Nasemann

Nasemann

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 7
Nasemann vor 25 Tagen
4
Duft
Dunkles Leder
Olfactive Studio präsentiert hier seine Duft-Umsetzung der Fotografie "The Redwood Alien". Ein tolles Bild, und da ich Holzdüfte wie z. B. "Wonderwood | Comme des Garçons" und "Tam Dao (Eau de Toilette) | Diptyque" liebe, war ich sehr gespannt auf diesen Duft. Nun, "Woody Mood | Olfactive Studio" ist wirklich ein ganz anderes Biest und hat nichts mit diesen Düften gemeinsam. Auch kann ich euch keinen anderen Vergleich nennen. In meiner Wahrnehmung stellt es sich so dar:

Am Anfang gibt es eine geballte Ladung dunkles, etwas süßliches Leder. Schnell gesellt sich eine leichte, ebenso dunkle Gumminote dazu. Mit etwas Wohlwollen kann ich hier Wanderschuhe assoziieren und so eine Verbindung zur fotografischen Duftvorlage herstellen. Leider bleibt nach 1-2 h dann aber nur noch eine in meiner Wahrnehmung fiese, markant-synthetische Note über. Kein Holz, nichtmal Leder. Aber: Vielleicht riechen so ja Mammutwälder?

Testet den Duft am besten selbst, interessant ist er ja. Ein Blindbuy für Liebhaber von "woody" Düften aber definitiv nicht.
0 Antworten
Nasemann vor 1 Monat 1
7.5
Duft
Yuzuman
Man erschrickt ein wenig, wenn man ihm zum ersten Mal begegnet. Da steht er in seinem weißen Kostüm, mit dezenten silber-grauen Applikationen, eigentlich völlig unauffällig vor einer weißen Wand. Eher still, aber stets mit einem geheimnisvollen Lächeln dabei. So ganz anders als seine Kollegen Superman und Spiderman mit ihren grellen Farben, und nochmal ganz anders als der düstere Batman. Aber man soll sich nicht täuschen. Man zuckt zusammen: Sauer! Herb! Ich habe gehört, dass Yuzuman die stärksten Gegner allein mit einer Zitrone (verzeihe, Yuzu!) in die Knie zwingt. Manche behaupten er gehe so schnell wie er kommt, aber das stimmt nicht ganz. Er redet nicht viel, begleitet dich aber den ganzen Tag sanft mit seiner frischen Holzigkeit. Übrigens egal, ob du ein Mann bist oder nicht, Yuzuman begleitet alle, die es herb, zitrisch und minimalistisch mögen.
Häufig lese ich hier den Vergleich mit "L'Eau d'Issey pour Homme (Eau de Toilette) | Issey Miyake". Zugegeben, es ist schon eine Weile her, dass ich den das letzte Mal gerochen habe, also nehmt mein Wort nicht für bare Münze, aber den habe ich ganz anders in Erinnerung: Klar, auch mit Yuzu am Anfang, aber dann eben auch einen guten Schuss dieser typischen 90er Aquatik. Der hier erinnert mich mehr an das ebenso minimalistische "Bois d'Orange | Roger & Gallet", nur hat man die milde Orange durch etwas kräftiger saure Yuzu ausgetauscht.
0 Antworten
Nasemann vor 1 Monat 5 1
8
Duft
Pour un Homme Barrique
Lavendelfreunde aufgepasst, heute geht es um "Le Soir", die moderne Abendversion des großen Klassikers "Pour Un Homme de Caron (1934) (Eau de Toilette) | Caron". Und tatsächlich, im Gegensatz zum "Pour Un Homme de Caron Le Matin | Caron" lässt sich die DNA der Urversion hier durchaus noch erahnen - was aber nicht heißen soll, dass die beiden Düfte verwechselbar wären. Nein, "Le Soir" wurde einer gründlichen Modernisierung unterzogen und bildet eine Art groovigen Elektroswing-Remix des 30er Jahre Klassikers.

Dazu wurde der Lavendel vor allem kräftig gepudert (Iris!) und im Vergleich zum Original noch etwas abgedunkelt. Man hat dabei laut Herstellerangabe den einheimischen Lavendelbauern den Rücken gekehrt und Schopflavendel aus Bulgarien importiert. Wenn das mal keinen Ärger gab! Schlecht riecht das bulgarische Kraut dabei keinesfalls.

Wie im Original gibt Vanille dann etwas Süße dazu, ergänzt durch Tonka/Kumarin. Der schüchterne Räucherstäbchen-Amber der Urversion wurde zu einer ausgewachsenen Holz+Ambroxan Kombi ausgebaut, was jetzt deutlich angenehmer rüberkommt, als es vielleicht klingt.
Das Holz ist in der Duftpyramide als Eichenholz deklariert, eine eher seltene Note! Und in der Tat nehme ich eine Nunace wahr, die mit etwas Fantasie an südfranzösische Barrique-Weine erinnert.

Insgesamt kann man sagen, dass "pour un homme" in der Le Soir Version etwas mehr in Richtung moderner Ausgehdüfte wie "Dior Homme Intense (2011) | Dior" oder "Gentleman Givenchy (Eau de Parfum) | Givenchy" rückt. Dabei bewahrt es sich mit dem prominenten Lavendel und der speziellen Barrique-Note aber durchaus eine gewisse Eigenständigkeit. Auch von der Performance her erfüllt der Duft die Erwartungen, die man an ein modernes EdP hat, gute Nachrichten also für alle denen die Originalversion etwas zu schwach auf der Brust war. Testempfehlung für alle Lavendelfreunde, die diese Duftrichtung mögen.
1 Antwort
Nasemann vor 2 Monaten 8 6
8.5
Duft
Überduft Deux
Von Caron gibt es zur Zeit ein "pour un homme" Probierset, mit dem alt-ehrwürdigen Original und zwei modernen Flankern: "Le Matin" und "Le Soir". Für Freunde von Lavendel wie ich finde ein durchaus lohnenswetes Set: Die drei Düfte sind unterschiedlich genug, als dass es sich lohnt, alle drei zu probieren. Vorausgesetzt man mag Lavendel, denn das ist das verbindende Element.

"Le Matin" ist der frischeste der drei. Es geht gleich los mit einer sehr frischen Lavendelnote, die mich an das ätherische Öl "Speicklavendel" erinnert. Die krautige Frische wird dabei durch eine gehörige Portion Zitrik noch verstärkt. Damit setzt sich "Le Matin" gleich von Anfang an deutlich vom Original ab, das mit einem viel weicheren, dunkleren Lavendel startet. Der Ingwer gibt dann schnell seine ganz eigene Note dazu. Dabei werden die etwas dreckigen, herben, erdigen Nuancen der würzigen Wurzel durch Patchouli und Eichenmoos noch betont. Auf Süße wird hier ganz verzichtet!

Ein kräftiger, zitrischer Freshie also mit einer erdigen, knackig-herben Basis, dazu noch ein Hauch seifiger Geranie: Vom Stil her scheint mir "Le Matin" gar nicht so weit weg vom "Terre d'Hermès (Eau de Toilette) | Hermès". Nicht, dass sich die beiden Düfte allzusehr ähneln würden, aber es gibt doch genug Gemeinsamkeiten, als das man sie vergleichen kann. Der monolithischen Eleganz des Hermes setzt Le Matin eine üppigere Krautigkeit entgegen, er wirkt etwas weniger geschliffen, rauer, direkter, vielleicht bunter falls das für einen Duft Sinn ergibt.

Ein bisschen erinnert Le Matin an die Musik von John Scofield. Ein virtuos gemachter Duft - zwar keiner, der beim ersten Schnuppern sofort Begeisterungsstürme auslöst, aber einer den ich gerne immer wieder auflege, denn er fühlt sich leicht und funky an aber nicht ohne Tiefe, bleibt dabei immer bodenständig und wird mit seinen Ecken und Kanten nicht so schnell langweilig. Ein Duft, der ins Leben passt.
6 Antworten
Nasemann vor 2 Monaten 5 1
8
Duft
Inspektor Columbo
Spannend. Wie riecht ein fast 100 Jahre alter Herrenduft, von dem ich vor Parfumo noch nie etwas gehört hatte? Angeblich der erste dezidierte Herrenduft überhaupt, mit Sicherheit der älteste, den ich bislang bewusst unter die Nase bekommen habe. Nur "Echt Kölnisch Wasser (Eau de Cologne) | 4711" wäre noch älter aber 4711 ist 4711 und kennt halt jeder. Also, zurück zu Caron. Lavendel und Vanille sind als Hauptnoten angegeben und die riecht man auch. Vor allem den Lavendel. Sauberer, trockener, natürlicher Lavendel, abgerundet mit einem Schuss warmer Vanille wie man sie aus der Küche kennt, damit es nicht zu dröge-mottenkugelig wird. Wird es nicht, dafür sorgt die Vanille. Mit der Zeit verschiebt sich das Gleichgewicht etwas vom Lavendel zur Vanille und der Duft bekommt eine gewisse Süße. Den Moschus kann ich nicht einzeln herausriechen, aber er scheint für eine leicht pudrige Textur zu sorgen. Ganz am Schluss gesellt sich noch relativ dezent eine harzige Ambernote hinzu, die mich etwas an Räucherstäbchen erinnert.
Milde interessant der Vergleich mit dem viel jüngeren "Valentino Uomo Born In Roma Intense | Valentino". Wie verschieden doch zwei Düfte mit fast identischer Duftpyramide sein können! Stehen beim Valentino "Vanille" und "Lavendel" als symbolische Platzhalter für süßlich-sythetische Fantasieduftnoten, die entfernt an ebenjene Materialien erinnern, bekommt man beim Caron einfach genau das: Ätherisches Lavendelöl (oder etwas, was dem sehr nahe kommt) und Vanillin (oder sogar echtes Vanilleextrakt?).
Insgesamt ein grundentspannter Duft. Sympathisch und (surprise!) irgendwie oldschool. Durch die Amberbasis dann trotz der sauberen Hauptnoten aber nicht glatt, sondern regelrecht zerknittert. Keine Ahnung wie mir der jetzt in den Sinn kommt, aber der Duft würde definitiv zu Columbo passen.
1 Antwort
1 - 5 von 7