Martha24

Sommer liegt in der Luft und Guerlain hypt die Aqua Allegoria Reihe erneut - jetzt sind alle Düfte (fast) natürlich! Da bin ich leider ein wehrloses Opfer. Die Fotos, mit denen die Linie beworben wird, machen mich schwach. Mediterrane Gärten, Blüten, saftige Früchte, perlendes Wasser… und das nun auch noch natürlich - das flasht!
Der neue Tester von "Aqua Allegoria Pera Granita | Guerlain" im Kaufhaus duftet sooo viel intensiver und gleichzeitig filigraner als der betagte Miniflakon daheim in der Parfümkiste. Oh und ah! Aber daheim ist nicht nur 1 Parfümkiste…und in dem ganzen Fundus gibt es auch noch drei 75ml Buddeln mit Aquas, die (egal ob optimistisch oder pessimistisch betrachtet) gut gefüllt sind. Im ersten Pandemiejahr habe ich erst blind und dann schnell zugegriffen. Erschwerend kommt hinzu, dass ich mit den Allegorias eigentlich nur in Sommerzeiten zurecht komme…
Kurz und gut beschließe ich, dass ich meinen Altlasten eine Chance geben muss. Und unter den dreien ist Rosa Rossa der Allrounder. Das war damals auch mein Shopping-Alibi: Den kann ich layern!
Rosa Rossa startet fruchtig, die angegebenen Früchtchen mögen in der Kopfnote sein, aber ich kann sie nicht einzeln ausmachen, sie sind zu zart. Dann erscheint eine ebenfalls zarte und frische Rose, vielleicht ist sie rosa oder hellrot, aber keinesfalls dunkler. Obwohl der Duft zunächst schnell zu verfliegen scheint, blitzt auch nach Stunden noch ab und an ein belebender Rosenfunke auf. Je öfter ich den Duft trage, desto besser gefällt er mir. Im Winter empfinde ich ihn einfach nur als säuerlichen Fremdkörper. Das mit dem Layern war auch nicht bloß ein Alibi, ich nutze Rosa Rossa tatsächlich, um "Aqua Allegoria Granada Salvia | Guerlain" ein bisschen mehr feminine Gefälligkeit zu verleihen, wenn mir der Salbei zu sehr um die Nase pfeift.
Fazit: Ein fruchtiger Rosenakzent, der mich hilfreich durch die sommerlichen Tage leitet. Es lohnt sich, erst die eigene Parfümkiste zu erforschen statt gleich in den Laden zu laufen!
Meine nächste Aufgabe: Den Unterschied zwischen der 2018er Version (die ich hier beschrieben habe) und der 2022er herausriechen!

Seit 25 Jahren bin ich nun parfümsüchtig. Die Florientalen der späten 80er und frühen 90er waren meine Einstiegsdroge. Nach und nach habe ich dann alles durchexerziert: die Chypres, die Orientalen, die Gourmands, Ambriertes, Aldehydiges, Animalisches, die Chanels, Guerlains, Goutals... Natürlich ist mir da auch der Original-Panther untergekommen, das Parfum de Toilette war ein Schnäppchen. Ein Florientale für rauschende Ballnächte, das gut in Aschenputtels drei olfaktorische Haselnüsse gepasst hätte, wenn da nicht bloß Klamotten drin gewesen wären...
Da war ich natürlich ganz scharf, als Cartiers Neuerscheinung letztes Jahr angekündigt wurde. Der Flakon sah schon auf dem Foto begehrenswert aus. Dass der Duft nun ganz anders sein sollte als sein Vorläufer, störte mich nicht besonders. Im Zeitalter der Iris-Infusionen ist die alte Katze sowieso nur noch ein Duft für daheim, die modernen Menschen verstehen ihn leider nur selten. Aber, don't get me wrong, ich bin auch ein großer Fan dieser Infusionen und ihrer Abkömmlinge.
Im örtlichen Kaufhaus, wo ich immer schön ungeniert testen kann, trudelte die Pantherin recht flott ein. Der Flakon hielt, was die Fotos versprochen hatten, sehr edel, endlich mal ordentlich Glas fürs Geld! Aber seit dem ersten Sprüher irritiert und fasziniert mich die neue Raubkatze, denn das erste, was ich rieche sind nicht die erwähnten Früchte sondern verschmortes Plastik, das sich ganz, ganz langsam in eine Gardenie verwandelt. Das Eichenmoos in der Basis nehme ich als Eichenmoos-Fan der alten Schule nicht als solches war und der Moschus ist definitiv nicht vom Rodriguez.
Mein Fazit: Der Duft ist absolut strange und jeder, der ihn trägt, ist cool hoch drei!!! Willkommen im 21. Jarhundert!

Mein erster zarter Flirt mit der Eau de Toilette-Version des kleinen schwarzen Kleidchens wurde jäh beendet, als die Femme fatale in ihrer Couture-Abendrobe das Parkett betrat und alles überstrahlte. Nightlife hatte erstmal mehr Anziehungskraft als ein Baumwollkleidchen für den Besuch der hiesigen Konditorei am Nachmittag. Ja, wer die bisherigen Kommentare aufmerksam mitgelesen hat, merkt auch schon, wie sehr die Kleine Hexe mich beeinflusst hat, letztendlich war es auch ihr Kommentar, der mich verführt hat, mir das EdT selbst zum Muttertag zu schenken. Doch dazu später mehr.
Bei der Couture-Version hatte ich immer Schwierigkeiten, die Himbeere eindeutig zu identifizieren. Nach einigem Herumexperimentieren mit dem EdP und EdT, kann ich die Kirsche nun nicht mehr wahrnehmen... Fruchtig-frisch starten aber beide. Das EdP driftet dann recht zügig in Richtung Veilchenlakritz ab, vom Schwarztee merke ich nichts - von einem geräucherten Schwarztee ganz zu schweigen. Das EdT bleibt frisch und entwickelt eine für mich absolut unwiderstehliche Shampoo-Note. Apfelshampoo, die olfaktorische Sensation der siebziger Jahre. Ja, ihr jungen Leser, wir hatten damals nur 3 Fernsehprogramme und 1 Haarshampoo. Das Apfelshampoo brauchten wir ganz dringend als Abwechslung zu dem ganzen dunkel-muffigen Patchouli. Nach dem Apfel-Exkurs kommt die Orangenblüte, die mich für einige Minuten verwirrt. Habe ich Spider Lily von India Hicks gesprüht??? Wann ist das passiert? Habe ich Alzheimer? Aber dann treten die kulinarischen Sensationen ein, von denen die Kleine Hexe geschrieben hat: Buttercreme, Orangenmarmelade, Zuckerguss, Biskuit und natürlich so manches Früchtchen, etwas Rosiges schwingt auch mit.
Patchouli, weißer Amber, weißer Moschus in der Basis... aber für so manchen ist es einfach nur die geilste Buttercreme der Welt! Aber die selbstgemachte, die nur aus Vanillepudding von Dr. Ö. und echter Butter gerührt wurde. Und dann Frankfurter Kranz machen, aber ich schweife ab, denn der wird definitiv mit Erdbeermarmelade gemacht - nicht mit Himbeere oder Kirsche! Pistazie hat darin auch nichts verloren. Da bleibt also noch genug Gourmet-Material für ein fünftes bzw. sechstes (Extrait nicht vergessen!) Kleidchen: "La Petite Robe Noire Frankfurt" mit Erdbeernote und Mandelkrokant und natürlich Buttercreme...

Als kleines Mädchen von ungefähr 4 Jahren habe ich mir ein Puppenkleid gewünscht, das grün und rosa ist. Ganz klar hatte ich diese Eiscremefarben vor Augen. Und wenn ich nun so auf meinen modisch-kosmetischen Lebenslauf zurückblicke, muss ich feststellen, dass diese beiden Farben die beiden Hauptfacetten meines Geschmacks sehr gut wiedergeben: Einerseits rosa Edelkitsch - andererseits grüne Naturnähe und Herbheit. Nicht schwer zu raten, in welche Ecke Essence Aromatique gehört.
Limettig-bergamottig ist der Auftakt, gerne möchte ich einen großen Schluck davon nehmen. Den Koriander kann ich nicht so herausriechen. Im Essen mag ich ihn gar nicht. Eine Freundin sagt immer: "Schmeckt nach Silberfischchen!" Das finde ich sehr treffend, obwohl ich gar nicht weiß, wie Silberfischchen schmecken... Das Kräuterige hier gefällt mir aber ganz gut. "Private Collection" soll ja auch eine deutliche Koriandernote enthalten und gehört trotzdem zu meinen Favoriten, aber nun zurück zur aromatischen Essenz! Das Sandelholzige nehme ich recht fix nach der Kopfnote wahr und muss bei dieser speziellen Sandelholznote sofort an Coca Cola denken. Das zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht und ich kann die gute Laune gar nicht mehr abwehren. Den gleichen Effekt kenne ich von "Eau Première" und dem EdT von "Samsara". Patchouli ist natürlich auch da und fügt sich harmonisch ein. Von der Rose bekomme ich nicht allzu viel mit, aber das könnte auch an meinem Faible für Rosendüfte liegen, das für eine gewisse Geruchsblindheit verantwortlich ist.
Für mich ist dieser Bottega Veneta-Duft ein toller Begleiter im Job. Erst kommt der Frischekick, später hüllt mich die Wärme schützend ein und verweilt harmonisch würzig in Haar und Kleidern. Er ist gefühlvoll, aber nicht zu lockstoffartig nach dem Motto "Blümchen sucht Bienchen". Bei dem Begriff "pudrig" weiß ich eigentlich nie genau, was die Leute meinen. Wenn man in meine Sammlung schaut, sieht man, dass ich viele Puderbomben habe und hatte. Ich merke es wahrscheinlich gar nicht mehr...
Beim ersten Testen von Essence Aromatique musste ich eine ganze Weile überlegen, warum mir der Duft so bekannt vorkommt. Und dann kam die Erleuchtung: Die Farbe stimmte nicht, aber das Land! Es war ein italienischer Duft, aber in Rosé. Das leider längst untergegangene Eau de Parfum von Laura Biagiottis "Roma"! Nicht, dass die beiden Duftzwillinge wären, nein, nur diese Kombination aus Frischem und Balsamischem, diese eingefangene Sonnigkeit, das war mein Deja-Vu bzw. Deja-schon-mal-gerochen...

Dunkle Samtvorhänge, Kerzenlicht, Früchte - blauviolett, überreif und voller Tautropfen in Kristallschalen. Rubinrot funkelt der Wein in schweren Kelchen. Schwarzer Kajal, smoky Eyes, schwarze Spitze und fein ziselierter Silberschmuck, alte Ledersofas, glitzernde Pailletten, knisternde Seide. Schon bei meiner Ankunft bin ich betrunken und nein, es war kein Champagner, den ich beim Ankleiden und Schminken geschlürft habe. Es war Napoleon rosé - süß und voller Muskatwürze. Ich komme spät mit dem Taxi, das ist teuer, aber heute schert mich das nicht. Ich komme allein und das ist gut so, weil ich viel zu selten allein war in letzten 20 Jahren. Dunkle Früchte, Patchouli und Räucherwerk hüllen mich ein, als ich den Raum betrete. Alle sind da und wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Küsse und Umarmungen - heute ist es mir egal, ob die eine oder andere Berührung vielleicht nicht doch zu erotisch ist und ob das jemand sieht und sich mokiert, denn heute werde ich feiern bis der Morgen graut...
Ja, Delicious Night hat mich heute ganz unerwartet zum Träumen gebracht. Fast ein Blindkauf, vor Jahren mal getestet und für gut befunden und schon war es aus den Läden verschwunden. Dann heute ein unerwartetes Schnäppchen. Das "Wiederriechen" verlief überraschend - an welches Wässerchen erinnert mich der Auftakt nur? Eine Stunde später weiß ich es: "Midnight Poison"! Dann verwandelt sich der Duft und ähnelt irgendwann "Flower Oriental" mit einer kräftigen Dosis Patchouli (bei Fragrantica ist das gelistet!!!). Natürlich viel harmloser als alles, was in den 70ern an jeder Ecke für 3,50 DM verkauft wurde, aber der beste Apfel, den DKNY je auf den Markt gebracht hat.