MarieTheres

Bei uns in der Altstadt gibt es ganz versteckt in einer Ecke ein süßes Café. Es heißt Café Mandelrose und das Konzept ist richtig hübsch. Eingerichtet im Stil eines Wiener Kaffeehauses, gibt es dort (fast) alles mit Mandel und mit Rose. Morgens beim Frühstück ist der Kochkäse mit Rosenblättern verfeinert, das hausgemachte Mandeleis ist der Hammer und erst der Rosentee... Hach!

Immer wenn ich Girl of Now aufsprühe, fühle ich mich wie in diesem Kaffee. Der große rote Samtsessel verschluckt mich fast, die schwere Wanduhr tickt, es duftet nach frischem Kaffee, Kuchen, nach Blüten und - Mandeln. Mein Herz schlägt für Mandel und alles, was man daraus zaubern kann. Girl of Now schnuppert für mich wie eine Mandeltarte mit knuspriger Kruste, unter der Birnen und Mandarinenmarmelade warten. Dazu gibt es einen leckeren Latte Macchiato mit Mandelmilch oder Vanillesirup - fertig ist das Dufterlebnis!

Beim Aufsprühen kommt das Mädchen zunächst leicht alkoholisch rüber, aber diese Note verfliegt rasch. Dann wird es süß, gourmandig und schön warm. Ich habe mir den blumeligen Flakon in türkis und gold extra für die kalte Jahreszeit aufgehoben und nun, mit Beginn des Frühlings, ist er so gut wie leer. Perfektes Timing!

Die Haltbarkeit finde ich wirklich spitze, auf meinem Mantel kann ich GoN auch nach Tagen noch riechen, Tonkabohne und Mandel hinterlassen einen wunderbar süßen Schleier auf der Kleidung. Fans von Dior Poison Girl EdT oder YSL Cinéma sollten dieses Duft unbedingt mal testen - er könnte euch gefallen!

So wie der Flakon ist, so ist auch Lady Emblem L'Eau.

Ich hätte vermutlich nie im Leben danach gegriffen, wenn er mir in der Parfümerie nicht gezeigt worden wäre, weil er gerade vor Weihnachten in einem Set mit Bodylotion erhältlich war. Also ab auf den Streifen. Es war Liebe auf den zweiten Riecher, beim ersten Schnuppern fand ich ihn okay, aber nicht herausragend. Auf der Haut entwickelte er sich aber schließlich so schön, dass ich beim Bummeln durch die Fußgängerzone doh noch einmal zurück zu besagter Parfümerie "musste", um mit das Set von Montblanc zu kaufen.

Düfte mit Pfirsich sind mir oft viel zu süß und zu künstlich, doch dieser hier ist anders. Man bekommt das, was man sieht - der Flakon spiegelt den Duft schön wieder. Die blaue Farbe signalisiert das Klare, Reine, was der Duft durchaus innehat. Doch ein klassischer Saubär-Duft ist er auch nicht, dafür sind die Form und die Facettierung der Flasche zu verspielt.

Für mich ist Lady Emblem ein schöner frischer Duft, den man zu jeder Jahres- und Tageszeit und zu sämtlichen Anlässen tragen kann. Man geht damit niemandem auf den Keks und doch kann man ihn gut erahnen - und das sogar sehr lange. Ich rieche ihn ganz deutlich auch abends noch auf meinem Pulli, wenn ich ihn morgens vor der Arbeit aufgesprüht habe.

Das Parfum dürfte perfekt für Leute sein, die es gerne frisch, aber nicht zu aquatisch mögen, die sich gerne mit dezenten Blumen umhüllen und Süßem nicht abgeneigt sind. Wohlgemerkt aber keinem Karamell und keiner Zuckerwatte, sondern eher einer leichten und fruchtigen Süße. Sicher Lady Emblem L'Eau ist nicht der allergrößte Wurf, den die Parfumgeschichte je geschrieben hat - aber das muss er ja auch gar nicht sein! Manchmal ist es nämlich auch gar nicht so leicht, einen unaufgeregten, femininen Schmankerl zwischen all den La Vie Est Belles zu entdecken.

Wisst ihr, was Marzipankartoffeln, Lakritzschnecken und Rhabarber gemeinsam haben? Man liebt sie oder man hasst sie. Niemand sagt: "Joa, Marzipan, ist okay!" Oder: "Lakritz esse ich manchmal ganz gerne!" Da gibt es nur schwarz oder weiß - und bei Rhabarber ist es genau so. Ich persönlich liebe die rot-grünen Stängel und verarbeite sie gerne mit Beeren zu Marmelade oder zu süßem Kompott.

Genau daran erinnert mich das Parfum Amo - an ein frisch gekochtes Rhabarberkompott. Mir hat es schon einige Komplimente beschert, das Prägnanteste dabei war die Aussage: "Es riecht nicht so wie jedes Parfum!" Ja, das stimmt. Amo schnuppert anfangs leicht spritzig, was wohl Campari und Johannisbeere zu verantworten haben. Rosmarin kann ich nicht wirklich ausmachen - das kenne ich auch nur in Kombination mit Kartoffeln. :-)

In der Kopfnote wird Amo wunderschön: Jasmin und Rhabarber duften wunderbar süß-blumig, alsbald gesellt sich die zarte Vanille dazu. Ich kenne keinen Duft, der irgendwie ähnlich riecht - er ist zwar ein Gourmand, hat aber keinen umwerfenden Bums. Er ist zwar blumig, aber kein leuchtendes Blütenmeer. Amo geht immer - ins Büro, in der Freizeit, zum Essengehen. Er passt sich wunderbar an, wird nie zu viel und hat eine ideale Sillage, die nicht zu stark und nicht zu schwach ist.

Parfum-Blindtests, das wäre doch mal was! Man sprüht einen Duft auf einen neutralen Streifen auf und lässt Probanden, die das Fläschchen vorher natürlich nicht gesehen haben, schnuppern. Jetzt müssen sie raten, ob es sich um einen teuren oder einen günstigen Duft handelt. Ich wette, bei Naomi würden fast alle auf einen High End Schmankerl tippen! Würde da Rabanne oder Lancôme oder Saab oder wie sie alle heißen auf dem Etikett stehen, wäre der wahrscheinlich ein Kassenschlager wie die LVEBs dieser Welt. Denn verstecken muss er sich nicht! Doch er steht irgendwo seitlich in den Drogerie-Regalen und bekommt in meinen Augen viel zu wenig Aufmerksamkeit.

Okay, den Flakon finde ich hässlich und voll neunziger, aber der Duft ist aktueller denn je. Süßliche Gourmands trägt man doch aktuell gerne und siehe Shirin David (der Community-Duft, ihr wisst Bescheid....) ist eine wilde Mischung verschiedenster Ingredenzien ebenfalls voll angesagt. Hat die Naomi in den 90ern also schon alles richtig gemacht!

Das Parfum enthält ganz viele Duftnoten, die ich total liebe: Jasmin, Orangenblüte, Sternanis, Vanille, Karamell, Tonkabohne... Und die gehen eine wirklich prächtige Symbiose ein. Naomi begleitet einen am besten an kühleren Tagen -jetzt im Herbst ist also seine Zeit gekommen! Im Sommer, den wir ja dieses Jahr reichlich hatten, könnte er einfach eine Spur zu süß werden.

Ansonsten kommt der Duft auf meiner Haut sehr sanft und pudrig rüber, nicht aufdringlich, aber gut wahrnehmbar. Er bleibt auch für mehrere Stunden an Ort und Stelle, da hätten die inkognito-Tester also auch nichts zu mäkeln. Meines Erachtens ist er ein erwachsener Duft, und obwohl er so süß-pudrig ist, hat er etwas Sauberes, Reines an sich. Genau das fasziniert mich auch an ihm: Es ist, als ob man sich an einem heißen Sommertag frisch geduscht mit einer duftenden Sonnencreme eincremt und der Duft einem den ganzen Tag in der Nase weht.

"Show me round your fruit cakes / 'Cause I will be your honey bee"
- Ja, eine Honigbiene bist du, du "Scandal". Eine Honigbiene, angelockt von Gardenie und Blutorange. Bei einem Picknick an einem heißen Tag am See, rundherum Blumen - und ich packe die Orangenlimo aus. Herrlich, das zischt beim Öffnen und prickelt so schön!

"Open up your fruit cakes / Where the fruit is as sweet as can be"
- Sweet, ja sweet bist du, unglaublich sweet. Du bist gar nicht viel anderes als süß, nicht sonderlich blumig oder fruchtig, nicht holzig, nicht spritzig - "Scandal", du riechst einfach nach Honig. Nach frisch geschleudertem Honig, gerade ins Glas abgefüllt und bereit, auf ein Stück Butterbrot geschmiert zu werden. Bereit, vernascht zu werden.

"All you do is call me / I'll be anything you need"
- Ich muss dich nur aus dem Schrank nehmen, nur aufsprühen und schon bist du da. Du brauchst keine Zeit zum Wirken, ein Spritzer auf die Haut oder die Klamotten und da bleibst du. Umschwirrst mich mit deinem Duft, du Honigbiene. Weniger ist hier mehr, denn deine Sillage ist echt stark. Dein Duftverlauf ist geradlinig, gegen Ende schwirrst du ab Richtung blühende Sommerwiese - jedoch immer auf der Suche nach Nektar.

"This is the new stuff / I go dancing in"
- Naja, der neueste Shit bist du nicht, vielleicht auch kein Skandal - süße Düfte sind momentan im Trend und echt nix Neues. Aber einzigartig, ja das bist du. Ich kenne keinen derartigen Honigduft, der so unblumig daherkommt und so wuchtig ist. Mir bereitest du gute Laune - hat wer Lust zu tanzen...?

"I'm your sledgehammer / Let there be no doubt about it"
- Kein anderer Duft in meiner Sammlung, keine andere Duftnote (nicht die Vanille, nicht die Tonkabohne, nicht die Schlagsahne,...) ist ein solcher Hammer wie "Scandal". Wohl dosiert mag er im Büro tragbar sein, ich denke aber, er ist eher was für die Freizeit oder abends zum Weggehen. Wobei er auch nicht richtig "schick" ist - eher quirlig.

"It's what we're doing, doing / All day and night"
- Erst dachte ich, ich könne ihn nicht auf meiner Haut behalten - aber irgendwie hat er doch was. Man muss ihn einfach testen und ausprobieren, ob die Hautchemie stimmt. Honig esse ich gar nicht, aber riechen mag ich ihn irgendwie schon. "Scandal" ist einfach etwas ganz anderes, eine gourmandige Richtung, die sich abseits von Praline und Co. befindet. Die Haltbarkeit ist wirklich spitze - morgens aufgesprüht, begleitet mich die Biene auch noch durch die Nacht.

"This amusement never ends"