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Als Frédéric Malle 2015 seine Marke an den Estée Lauder Konzern verkaufte, wusste er sofort, dass er einige der grossen Klassiker, die noch von der Grande Dame EL persönlich herausgegeben worden waren, neu interpretieren wollte. Wieso es dann noch neun Jahre gedauert hat, bis die Legacy Collection erschien, bleibt Mr Malles Geheimnis…

Nun ist Malle ja keine Nase, sondern sieht sich selbst als „Verleger“. Die Legacy Collection wurde in Zusammenarbeit mit Anne Flipo ( "La Nuit de L'Homme (Eau de Toilette) | Yves Saint Laurent" "Invictus (Eau de Toilette) | Paco Rabanne" "L'Interdit (2018) (Eau de Parfum) | Givenchy"), Carlos Benaïm ( "Polo (Eau de Toilette) | Ralph Lauren" "Hugo Just Different (Eau de Toilette) | Hugo Boss" "Euphoria (Eau de Parfum) | Calvin Klein") und Bruno Jovanovic ( "Monsieur. | Editions de Parfums Frédéric Malle" "Dries Van Noten par Frédéric Malle | Editions de Parfums Frédéric Malle") kreiert.

Ziel war, "Azurēe | Estēe Lauder", Estée, "Knowing (Eau de Parfum) | Estēe Lauder", Private Collection und "White Linen (Eau de Parfum) | Estēe Lauder" als „Museumsstücke mit der Hilfe talentierter Parfumeure wieder zum Leben zu erwecken“.

Dabei nur einzelne Noten auszutauschen funktioniert aber nicht. Wie beim Jenga-Spiel kann es sein, dass durch Entfernen einer Note die ganze Komposition umfällt. So entdeckte Malle, dass Estée ohne ihre Honignote an Wärme und Reichtum verlor. So behielt er sie bei und verstärkte den Effekt mit einer Ambernote.

Eigentlich wollte ich die ganze Collection als Minis und Knowing Legacy in der vollen Grösse kaufen. Leider liefert Estée Lauder USA nicht ins Ausland, und Harrods führt das Fünferset von Minis nicht im Sortiment.

Die Entscheidung, mich auf Knowing Legacy zu beschränken, fiel mir aber leicht: erstens hat Knowing einen besonderen Platz in meinem Herzen – es war mein allererstes Parfum, welches ich mir als Teenager vom Lohn eines Ferienjobs gekauft hatte. Und zweitens hatte Kennerin Christi Long auf Facebook erklärt, dass Knowing Legacy die Interpretation ist, welche am weitesten entfernt vom Original ist. Und während ich Knowing für einen grossartigen, zeitlos eleganten Klassiker halte, wollte ich für den substanziellen Preis, naja, gerne auch etwas besonderes.

Knowing Legacy ist eine durchaus mutige, dunkle, etwas verruchte Interpretation. Iris, Styrax und Labdanum geben dem Duft ein rockiges, modernes Gefühl, jedoch nicht auf Kosten von Klasse und Eleganz.

Manche, die "Knowing (Eau de Parfum) | Estēe Lauder" lieben, werden von dieser Wiedergeburt bestimmt enttäuscht sein. Ich persönlich bin hingerissen.

Frédéric Malle hat die Knowing-DNA so neu interpretiert, dass ein wunderbarer Tribut an das Lebenswerk von Estée Lauder entstanden ist.

Lune Féline - wenn der wilde, zerzauste Kater mit den Narben, die von abenteuerlichen Kämpfen erzählen, im fahlen Licht des Vollmonds der edlen Siamkatze mit dem Perlenhalsband begegnet.

Lune Féline - edel, subtil verrucht, selbstbewusst, nie aufdringlich.

Marie Salamagne transportiert mich mit diesem fliegenden Teppich an einen anderen Ort und eine andere Zeit.

Grosses Kino - Nicole Kidman in “Eyes wide shut” könnte so duften.

1992 kam dieser einzigartige Duft auf den Markt, begründete eine neue Duft-DNA und wurde zum modernen Klassiker.

Damals begann auch meine innige Beziehung zu diesem Parfum. Ich habe als völlig mittellose Studentin eine hymnische Beschreibung des grossen Luca Turin gelesen, das Eau Timide gekauft (die intensiveren Versionen konnte ich mir noch weniger leisten...), und es dann entsprechend "timidement" angewendet.

Einige Jahre später hatte ich einen Drachen von Chefin, die ausgerechnet Feminité du Bois zum Signaturduft erkoren hatte und sich täglich damit einbalsamierte. Man roch ihren fantastischen Duft, lange bevor ihr fieses Grinsen und ihre schütteren Haare in Sichtweite und ihre Boshaftigkeiten (in Basler-Dialekt) in Hörweite waren...

Darauf konnte ich den Duft mehrere Jahre nicht mehr tragen, bis ich diese üble Assoziation wieder aus dem Kopf hatte. Deswegen ist die sinnlich geschwungene Flasche des Eau Timide (böse Zungen bezeichnen sie als "phallisch") heute noch mehr als halbvoll.

Und dann stiess ich auf die Art Déco-Jubiläumsedition - und konnte nicht widerstehen.

Feminité du Bois - das olfaktorische "Kleine Schwarze". Oft kopiert, nie erreicht. Eine Hommage an die Weiblichkeit.

Wir sassen beim ehrwürdigen Tempel Okunoin, in einer schwülen Sommernacht. Die jahrhundertealten Zedern beschützten unser Schweigen, der Weihrauch von Epochen hüllte uns ein. Mondlicht tröstete mich, und das Zirpen der Grillen erinnerte mich, im Hier und Jetzt zu bleiben.

My Love Has the Colour of the Night ist wohl der japanischste Duft, den ich kenne. Er erinnert mich stets an diesen tiefgründigen endlosen Moment.

Der Auftakt ist krautig-würzig, bevor sich Guaiac und Patchouli zu einer rauchigen Note verbinden, die einen Hauch von Amber und Leder trägt.

Ein Duft fern vom Mainstream, aber tragbar und elegant.

Marie-Louise hatte die Schnauze voll. Ein Tapetenwechsel würde ihr nach der hässlichen Trennung von Stephan und den Problemen mit der Doktorarbeit bestimmt gut tun. Da kam das last Minute Angebot für einen Flug nach Neapel gerade richtig - auf Capri war es im Mai angenehm warm.

Nach der Ankunft in Neapel deckte Marie-Louise sich mit sommerlichen Kleidern ein. In einer rot karierten Capri-Hose, einem ärmellosen weissen Top und einer grossen Sonnenbrille sah sie mit ihrer grazilen Figur, den ausdrucksstarken Augen und dem Pixie-Haarschnitt Audrey Hepburn verblüffend ähnlich.

Auf Capri angekommen verlangsamte sich ihr Tempo auf das der Bewohner und Touristen. Sie genoss Meeresfrüchte und Gelati mit Blick auf das türkisfarbene Meer und schlenderte in den malerischen Gassen und entlang der atemberaubenden Küste, als – Dio mio! – ihr Absatz brach.

„Dov'è un calzolaio?“ erkundigte sich Marie-Louise bei einer Gruppe alter Frauen, die auf dem idyllischen Dorfplatz einen Schwatz hielten (zum Glück hatte sie im Italienischunterricht trotz Fensterplatz einiges mitgekriegt). Sie folgte der Beschreibung, mit ihren Schuhen in der Hand. Das dumpfe Klopfen des Schuhmachers drang durch die geöffnete Tür des orangefarbenen Häuschens hinter zwei Zitronenbäumen.

Sie blieb auf der Schwelle stehen. Als sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, sah Marie-Louise den Handwerker mit den dunklen Locken, in seine Arbeit versunken, während seine schlanken Finger geschickt die Wildlederstiefel bearbeiteten. Und dann trafen sich ihre Blicke…

Ähm, wo waren wir gerade? Ach ja, Rosendo Mateu #2. Bleibt nur noch zu sagen, dass H/S hervorragend sind. Der Duft hält die ganze Nacht - mit oder ohne Schuhmacher.