MisterRossi

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6 - 10 von 24
MisterRossi vor 9 Jahren 15 3
7.5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
6
Duft
Tour de Dupe: Season 4
Basiscamp vier ist erreicht: nach Chatte, Cuté und InLove nun die nächste Station polnischer Sparsamkeit. Woman kann ich nur „pur“ kommentieren, da ich das Original von Lacoste zwar kenne, aber nur noch aus der Erinnerung heraus beschreiben kann. Ob es also nun nah dran ist oder nicht, mögen andere beurteilen. Ich kenne das Original daher, da meine Schwester (die No.5 liebt, aber paradoxerweise ansonsten Düfte mag die nach „nichts“ riechen) diesen von mir vor Jahren geschenkt bekam, da sie ihn als ihren neuen „ich rieche nicht nach Parfum“-Duft auserkoren hatte.

Und Woman trifft dies ganz gut: er riecht wenig „parfumig“, sondern eher wie wirklich gute Kosmetik. Schön finde ich hier, dass er aber weder ein Creme-Duft, noch ein Weichspüler- oder Frischewäsche-Duft ist. Er ist irgendetwas dazwischen, was ihn zu einem echten Allroundtalent macht. Er ist frisch, fruchtig, durchaus elegant, blumig, leicht holzig. Für Weiblein wie Männlein gleichermaßen geeignet und trotz seiner Universalität nicht beliebig. Er ist auf sehr positive Art und Weise "unauffällig".
Leider leider bezieht sich das "unauffällig" auch auf die Sillage und die Haltbarkeit.

Er hat für mich persönlich keinerlei Signature-Qualität, denn dafür ist er mir viel zu wenig speziell. Trotzdem wird er einen festen Platz im Karton meiner „Schlafdüfte“ finden, wo sich all das wiederfindet was zwar Wohlfühlqualität für mich hat, aber eben nicht meiner öffentlichen Persona entspricht. Ich gehe ja auch nicht mit dem Plumeau zur Arbeit.
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MisterRossi vor 9 Jahren 19 3
5
Flakon
7.5
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7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Tour de Dupe: Season 3
Noch ein 4er-Set zum unschlagbaren Preis der La Rive´s. Eigentlich hatte ich diese vor dem Hintergrund gekauft dass ich leider wie verhext nicht mehr günstig an eine Flasche J´adore komme, um sie meiner geschätzten Freundin und Kollegin zu schenken. Seit mehreren Jahren ist dies ihr Signatureduft – absolut passend, aber leider teuer. Bisher war ich immer in der glücklichen Position noch aus irgendeiner Ecke angestaubter Kontakte aus der Branche Nachschub organisieren zu können, aber die allerletzte Flasche ist für den letzten Geburtstag draufgegangen. Sparfüchsige Tendenzen ließen mich also nun zu La Rive greifen. Nach den Erfahrungen mit den letzten Düften dieser Firma ein relativ geringes Risiko, zudem bei möglichen Missgriffen selbst angenehm duftendes Raumspray aus der Drogerie preislich intensiver wäre. In Love kommt (mal wieder) optisch in einer ziemlich dreisten Kopie daher, das Dior-Oval und die Tropfenflasche des Originals werden geschickt aufgegriffen – leicht abgewandelt aber ebenso leicht dechiffrierbar. Der Giraffenhalsverschluss ist allerdings wegreduziert – wahrscheinlich war das Metall zu teuer.

Und auch hier liegt mir gute Arbeit vor: Die Unterschiede zum Original sind zwar deutlicher als bei den anderen La Rive´s, aber trotzdem versteige ich mich zu der Aussage, dass bei Alltagsbeduftung niemand den Unterschied bemerken würde, und wenn, diesen eher auf die Unterschiede der Entwicklung vor dem Hintergrund der Hautchemie, und nicht der anderen Chemie des Duftes an sich zuschreiben würde. Dafür ist In Love dann wiederum zu ähnlich.
Der Auftakt ist hier ziemlich birnig, was mich zunächst an einen Fehlkauf glauben ließ. Doch auch hier - wie schon bei Cuté – benötigt In Love etwas Zeit und Luft, um sich voll zu entfalten. Die Birne zieht sich sehr bald zurück und macht Platz für die Kernaussage von J´adore. Auf meiner Haut etwas fruchtiger als das Original, welches bei mir recht herb in der Entwicklung wird. Und auch meiner Freundin war die Überzeugung anzumerken, wenn auch In Love bei ihr etwas herber wird als das Original – da haben wir sie wieder, die vielbeschwörte Hautchemie.
In Love kommt insgesamt etwas schlichter daher als das Original, was aber überhaupt kein Nachteil ist. Wem J´adore für den Alltag etwas zu gleißend-elegant und zu perfektionistisch ist, für den/die wird sich hier eine gute Alternative finden.

Immer wieder erstaunt es mich, dass es technisch ganz offensichtlich möglich und auch nicht allzu teuer sein kann, gute Dupes zu entwickeln. Was andersherum auch beweisen mag, dass auch die namhaften Firmen weniger hochwertig arbeiten als sie uns immer glauben machen wollen.

Das Schönste an In Love ist für mich jedoch, dass ich drei große Buddels randvoll mit Freude verschenken konnte.
3 Antworten
MisterRossi vor 9 Jahren 26 7
2.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Tour de Dupe: Season 2
Die polnische Firma La Rive beschert uns viele viele Düfte, die von anderen namhaften Kreationen – nun sagen wir es mal so *ähem*hüstel* - inspiriert worden sind. Cuté macht hier keine Ausnahme, transferiert es doch den beliebten Chloé in ein anderes Preissegment.
Der Preis ist hier jedoch eher Schall und Rauch, zum einen weil er nicht ins Gewicht fällt und zum anderen, weil die Qualität von Cuté sich hieran in keinster Weise ableiten lässt. Neben Chatte wird Cuté daher wohl zu einem meiner Favoriten werden, zumal sich ein beachtlicher Vorrat zum Preis einer einzigen Flasche des Originals anlegen lässt.

Es handelt sich um eine ganz beachtlich gute Kopie des Originals bei der, wie bereits bei Chatte kommentiert, lediglich die Duftentwicklung leicht gestrafft wurde. Bei Cuté finde ich dies allerdings extrem sekundär, da Chloé auch schon recht eindimensional und linear in Bezug auf die Entwicklung ist - und zudem sowohl das Original als auch die "Re-Interpretation" ziemlich synthetisch daherkommen.
Cuté startet direkt im Herz der Duftaussage, braucht zu Beginn jedoch ein paar wenige Minuten, um sich voll zu entwickeln. Frisch gesprüht macht es eher den Anschein eines ziemlich beliebig zusammengepanschten Gebräues, doch: ein wenig Zeit und Luft bereinigt das anfängliche Chaos recht zügig. Und übrig bleibt rosige Sauberkeit, leicht seifig und pudrig. Sauber. Zeitlos. Unisex.
Ob diese nun dem Original- EdT oder EdP entlehnt sind, finde ich persönlich ziemlich unwichtig, da für mein Empfinden die Unterschiede ohnehin so gering sind, dass sie sich alleine aus der Konzentration heraus erklären. Die Aussage(n), bei Chloe seien die drei Varianten (Edt/EdP/Intense) „unterschiedlich“ in ihrer Aussage, konnte ich noch nie nachvollziehen und kann es bis heute nicht. Aber sei es drum, Cuté könnte auch hier eine Brücke sein, da es davon bekanntlich nur eines gibt und die Diskussion sich daher erübrigt. Es ist einfach schön. Und es hält auf der Haut ewig, was angesichts des Preises wirklich erstaunlich ist; morgens gesprüht hält es einen normalen Tag lang durch. Und der besteht bei mir in der Regel aus 12 Stunden. Nachsprühen war bei mir noch nie nötig, und das Mitführen der ziemlich klobigen 100ml-Flasche würde daraus auch keinen echten Genuss machen. Und: Die La Rive´s haben offensichtlich ebenso die Gefahr der Überdosierung mitkopiert: auch beim Original besteht aufgrund des seifig-sauberen Eindrucks das Risiko eher einen Hauch zu viel zu erwischen…wodurch dann die Umwelt eher mit dem riesigen Kernseifen-Klotz ohnmächtig geschlagen wird.

Fazit: Im Alltagsgebrauch ist zum Original für mich kaum Unterschied zu entdecken; auch im Gegentesten (eins links eins rechts) komme ich recht bald durcheinander welches nun noch mal welches ist.

Auf ihn mit Gebrüll!!
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MisterRossi vor 9 Jahren 19
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Tour de Dupe: Season 1
Chatte kam zu mir wie die Jungfrau zum Kinde: angesichts des unschlagbaren Preises landete ein 4er-Set in meinem Online-Wagen, ursprünglich gedacht als Ergänzung eines meiner Karnevalsoutfits für das nächste Jahr. Mittlerweile habe ich bis zur Schmerz- und Lagergrenze nachgeordert, denn: Wunder oh Wunder welches kleine private Mirakel sich mit Chatte ereignete!

Bisher konnte ich mit Chanel´s No. 5 so rein gar nichts anfangen. Der hochgepriesene Klassiker war in meinen Augen immer ebenso hoffnungslos überbewertet wie „Vom Winde verweht“ – eine unglaublich langweile Aneinanderreihung abstrusester Skurrilitäten; rauschende Röcke und schmachtende Lippen in überholter Südstaaten-Nostalgie. Gääähhhnnnn…………

Bei No.5 wollte mir die gleißende und glorifizierte Aura zum Duft irgendwie nie recht passen. Aber die Marketingabteilung von Chanel hat hier wirklich verblüffendes geschafft, denn einen Duft über eine solche Zeitspanne auf mehr oder weniger konstantem 1er-Ranking nahezu weltweit zu halten, zollt jedem Respekt ab, sollte er/sie den Duft an sich nun mögen oder nicht.
Mir war es bis dato immer zu beißend, zu stechend, zu unharmonisch, zu altbacken. Dabei habe ich wirklich alle erdenklichen Versuche unternommen mich diesem Kleinod zu nähern, doch nie mit Erfolg. Das reine Parfum war mir zu viel, das EdP zu schwülstig, das EdT zu kratzig. Alle Flaschen die ich bis dahin besaß, verschenkte ich bis auf einen winzigen EdT-Tschenvapo, denn meine Mutter und meine Schwester schwören seit jeher auf die 5 heiligste Schwüre. So gab ich irgendwann auf und schrieb die 5 für mich ab, schließlich bin ich mit der 19 immer sehr gut gefahren.

Chatte bekehrte mich nun, denn es ist ein (sich leider wohl nicht mehr in Produktion befindlicher) wirklich beachtlicher Dupe zu Chanel No. 5. Ich habe ihn gegen das Vintage-EdT vom Anfang der 90er getestet, und kaum einen Unterschied feststellen können. Was mich noch mehr verwundert, denn offensichtlich urplötzlich habe ich einen Zugang zur 5.
Gut: ich gebe zu, es ist nicht absolut identisch, wie könnte es das auch. Es ist für mich noch besser. Es ist etwas weicher, etwas pudriger, die Aldehyde sind minimal heruntergedimmt und die Duftentwicklung etwas gestrafft. Dies scheint mir, nachdem ich mehrere Dupe´s von La Rive nun mein Eigen nenne (der aufmerksame Leser wird hier den Bezug zur Überschrift des Kommentares herstellen und erahnen: da kommt noch was), eine gute und im Ergebnis sehr überzeugende Strategie der polnischen Duftschmiede zu sein. Wahrscheinlich – auch in Anbetracht der Kosten – wird vor allem die Herznote mit der Grundaussage des Duftes kopiert, so dass der Verlauf recht linear ist. Die Hauptaussage des Duftes ist sofort da und verändert sich auch nicht mehr nennenswert, sondern wird einfach mit der Zeit immer leichter und schwächer. Dies jedoch – und hier können sich manche namhaften Hersteller durchaus etwas abschneiden – mit beachtlicher Haltbarkeit: 8-10 Stunden sind auf meiner Haut überhaupt kein Problem, obwohl es in den letzten 3-4 Stunden dann, wie heißt es so schön, „körpernah“ bleibt. Ich trage weitaus teureres, was weniger kann.

Und das schönste kommt zu Schluss: Ich habe zu keiner Zeit das Gefühl ich trage etwas „billiges“ oder „nachgemachtes“. Ich habe ein echtes „Chanel-Feeling“. Dazu muss man allerdings auch sagen, dass die optische Aufmachung von Chatte (wer auch immer diesen grenzdebilen Namen kreiert haben mag) eine ganz und gar freche, um nicht zu sagen unverfrorene Kopie ist. Selbst die Kappe ist in günstiger Manier im chaneligen Klavierlack gemacht, und das sah beim Original lange Zeit auch nicht besser aus (das Vintage-EdT im alten nachfüllbaren Etui fand ich immer ganz grässlich minderwertig gemacht).
Mich würde nicht wundern wenn Chanel selbst die Einstellung vorangetrieben hätte, und das zu Recht: dieser Dupe hätte Potential gehabt denen das Geschäft zu versauen. R.I.P.
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MisterRossi vor 9 Jahren 14 5
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Sundown
Die Sonne geht unter.....
An sich eine schöne Zeit, mit einem kühlen Drink auf einer noch sonnenumfluteten Terrasse an der Riviera. Und dazu Azuree, allerdings in seiner alten Formulierung. Aber das ist Geschichte.
Was habe ich ihn geliebt, Sommers wie Winters. Ein Duft voller Ambivalenzen:
Weich und gleichzeitig dominant,
warm und gleichzeitig kühl distanziert,
spritzig und gleichzeitig trocken.
Und das alles in scheinbar völlig selbstverständlicher Ausbalancierung. Alles im Wandel, widersprüchlich und doch harmonisch vereint.

Ich kann es kaum glauben: Azuree ist tot.
Nun ja, nicht gänzlich, aber doch zu einem großen Teil, denn das, was ich immer als "Sonnenschein-Note" an ihm so geliebt habe, ist so gut wie weg-reformuliert. Die Inhaltsstoffliste ist identisch, der Duft ist es nicht mehr.

Nachdem ich mit Schrecken festgestellt hatte, dass Azuree in neuer Aufmachung daherkommt, wackelte ich heute in die Stadt um noch schnell eine "alte" Flasche für die Reserve zu kaufen, doch: offensichtlich hat Lauder den gesamten Restbestand retourniert. Die alte 60 ml Version ist nirgends mehr zu bekommen. Nur noch die neue 50 ml - in gräßlichem Design und mit versteckter Preiserhöhung (da weniger Inhalt) noch oben drauf.
Lauder bringt alle "Klassiker" (Aliage, Azuree, Beyond Paradise, Intuition, Tuscany per Donna, Spellbound, Cinnabar und Estee) in neuer und identischer Neuaufmachung auf den Markt, jeweils 50 ml Spray; in ähnlicher Marnier wie bereits bei den Herrenklassikern von Aramis geschehen.
Dass dies so kommen musste, war nur eine Frage der Zeit: ich fand es immer sehr sympathisch dass Lauder die alten Düfte in alter Aufmachung weiter produzierte. Zwar nur noch in einer Größe, aber weit besser als alles vom Markt zu nehmen.
Zugegebenermaßen war die optische Gestaltung aber schon lange zu altbacken, als dass ein so großer Konzern sich das weiter wird leisten können und wollen - unabhängig davon ob verwirrte Geister wie ich gerade diesen Oldschool-Look besonders schätzten. Ob Lauder mit der Neulancierung und der damit einhergehenden Ver"besserung" einen Blumentopf gewinnen kann, wage ich aber zu bezweifeln. Mit aufgepeppter Optik nun neue Kunden für alte Düfte zu gewinnen, hat meines Wissens nach noch nie funktioniert (oder welches Girlie wird jetzt Aliage benutzen, nur weil es neu daherkommt? Meine mutige These: keines). Vielmehr werden nun auch noch die letzten Anhänger vergrault ... was folgt ist dann die totale Einstellung.

Ich habe bisher nur Azuree getestet und - nachdem ich nach den ersten 10 Minuten dachte "zum Glück kein großer Schaden" - auch gekauft. Welch Fehler: Die ersten drei Stunden bezaubern (fast) im alten Glanz (jedoch mit etwas weniger Strahlkraft), welcher dann jedoch schnell bröckelt, sich sprichwörtlich verdunkelt und Platz macht für eine extrem bittere und trockene Basis, durch die sich nicht mehr bis zum Schluß meine "Sonnenschein-Note" zieht.
Ich empfinde die neue Verion ab hier als ziemlich exakt gleich mit Cabochard, wenn nicht noch bitterer. Und aktuell nach nunmehr 6 Stunden ist auch kein weiterer Duftverlauf mehr zu verzeichnen. Fazit: drei Stunden schön, der Rest ist nix. Käme Azuree heute neu heraus und ich würde die alte Version nicht kennen, würde ich ihn giftig als "Rohrkreppierer" bezeichnen.

Bitter ist für mich aber vor allem die Tatsache, dass einer meiner Signature-Düfte nun von mir gegangen ist - zumindest ab dem Zeitpunkt, an dem ich meine drei Flaschen Reserve verbraucht habe ... in weiser Vorraussicht vorgesorgt.

Bleibt die Sache mit dem Wandel: vielleicht ist das große Duftsterben ein Anlass, sich immer wieder neu aufzustellen. Gezwungenermaßen, ja. Aber es hält beweglich.
5 Antworten
6 - 10 von 24