MissPiggy

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6 - 10 von 57
MissPiggy vor 8 Jahren 15 11
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah....
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
Christian Friedrich Hebbel

Herbst ! Herbst in der Flasche - was noch besser ist ! Goldene Blätter, Sonnenlicht mit dieser speziellen Tönung,Duft nach letzen Blüten und reifem Obst ...

Der erste Sprüh von diesem Duft wirft ein paar geröstete Kastanien ins Bild. Herrlich warm und nussig, lecker süß-mehlig - ich bekomme gleich Lust auf Purrée des Marrons !
Die Tuberose ist wie erhofft süss, aber nicht stechend oder Kopfschmerzen hervorrufend.
Mild, sonnig, wie ein Mittag bei Sonnenschein. Obwohl eine Blütennuance, habe ich eine Vorstellung von reifem Obst wie Mirabellen.
Der Ganze Duft strahlt gold-gelb, wärmt und streichelt.

Die Haltbarkeit ist grandios, nach 4 Stunden fühle ich mich auf der Haut noch immer wohlparfumiert.
Auch in ca 30 cm Entfernung steigen vom Arm köstliche Wölkchen auf und erreichen meine Nase.

Wenn die Kopfnote schon wärmend und strahlend ist, so entwickelt sich das Herz noch viel wonniger.
Röstaromen, Nussiges und Cremigkeit ergeben eine Wohlfühlhülle von aussergewöhnlicher Rundheit.
Irgendwo darin ist ein winzigier Touch "Aquatisches" versteckt, gerade so viel, um die Süße ein wenig zu kühlen.

Im Abflachen der Herznote erscheint Tonka, und Nussiges oder Maronenrösti kommt wieder stärker hervor.
Ich empfinde den gesamten Verlauf als relativ gleichmässig pendelnd zwischen der cremigen Süsse der Tuberose und der herberen Nussigkeit von Kastanien. Ab und an leuchtet dieses unbekannte Obst auf, und erfrischt den Duft, der so nie ins Klebrige abrutscht.

Für den Herbst bin ich nun gut ausgerüstet - spreche ausdrücklich eine Schnupperempfehlung aus !
11 Antworten
MissPiggy vor 8 Jahren 5 3
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Die Wiese brennt ---- die Feuerwehr rennt....
Auf meiner wohl unendlichen Suche nach "dem" Heu-Gras Duft habe ich mir eine Abfüllung von Paname gegönnt, und war voll der positiven Erwartung.
Ich hatte da so ein Wunschdenken von milden Heunoten, mit etwas Gras, Tabakblätter
(auch 'ne Art Heu, oder ?) und Leder für das Herbe, ansonsten eben strohig-grüne Weite.
Irregeführt.....
Paname beginnt aquatisch-heuig. Deutliche Hintergrundaromen von etwas Verbranntem.
Spitziges Vetiver kommt nach der Kopfnote auf's Tapet, wieder gemischt mit Rauch.
Wie früher, als ich Kind war, und die Wiesen abgebrannt wurden als Düngerersatz. Diese Mischung aus Leben und Tod - aus Gras, Heu und gebrenzelten Resten.
Das Aquatische stört immens. Es gehört m.E. überhaupt nicht in diese Duftlandschaft - so wie ein gechlorter Swimmingpool im Naturschutzpark.

Nach ca. 2 Stunden bleibt eine sehr angenehme Basis, immer noch zuviel Vetiver und "Aqua" für mich - da muss man wegriechen - aber die Leder und Heubasis wird stärker, der Rauch verzieht sich, es bleibt ein ganz fernes Häuchlein von geräuchertem Speck. Wo kommt jetzt auf einmal die leichte Zitronensäure her ? Mit einem Touch Schwefel - irgendwer hat ein Streichholz angerissen, um noch mehr Wiese abzufackeln.

Paname ist kein expliziter Lederduft , kein auffälliger Heuduft - kein Aquate. Eine strange Mischung von allem, die mich zuerst abstösst, aber nichtsdestotrotz mich immer wieder zum Schnuppern am Handrücken verführt.

Eher für Männer, denke ich - also ich fände den Duft an dem richtigen Kerl wohl anziehend.
Ich habe _mir_ etwas anderes gewünscht ... Wünsche sind Träume, und Träume sind Schäume :))
3 Antworten
MissPiggy vor 8 Jahren 9 5
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Gerade jetzt
Mimosa - die Frühlingsblüte, der kleine, fluffige, gelbe Bote von wärmeren Tagen.
Kommt aus dem Süden zu uns, steckt in Cellophantütchen, lebt dann noch ein paar Tage auf den armen , holzigen Stengeln um dann welk und verblüht, nach Tod riechend, in der Tonne zu landen.

Das ätherische Öl ist so zäh und harzig, dass es nur in Akohol gelöst zu haben ist, und auch weiterverarbeitet verbreitet es nicht diese sonnengeladene, strahlende Süße, die die echten Blüten mit sich bringen.

Ich suche schon seit Jahren nach einem adäquaten Duft von Mimosen - der pur und rein duftet, und nicht "...unter Ferner liefen" auch ein Mimöschen mitbringt. Vieles ist da auf dem Markt, das einem das Fürchten lehrt , zu süß, zu unecht, zu wasweissich.

Hier nun ist endlich der Duft der Mimose gefangen, ergänzt um Teile, die sich im Prozess des Welkesn davonmachen. Wer da genau welchen Teil übernimmt, ist mir wirklich Wurscht - es zählt, dass das Gesamtergebnis ein pudergelber Duft von grosser Klarheit ist. Der blaue Himmel wird quasi mitgeliefert.

Wenn im März der Winter scheiden muss, und so viele Menschen die ersten tiefen Atemzüge draussen machen, einsaugen, Vorfreude sich breitmacht auf den Überschwang der Frühlings - dann kauft man sich ein paar Tulpen, oder Freesien, eine Hyazinthenzwiebel oder, wenn man Glück hat, ein Sträusschen Mimosen.
Nur für diesen Duft. Nur für diese immer wiederkehrende Glückshoffung. Die Verheissung von Sonne.

Feinwürzig süss und leicht frisch beginnt der Duft, wenn er frisch gesprüht wurde. Legt sich dann herbsüss nieder, um zu bleiben. Eine wunderbare "Grünigkeit" ist mit dabei, die Veilchenblätter tun hier ihre Schuldigkeit, ohne der Mimose Schatten zu geben.
Immer noch leuchtet auch nach 3-4 Stunden das fedrige Gelb der kleinen Bällchen olfaktorisch durch.
Letztendlich bleibt eine ganz spezielle Süße, die immer noch, wenn auch näher beim Träger, "Frühling" flüster.

Und -- gerade jetzt - beim leicht melancholischen Abschied vom Sommer, beim Erleben der Septembertage voller Glut und Reife, Farben so kräftig wie selten - da tut er gut, der Mimosa. Denn genauso wie die Knospen in den Zweigachseln jetzt schon vom Frühling 2017 wispern, und sich bereit machen - so mag ich die Hoffnung der ersten hellen Tage im März auch über den Winter in einer Flasche mit mir tragen.

Sehr empfehlenswert, fein und elegant. Nicht laut, aber unüberhörbar.
5 Antworten
MissPiggy vor 8 Jahren 13 5
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Sweet Dreams are made of this....
Als edle Probe von einem Parfumo, der mich wohl bestens einschätzt auf Grund meiner Vorlieben und Käufe erhielt ich dieses Düftchen. Nein, diesen Duft.
Es ist eben _kein_ belangloses Düftchen, sondern eine komplexe Komposition. Un-billig duftend, umhüllend und der Jahreszeit Herbst eher angemessen als dem Sommer.
Also genau, was jetzt im September wohltuend ist.

Die feine Süße, die sich gleichzeitig mit grasigen Noten und einem ganz flüchtigen Karamellduft entfaltet, führt einen sanft an der Hand durch den weiteren Verlauf. Sie bleibt und changiert, aber verschwindet nicht.

Ja, grüne Blätter, herb und waldig - die Veilchenblätter. Nein nicht Veilchenblüten, Blätter - und die geben die Frische, das "Grün" her. Ein paar kandierte Blütenblätter auch - aber es könnte auch die Iris sein.
Blätter bitte unterrühren.

Angenehme Balance auf der Wippe zwischen Süß und Harzig, zwischen Weich und einer gewissen Rauheit.
Die Iris ist dezent, dem Himmel sei Dank nicht möhrig - einfach ein Löffelchen cremig-feiner Puderduft.
Unterrühren.

So - und nun zum Amber - fein fein fein. Kein klebrig-goldener Amberstein, haftend wie die Billigöle aus dem Indienladen :) - nein, wirklich der staubig-welke Hauch von Amber Gris - einfach hochedel.
Nein, ich will kein Kopfkino. Walkotze. Nun, ich kann es nicht verhindern, zu oft habe ich die Bilder gesehen.
Also gut, Walkotze, wenn es denn sooo duftet.
Eine Parallel im Universum der Düfte ist "Ambre & Diamant Noir" - da sind grosse Ähnlichkeiten vorhanden. Wobei ADN eher der französischen Duftschule schuldet - und Khôl hier orientalisiert.

Alles, was bis dato untergerührt wurde ergibt für mich bei Halbzeit eine intensive Schokoladennote - bitter, herb, staubig und verhalten süss.
Zwanghaft schlucken. Wünsche nach hauchdünnen Täfelchen werden wach - der wunderbare Zwiespalt zwischen dunkelbraunherber Schoki und süßem Karamell - mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
Diese Mischung bleibt eine ganze Weile bis sich der Duft in süßem, pudrig-wohligen Moschus verliert.

Auf der Haut noch nach Stunden zu riechen, in Schal und Haaren auch noch nach Tagen.
Hochkonzentriert- für mich reicht ein Sprüher - ich will ja niemanden einnebeln. So weht mich immer wieder diese Köstlichkeit an und - versüsst mir den Tag. Die Nacht.

Vorzüglich in meiner Nase ist dieser Duft eine der köstlichsten Süßigkeiten und wohltuenderweise Oud-frei.
5 Antworten
MissPiggy vor 8 Jahren 12 7
8
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Bitte einmal Miesmuscheln
Ja. Genau. So riecht Mare Mosso - wie frische (!!) Miesmuscheln, an denen noch ein paar Algen baumeln.
Stellt Euch vor , ihr lauft durch das Watt, barfuss... der Schlicker kommt zwischen den Zehen hoch.
Draussen sind die Muschelbänke, die man nur bei Ebbe besuchen kann - und dort riecht es so.
Noch mehr Meer geht nicht !
Leider fängt der Duft mit einem Schuss des üblichen "Aquatenduftes" an - aber der verfliegt innerhalb von 20 Sekunden. Phew... dann macht sich die Alge breit, so raffiniert aus Thymian und Anis und ?? zusammengerührt.

Auch in der weiteren Entwicklung bleibt der feine Meeresalgenduft, der keineswegs muffig oder gammelig ist, erhalten. Hautnah erschüffelt man noch eine andere Meeresnote, die nicht so künstlich duftet. Also nicht der allgegenwärtige "Aquat", der mich würgen macht.
Eine salzige Spur zieht sich entlang, wie getrocknete, weisse Schlieren auf sonnenerwärmter Haut.
Ich rieche Sand. OK, ich bin nicht gaga - ich rieche Sand. Frag mich nicht wie Sand riecht. Aber vor meinem inneren Auge sehe ich genau das: Einen weiten Strand, trocknende Algen, Muschelschalen dazwischen.
Der Wind, ich lecke mir die Lippen, die leicht salzig schmecken. Frische allüberall, Wind, Freiheit, Horizont und diese einmalige Gefühl, am Meer zu stehen.

Ein genialer Cocktail - ein Duft-Bild, das ich gewisslich zu meiner nächsten Fahrt an die See mitnehmen werde.

Mir fehlt jetzt nur der Kerl, der danach riecht. Hmmm. Zur Not muss ich es eben selber tragen, grinz...
7 Antworten
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