Micscent

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6 - 9 von 9
Micscent vor 5 Jahren 10 8
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein Dutzend Rosen für den Mann (4/12)
Als Neuling hier, versuche ich mich mal gleich an einer Serie von Kommentaren. Dies ist der vierte Teil.

Die Motivation, die Idee und die Kriterien
Ich bin ein echter Fan des Duftes von Rosen (in meiner Jugend hatte meine Mutter Paris von YSL. Fand ich „den Hammer“) Die Rose ist aber nun nicht gerade das, auf das man als erstes als Bestandteil eines Herrenduftes kommt. Trotzdem ist die Rose in - wie ich finde - mehr und mehr Herrendüften enthalten.
Nach den folgenden Kriterien habe ich daher 12 dieser Düfte ausgewählt und werde sie nach und nach kommentieren und vergleichen:
• Herrenduft (Ausnahme Desert Rose von Urban Scent als Unisex-Duft, musste ich einfach dazu nehmen)
• Rose als Herznote (Ausnahme: Much ado about the Duke von Penhaligon, bei der Idee war ich gerade in London)
• Erschienen ab dem Jahr 2000
• Bewertung von mindestens 6,0 bei mindestens 40 Bewertungen
• Kein Oud (nicht so meins)

Duft Nr. 4 ist: Colonia Ambra von Acqua di Parma
(bisher: (1) Lumière Noire pour Homme vom Maison Francis Kurkdjian, (2) 24 Old Bond Street Triple Extract von Atkinsons, (3) Lyric Man von Amouage)

Das Haus, der Parfümeur und der Einkauf
François Demachy (*1949) ist ein „Urgestein“ der Duftbranche. Und das nicht nur, weil er in Grasse aufwuchs und damit mit dem Duft von Lavendel und Jasmin groß wurde, sondern auch weil er schon in so vielen bekannten (Duft-)Häusern tätig war und dabei diverse Klassiker kreiert hat. So bei Mane (wie auch Christine Nagel, siehe 24 Old Bond Street), Chanel (ab 1978 und schuf dort mit Antaeus (1981) meinen „all-time-favorite“-Klassiker sowie Égoiste), Givenchy, Fendi, Ungaro, Tiffany und natürlich Dior mit u.a. Eau Sauvage und Fahrenheit. Interessant ist, in diesem Zusammenhang, dass François Demachy 2013 den alten, stark verfallenen Landsitz Christian Diors (das Château de La Colle Noire, eine halbe Autostunde von Grasse entfernt) wieder kaufen ließ, um dort ein neues Kreationslabor einzurichten und selbst Blumen anzubauen. Er wollte selbst Herr darüber sein, welche Ingredienzen in die Düfte der Marke kommen und welche Rohstoffe verwendet werden. Bei dem Giganten für alles was „Luxus“ heißt, LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), ist François Demachy seit 2006 Entwicklungschef für die Kosmetik und Parfum-Division und quasi die „Chefnase“ von Dior. Da (wie Dior) auch Acqua di Parma zur LVMH-Gruppe gehört. liegt es Nahe, dass er auch hier Düfte maßgeblich gestaltet. Der erste Duft der späteren Firma „Acqua di Parma“ hieß übrigens „Colonia“, und wurde in einer kleinen Parfümerie in der historischen Altstadt von Parma 1916 kreiert. Nach verschiedenen Eigentümerwechseln, übernahm die LVMH-Gruppe das Unternehmen dann in 2001. Das Logo der Marke ist nach wie vor das Wappen von Marie Louise, Herzogin von Parma (1816-1847), die eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Region von Parma gespielt hat. Für die Probe von Colonia Ambra bedanke ich mich bei meiner Lieblingsfachfrau der Parfümerie meines Vertrauens!

Der Duft, die Bestandteile und das Erlebnis
Im Gegensatz zu Lyric Man, mit dem Colonia Ambra (2015) einige Gemeinsamkeiten in der Duftpyramide verbindet, ist der Start hier dunkel, harzig, leicht süß, und in jedem Fall schon leicht holz-tabakartig. Die hier also eher süßliche Bergamotte wird zum Beginn etwas durch die Orange „aufgefrischt“. Ich nehme es mal gleich vorweg. Für mich erinnert der Start und der weitere Duftverlauf sehr stark an Bulgari Black (1998). Die im Verlauf folgende florale Note (bei Bulgari Black durch Jasmin), hier durch die Rose, ist etwas untergeordnet, bringt aber (in Kombination mit der Bergamotte) eine schöne Weichheit, Harmonie und Sinnlichkeit in den Duft. Verstärkt wird dieser Eindruck (wie schon bei Lumière Noire pour Homme) durch Patchouli, der das Ganze in eine noch etwa erdigere, balsamisch-samtigere Richtung bringt. Zedern- und Sandelholz und natürlich Vanille harmonieren auf einer leicht süßlichen Grundlage mit Erinnerungen an den Orient. Alles sehr warm und angenehm. Dem Duft des Sandelholzes wird übrigens (ebenso wie dem Patchouli) eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben. Ein darin enthaltener Inhaltsstoff soll genau wie ein männliches Hormon duften. Mit anderen Worten soll Sandelholz dem Duft, den Männer als Lockstoff aussenden, sehr ähnlich sein. Ich habe noch nichts gemerkt, naja. Statt dem Moschus bei Lyric Man finden wir bei Colonia Ambra den Namensgeber als tierische Sekret in der Basis. Ambra (auch Amber) ist eigentlich ein graues, wachsartiges Stoffwechselprodukt aus dem Verdauungstrakt des Pottwals (heutzutage aus Artenschutzgründen natürlich fast ausschließlich synthetisch produziert). Der Ambra verbindet und variiert die Wirkung zwischen balsamisch-warm, holzig- tabakartig bis hin zum ganz leicht Bouquethaften. Ambra (wie auch Moschus) sind sehr häufig in der Basis von Düften zu finden.

Das Fazit, der Vergleich und der Praxiseinsatz
Colonia Ambra startet sehr kräftig, wird schnell harmonisch mit einer balsamisch, holzig-takakartigen, eventuell sogar einer leicht ledrigen Note (dies im Gegensatz zu den ersten drei Rosendüften, die alle eher blumig-würzig sind). Der Duft flacht relativ stark ab, was ihn – zumindest für mich – für den täglichen Gebrauch im Büro ganz geeignet macht. Ich bleibe dabei, dass er mich ganz stark an Bulgari Black erinnert (für mich ein „Duftzwilling“), und dass er trotz sehr ähnlicher Duftanteile in der Komposition ganz anders als Lyric Man ist, dies nicht zuletzt auch wegen der sehr zurückgenommenen Rose. Ich finde die Durchschnittsbewertung von 6,8 etwas niedrig und erhöhe auf 7,5.

(1) Lumière Noire pour Homme – Der edle Softie
(2) 24 Old Bond Street Triple Extract – Der elegante Brite
(3) Lyric Man – Die „reine“ Rose
(4) Colonia Ambra – Das „warme (Rosen-)holz“
8 Antworten
Micscent vor 5 Jahren 16 7
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Dutzend Rosen für den Mann (3/12)
Als Neuling hier, versuche ich mich mal gleich an einer Serie von Kommentaren. Dies ist der dritte Teil.

Die Motivation, die Idee und die Kriterien
Ich bin ein echter Fan des Duftes von Rosen (in meiner Jugend hatte meine Mutter Paris von YSL. Fand ich „den Hammer“) Die Rose ist aber nun nicht gerade das, auf das man als erstes als Bestandteil eines Herrenduftes kommt. Trotzdem ist die Rose in - wie ich finde - mehr und mehr Herrendüften enthalten.
Nach den folgenden Kriterien habe ich daher 12 dieser Düfte ausgewählt und werde sie nach und nach kommentieren und vergleichen:
• Herrenduft (Ausnahme Desert Rose von Urban Scent als Unisex-Duft, musste ich einfach dazu nehmen)
• Rose als Herznote (Ausnahme: Much ado about the Duke von Penhaligon, bei der Idee war ich gerade in London)
• Erschienen ab dem Jahr 2000
• Bewertung von mindestens 6,0 bei mindestens 40 Bewertungen
• Kein Oud (nicht so meins)
Duft Nr. 3 ist: Lyric Man von Amouage
(bisher: (1) Lumière Noire pour Homme vom Maison Francis Kurkdjian, (2) 24 Old Bond Street Triple Extract von Atkinsons)

Das Haus, der Parfümeur und der Einkauf
Vorweg: Ich finde die Geschichte des Parfümhauses phantastisch.
Amouage ist das Chanel des Morgenlandes – und so etwas wie ein Staatsparfüm des Oman. Ein Flakon voller Nationalstolz (so in einem Artikel der Welt von 2008). Amouage wurde 1983 von seiner Majestät dem Sultan Qaboos bin Said al Said in Maskat gegründet. Die Gründung steht (wie meiner Meinung nach auch das 2011 gegründete Royal Opera House Muscat) für die Modernisierung, die Globalisierung und Öffnung des Omans zum Westen. Der Sultan beauftragte seinerzeit den Parfümeur Guy Robert, der bereits für Häuser wie Hermès, Dior, Gucci gearbeitet hatte, mit der Herstellung eines neuen Duftes. Eine Weile lang war Guy Roberts Duft Amouage Gold das teuerste Parfüm der Welt. Der Name Amouage ist eine Wortkreation aus dem französischen „Amour“ und dem arabischen Wort „amwaj“, was soviel wie „Welle“ bedeutet. Amouage bedeutet also im weiteren Sinne „die Wellen der Emotionen“ und trägt den Untertitel "The Gift of Kings", weil der Sultan es seinen Staatsgästen als Geschenk überreicht. Der Parfumeur Daniel Visentin begann seine Ausbildung 1976. Neben Lyric Man hat er für Amouage auch Myths Man mitentwickelt und ist einer der kreativen Köpfe des 2012 gegründeten Labels M.INT. Ich habe mit dem Kauf von Lyric Man Neuland beschritten und es hier im Souk als Abfüllung gekauft. Also geht mein besonderer Dank an „Tesuo“. Hat prima und super schnell geklappt – Vielen Dank!

Der Duft, die Bestandteile und das Erlebnis
Für Lyric Man wird die Geschichte und Vision von Amouage nach Geschlecht in zwei Hälften geteilt. Die beiden Düfte haben nicht nur zahlreiche Duftnoten gemeinsam, sondern sie stehen auch für die nahtlose Verbindung zwischen der traditionellen französischen Parfümerie und der östlichen Ästhetik. Darüber hinaus wird deutlich, dass die „männliche Rose“ bei Männern aus dem Nahen Osten schon viel länger (vielleicht schon seit der Zeit, als Rosen vor Jahrhunderten auf den Handelswegen zu einem kostbaren Gut wurden) getragen wird. Lyric Man startet frisch, zitrisch, durchdringend. Die hier spritzig, frisch-herbe (nicht wie sonst auch manchmal leicht süß-fruchtige) Bergamotte wird durch die Limette noch verstärkt. Schon sehr schnell entfaltet sich die für mich überwältigende wunderbare reine Rose. Die Rose wird durch drei Komponenten veredelt: „Orientalisch“, durch die Gewürze Muskat und Safran, „grün(-krautig)“ durch das Galbanum (das ja auch schon bei 24 Old Bond Street eine entsprechende Rolle gespielt hat) und „frisch-fruchtig“ durch die Orangenblüten und den Ingwer. Ich könnte nicht behaupten, dass ich jeden einzelnen Bestandteil „erriechen“ kann, aber die drei beschriebenen (Grund-)Komponenten sind unverkennbar. Dabei kommt für mich der Safran am stärksten heraus. Das Gewürz wird aus der gleichnamigen Krokus-Art, und zwar aus den Stempelfäden der Blüten gewonnen. Safran verströmt ein intensives, süß-würziges Aroma mit leicht bitteren Noten. Es zählt zu den kostbarsten Gewürzen der Welt. Wenn der Duft dann fortschreitet, entfaltet sich die Angelika-Note. Angelika wird aus den getrockneten Wurzeln der Angelika (auch Engelwurz) gewonnen. Laut einer Sage soll der Name der Angelika auf den Erzengel Gabriel zurück gehen, der, als in Europa die Pest wütete, sehr vielen Menschen im Traum erschienen sein, und ihnen die Angelika zur Heilung empfohlen haben soll. Angeblich soll die Angelika tatsächlich von den Menschen gekaut worden sein, damit sie sich nicht ansteckten. In einigen Kulturen nennt man das Öl auch das "Heilige Geist Öl" oder "Öl der Engel". Es war sogar eines der wenigen Kräuter, das man im Mittelalter von uns in den Orient exportierte (normalerweise lief das ja umgekehrt). Angelika zeichnet sich durch einen moschusähnlichen, krautig-pfeffrigen und aromatisch-balsamischen Geruch aus. Es hat meines Erachtens auch etwas heuartiges (sehr positiv gemeint). Die Basis bilden dann Sandelholz und Vanille. Hier wird jedoch mit dem harzigeren Weihrauch (siehe auch bei 24 Old Bond Street) und der Kiefer ein maskuliner Akkord ergänzt. Das ist rund und trotzdem kantig.

Das Fazit, der Vergleich und der Praxiseinsatz
Nach den lauten frischen „weißen“ Aspekten verbleibt der Träger mit einem ruhigen warmen, „dunkelroten“ Teil der Rose. Auf diesem Weg gibt es einige Spezialeffekte, deren Lautstärke sich verringert, sodass der Fokus nie von diesem „Rosenkönig“ abweicht. Der Duft braucht etwas Selbstbewusstsein, da die Rose intensiv ist, aber der Duft ist niemals aufdringlich. Lyric Man ist würziger als Lumière Noire pour Homme, aber hat deutlich mehr Rose als 24 Old Bond Street. Das wirkt sehr „rein“ und hat eine gute Sillage und Haltbarkeit. Mein Favorit „so far“.

(1) Lumière Noire pour Homme – Der edle Softie
(2) 24 Old Bond Street Triple Extract – Der elegante Brite
(3) Lyric Man – Die „reine“ Rose
7 Antworten
Micscent vor 6 Jahren 12 3
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Ein Dutzend Rosen für den Mann (2/12)
Als Neuling hier, versuche ich mich mal gleich an einer Serie von Kommentaren. Dies ist der zweite Teil.

Die Motivation, die Idee und die Kriterien
Ich bin ein echter Fan des Duftes von Rosen (in meiner Jugend hatte meine Mutter Paris von YSL. Fand ich „den Hammer“) Die Rose ist aber nun nicht gerade das, auf das man als erstes als Bestandteil eines Herrenduftes kommt. Trotzdem ist die Rose in - wie ich finde - mehr und mehr Herrendüften enthalten.
Nach den folgenden Kriterien habe ich daher 12 dieser Düfte ausgewählt und werde sie nach und nach kommentieren und vergleichen:
• Herrenduft (Ausnahme Desert Rose von Urban Scent als Unisex-Duft, musste ich einfach dazu nehmen)
• Rose als Herznote (Ausnahme: Much ado about the Duke von Penhaligon, bei der Idee war ich gerade in London)
• Erschienen ab dem Jahr 2000
• Bewertung von mindestens 6,0 bei mindestens 40 Bewertungen
• Kein Oud (nicht so meins)

Duft Nr. 2 ist: 24 Old Bond Street Triple Extract von Atkinsons
(bisher: (1) Lumière Noire pour Homme vom Maison Francis Kurkdjian)

Das Haus, der Parfümeur und der Einkauf
Es war im Jahr 1799, als der Brite James Atkinson das Geschäft mit den Düften für sich entdeckte. Das würzig-warme Eau de Cologne, das er im Jahr 1800 entwickelte, wurde der Lieblingsduft König Georgs IV, der Atkinson zum offiziellen Parfümeur des britischen Königshauses ernannte. Nach sehr erfolgreichen Jahren, musste das Haus bis heute deutlich schwierigere Zeiten durchmachen. Hierzu gehörten Schließungen, mehrere Verkäufe in den frühen 2000er Jahren und zuletzt die Übernahme durch die italienische Kosmetikfirma Perfume Holding (von Procter & Gamble) in 2008. Seit dem Relaunch der Marke im September 2013 ging es aber wieder „steil bergauf“. Die Parfümeurinnen Christine Nagel und Violaine Collas haben beide in den 2010er Jahren bei der Kosmetikfirma Mane gearbeitet. Die Schweizerin Christine Nagel (*1959) arbeitet seit 2013 bei Hermés und wurde 2015 deren Chef-Parfümeurin. Ihre Premiere feierte sie mit dem „knalligen“ Rhubarbe Écarlate und darüber hinaus hat sie meinen diesjährigen super Sommerduft Citron Noir kreiert. Die Französin Violaine Collas (*1976) (immer noch bei Mane) studierte (wie auch Francis Kurkdjian) an der ISIPCA. In einem Interview hat sie übrigens das Flakondesign der Atkinsons Collection als Ihren Favoriten genannt. Ich habe 24 Old Bond Street Triple Extract (*2014) auf Empfehlung in der „Parfümerie meines Vertrauens“ gekauft.

Der Duft, die Bestandteile und das Erlebnis
Der Duft ist benannt nach dem uralten Hauptsitz des Labels und soll „eine Verbeugung“ vor dem Duft von 1800 sein. Die Old Bond Street ist der südliche Teil der Bond Street in Londons noblem Stadtteil Mayfair und gehört zu einem der exklusivsten Einkaufsstraßen überhaupt. Mit Wacholder, Rose, schwarzem Tee und Whiskey wird das Motto „Very British“ etwas mit dem „Zaunpfahl“ bearbeitet, aber der Reihe nach.
Der Duft startet mit einer sehr sehr würzigen Rose. Die Würze dürfte der, zu den immergrünen Zypressengewächsen gehörende, Wacholder einbringen. Gerade das ätherische Öl aus der Mischung von Wacholderbeeren und –nadeln verströmt einen grün-krautigen Koniferenduft. Das Galbanum verstärkt diesen Effekt noch. Galbanum ist eine alt bekannte Heilpflanze, die in Zentralasien anzutreffen ist. Aus ihr gewinnt man den Galbanumbalsam, aus dem man wiederum das ätherische Öl gewinnt. Galbanum wird für den gerade beschrieben Effekt sehr oft in der Kopfnote von Düften verwendet (nebenbei gesagt wurde Galbanum zur Mumifizierung der Toten im alten Ägypten verwendet). Daneben, meine ich, im Beginn auch noch eine Schärfe vom Kardamom zu erkennen. Sowohl der Wacholder als auch das Galbanum sorgen darüber hinaus sowohl für eine Frische (gleich zu Anfang), als auch (im weiteren Verlauf) für eine balsamischere Entwicklung. Mit den Teenoten wird das Ganze dann weiter milder und der Weihrauch unterstützt zusätzlich die immer wärmer werdende, balsamisch-würzige, evtl. auch leicht harzige Basis. Weihrauchharz (Olibanum) wird aus dem Weihrauchbaum (Indien, Arabien und Teile Afrikas) gewonnen. Die Weihrauchproduktion dauert dabei mehrere Monate und ihre Ausbeute hängt stark von Alter, Größe und Zustand des Baumes ab. Ebenfalls schon im alten Ägypten fand Weihrauch als Räucher- und Heilmittel Verwendung. Nach ca. 2 Stunden bekommt der Duft dann noch einen ganz leicht süßen Einschlag. Dies liegt zum Einen (natürlich) an der Tonkabohne, zum Anderen an dem zusätzlich rauchig-holzigen Whiskey. (Anmerkung: Zur Tonkabohne bei nächster Gelegenheit mehr)

Das Fazit, der Vergleich und der Praxiseinsatz
Für mich geht in 24 Old Bond Street Triple Extract die Rose auf eine schön komponierte, besondere Reise von würzig-frisch bis zu balsamisch-warm. Alle Aspekte bleiben auf dieser Reise erhalten, weil alle Duftkomponenten sehr schön ineinandergreifen. Die Sillage ist zwar nicht so stark, was für den Einsatz im Job – zumindest für mich – ganz gut ist. Ich freue mich, dass ich den Duft habe und benutze ihn oft. Über 80 bisherige Bewertungen mit einer 8, dabei bleibe ich auch.

(1) Lumière Noire pour Homme - Der edle Softie
(2) 24 Old Bond Street Triple Extract – Der elegante Brite

P.S. Danke für die tollen Antworten und Bewertungen für meinen ersten Kommentar. Das spornt an.
3 Antworten
Micscent vor 6 Jahren 26 8
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Ein Dutzend Rosen für den Mann (1/12)
Als Neuling hier, versuche ich mich mal gleich an einer Serie von Kommentaren. Ich hoffe, sie gefallen.

Die Motivation, die Idee und die Kriterien:
Ich bin ein echter Fan des Duftes von Rosen (in meiner Jugend hatte meine Mutter Paris von YSL. Fand ich „den Hammer“) Die Rose ist aber nun nicht gerade das, auf das man als erstes als Bestandteil eines Herrenduftes kommt. Trotzdem ist die Rose in - wie ich finde - mehr und mehr Herrendüften enthalten.
Nach den folgenden Kriterien habe ich / werde ich daher 12 dieser Düfte ausgewählt und werde sie nach und nach kommentieren und vergleichen:
• Herrenduft (Ausnahme Desert Rose von Urban Scent als Unisex-Duft, musste ich einfach dazu nehmen)
• Rose als Herznote (Ausnahme: Much ado about the Duke von Penhaligon, Idee entstand in London)
• Erschienen ab dem Jahr 2000
• Bewertung von mindestens 6,0 bei mindestens 40 Bewertungen
• Kein Oud (nicht so meins)

Den Start macht: (1) Lumière Noir pour homme vom Maison Francis Kurkdjian

Das Haus, der Parfümeur und der Einkauf:
Francis Kurkdjian (*1969) ist in einem Vorort im Osten von Paris aufgewachsen. Er erhielt eine Ausbildung in Tanz und klassischem Klavier, entschied sich dann aber Parfümeur zu werden. 1993 beendete er seine Ausbildung an der ISIPCA, einer der anerkanntesten Parfumschulen der Welt. Kurz danach (mit 25 Jahren (!) kreierte er seinen ersten Duft, Le Male von Jean Paul Gaultier, einer der meistverkauften Herrendüfte der Welt (auch ein wesentlicher Duft meiner Jugend, fand ich enorm erotisch). Seitdem hat Francis Kurkdjian über 40 Düfte für namhafte Marken wie Escada, Dior, Yves Saint Laurent, Versace oder Giorgio Armani geschaffen. Schließlich gründete er 2009 (zusammen mit Marc Chaya) sein eigenes Parfümhaus „Maison Francis Kurkdjian“. Das Haus möchte „verzaubernde“ aber dennoch „präzise“ Kreationen („Codes“) herausbringen. Dabei geht es nach dem eigenen Statement um „Reinheit, Raffinesse, Zeitlosigkeit und die Kühnheit eines neu erfundenen Klassizismus“. Lumière Noir pour Homme (* 2009) habe ich erst einmal als Probe in der „Parfümerie meines Vertrauens“ bekommen (ein großes Dankeschön an „Liebe“)

Der Duft, die Bestandteile und das Erlebnis:
Lumière Notre pour Homme startet mit einer deutlichen Rose, Die Rose bekommt vermutlich durch den Beifuß einen kräftigeren, leicht grünen Ton. Beifuß wird für die Parfümindustrie vor allem in Marokko, Algerien, Frankreich und den Regionen des ehemaligen Jugoslawiens kultiviert (ansonsten findet der gemeine Beifuss als Gewürzpflanze zu fetten, schweren Fleischgerichten Anwendung (!). Das Öl wird aus dem getrockneten ganzen Kraut gewonnen und heißt dann „Essence d’Armoise“. Kombiniert wird die Essence d’Armoise durch Kreuzkümmel (oder Cumin). Das Öl wird aus den getrockneten und gemahlenen Samenkörner der kleinen Pflanze, die in Mittelmeerländern, in China und Indien heimisch ist, gewonnen. Cumin ist eine Note, die in vielen Herrendüften verwendet wird und sorgt meines Erachtens hier für die Intensivierung der Rose und dem weiteren Aufbau des warmen Grundtons des Duftes. Ohne schon allzu stark vorzugreifen, sei an dieser Stelle angemerkt, dass uns Kreuzkümmel Im Rahmen der „ein Dutzend Rosen für Männer“ auch bei Déclaration d‘un Soir, dort kombiniert mit Kardamom, begegnen wird. Francis Kurkdian kombiniert Kreuzkümmel in Absolue pour le Soir mit Moschus zu einem intensiven Dufterlebnis. Nach diesem ersten Eindruck übernimmt ein weicher Patchouli die Führung im Gesamteindruck. Dieser Patchouli ist erdig und vor allem balsamisch und samtig, eher nicht holzig, wie sonst häufig. Aus meiner Sicht in keinem fall süß. Patchouli ist ein sehr spanender Bestandteil von Düften: Als ätherisches Öl aus den zunächst getrockneten Blättern, gewonnen, wird er als Fixateur benutzt und sorgt für eine lang anhaftende Haftung und damit Wirkung. Spätestens nach ungefähr einer Stunde entfaltet sich nun vollends eine zarte, harmonisch weiche Rosen-/Patchouli-Kombination. Auch über 10 Stunden nach dem Aufsprühen, ist diese wunderbare Kombination unverändert vorhanden. Ergänzend kommt dabei die weiterentwickelte Essence d’Armoise mit einer ganz leichten Note von schwarzem Tee dazu. Den Zimt kann ich persönlich nicht direkt wahrnehmen, aber ggf. unterstreicht er die Wärme des Duftes. Das Ganze ist in jedem Fall unglaublich edel und weich, dadurch aber auch etwas feminin.

Das Fazit, der Vergleich und der Praxiseinsatz:
Nicht nur, weil ich hier testen wollte, habe ich den ganzen Tag ständig an meinem Handgelenk gerochen. Vielleicht nicht für jeden Anlass geeignet und auch nicht jedermanns Sache, aber edel, rund und einfach gut gemacht. Ich kann die hohe Bewertung von 8,4 bei fast 500 Bewertungen sehr gut nachvollziehen und gebe eine 8, und das nur, weil für meinen Praxiseinsatz etwas zu weiblich für einen reinen Herrenduft.

(1) Lumière Noir pour Homme - Der edle Softie

P.S. Die finalen Düfte für „ein Dutzend Rosen für den Mann“ sind noch nicht abschließend festgelegt. Gerne nehme ich noch Tipps und Anregungen auf.
8 Antworten
6 - 9 von 9