den Händen und umrunden die Trägerin dieses nachhaltigen – oder soll ich sagen: aufdringlichen? – Eau de Toilettes. Dominant ist die Pflaume, Jasmin und Vanille sind wohl nur das Bettchen, in das sie sich legt. Doch trotz der Dominanz der Pflaume hat der Duft nichts, was an das Obst erinnert, denn die violettrote Frucht kommt als asiatischer Aperitifwein daher und hat etwas ganz und gar Surreales, Künstliches.

Wenn sich die Sillage setzt, die Aromen verteilt sind und man für das Erspüren der Basis die Nase an die besprühten Stellen halten muss, verliert der Duft etwas von seiner Überkandideltheit. Moschus und Vanille bleiben als Trost zurück und bieten einen warmen Platz am Ofen der Erinnerung.

Für einen preiswerten Duft gar nicht mal so schlecht. Auffallend, deutlich und sehr weiblich drängt er sich ins Rampenlicht. Wer das will – und gibt es nicht immer mal die eine oder andere Gelegenheit, bei der frau (das ist definitiv nichts für einen Kerl) absolut nicht dezent sein möchte? – der ist mit L'Or de Say No. 1 nicht schlecht aufgestellt. Doch das "Billige" seiner undezenten und surrealen Art muss frau wollen. Sie muss damit spielen, es vielleicht gegen die "Klasse" eines feinen Hosenanzugs oder die Coolness eines Lederoutfits setzen wollen. Alternativ bietet sich die Beach-Party an, bei der sich um drei Uhr nachts, Meeresbriese und der Geruch sonnengebräunter, tanzfeuchter Haut unter die abklingende Pflaumenwolke mischen. Sonst wird es ganz schnell zu einem Schulmädchenparfum, das eher nervt, als anzieht.

Für Liebhaberinnen eines natürlichen Duftes ist es wohl nichts, der Orsay-Duft No. 1, aber er ist so – und hier wiederhole ich mich – over the top, dass es schon wieder etwas hat. Allerdings kaufen werde ich ihn mir nicht, dazu gibt es zu viele schöne Alternativen, die ich bereits besitze :)

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Edit: Nach nunmehr 5 Stunden und 28 Minuten ist der Restduft wirklich angenehm, kaum noch übertrieben süß, ein wenig wie Narcisco. Nur ein wenig intensiver. Wer also Geduld hat …
1 Antwort
Lilibeth vor 9 Jahren 13 15
7.5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
3
Duft
Weich und romantisch, mit einem Hauch Tiefe …
… das ist der harmonische Dufteindruck dieses EdP. Aus dem schlichten, aber schicken Flakon kommt ein Duft, der in der Farbe gut der des Flakons selbst entspricht. Es ist ein angenehmer Tagesduft, der nicht allzuschwer daher kommt. Wenn es der Duft einer Femme fatale ist, wie hier schon geschrieben wurde, dann ist sie von der dezenten Sorte, trägt eher Jil Sander als Dolce&Gabbana, eher puderrosa als leuchtendrot, eher nordischen Designerschmuck als Swarovskiklitzern.

Das sanfte Blumenbouquet schwebt kurz über der Haut, bevor es sich von Zeder und Amber einfangen lässt. Alles sehr ruhig und unaufgeregt. Der Narciso hat keine besonders auffallende Sillage, kann deshalb auch problemlos im Büro aufgetragen werden. Das ist – wie sich bald herausstellen sollte – auch sein für mich entscheidender Nachteil.

Das Unaufgeregte hat eine Schattenseite. Ist der milchig-weiche Duft anfangs noch sehr angenehm, ist er bald …
… verschwunden. Unauffindbar. Spurlos verflogen. Nicht ein Hauch Erinnerung. Nicht im Haar, nicht am Dekolleté, nicht am Handgelenk, nicht in der Kleidung. Nada, null, nichts.

Sillage und Haltbarkeit sind absolut enttäuschend. Selbst frisch aufgesprüht, rieche ich ihn kaum – und das ist mir das wichtigste. Wozu Parfums benutzen, wenn ich selbst nichts davon habe?

Um zu überprüfen, ob sich meine Nase einfach nur zu schnell an den Geruch gewöhnt hat, habe ich eine Testperson gebeten, den Duft aufzutragen, aus dem Zimmer zu gehen und erst nach einer Stunde habe ich erneut an der Stelle geschnuppert. Bestenfalls ein Hauch dieses feinen Duftes habe ich noch wahrnehmen können, mit der Nase ganz dicht am Objekt.

Das macht den Duft sehr teuer, denn alle Stunde nachsprühen … da greife ich vielleicht doch besser zu Montales "Crystal Flowers". Das ist ein Duft, der noch am nächsten Tag zu riechen ist oder nach einem mehrstündigen Schwimmbadbesuch, ausgedehntem Chlorwasserbad mit anschließendem Duschen! (Und das ohne jemals aufdringlich zu werden. Mirakulös :)

Es ist auch nicht so schön, dann immer einen Taschensprüher mitnehmen zu müssen. Schade, Narciso, dass dein Duft bei mir so schnell verblasst!

Leider – so gesehen – ein Fehlkauf.
15 Antworten
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