MlleTaffanel

MlleTaffanel

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11 - 15 von 33
MlleTaffanel vor 2 Jahren 14
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Geiler Sch***
Seit neuestem besitze ich ein paar Miniaturen von "The Merchant of Venice". Auf Andalusian Soul war ich besonders gespannt, weil da Rum drin ist. Ich mag Rum, sowohl auf der Haut als auch... naja, ihr wisst schon. Daher war ich mir fast sicher, dass ich den mögen würde. Es kam aber noch besser:
Gleich beim Aufsprühen kam das große Aha. Der riecht wie meine Zigarillos! Die rauche ich nämlich ab und zu (nicht oft, wirklich, ganz ehrlich!), zum Rum. Ich habe da meine Marke mit Vanille - Geschmack und Andalusian Soul duftet so, wie die schmecken.
Der Rum kommt nur zu Beginn kurz durch, seine beschwipste Süße bleibt aber. Akazie und Zistrose suche ich vergebens, ich vermisse sie aber auch nicht großartig. Auf meiner Haut macht der Duft keine große Entwicklung durch, er bleibt sehr konstant. Nur die Vanille kommt mit der Zeit besser heraus.
Andalusian Soul wird bei mir schnell hautnah. Eine Wahnsinns - Sillage hat er bei mir nicht. Das stört mich aber nicht. Raumfüllende Düfte gehen mir schnell auf die Nerven, vor allem, wenn sie so extravagant sind.
Für mich ist der Duft zurzeit meine kleine Rettung vor den Unannehmlichkeiten von Erfrierungserscheinungen. Ich rauche nämlich nur am Balkon. Das ist in Andalusien selten ein Problem, aber bei uns ist zurzeit so kalt, dass mir der Allerwerteste abfriert, wenn ich nur an den Balkon denke. Die Zigarillos liegen daher seit Wochen in der Schublade. Aber ich hab ja jetzt Ersatz.
Ich setze mich mit einem Gläschen Rum auf die Couch im warmen Wohnzimmer, sprühe Andalusian Soul auf und stelle mir vor, ich puste auf einer Veranda in Granada Zigarillo - Rauchringe in den Himmel.
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MlleTaffanel vor 2 Jahren 3
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Jasmin auf die 12
Heute ist mir eine längst vergessene Abfüllung in die Hände gekullert, nämlich "Gelsomini di Capri". Draußen schneit's und es ist kalt, also wollte ich mir ein bisschen Sommerfeeling gönnen.
Sommerfeeling verbreitet der Duft definitiv, wenn auch ein eher einseitiges. Kann man in den ersten wenigen Minuten noch Zitrusfrüchte erahnen, verflüchtigen diese sich schnell und übrig bleibt Jasmin. Nun kann man natürlich anmerken, dass das nur allzu logisch ist, nachdem der Jasmin bereits im Namen vorkommt. Interessanterweise heißt gelsomini sowohl Jasmin als auch Duft. Ich weiß also nicht, was genau im Titel gemeint ist. Vielleicht duftet Capri aber auch einfach nach Jasmin.
Ein Blick auf die Duftpyramide verrät, dass da eigentlich noch ein paar andere Noten vorhanden sein sollten, die ich leider nicht erkennen kann.
Den Pfeffer und den Ingwer bemerke ich nicht, genauso wenig die Rose oder andere Komponenten der Herznote. Sie werden alle vom Jasmin überdeckt.
Ich will wirklich nicht sagen, dass "Gelsomini di Capri" ein schlechter Duft ist, überhaupt nicht! Der Jasmin ist sehr authentisch und bleibt wider Erwarten gerade noch unter der Grenze zur klebrigen, kitschigen Süße. Das habe ich vor zwei Monaten auch in meinem Statement geschrieben. Für LiebhaberInnen von Jasmindüften dürfte er perfekt sein.
Was mit leider wenig zusagt, ist der Drydown. Da schlängelt sich eine eher staubige, säuerliche Note über die Haut. Bis dahin bleibt der Duft aber sehr stabil angenehm.
Mit persönlich fehlt zum lieblichen Geblühe der Kontrapunkt. Etwas Frisches, etwas Würziges, irgendetwas anderes als Jasmin. Aber allen, die Urlaubsfeeling zum Aufsprühen suchen, sei "Gelsomini di Capri" wärmstens ans Herz gelegt.
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MlleTaffanel vor 2 Jahren 9 4
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Madeleines und Tee
Ich habe "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" zu 4/7 gelesen. Die letzten 3 Bände fehlen, weil ich die Zeit dazu noch nicht wiedergefunden habe, seitdem ich Kinder habe. Das Werk ist definitiv nicht zum Einfach - So - Dahinlesen, man muss sich darauf konzentrieren, sonst geht man irgendwo auf Seite 523 verloren. Soviel dazu.
Einmal auf die Duftpyramide von "1900 - L'heure de Proust" geschaut, weiß man auch als Nicht - Proust - Leser: Das muss die Madeleine - Lindenblütentee - Szene sein! So viel Tee auch einmal und dazu die Süße... Mit dieser Szene habe ich übrigens meine eigenen Erfahrungen. Ich habe sie nämlich quasi nachgestellt. Ich habe Madeleines gebacken, mir Lindenblütentee gekauft und die Madeleines eingetaucht. Nur soviel: Lindenblütentee hat nicht viel Eigengeschmack, auch nicht viel Eigenduft, soweit ich mich erinnern kann. Zum Glück tunkt Tante Léonie im Oeuvre das Gebäck in schwarzen Tee. So kann man als Parfümeur darauf zurückgreifen.
Der Duft startet mit ganz viel Heidelbeermarmelade. Die steht bei Proust sicher auch manchmal am Tisch. Passt ja auch um Teekränzchen. Der Schwarztee tritt innerhalb der ersten Minute ganz stark in den Vordergrund. Das macht die Süße für mich sehr gut erträglich, sogar sehr "confortable". Die 6 Stunden danach hüllt man sich in eine wärmende, olfaktorische Decke aus gesüßtem Tee und kandierten Veilchen und macht es sich in einem Ledersessel gemütlich. Das Leder hat es bei mir zum Glück schwer. Ich mag das in Düften nicht so gern. Diese sechs Stunden schwelge ich im Himmel des beginnenden 20. Jahrhunderts. Der Duft ist tatsächlich etwas vintage und etwas für Tage, an denen man sich ein bisschen wie Comte und Comtesse im Garten beim Teetrinken fühlt.
Zum Schluss wird noch eine ordentliche Portion Süßkram in den Tee gekippt. Das müssen die Praline, das Lakritz und die Vanille sein. Ich kann aber keine der drei Duftnoten eindeutig herausriechen. Der Duft wird nur spürbar süßer.
"L'Heure de Proust" gehört zu den süßeren Vertretern der Tee - Düfte, die ich verkosten durfte. Ich bin keine von den ganz süßen Parfumas, aber durch den Tee wird der ganze Zucker doch etwas abgeschwächt. Trotzdem werde ich ihn noch ein paar Mal probieren müssen, bevor ich mir sicher sein kann, dass er bei mir keine Zuckerschock - Migräne hervorruft.
Die Haltbarkeit (in meinem Fall) ist übrigens zu vergleichen mit der Lesedauer von "Combray".
4 Antworten
MlleTaffanel vor 2 Jahren 7 3
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Von Müttern und Töchtern
Ich geb's zu. Ich habe mir die Abfüllung von "Bernadette Margaret Evelyn Theresa" bestellt, weil im Titel der Name meiner Tochter vorkommt. Was ja irgendwie eine interessante Wendung des Schicksals ist, weil der Parfümeur den Duft seiner Mutter gewidmet hat. Zwei starke Frauen also, seine Mutter, meine Tochter, vereint in einem Parfum.
Stark ist es definitiv, das Parfum. Die Kopfnote legt einen Auftritt hin, der seinesgleichen sucht. Ich suche derweil das Fenster, um zu lüften, da meine Tochter, ganz verzückt von der Namensgleichheit, sich selbst, ihren Bruder und mich eingedüftelt hat.
Gleich zu Beginn rieche ich sehr reife Früchte, hauptsächlich die Blutorange, begleitet von einer feinen Animalik. Ohne die könnte die Kopfnote riechen wie nicht allzu süße Marmelade. Ich bin nicht der größte Fan, nein gar kein Fan, von animalischen Düften. Daher lasse ich den olfaktorischen Eindruck einmal auf mich wirken und denke: Naja, kann man machen. Muss man aber nicht.
Nach einer halben Stunde etwa ist die Animalik verschwunden, Glück für mich, und zum Vorschein kommt eine opulente Blütenpracht ohne klebrige Süße, gewürzt mit Nelke und Zimt. Ab da hat BMET etwas sehr Heimeliges, Herbstliches. Und man stelle sich vor... ich mag ihn!
Die Hölzer kommen bei mir (wie immer) nur sehr schwer durch. Wenn überhaupt, dann ganz zum Schluss, wenn Bernadette den Herd mit der Marmelade darauf ausgeschaltet hat und die Blumen verblüht sind. Aber das dauert. Die Haltbarkeit lässt sich wirklich sehen/ riechen.
Die Sillage auch. Nachdem die Kopfnote verflogen ist, wird BMET zwar etwas handzahmer, aber auffallend ist er nach wie vor. Diese Mutter würde ich also nicht zur Arbeit mitnehmen, wenn sie auch noch so gut duftet, sie würde die Kollegenschaft zu sehr ablenken.
Zum Ausgehen passt der Duft meiner Meinung nach aber auch nicht, dazu ist er zu... intim (Kann man sich da vorstellen, was ich meine?) und zu gemütlich. Situationsmäßig würde ich ihn bei "By the fireplace" einordnen (Nein, die zwei ähneln sich nicht!). Wochenende, keine Arbeit, gemütliches Zuhause - Herumlungern.
Ich kann mir vorstellen, dass das, gepaart mit dem leichten Vintage - Flair, auch die Intention ist, die hinter dem Duft steckt. Eine romantische Hommage an die Mutter.
3 Antworten
MlleTaffanel vor 2 Jahren 8 1
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Happy go lucky - Bird extreme
Der Kolibri ist ein extremer Vogel. Sein Herzschlag ist extrem hoch, genauso wie die Frequenz seines Flügelschlags. Außerdem kann er (als einziger Vogel, soweit ich weiß) rückwärts fliegen. Er kann seinen Flug extrem beschleunigen, wenn nötig. Es gibt extrem viele, unterschiedliche Gattungen und Arten unter den Kolibris. Er ist extrem anpassungsfähig, daher hat jede Art ihre Schnabelform an die Futterpflanze angepasst, die sie bevorzugt. Der Kolibri ist also mehr als ein kleiner, süßer, exotischer Vogel.
So zumindest habe ich mir meine Erklärung zurecht gelegt, warum "Hummingbird" so gar nicht in das Vorurteil der zoologischen Tinkerbell passen will. Der Duft ist bunt, er ist auffällig, er ist süß, er ist floral, er ist schon auf seine Weise extrem.
Auf meiner Haut zeichnet sich das Parfum durch eine sehr angenehme Süße aus. Normalerweise bin ich kein Honig - Duft - Fan. "Bee" war mir eindeutig zu viel des Guten (wenn auch sehr authentisch). Hier ist der Honig aber nicht klebrig, die Blumen nicht schwülstig. Das Obst meldet sich nur zu Beginn, nur eine leicht zitrische Untermalung begleitet die florale Explosion. "Hummingbird" ist aufgeregt entspannt und glücklich. Ein richtiger Happy go lucky - Duft. Für die Freizeit, nicht das Büro (außer vielleicht, man arbeitet in einem Reisebüro). An Tagen, an denen die Sonne scheint oder an Tagen, an denen sie scheinen soll.
Nach vier Stunden hat der Vogel bei mir die Eigenheit, zwischen Moos und Ylang Ylang hin - und her zu flattern. Vielleicht spielt mir mein Hirn einen Streich, aber einen sehr passenden, wie ich finde. Richtig cremig wird er bei mir nie, die Sahne könnte ich also nicht unterschreiben. Der Kolibri fühlt sich zu wohl in seiner blumigen Umgebung.
Man kann sich die Duftpyramide von "Hummingbird" natürlich auch durch dem Lebensraum des Kolibris erklären, aber ich bleibe dabei: Ein extremer Vogel braucht ein extremes Parfum.
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