Melody

Melody

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6 - 10 von 12
Melody vor 6 Jahren 8 1
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Frau Dr. med. Gräfin
Vor knapp 3 Wochen hat mich der Hund meiner Freundin beim Spiel mit meinem Hund mal schnell von den Füßen geholt und ich landete unsanft im Acker. Unsanft deshalb, weil ich mir bei der Aktion das Handgelenk gebrochen habe. Statt Gassigang also ab ins Krankenhaus. In der Notaufnahme war glücklicherweise nicht viel los, und während mich der Anästhesist noch belehrte und ich noch irgendwie im Schockzustand gefühlt ein halbes Dutzend Formulare ausfüllte, stand schon die Schwester mit dem Flügelhemdchen parat und schob mir die OP-Beruhigungspille in den Mund. Während sie mich dann zum Aufzug karrten, kamen wir an so einem medizinischen Schiebekasten kurz zum Stehen, auf dem alle möglichen Medikamente, Bestecke, Verbandsmaterial und Salben herumstanden.

Tja, und an dieser Stelle komme ich nun endlich zu dem Duft Contessa. Dem oben erwähnten Schiebekasten entströmte derselbe Geruch, der mir beim Aufsprühen von Contessa in die Nase steigt. Scharf-medizinisch, fast chemisch, ähnlich der in den Medien oft beworbenen Ky..a-Salbe vermischt mit Desinfektionsmittel.
Ich vermute, dass der Sternanis, eventuell in Verbindung mit Muskat, für diesen medizinisch-scharf-kühlen Geruch verantwortlich ist, der sich nun auf meinem Handgelenk (dem anderen, intakten) breitmacht und das mit einer ordentlichen Sillage.

Erst nach etwa 20 Minuten flacht der medizinische Geruch etwas ab und verwandelt sich allmählich in etwas Kühl-Minze-Eukalyptusartiges, vor dessen Hintergrund eine der schönsten Rosen zu erblühen beginnt, die ich je gerochen habe. Überhaupt nicht seifig oder gar synthetisch. Nein, diese Rose kommt frisch aus meinem Vorgarten und duftet einfach wundervoll.

Jasmin und Ylang nehme ich überhaupt nicht wahr. Und auch später, wenn die Rose voll entfaltet ist, duftet sie an mir immer noch wunderschön, aber allein auf der kühlen, immer noch ganz schwach medizinisch angehauchten Unterlage aus Minze und Eukalyptus. Ich weiß, diese Kräuter stehen nicht in der Pyramide, aber genauso nehme ich den Duft wahr.

Langsam verliert sich der medizinische Eindruck vollends. Zurück bleibt ein kühl minziger Hauch und die Rose, nun etwas dunkler, etwas ambrierter, bekommt nach und nach noch eine kirschige Note, bevor sie in der karamellartigen, cremigen Basis aufgeht.

Ohne Zweifel ist Contessa ein sehr interessanter und stellenweise auch für mich schöner Duft, aber ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob ich ihn mag oder nicht. Womöglich empfinde ich diese Sternanis-Muskat- Note anfangs deshalb als so unangenehm scharf-medizinisch, weil ich diesen medizinischen Geruch vom Krankenhaus noch irgendwie mit im Hinterkopf habe. Ich werde ihn auf alle Fälle mindestens noch einmal testen.
1 Antwort
Melody vor 6 Jahren 11 2
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Scheherazade
Der Düsternis des Prinzen entfliehend, dem sie die zornige Einsamkeit mit ihrer Erzählung erneut für eine Nacht vertrieben hat, eilt Scheherazade hinaus in den Palastgarten. Die Strahlen der Morgensonne küssen die ersten Blüten in dem prachtvollen Garten wach. Der Duft von Bergamotte, Limetten und anderen Zitrusfrüchten liegt in der Luft, doch trotz der Frische wirkt der Duft nicht hart, sondern eher sanft und weich, fast balsamisch.

Die Sonne steigt. Gleichsam ein Schatten aus weißer Seide und Chiffon zwischen den üppigen weißblühenden Sträuchern huscht Scheherazade durch den weitläufigen Garten. Immer weiter, immer tiefer, nur fort von den düsteren Palastmauern. Erst, als sie eine Bank unter einer Zeder entdeckt, die sich zwischen hohen Sträuchern versteckt, hält sie inne und lässt sich darauf nieder.
Ja, hier will sie verweilen und ruhen, bis die Sonne wieder untergeht.

Eine Brise führt ihr den wunderbaren Duft einer kühlstreichelnden Gardenie zu, umspielt von sanftem Blattgrün, der sich ganz allmählich mit süßem Jasmin und Mairosen vermischt.
Noch später gesellt sich der weiche Duft edlen Sandelholzes den Blüten hinzu und auch die Zeder über ihr fächelt ihr ein wenig holzgeschwängerte Luft zu.

Der köstlich belebende Duft zaubert ein Lächeln auf Scheherazades Gesicht und erfüllt ihr Herz mit Zuversicht. Dieser Tag ist ein Geschenk. Ein weiteres Mal war es ihr gelungen, den hartherzigen Prinzen mit ihren Geschichten zu bezaubern, ein weiteres Mal konnte sie dem Schwert des Henkers entrinnen. Es wird ihr auch in der kommenden Nacht gelingen!

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Was Scheherazade (und ich ;-)) so köstlich und belebend an diesem Duft finden, ist seine Leichtigkeit. Roja ist es hier gelungen, die sonst so üppigen, süßschweren Düfte wie Gardenie, Jasmin und Mairose gleichsam zu zähmen, ohne ihren typischen Duft zu beschneiden.
Der Blütenduft bleibt auch in der Basis neben Sandelholz und Zeder erhalten, wobei ich mehr Sandelholz als Zeder rieche. Moschus sorgt für die Weichheit, ist aber für mich nicht hervorstechend und die anderen Zutaten, die in der Pyramide für die Basis aufgeführt sind, kann ich überhaupt nicht herausschnuppern. Ich vermute, dass sie einfach dazu dienen, diese wundervolle Duftkomposition abzurunden.

Die Sillage finde ich sehr angenehm. Sicher nicht raumgreifend, aber durchaus aus einem Meter Entfernung noch schön wahrzunehmen. Was die Haltbarkeit betrifft: Vor 5 Stunden habe ich ihn aufgetragen, und der Duft ist nach wie vor ganz präsent.
Wirklich ein toller Duft, auf jeden Fall testenswert – und jawoll, bald MEINS! :-)))
2 Antworten
Melody vor 6 Jahren 13
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Beschwingt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ...
... und darüber hinaus. :-)


Frühling. Endlich! Es ist kühl draußen und Nebel steigt von der Wiese auf, als ich an diesem ersten Frühlingsmorgen das Haus verlasse, um mit meinem Hund Gassi zu gehen. Reif knirscht noch unter meinen Schuhen, doch der wolkenlose Himmel und die aufgehende Sonne, die zwischen den Bäumen und Hecken aufblitzt, vertreiben den Nebel und versprechen einen schönen, warmen Frühlingstag.

Die Luft riecht frisch, klar und rein -, und auch ich fühle mich heute wie neugeboren und beschwingt. Hie und da weht mir auch der Duft von Kräutern in die Nase – sehr leise, sehr verhalten begleitet er eine kleine Weile die zitrische Frische.

Ich erwische mich dabei, wie ich leise vor mich hin pfeife. Dissonant natürlich. Ich kann nicht pfeifen. Aber es ist mir auch wurscht, ich habe einfach gute Laune.

Allmählich wird die Luft wärmer und weicher. Auf meinem Heimweg komme ich an einigen Vorgärten vorbei und sehe, dass sich da und dort schon einige Blüten geöffnet haben. Noch ist ihr Duft so zart wie ein Versprechen kommender Üppigkeit und fügt sich weich und anschmiegsam der Frühlingsfrische bei.

Zuhause lege ich noch ein wenig cremiges Make up und einen Hauch Puder auf, das die zarte Blütennote und den frühlingshaften Zitrushauch in meinem Haar weich und warm umhüllt. So wundervoll duftend begleitet mich die Lichtgöttin durch den ganzen Tag.

Anders kann ich Panthea beim besten Willen nicht beschreiben. Hier scheint es mir einfach sinnlos zu sein, einzelne Duftnoten herausfiltern zu wollen, weil sie für mich fast nur im Ganzen erfassbar sind und diesen phantastischen Duft entfalten. Verbeena hat unbedingt recht! Panthea ist kein Parfum, Panthea ist ein Zustand – und was für einer! :-)))
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Melody vor 6 Jahren 7 4
9
Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Das olfaktorische Schutzamulett
Vor kurzem habe ich mir in einem Anfall unbezwingbarer Neugierde eine kleine Abfüllung dieses teuren Zaubertrankes geleistet. Vor allem die Kopfnote hatte mich so neugierig gemacht. Zypresse, Iris und Wacholder – eine gewöhnungsbedürftig anmutende Mischung.

Also, dann … der erste Sprüher aufs Handgelenk und im selben Moment glaube ich, in ein Fass voller Gin gefallen zu sein. Hochwertiger, sehr beeriger Gin, aber unverkennbar ein hochprozentiges Stöffchen.
Glücklicherweise verfliegt der Alkohol so sekundenschnell wie der Gedanke an das Ginfaß gekommen ist, und schon im nächsten Augenblick finde ich mich unversehens auf einem schmalen Waldweg wieder…..

Es ist früher Herbst. Erntezeit. Zeit der Beeren und Pilze. Die Blätter beginnen bereits, sich rötlich und golden zu verfärben. Am frühen Morgen war es schon so kühl, dass ich eine dünne Jacke übergezogen hatte. Doch jetzt im Lauf des Vormittags bricht die Sonne durch das Laub, lässt die Blätter funkeln und die Beeren satt und prall duften. Aus der Ferne weht mich die weiche Süße der Iriswurzel an, umschmeichelt mich wie eine zarte Brise.

Ich ziehe die Jacke aus und binde sie mir um die Hüfte, um die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut genießen zu können. Allmählich wird der Beerenduft schwächer, doch er liegt wie die Iris noch immer in der Luft. Die ersten Pilze wachsen am Wegesrand und als ich einige davon ausgrabe, entströmt dem Waldboden der natürliche Geruch von satter Erde.

Ganz in der Nähe muss noch ein Bienenstock sein. Der warme Duft von Honig, die Süße von Benzoe und eine feine, fast cremige Vanille von Irgendwo vermischt sich mit der erdigen Tiefe – ein durch und durch stimmiger Duft, der mich völlig unaufdringlich glücklich macht. Ganz in der Ferne sind da gewiss noch andere Harze, andere Pflanzen, andere Gerüche, doch ich kann sie nicht wahrnehmen. Womöglich sind sie ja nur dafür da, diesen wunderschönen, lichtdurchdrungenen, herbstlauberdigen Honigbeerenduft abzurunden.

Tief in den Wald hat mich der Duft getragen, auf neuen Wegen, die ich nicht kenne. Aber ich habe keine Angst, mich zu verirren. Seit Alters her zählen Wacholderbeeren und Myrrhe zu den wichtigsten Schutzpflanzen der alten Göttinnen und Götter. Honig und Vanille werden dem Element Feuer zugeordnet und Patchouli der Weisen Alten, Hekate, der Göttin der Wegkreuzungen.

Eingehüllt in diesen alten Zauber – was kann mir da schon passieren?
4 Antworten
Melody vor 6 Jahren 13 5
7
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Die Queen kam zum Tee und blieb über Nacht
Ich mag Rosen durchaus. Im Garten. In freier Natur. Auch Rosen als Strauß in der Wohnung – ja, sogar die duftenden. Aber mit solch einer überwältigenden Üppigkeit komprimierter Rosendüfte, die nach nur einem einzigen Sprüher aufs Handgelenk unser ganzes Wohnzimmer erfüllte, hatte ich nicht gerechnet. Das war knapp an der Grenze zum Unerträglichen und ich war kurz davor, mir diese Fulminanz an Rosenduft schnell vom Handgelenk zu waschen. Mein Gatte, dem unangenehme Erinnerungen asthmatischer Art an den Rosengarten in Baden-Baden kommen, reißt die Balkontür auf.
Dabei riecht diese Rose keineswegs seifig, was ich so überhaupt nicht mag. Nein, sie duftet wirklich nach Rose, so als hätte man mit Sorgfalt aus eine Vielzahl verschiedenster Rosendüfte d e n einen Rosenduft komponiert. Für mich ist es nur einfach zuviel, viel zuviel des Guten.

Nach einer halben Stunde wage ich es, direkt an meinem Handgelenk zu schnuppern, suche nach den anderen Duftnoten. Doch da ist bei mir keine Nelke, die den Duft etwas würzt, kein Zimt, der die Nase streichelt, kein Sandelholz, das die Rose ummantelt. (Auch später kann ich weder Benzoe, noch Weihrauch wahrnehmen, obwohl meine Nase gerade für diese Düfte empfänglich ist) Nur die Konzentration des Rosendufts ist um ein Quäntchen milder geworden, sozusagen abgeschwächt von Überwältigung zur Opulenz.
Nach einer Stunde etwa gesellt sich eine aquatische Duftnote dazu, doch die Rose ist weiterhin Herrscherin des EdP. Und sie bleibt es.

Nach 3-4 Stunden wird der Rosenduft erneut etwas schwächer, die aquatische Note nehme ich jetzt nur noch wie einen Hauch im Hintergrund wahr. Aber das ist doch … ? Ich schnuppere am Handgelenk, runzle ob des Deja Vu‘s, das mich überkommt, erstaunt die Stirn. Herrje, den Duft kenne ich doch. Ich grabe in meinem Duftgedächtnis. Was war das nur? Aber ja … natürlich … das riecht wie „Nonchalance“ - ein Duft, den meine Mutter vor gefühlt 100 Jahren immer getragen hat. Für mich ein durchaus angenehmer Duft, aber ich hätte nicht erwartet, bei einem vergleichsweise teuren EdP einen Vergleich mit einem doch eher preiswerten Duft aus der Drogerie zu finden. Dennoch ist es so.

Nach einer weiteren Stunde verfliegt die Erinnerung an „Nonchalance“, und es bleibt ein zarter, reiner, ja romantischer Rosenduft, der hält und hält und hält…. Ich schreibe diesen Kommentar etwa 28 Stunden nach dem Aufsprühen und noch immer kann ich auf meinem Handgelenk diesen ganz zarten Rosenduft wahrnehmen.
Fazit: Auf meiner Haut hat sich keine Lady niedergelassen, sondern die Königin der Rosen persönlich – ganz Queen, ganz Majestät und raumgreifende Dominanz.
5 Antworten
6 - 10 von 12