Mustang69

Mustang69

Rezensionen
6 - 10 von 99
Mustang69 vor 6 Jahren 7 2
Sanft
Der namensgebende Assenzio lässt ja eher einen Kracher vermuten, aber genau das Gegenteil ist hier der Fall: dieser Duft wird den gesamten Verlauf hindurch geprägt von einer ausnehmend schönen Sanftheit. Schon der Start gibt sich leicht, warm und nussig. Nach einiger Zeit macht sich ein sehr dezenter, fruchtig-alkoholischer Grunton bemerkbar. Schön, wie verhalten der eingebaut wurde. Absinth kommt nur minimal durch und verleiht genau den richtigen Twist. Je länger der Tag, desto prägender wird eine warmherzige Holzigkeit. Behutsam klingt der Duft schließlich auf der Haut aus, perfekt nuanciert durch ein wenig Tonkabohne.

Ein toller Wurf ist Borsari hier gelungen, für mein Empfinden eigentlich ein gut gemachtes, fein austariertes Cologne. Mögen meine Rufe erhört werden und ein Flakon vielleicht doch noch auf Umwegen sein Plätzchen in meiner Sammlung finden.
2 Antworten
Mustang69 vor 6 Jahren 13 6
Nahe dran
Ein durchaus ernstzunehmender Konkurrent erwächst hier meinem persönlichen Lieblingsduft von Serge Lutens, dem wundervollen Gris Clair. Die Eigenschaften des Lavendels - sicherlich auch hier der tonangebende Baustein - wurden ganz ähnlich verbaut. Zwischen cremig-mild und licht-klar changiert das ansprechende Spektrum. Ein besoners gelungener Akzent in der Gesamtkomposition wird mit Kurkuma gesetzt. Behaglichkeit und eine fein distinguierte Wärme umschmeicheln die Nase.
Im direkten Vergleich fällt auf, dass Godets Interpretation gesamt betrachtet ein wenig lieblicher ausfällt. Über weite Strecken wird das süßliche Bouquet jedoch geschickt durch eine pikante Pfeffernote abgefedert. Das ist gelungen und gefällt. Lediglich in der Basis flacht Calme & Volupté zu meinem Bedauern etwas ab, fruchtige Aspekte treten nun in den Vordergrund, alles scheint ein wenig beliebig. Hätte mich die Duftpyramide nicht eines Besseren belehrt, wäre meine Vermutung insgeheim in Richtung Neroli als prägend für den Drydown gegangen.
Nahe dran ist dieser Duft, schafft es für mein Empfinden aber letztlich nicht, Gris Clair vom Thron zu stoßen.
6 Antworten
Stillstand
Eine verlassene Veranda, irgendwo in den Südstaaten. Der weiße Lack am Geländer ist abgeblättert und gibt den Blick frei auf das nackte Holz. Auf den zerschundenen Dielen steht ein Schaukelstuhl, vom Wetter gegerbt und in sich zusammengefallen. Hinten im Eck ein Stapel alter Autoreifen. Ein Kännchen aus Metall, vor langer Zeit achtlos abgestellt. Das darin befindliche Pech zum Abdichten der Bohlen ist längst eingetrocknet.

Die Sonne flirrt.
4 Antworten
Wohltat
Ein zitrischer Auftakt, spritzig und belebend, geht behutsam über in eine samtene Roiboschnote. Gleichzeitig baut sich ein luftiges, florales Spektrum auf. Ein harmonisches Gesamtbild ergibt sich, wohltuend natürlich. Überhaupt ist Thé pour un Été ein hervorragend ausbalancierter Duft, der sich eine Zurückhaltung bewahrt, die ich als ausgesprochen angenehm empfinde. Zum Ende der vergnüglichen Erfahrung hin besinnt sich der Duft wieder seiner Wurzeln und klingt in seidigen Roiboschassoziationen aus.

Auch wenn sich mir nicht erschließen mag, warum bei der Konzeption von Teedüften prinzipiell so selten auf das feine, ausdifferenzierte Spektrum zurückgegriffen wird, das uns die Welt der Schwarz- und Grüntees beschert: dieser hier dürfte einziehen und bleiben. Ein distinguierter, eloquenter Begleiter, der seine Geschichten mit Charme und Feingefühl zu erzählen weiß.
1 Antwort
Melancholie
Vertraue mir
wenn ich dir
biete
einen Moment
im Auge
des Zyklons.

Hier endet dein Treiben
dein Ringen
um Individualität.

Bernsteinfarbenes Harz,
im Lichte
längst vergesssener Zeilen.
Tropischer Atem
wird dir Vergessen
schenken
für einen eleganten
Augenblick.
3 Antworten
6 - 10 von 99