MarieLaVie

MarieLaVie

Rezensionen
11 - 15 von 45
MarieLaVie vor 5 Jahren 34 4
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
"Mein" Duft der Wunder
Ich habe zwei Flakons des ursprünglichen Eau des Merveilles besessen, weil ich von dem Duft so unheimlich fasziniert war: Orange und Sand, Meeraroma und Zedernholz, frisch und doch tief... Dennoch hat mich an dem Original immer etwas gestört. Der Duft wirkte etwas zu ernst und melancholisch auf mich. Ich habe ihn nie bei sonnigem Wetter tragen wollen, sondern immer nur bei grauen Wolken und Regen. Auch gesellige Runden haben sich mit dem Duft nicht gut vertragen. Statt nach Strandparty und Sonnenschein zu duften, gab es für mich einsame Grübelstunden am dunklen, wolkenbehangenen Meer.

Das Elixir des Merveilles war mein Hoffnungsschimmer, das Original mit Süße und Leben zu füllen. Mehrmals stand ich in Versuchung, mir einen Flakon zuzulegen. Die Topnoten waren wunderbar, eine schöne süße Orange. Der Rest blieb allerdings süß und gefällig, mir fehlte plötzlich der Tiefgang vom Eau des Merveilles.

Auch der L'Ambre des Merveilles gab mir nicht das, was ich mir wünschte. Eine absolut geniale Duftidee von salzigem Orangenkaramell, ich mag ihn gern. Aber auch diese Version war weit entfernt vom Ursprungsduft.

Den Eau des Merveilles Bleue habe ich nicht getestet, dafür stolperte ich letztens über das neue L'Ombre des Merveilles. Und da war er - "mein" Merveilles Duft.
Die Kopfnoten sind süßer gehalten als im Original, ähneln dadurch mehr dem Elixir. Das trockene Aroma vom Ur-Merveilles scheint aber schnell durch und begleitet den Duft bis zum Schluss. Weihrauch kann ich nicht erkennen, wohl aber eine leichte Teenote mit einem Stück Kandis. Gleichzeitig erkenne ich den Geruch nach warmem Sand und Steinen wieder, auch die Meeresluft ist erhalten geblieben. Im Vergleich zum Eau des Merveilles stimmt mich der L'Ombre aber nicht nachdenklich, sondern wirkt insgesamt wie eine zugänglichere Neuinterpretation. Die Ecken und Kanten des Originals wurden etwas abgerundet und modernisiert, der Charakter aufgehellt.

Ich bin froh, dass ich mit dieser Version nun die Originalität des Eau des Merveilles genießen kann, ohne von dessen Exzentrik eingeschüchtert zu werden. Christine Nagel hat einen wunderbar runden Duft geschaffen!
4 Antworten
MarieLaVie vor 5 Jahren 14 6
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft
Rosa Veilchen Nuklearbombe
Erwartung
Ein wunderbar holziges Veilchen, leicht pudrig, etwas verspielt durch Frucht, aber keinesfalls süß. Edel und ein komplexer Duft zum ausgehen.

Was wirklich geschah
Eine Veilchenpastille mit Fruchtsyrup macht sich auf meinem Arm breit (nur ein Sprüher!) und nimmt nukleare Ausmaße an. Es ist süß und pulsierend. Der Duft strahlt so dermaßen aus, dass alle anderen Duftstreifen in meiner Hand und Testsprüher auf dem anderen Arm überrollt werden.
Der Duft wirkt auf mich seltsamer Weise nicht erwachsen, es riecht etwas nach Kinder Make-Up für kleine Mädchen. Gleichzeitig ist er nicht jugendlich verspielt, sondern irgendwie altbacken. Diese Kombination lässt mich etwas ratlos zurück, weil ich mir nicht vorstellen kann, an wem Misia wohl gut riechen könnte.

Ich habe Misia letzten Endes abgewaschen, weil er mich nur noch genervt hat. Der Duftverlauf war recht linear und penetrant - das süße, rosa Kinder-Veilchen im Chanel Kostüm wollte einfach nicht weichen.

Vielleicht hätte mir das EdT besser gefallen, aber das EdP ist in jedem Fall nichts für mich.
6 Antworten
MarieLaVie vor 8 Jahren 11 3
7
Flakon
4
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Sanftes Meisterwerk
Ich habe vor langer Zeit mal eine Tupfprobe von Bois de Paradis erhalten und fand den Duft toll. Ein Meisterwerk von Michel Roudnitska, der angeblich mehrere Jahre für die Komposition brauchte. Das Zusammenspiel aus Frucht, Rose und Hölzern hat mich seitdem fasziniert und nie ganz losgelassen. Nun sind die DelRae Düfte in Europa sehr schwer zu finden, allerdings machte eine Freundin letztens Urlaub in Kalifornien und hat mir den Duft aus L.A. mitgebracht :) Mein Glück und ein Hoch auf die Freundschaft!

Der Duft im Flakon hat mich in mehrerer Hinsicht überrascht. Erst einmal: er ist noch viel schöner und komplexer als ich ihn in Erinnerung habe.
Der Duft startet würzig (Zimt) und mit einer Note, die an leicht angebranntes Karamell erinnert. Es duftet warm und ein wenig nach dunklem Fruchtkompott, aber nicht zu süß. Überhaupt finde ich die Süße sehr verhalten. Die Feige bleibt auf meiner Haut eher im Verborgenen, dafür wird die Rose recht dominant - und das ist auch gut so, denn sie ist wunderschön! Unter den Beerenkompott mischt sich also langsam eine dunkle, aber saubere Rose und gibt dem Duft einen edlen Einschlag. Ganz entfernt erinnert mich der Duft an Lyric Woman von Amouage. Die Basis ist Zedern-lastig und gibt dem Duft genügend Widerstand, so dass er nicht zu weiblich, blumig oder fruchtig-süß wird. Bois de Paradis duftet vielmehr nach einem Abend in der Holzhütte, nach einem guten Rotwein mit dunklen Waldbeer-Schokoladenpralinen.

Die zweite Überraschung: Der Duft war mir als Tester immer etwas zu schwach auf der Brust. Ich schob es darauf, dass ich den Duft nur auftupfen konnte mit der Probe und nicht sprayen. Nun - Surprise! - ist der Duft immer noch recht transparent :/ Ich nebel mich mit dem Duft regelrecht ein und nur in der 1.-2. Stunde nehme ich ihn klar (aber trotzdem nicht aufdringlich!) wahr. Danach schwacht er stark ab und ich muss schon bewusst versuchen, den Duftschleier einzufangen. Auch andere bemerken ihn nur aus nächster Nähe.
Dennoch, der Duft ist da: ich erhasche immer mal wieder eine Spur von ihm und diese Spur ist toll toll toll.

Warm, herbstlich, Rosenholz.
3 Antworten
MarieLaVie vor 9 Jahren 23 7
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Das verdrehte "kennste einen, kennste alle"
Erst einmal eine kleine Einleitung zu mir und Vetiver:
Der für mich ultimative Vertiver-Duft ist Sycomore. Man braucht eigentlich nur einen Vetiver-Duft und zwar ihn: grün, holzig, klar, rauchig, stark, verwegen, mystisch... Alle anderen Vetiver-Düfte verblassen dagegen. Sie riechen nach Vetiver, aber irgendwie... schlechter.
Davon abgesehen hatte es mir nur Vetiver Tonka angetan, aber der ist mir für die meiste Zeit zu süß und gourmand (Mandel mit Lakritz?) und wirkt auf meiner Haut irgendwie pervers. Spannend, aber muss nicht sein.

Doch dann kam der Tag, an dem mir Vetyver unter die Nase kam. Mein erster Eindruck war: unverkennbar Vetiver... aber wie Vetiver + Haut? Zunächst frisch und sanft krautig, roch ich nach kurzer Zeit deutlich Labdanum, Moschus und Tonka, die dem Vetiver eine leicht cremig-ledrige Grundlage boten.
Ich war daraufhin etwas verwirrt, da der Duft nicht wie Sycomore roch, aber auch nicht schlechter. Ein Vetiver, der sich tatsächlich anders von der Masse abhebt?

Mehrmaliges Tragen hat dann bestätigt: Vetyver ist ein hautnaher, nachdenklicher, intelligent-sinnlicher Vertreter dieser sonst allzu gleichgearteten Duftfamilie. Für mich kein Duft zum Party machen und auch kein Büroduft. Bei zu viel Ablenkung und Bewegung geht er unter. Vetyver ist eher ein Refugium am Ende des Tages oder Sonntag früh, er wirkt auf mich menschlich, beruhigend und erdend.

Nachdem ich nun also zwar nicht alle, aber doch einige Vetiver-Düfte probiert habe, kann ich festhalten: für 99% aller Vetiver-Düfte gilt "kennste einen, kennste alle", die meisten sind wenig einprägsam. Bei Vetyver ist es jedoch anders herum: ich kenn' (fast) alle und erkenn' einen - Vetyver wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen und ist nun endlich Teil meiner Sammlung.
7 Antworten
MarieLaVie vor 9 Jahren 20 4
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Schwühl-kühler Hermes-Sonderling
Die Hermes Düfte versprühen Luxus (die Verpackung! Namhafte Parfumeure! unbezahlbare Taschen und Tücher, aber Gott sei Dank gibt es die Düfte!) und doch finde ich sie nahezu alle langweilig. Die Erfolgsformel lautet: Irgendeine zitrische Note gepaart mit X. Entweder Mango oder Birnen oder Rhabarber oder Ambergris oder Moschus oder Rose oder Vetiver oder Leder, ... Das alles dann semitransparent miteinander verwoben und schon klingeln die Kassen. Einfach und genial, aber mir irgendwie zu flach.

Apres la Mousson ist anders und hebt sich positiv von seinen Hermes-Geschwistern ab: das ist kein typisch zitrischer Sommerduft. Kein typischer Hermes. Keine typischen Lobeshymnen weit und breit, meiner Meinung nach auch kein typischer Ellena.
Stattdessen riecht man etwas schwül-kühles, als ob durch die Wärme mit der berstend hohen Luftfeuchtigkeit ein erfrischender Wind zieht. Es ist wässrig, fast aquatisch, aber ohne den gefürchteten Light Blue Moschus. Ingwer und Kardamom mischen sich unter die Brise und von irgendwoher ströhmt der Duft einer Zuckermelone. Apres la Mousson ist frisch, aber mit Tiefgang. Der Name und die Verpackung passen perfekt und deshalb sehe ich den Duft auch als wirklich stimmiges und gut umgesetztes Gesamt-Kunstwerk.

Ich würde den Duft nicht das gesamte Jahr über tragen wollen, eigentlich passt er nur in den Sommer. Die Haltbarkeit ist nicht sonderlich und er ist insgesamt schon recht speziell. Die 100% kriegt er deshalb nicht. Aber in Hinblick auf die künstlerische Umsetzung und Qualität ist er top und spielt ganz klar in der oberen (Nischen-) Liga mit!
4 Antworten
11 - 15 von 45