Martine

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6 - 9 von 9
Martine vor 5 Jahren 7
Vanillegewitter
Voller Begeisterung habe ich gestern in einer Parfümerie das Eau de Toilette (!) entdeckt. Was für ein subtiler, sanfter Duft. Ich kann mich den Kommentaren zum EdT nur anschließen: Stimmung und Gerüche nach einem Gewitter am Morgen waren wohl nie gelungener olfaktorisch eingefangen. Es ist alles da, die Frische, das leicht Muffig-Modrige, das Gefühl von Erleichterung und Neuanfang, von Reinigung und kurzen Momenten des Innehaltens, sogleich sprießenden Blättern und Blüten, dampfendem Asphalt. Der Duft liegt wir eine leichte Wolke auf der Haut. Als wenn man selbst zugleich Regen und Luft ist.

Leider war nur das Eau de Parfum in einer kleineren Einheit erhältlich. Und das hab ich dann törichterweise erworben ohne zu testen (hier fehlte der Tester...). Zu Hause habe ich ihn voller Erwartung aufgesprüht, wieder bereit für dieses Gewitterwunder. Hm, sofort war klar, das EDP ist deutlich anders. Lauter, blumiger, etwas synthetischer am Anfang, bei weitem nicht so pastellig, wenngleich der Grundton des Duftes erkennbar der gleiche ist. Das alles wäre sogar ziemlich schön...wäre da nicht...ja, wäre da nicht die Vanille...ich mag einfach keine Vanille in Parfums! Und hier dauert es nicht lange, und sie ist omnipräsent bis zum Ende (bei mir etwa 6 bis 8 Stunden später). Auch wenn es sich um eine sehr würzige, unsüße, elegante Vanille handelt, es war sehr schnell klar, dass ich mich leider, leider wieder von ihr trennen muss...

Das EdP ist zweifellos sehr hochwertig und interessant. Ein Muss für alle Vamille-Liebhaber, schöner z.B. als Vanille Galante. Meine Empfehlung, sowohl das EdT als auch EdP ausführlich testen, bevor man einen Kauf in Erwägung zieht.
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Martine vor 5 Jahren 8 2
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Ein balsamisches Meisterwerk
Ehrlicherweise ging es auf und ab bei meinen Annäherungsversuchen. Die ersten neugierigen Berührungen mit Myrrhe Eglantine vor Wochen im Store haben zunächst einmal eher Ablehnung ausgelöst. Zu süß, irgendwie synthetisch und aufdringlich. Ein seltsamer Duft, der etwas säuerliches und zugleich honigartiges hatte. Ich vergaß ihn erst einmal wieder.

Dann wurde ich zwischendurch von meiner Schwester an Myrrhe Eglantine erinnert. Ich hatte ihr das kleine Pröbchen geschenkt, das man mir freundlicherweise mitgegeben hatte. Der Duft sei so sanft und frisch! Wirklich, dachte ich mir? Hab ich etwas übersehen? So etwas ähnliches liest man ja auch immer wieder über den Neuzugang bei den Hermessencen. Er sei ein „crowdpleaser“, leicht und rosig, leichter sogar als Rose Ikebana, den ich liebe.

Ich machte also einen neuen Anlauf und erwarb ein 15ml Fläschen. Zu Hause sprühte ich großzügig auf. Und wartete auf die sanfte frische Rose. Wieder sofort eine eher erschlagende Süße. Doch immerhin, diesmal entfaltete sich wenigstens Stunden später etwas, das mich auf einmal ansprach. Etwas Warmes, das ich in dieser Form noch nie gerochen habe, stieg auf, und zwar nicht raumgreifend, sondern nah an mir, wie etwas, das eng an meinem Körper entlang in meine Nase gelangte.

Hat es vielleicht doch etwas auf sich mit diesem Duft? Noch ein Versuch am nächsten Tag. Ein kleiner Sprühstoß, und diesmal tat ich intuitiv etwas, was man eigentlich nicht tun soll. Ich rieb den Duft in meine Haut ein. Und auf einmal war alles da. Die sanfte Rose, umgeben von Apfel, zarter Amber und vor allem etwas mir völlig Unbekanntes, das wohl die Myrrhe ist und als harzig bezeichnet werden kann. Ich habe es just in diesem Moment verstanden: Dieser Duft ist kein Parfum, sondern ein Balsam!

Christine Nagel ist hier etwas Unglaubliches gelungen. Ein Parfum, das sich anfühlt wie ein Körperöl. Es hat etwas säuerliches, welches die Rose aber nicht abtötet, sondern eher heraushebt und die viel beschworene Frische erzeugt. Myrrhe und Amber (nehme ich an) machen das ganze ölig-harzig und geben ihm eine wie ich finde einzigartige Konsistenz. Und dann ist da diese wirkliche fremdartig-orientalische Geruchsnote, wohl auch die Myrrhe, wer weiß es, die wirklich innovativ ist ohne gleich „too much“ zu sein. Nicht zu vergessen, der Duft hält auch noch Stunden und entwickelt sich über die Zeit nur noch „balsamischer“.

So muss eine antike ägyptische Schönheit gerochen haben! Wohl dosiert ein Traum!
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Martine vor 5 Jahren 12 4
Mal wieder etwas „ganz einfaches“
Urlaub. Ein paar Tage Barcelona. Ich habe alle Zeit der Welt, um mich im Corte Ingles den Düften hinzugeben. Und probiere so einiges. Meine geliebten Hermessencen (Myrrhe Eglantine beginnt mir zu gefallen), das neue 1957 von Chanel, auch La Pausa, sogar Molinard-Düfte, die ich bisher nicht kannte (Chypre Charnel ist interessant).

Und trotz aller Begeisterung kommt plötzlich die Lust nach einem „einfachen“ Duft in mir auf. Ein Duft wie früher, als ich olfaktorisch noch nicht so verwöhnt war und mich sehr freuen konnte, wenn die Parfums einfach nur gut an mir funktionierten, wie z.B. Allure von Chanel oder No. 4 von Jil Sander.

Mein Suchfokus verändert sich sofort, plötzlich finde ich mich am Lancomestand wieder. Und greife zu O d’Azur. Und schnuppere etwas. Probiere auch O de Lancome. Also, spannend. O de Lancome geht nicht. Erscheinungsjahr wohl 1969. Man riecht es. O d’Azur zieht mich aber an. Ich kaufe es!

Mich interessieren gar nicht so sehr die im Vordergrund stehenden Duftstoffe, die zitrischen im Auftakt, die Rose und die Pfingstrose in der Herznote. Ich bin mir gar nicht mal sicher, ob ich die Rose als solche ausmachen kann. Es riecht jedenfalls klar blumig, nicht fruchtig.

Mich interessiert wie immer eher die Plastizität des Duftes. Und die gefällt mir. Es umgibt mich ein eher festes, nicht wolkig ausfransendes Duftfeld, mit wenig Sillage, aber körpernah warm und rund. Die „Konsistenz“ erinnert an die frische Wärme in einem Pinienwald am späten Nachmittag bei Hitze. Da ist viel Sauerstoff...und auch eine leichte Holznote, die in neueren Düften oftmals sehr synthetisch ausfällt. Hier aber erträglich und glücklicherweise sehr hintergründig ist.

Man liest, O d’Azur rieche nicht intensiv. Mir scheint, das ist gewollt. Hier steht die Haptik im Vordergrund. Man kann frei atmen, und trotzdem ist da etwas Umhüllendes, warm Sommerliches.

Alles in allem ein gelungener schöner Duft, mit akzeptabler Haltbarkeit (6 bis 8 Stunden). Eine perfekte moderne Interpretation des berühmten O de Lancome! Und eine hervorragende Wahl, wenn es mal wieder etwas „ganz einfaches“ sein soll!

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Martine vor 5 Jahren 20 2
Meine neue Nr. 1
Vor kurzem fiel mir eine Duftprobe zu Rose Ikebana in die Hände. Rose Ikebana gehört zu den wenigen Hermessence-Düfte, die ich bisher konsequent ignoriert habe. Ich mag nämlich eigentlich keine Rosendüfte. Und ein unkonzentriertes Testen in einem Hermes Store vor Jahren hat bei mir den Eindruck eines wässrig-leichten Rosenwassers hinterlassen. Ich besitze und liebe Osmanthe Yunnan und Cuir d´ange und ich war bisher sicher, dass die Rose da nie heranreicht.

Aber manchmal ist es eben anders als man denkt. Probe aufgesprüht, keine Erwartungen gehegt. Doch plötzlich stieg mir, an einer Wein-Bar sitzend, ein umwerfend sanfter Hauch von kaum etwas mehr als einem Nichts in die Nase. Was war das? Warme Haut, war mein erster Gedanke. Irgendwie rund und voll und gleichzeitig auch frisch und leicht würzig.

Ich brauchte eine Moment, um zu verstehen. Das ist also das Rosen-Tee-Arrangement von Jean Claude Ellena! Genial! Beide Komponenten waren bei genauem „Hinriechen“ unterscheidbar. Es fühlte sich aber an, als ob der aromatische Tee die Rose im Verlauf abdunkelt, ihr das Süßlich-rosige nimmt und etwas Leicht-würziges gibt. Jedenfalls schien es als hüllte er sie langsam in einen hauchzarten warmen Schleier. Das Gesamtergebnis war nicht wirklich „rosig“, sondern eher stofflich-seidig, als könnte man den Duft sanft berühren. Ich war jedenfalls einfach nur hingerissen. Was für ein schönes Ikebana!

Naja, und dann gab es kein Halten mehr. Inzwischen bin ich im Besitz von zwei 15ml Fläschchen Rose Ikebana und halte es nicht für ausgeschlossen, dass dieser Duft am Ende zu meiner Nr 1 der Hermessence Reihe avanciert. Er ist noch um einiges harmonischer auf der Haut als Osmathe Yunnan, dessen Tee-Blumen-Mischung sich bei mir manchmal leider leicht „kratzig“ entfaltet. Gegenüber Ellenas Meisterwerk und zweitem Hautduft der Reihe kommt er mir noch subtiler vor. Und er eckt weniger an, schließlich ist Leder, selbst wenn es so samtig eingearbeitet ist wie im Engelsduft, nicht jedermanns Fall.

Man liest übrigens immer mal wieder, dass Un jardin sur le Toit gewisse Ähnlichkeit mit Rose Ikebana hat. Ich finde das stimmt, allerdings offenbart sich diese erst im wunderschönen Mittel- und Schlussteil des Jardins, wenn die völlig abgefahrenen Kompostnoten hervortreten. Eine schöne Alternative für alle, die nicht gleich in die Vollen gehen wollen!

Bei mir ist die Rose übrigens bis zu 10 Stunden da. Wie auch bei den anderen Ellena-Hermessencen ist der Duft eben nicht so intensiv, aber doch lange wahrnehmbar. Sillage ist sehr körpernah, alles andere würde den Duft im Kern zu etwas anderem machen!

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