Morcalovin

Es war ein Geschenk aus England von meinem Dad, der zu dieser Zeit auf Geschäftsreise war. Ich war damals glaub ich 13 oder 14 es ist also schon eine Zeit her und ich damals kaum an Parfums interessiert. Da war Axe Alaska und Tabac Man die Trophäen in meinem Spiegelschrank. Und nunja was soll ich zu dem Duft sagen? Ich hab mich zwar sehr gefreut, weil ich damals schon fand das ein Parfum ein Zeichen von Eleganz ist, aber so im Nachhinein habe ich kaum Erinnerungen an den Duft und das liegt nicht daran, dass mein Interesse getrübt war (An Tabac Man habe ich relativ gute Erinnerungen), sondern daran, dass dieser Duft absolut nichts zu erzählen hat. Schwache Sillage, kaum nennenswerte Haltbarkeit trotz vieler Sprühstöße. Frischer Zitrusduft eben, dabei auch noch so schwach ausgeprägt, dass er eher an Wasser als an Zitrone erinnert. Diesen Duft würde niemand vermissen wenn er vom Markt genommen werden würde.

Zwar ist le Male nicht der jüngste Duft auf dem Markt, dennoch genießt er seit den letzten Jahren einen höheren Verkaufsstatus denn je. Ein Großteil meiner Generation (15-25/30) scheint heutzutage die süßen Düfte zu bevorzugen, One Million, Joop! Homme und auch Le Male stehen regelmäßig auf der Top-Seller-Liste von Douglas. Und genau da stellt sich mir die Frage: Wann hat man aufgehört klassische Amber Moschus Düfte für die Jungen bzw. hochwertige hölzerne Tabak, Leder, Oud, Vetiver (usw. usw.) Düfte für die Herren als "typisch männlich" zu klassifizieren? Denn stattdessen gelten heutzutage pappsüße künstliche Düfte , als die "männlichsten" Düfte auf dem Markt. So auch "Le Male". Als ich den aufwendig bearbeiteten blau-gestreiften Flakon das erste Mal in der Hand hielt, erwartete ich eine frische zitrisch-minzige Kopfnote, die dann langsam aber sicher sich in eine warme Amber-Moschus Mischung wandelt. Bei der Kopfnote war ich auch gar nicht so falsch gelegen, zwar nicht super frisch wie ein "Cool Water" von Davidoff, aber durchaus akzeptabel und angenehm. Dann allerdings die große Pointe, welche auch nicht behutsam , sondern eher wie ein Faustschlag meine Sinne traf: Die dominante Vanille, die so intensiv war, dass sie alle anderen Duftnoten auszulöschen schien. Ab und zu ein wenig Amber , ein bisschen Tonkabohne aber das wars auch. Ok, ein Vanilleduft, zwar nicht das was ich erwartet habe, aber das muss ja noch nichts heißen. Das Problem an der Geschichte ist, ein Duft dessen Hauptthema Vanille ist, muss sich interessant und vielseitig präsentieren , um wirklich außergewöhnlich zu sein. Spiritueuse Double Vanille von Guerlain z.b. ist ein Duft, der nicht nur hochwertige Vanille beinhaltet sondern diese auch so wunderbar vielseitig und interessant präsentieren kann, was Le Male nicht einmal ansatzweise gelingt (Ja einer der Könige wird mit einem Bauern verglichen, aber es veranschaulicht besser den Unterschied) Stattdessen, verkommt der Duft zu einem künstlich-billig riechenden Vanille-Zucker-Mischmasch. Schade eigentlich, Sillage und Haltbarkeit sind ausgezeichnet und auch der Flakon ist nicht der schlechteste.

Da das X-bolt bereits, als ein 98% Boss Bottled einen relativ guten Eindruck bei mir hinterlassen hat, wollte ich auch mal das Lidl-One Million austesten. Nur als Randinfo: Ich verachte One Million, aber aus Testzwecken kann man ja mal auf einen 5er verzichten. Und ich wurde tatsächlich überrascht: Wer gedacht hätte, dass One Million das Non-Plus-Ultra der billig synthetisch riechenden Zuckerdüfte sei, nein, es geht noch künstlicher und noch süßer. Leider findet dieses Parfum für mich keine größere Verwendung als als Raumspray, aber es soll ja genügend Leute geben, die Düfte dieser Art mögen.
Während ich One Million eine 20 gegeben hab, kriegt N°1 das doppelte aus dem einfachen Grund, weil es quasi ein One Million Extreme ist und dabei 10 Mal billiger als das "Original" ist.

Armani Code:

Ein ziemlich eleganter Duft, jedoch möchte ich einigen meiner Vorgängern widersprechen, Armani Code mag zwar elegant sein, jedoch dezent genug für den Wochenendalltag, was soviel bedeutet, als das er zwar als Bürodüft gänzlich ungeeignet wäre, da er dafür viel zu sinnlich ist, jedoch für einen Stadtspaziergang zum Beispiel durchaus passend wäre. Die warme reine Tonkabohne, die von den hölzernen Noten schön umschmeichelt wird, machen diesen Duft zu einem Frauenversteher, einem Gentleman sozusagen, so trägt er sich auch am besten, in Zweisamkeit bei einem romantischem Essen oder einem Spaziergang in den Park. Er ist zurückhaltend, aber nicht abweisend ganz im Gegenteil er lädt einen ein zum näheren Kennenlernen. Leider muss man beim öfteren Tragen dann doch feststellen, dass der Duft dann doch simpler gestrickt ist, als man im ersten Moment erwartet hat, zwar ist er warm und angenehm, jedoch die Explosion, das Bedürfnis, am Handgelenk alle 5sek zu riechen kommt dann doch nicht auf. Aber das ist eher die Trennwand von einem sehr gutem Duft zu einem ausgezeichneten Duft und Armani Code ist dank seiner Nebensächlichkeiten leider weder das eine noch das andere. Das kleinste Übel ist natürlich der Flakon: Billig verarbeitet und hat auch keine ästhetisch ansprechende Form, so weit vom Axe iser ja nicht entfernt, der Flakon. Aber wer interessiert sich schon am Ende für den Flakon. Das zweite Übel was schon wesentlich schlimmer ist: Nach maximal 5h kann man nicht einmal ansatzweise mehr den Duft wahrnehmen, aber ok man denke an ein romantisches Abendessen, das wird wohl auch nicht länger dauern, also gut. und das dritte und schlimmste Übel: Eine miserable Sillage, was auch der Grund ist warum Armani Code auch für so viele Angelegenheiten unpassend ist. Ich als Parfumo Mitglied hab ja immer schon ein schlechtes Gewissen, aber ich sprühe dieses Parfum 6-8 (!!) Mal, das sollte eigentlich bei keinem Parfum nötig sein, geschweige denn Parfums von einem Namen wie Armani. Schade eigentlich der Duft ist überdurchschnittlich gut, es sind die Nebensächlichkeiten die ihn für mich kaputtmachen.

Als Student bin ich ja immer mal wieder auf der Suche nach einem gutem günstigem Schnäppchen, ich meine wie oft treffen Sie einen 20-jährigen, der gerade davon redet, dass er sich einen neuen Amouage, Bond No.9 oder ähnliches angeschafft hat?
Jedenfalls war ich kurz vor meinem Umzug mal beim Rossmann, wollte einfach nur mal in der Parfumabteilung stöbern, da war ich im ersten Moment auch wirklich überrascht, einen Versace für 15€ im Schrank gesehen zu haben. Ein wenig skeptisch hab ich mir dann den Duft aufs Handgelenk gesprüht und hab mir dann gedacht: "So einen schrecklichen Duft hab ich noch nie gerochen." Das ist wohl auch das größte Manko an dem Duft. Die Kopfnote bzw. die ersten 5 Minuten sind wirklich eine harte Gedultsprobe. Ich kann auch ehrlichgesagt der Duftpyramide keine einzelnen Duftnoten entnehmen, für mich riecht die Kopfnote nach billigem Fusel, wirklich schrecklich, weiß auch nicht welche Duftkomponenten diesen Geruch ergeben könnten.
Ich wollte den Duft schon zurücklegen, da fragt die Verkäuferin: "Und wie finden sie ihn? Ich liebe diesen Duft, mein Bruder kriegt den jedes Mal zu Weihnachten." Naja was sollte ich da noch sagen? Da hab ich beschlossen dem Duft noch einmal eine Chance zu geben, wäre ja nicht das erste Mal, dass die Kopfnote im kompletten Widerspruch zum Gesamtwerk steht, N°5 schreckt ja auch viele Damen aus diesem Grund ab, leider. Jedenfalls wurde Blue Jeans dann mit der Zeit auch wirklich erträglicher und gefiel mir immer mehr. So kams dann auch zum Kauf.
Zuhause dann angekommen erst einmal eingedieselt damit. Es ist wirklich unglaublich wie lange dieser Duft hält, 12-14h wenn mans übertreibt sogar noch länger. Leider hab ich die dominante Sillage extrem unterschätzt, mir wars nicht einmal mehr möglich etwas zu Essen, ohne das mit schlecht vom Geruch wurde. Und das ist auch der Grund warum ich den Namen für extrem fragwürdig halte, bei einer blauen Jeans denk ich an einen zurückhaltenden alltagstauglichen Duft, nicht an das glatte Gegenteil. Wahrscheinlich meinte der Namensgeber wohl eher die Jeans in der Disco, weil dafür ist dieser extrem süße, leicht zitrische Duft, der leicht nach Kaugummi riecht (allerdings nicht der Joop! Homme Kaugummi, sondern wesentlich billiger und synthetischer), perfekt geschaffen.
Naja was will auch erwarten für 15€. Ich denke Versace weiß selber, dass das nicht ihr bester Duft ist und ich glaub er war auch nie für diesen Titel vorgesehen. Nichts desto trotz, es gibt Düfte die mehrere Hundert € kosten und billiger riechen, weitaus schwächer sind und/oder weitaus kürzer halten. Da find ich Blue Jeans ein wirklich guter Preistipp, vor allem für die, die süße Düfte, wie One Million oder Joop! Homme lieben (und für Leute, die sich ihr geliebtes Tonka Imperiale diesen Monat wieder nicht leisten können ;) )