Mokka

Mein verregneter Bummel durch Hamburg führte mich zu Jo Malone.
Ich fass mich hier kurz: mitgenommen habe ich Rock the Ages – Birch & Black Pepper – eine limitierte Edition.

Hier versuche ich nun den ersten Kommentar dazu:

Sofort nach dem ersten Sprühstoß begrüßt mich der schwarze Pfeffer und ich stehe im Wald.
Ich habe lange überlegt, ob ich wirklich weiß, wie Birke riecht. Nimmt man den Stamm wahr, die Äste, das Laub, die Blütenstände (Kätzchen)? Wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nie eine Birke umarmt und an ihr geschnuppert, weiß aber sofort: das hier ist Birke und ich umarme sie jetzt.

Nicht warm, dunkel und weich wie andere Hölzer, sondern ein klarer, heller, holziger Duft empfängt mich. Wie früh am Morgen, in der Nacht hat es etwas geregnet, irgendwo in der Nähe muss jemand ein Lagerfeuer entfacht haben. Meine Hand berührt den Stamm, ich fühle die Struktur der Rinde, rau und rissig. Dass man sich hier keinen Splitter reißt, verhindert das Gurjum. Es ist weich, warm, holzig und ein Hauch von süß* und nimmt dem weiteren Duftverlauf die Strenge, aber nicht die klare Linie. Nach ein bis zwei Stunden tritt der Pfeffer in den Hintergrund, langsam wird es wärmer. Ein Mann (und was für einer!) mit einer alten Lederjacke kommt auf mich zu, lächelt mich an, greift meine Hand.

Bei diesem Parfum denke ich mir, das man nicht so nebenbei tragen sollte. Ich kann mir auch vorstellen, dass es morgen anders mit meiner Haut verschmilzt. Es schmeichelt keine Komplimente herbei, ist nicht überaus gefällig, aber enorm interessant. Tragbar von Mann und Frau, auch im Frühjahr – hier eventuell mit einer Tulpe hinterm Ohr, wahlweise Rose im Knopfloch.
Der Verkäufer im Jo Malone Shop hatte die Idee des Layerns und hat sie selbst gleich ausprobiert.

Irgendwo habe ich gelesen, dass auch Mandarine, Patchouli und Vanille gelistet sind. Dieser Wald scheint recht groß zu sein.
Mal schauen, was mir meine Nase beim nächsten Test ins Ohr flüstert.

___
*Zu Gurjum fand ich folgende Info:
Es handelt sich um ein Harz von Bäumen aus Südostasien. Der botanische Name lautet Dipterocarpus turbinatus. Dieses Öl wird nicht nur in der Aromatherapie verwendet, sondern soll auch bei Atemwegserkrankungen Erleichterung bringen und entzündungshemmend bei Hautproblemen sein. Außerdem soll es bei nervlichen Belastungen helfen. Schon durch bloßes Einatmen erfährt man eine mentale Stärkung.

Der Name des Parfums (zu viel Schnaps am Lagerfeuer?) könnte dazu führen, dass man es nicht ernst nimmt. Ein Spaßwasser?
Völlig daneben, liebe Leute!

Transparent, hell, krautig-kühl, später wird der Duft holzig-warm, lässig elegant, irgendwie ziemlich anders, aber verdammt gut tragbar.
Dieser „O“ ist für mich ein sehr erwachsener Duft.

Ich empfinde ihn als sehr männlich, er ist aber durchaus auch von Frau tragbar.

Bei ersteren Tests vor längerer Zeit brauchte ich mehrere Sprüher, um einen guten und längeren Eindruck zu gewinnen. Gestern reichten zweidrei, die mich den ganzen Tag begleitet haben. Die Haltbarkeit ist absolut zufriedenstellend.

Kein wirklicher Cowboyduft , aber etwas Sattel ist im späteren Verlauf zu erschnuppern.

Da ich momentan im Annick-Goutal-Rausch bin, habe ich mich getraut. Blind sozusagen.
Ein Flakon Duel wurde angeboten. Nun ist er meiner.

Die erste Nase zog sich ein wenig kraus.
Tee! Riecht er nicht ein wenig wie dieser grüne Tee? Das Thema ist aber Mate und Matetee ich habe seit gefühlten Jahrhunderten nicht mehr getrunken.

Zwei Tage später sprühte ich meinen neuen AG noch mal auf und nahm ihn als weiteren Test mit ins Büro.

Das anfänglich Herbe des Tees lässt nach einiger Zeit nach. Danach wird er wärmer mit einem Hauch der Petitgrainfrische, einer Ahnung von Leder und einem Fitzelchen von Heu. Weiter unten wurde der Duft mit Gold verglichen. Dem schließe ich mich gerne an – der Duftverlauf ist goldzitrischwarmfrisch. Kann man damit was anfangen?

Die anderen genannten Duftnoten nehme ich nicht so richtig wahr. Mag sein, dass sie auf Frauenhaut oder speziell auf meiner eine andere Entwicklung nehmen.

Aber etwas ganz Merkwürdiges habe ich für mich festgestellt:
Er ist mir Trost.
Kann Duft Trost sein?
Zauberstoff oder Erinnerung an wohlige Kindheitsmomente?

Neulich ging es mir elends schlecht; Seelenkummer mit Tränenfluss. Nachts wurde ich wach und sehnte mich nach dem Duft von Duel. Kennt das jemand?
Ich war mir sicher, dass mich genau dieser Geruch auf meiner Haut geborgen durch den nächsten Tag bringt und meine Seele sich erholen kann. So tat ich es.
Mag sein, dass man mit diesem Kommentar nichts anfangen kann, doch ich wurde getröstet.

In meine Hände fiel neulich eine Abfüllung Marino e Sale; mir völlig unbekannt und schnell hier nach den Duftnoten geschaut:
Moschus - mag ich.
Salz - mag ich.
Ingwer - mag ich.
Und Mauby-Rinde - na ja, wird ein wenig holzig sein. Rinde eben.

Was sagt denn überhaupt Wiki dazu?
"Mauby ist ein in der Karibik endemisches Erfrischungsgetränk aus Rindenextrakt von Colubrina elliptica oder Colubrina arborescens, in der Karibik heimischen Kreuzdorngewächsen."

Also rauf mit dem Zeug und testen.
Anfänglich sticht es erst mal kräftig in der Nase.
Einen Moment warte ich, einen zweiten Moment, einen dritten.
Ich erkenne kein Salz, kein Ingwer, kein Moschus.
Also muss es diese Rinde sein.

Holzig?
Nix da.
Seife. Aber eher die unangenehme, die an Oma erinnert.
Aber nicht an die nette Oma mit den alten Seife-Schachteln, in denen uralte Düfte leben, auch nicht an Tante Irmgard, die immer mit dem Spucketaschentuch über meine Wange .... Schluss da! Aus!


Eine Stunde später - Seife.
Kein Salz, kein Ingwer, kein Moschus.

Marino e Sale startet seifig und bleibt es auch. Nach zwei Stunden habe ich nur noch das Bedürfnis, mir diesen Duft von der Hand zu waschen, da mein Magen rebelliert, Tante Irmgard mit dem Spuckeläppchen auftaucht und meine Nase droht, mich für immer zu verlassen.

Die Entscheidung ist mir leicht gefallen:
Ab ins Bad!
Vielleicht hilft Essig.....

Keinen Stern dafür.

Auf der Suche nach einem Café schlenderten wir durch die Mittagshitze durch Besancon, einer kleinen Stadt in Frankreich. In meiner Handtasche lag ein Zettel mit drei Parfumnamen, an meiner Seite ging mein Mann mit dem Wissen, dass ich diese Liste abarbeiten möchte, bislang allerdings sehr erfolglos.

Er deutete nach rechts auf eine kleine Parfumerie. Ein flüchtiger Blick von mir: Das sieht mir nach Hausmarke aus, die haben sowas nicht! Trotzdem ging ich eher gelangweilt zum Schaufenster …
Rechts unten, hinten in der Ecke, eher unscheibar:
Ein kleiner Karton von Annick Goutal mit dem heiß ersehnten „Sables“. Herzklopfen!

Dank Colognissimo konnte ich probeschnuppern und war seitdem angefixt. „Haben wollen!“ geisterte seit Wochen durch meinem Hirn.

Nun stand ich in diesem kleinen urigen Dufttempel, vor mir eine Frau, wie sie nicht französischer aussehen kann und ebenso urig wie ihre Umgebung.

„Pardon, je ne parle pas francais. Do you speak english?“ „A little bit“. Dabei blieb es dann aber auch und sie blieb hartnäckig in ihrer Sprache. Aber was braucht es Sprachkenntnisse, wenn die Nase spricht. Ich hielt den begehrten Flakon in meiner Hand, sprühte auf und ……JA. Genau der!

Ich bezahlte, bekam diverse Pröbchen und eine Miniatur von Annick Goutal in die Tasche gelegt und trat glücklich hinaus in die Sonne.

Der Sables blieb im Laufe des Tages eher privat, Sillage ist nicht stark, dafür sehr gut haltbar. Noch abends im Bett zog ich das Handgelenk an die Nase: er war immer noch da, dieser hervorragende würzige Duft, der mein Herz erobert hat. Selbst am nächsten Morgen, ganz zart haftete er immer noch an meiner Haut.

Dies ist nun der zweite Duft von Annick Goutal, der bei mir einziehen durfte.
Zuhause im Alltag allerdings hält der Duft in meiner Nase nicht ganz so lang. Ich nehme an, dass der Geruchssinn im Urlaub ein anderer ist.