27.03.2014 - 08:22 Uhr

Aura
89 Rezensionen

Aura
Top Rezension
54
Wie aus Minus mal Minus Plus wurde
Das mit uns hätte eigentlich nicht passieren dürfen. Niemals.
Ich hatte einmal eine Arbeitskollegin, die sich täglich so heftig mit Un Jardin sur le Nil zudieselte, dass sie schon aus Mund und Nase danach roch. Ihr naives, schnell beleidigtes Wesen kombinierte sie mit spiessigen Designerklamotten und einer peinlich lauten Lache. Wir alle wissen, wie stark und mächtig Duftassoziationen sind. Sie war Hermès, Hermès war sie. Hermès war für mich gestorben.
Dazu ist Hermès noch eine französische Marke. Frankreich... pfft. Ich war schon einmal in Frankreich, in Paris, mit der Schulklasse. Nach 8 Jahren Franzunterricht ging ich, strotzend vor Selbstvertrauen in meine linguistischen Fähigkeiten, in eine Boulangerie und verlangte vom Monsieur le Boulanger: „Eskö schö pö awoaaaar an... aaaan...“ ich wollte keinen Croissant und petit pain ist doch was mit Schokolade, oder? Verdammt, wie heisst denn nur ein ganz normales Brötchen? – Da ich partout nicht idiotisch mit dem Finger draufzeigen wollte, tat ich so, als wolle ich mich noch etwas in der Auslage umschauen... ich hab’s gleich, gleich,... „Sie gönnän auch gärnä in Döitsch bestellääään“. Arschloch. Frankreich war für mich gestorben.
Bis ich Schatzi kennenlernte, einen begeisterten Frankophilen, der mir jahrelang von Südfrankreich vorschwärmte und dem ich mich jahrelang vehement verweigerte (also bitte richtig verstehen: ich verweigerte mich Südfrankreich, nicht Schatzi). Bis er mich letztes Jahr dann darauf hinwies, das Grasse ja auch in Südfrankreich liegt. Das sass. Wir fuhren hin. Ich hatte nur zwei Düfte im Reisegepäck, denn ich wollte gross einkaufen bei Fragonard, Galimard, Molinard und wie sie alle heissen.
Ich fand NICHTS. Nichts bei Fragonard, nichts bei Galimard, nichts bei Molinard und nichts bei Und-wie-sie-alle-heissen. Ich mischte mir bei Galimard einen Duft selbst, was zwar sehr viel Spass machte, aber der musste mindestens zwei Wochen ruhen. Ich blieb parfümtechnisch total unterversorgt, war aber bereits so beleidigt, dass ich in Frankreich garantiert keinen Duft mehr kaufen wollte.
Eines Tages machten wir einen Ausflug nach Antibes, das direkt am Meer liegt. Auch Schatzi brauchte einen neuen Duft und so gingen wir in die erstbeste Parfümerie. Er entschied sich schnell für Chanel und pour Madame gab es noch ein Pröbschäään: Eau de Mandarine Ambrée von Hermès.
Kurz darauf sassen wir auf der sonnigen Terrasse im Beach Hotel direkt am Cap d’Antibes und blickten auf das glitzernde Meer, assen einen leckeren Flusskrebs-Cocktail, tranken einen kühlen mineralischen Chablis. Wenn ich einst aufzählen sollte, was perfekte Momente in meinem Leben waren: dieser gehört dazu!
Ich fischte das Hermès-Pröbchen aus meiner Tasche und dachte: Jetzt oder nie.
Ich roch das Salz des Meeres, die Cremigkeit einer Sonnenlotion, die knackig-grüne Fruchtigkeit der im Frühling aufblühenden Flora in der Provençe, das Bittere einer Mandarinenschale, die Unbeschwertheit eines Colognes, die Lebensfreude und das Laissez-faire der südfranzösischen Küste durchströmten mich und fassten diesen perfekten Moment olfaktorisch zusammen. Ja Scheiss doch le chien drauf: Vive la France!
So mächtig sind Düfte und Assoziationen, es ist immer wieder beeindruckend.
Anmerkung: Wir Franzosen analysieren nicht. Wir Franzosen fühlen und nehmen uns Zeit für ein Schwätzchen. Deutsche Analytiker mit Zeitdruck lesen bitte unten weiter.
Ich hatte einmal eine Arbeitskollegin, die sich täglich so heftig mit Un Jardin sur le Nil zudieselte, dass sie schon aus Mund und Nase danach roch. Ihr naives, schnell beleidigtes Wesen kombinierte sie mit spiessigen Designerklamotten und einer peinlich lauten Lache. Wir alle wissen, wie stark und mächtig Duftassoziationen sind. Sie war Hermès, Hermès war sie. Hermès war für mich gestorben.
Dazu ist Hermès noch eine französische Marke. Frankreich... pfft. Ich war schon einmal in Frankreich, in Paris, mit der Schulklasse. Nach 8 Jahren Franzunterricht ging ich, strotzend vor Selbstvertrauen in meine linguistischen Fähigkeiten, in eine Boulangerie und verlangte vom Monsieur le Boulanger: „Eskö schö pö awoaaaar an... aaaan...“ ich wollte keinen Croissant und petit pain ist doch was mit Schokolade, oder? Verdammt, wie heisst denn nur ein ganz normales Brötchen? – Da ich partout nicht idiotisch mit dem Finger draufzeigen wollte, tat ich so, als wolle ich mich noch etwas in der Auslage umschauen... ich hab’s gleich, gleich,... „Sie gönnän auch gärnä in Döitsch bestellääään“. Arschloch. Frankreich war für mich gestorben.
Bis ich Schatzi kennenlernte, einen begeisterten Frankophilen, der mir jahrelang von Südfrankreich vorschwärmte und dem ich mich jahrelang vehement verweigerte (also bitte richtig verstehen: ich verweigerte mich Südfrankreich, nicht Schatzi). Bis er mich letztes Jahr dann darauf hinwies, das Grasse ja auch in Südfrankreich liegt. Das sass. Wir fuhren hin. Ich hatte nur zwei Düfte im Reisegepäck, denn ich wollte gross einkaufen bei Fragonard, Galimard, Molinard und wie sie alle heissen.
Ich fand NICHTS. Nichts bei Fragonard, nichts bei Galimard, nichts bei Molinard und nichts bei Und-wie-sie-alle-heissen. Ich mischte mir bei Galimard einen Duft selbst, was zwar sehr viel Spass machte, aber der musste mindestens zwei Wochen ruhen. Ich blieb parfümtechnisch total unterversorgt, war aber bereits so beleidigt, dass ich in Frankreich garantiert keinen Duft mehr kaufen wollte.
Eines Tages machten wir einen Ausflug nach Antibes, das direkt am Meer liegt. Auch Schatzi brauchte einen neuen Duft und so gingen wir in die erstbeste Parfümerie. Er entschied sich schnell für Chanel und pour Madame gab es noch ein Pröbschäään: Eau de Mandarine Ambrée von Hermès.
Kurz darauf sassen wir auf der sonnigen Terrasse im Beach Hotel direkt am Cap d’Antibes und blickten auf das glitzernde Meer, assen einen leckeren Flusskrebs-Cocktail, tranken einen kühlen mineralischen Chablis. Wenn ich einst aufzählen sollte, was perfekte Momente in meinem Leben waren: dieser gehört dazu!
Ich fischte das Hermès-Pröbchen aus meiner Tasche und dachte: Jetzt oder nie.
Ich roch das Salz des Meeres, die Cremigkeit einer Sonnenlotion, die knackig-grüne Fruchtigkeit der im Frühling aufblühenden Flora in der Provençe, das Bittere einer Mandarinenschale, die Unbeschwertheit eines Colognes, die Lebensfreude und das Laissez-faire der südfranzösischen Küste durchströmten mich und fassten diesen perfekten Moment olfaktorisch zusammen. Ja Scheiss doch le chien drauf: Vive la France!
So mächtig sind Düfte und Assoziationen, es ist immer wieder beeindruckend.
Anmerkung: Wir Franzosen analysieren nicht. Wir Franzosen fühlen und nehmen uns Zeit für ein Schwätzchen. Deutsche Analytiker mit Zeitdruck lesen bitte unten weiter.
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