Welches Vetiver-Parfüm passt zu mir? Meine Top 7 Düfte.
Ich bin ein Vetiver-Fan. Das habe ich hier schon häufiger geschrieben. Und darum probiere ich mich als Amateur gerade selbst an solch einem passenden Duft. Dazu bin ich kürzlich durch meine eigene Sammlung an Vetiver-Parfüms gestreunt und mich gefragt, welche die wirklichen Benchmarks für meine Nase sind. Welche sind so besonders, dass ich sie wieder erkenne? Welche stellen das asiatische Süßgras klar in den Fokus und bei welchen wippt es klar erkenntlich zumindest mit?
Also Vorhang auf für meine 7 Lieblings-Vetiver-Düfte!
Vetiver Veritas von James Heeley (2014)
James Heeley zählt für mich zu den aktuell spannendsten Marken. Schon sein "Note de Yuzu" ist einer meiner Top2-Yuzu-Favoriten - neben der wunderbaren Patricia de Nicolaï. Auch sein Vetiver Veritas ist wahrhaftig etwas Besonderes. Zu Anfang betört noch ein dunkler Vetiver die Nase. Nur etwas gehauchte Minze, männliches Lavendel und zitrische Grapefruit sorgen für Frische und Lebendigkeit in der Nase. Doch dann wird dieses typische Haiti-Vetiver immer weicher, wärmer, wohliger, ganz leicht süßlich. Und das für lange Zeit. Denn die Haltbarkeit ist enorm, was bei einem 100% natürlichen Parfüm überrascht.
Vetiver Réunion von Urban Scent (2016)
Marie Le Fèbvres Vetiver Réunion ist ein Bilderbuch-Vetiver: sehr pur, sehr klar, sehr wiedererkennbar, eine Spur dunkler als das Vetiver Veritas. Mit dem ersten Spraystoß kriecht ein sämiger, weicher Vetiver von der Insel La Réunion die Nase entlang, ohne sie zu kitzeln, wie es wirklich dunkle Vetiver-Sorten aus Java gerne tun. Vielleicht könnte man kritisieren, dass die Grapefruit etwas zu kurz kommt. Okay. Aber vielleicht sollten wir die Grapefruit, aber auch den Rosa Pfeffer einfach als zwei nicht zu laute Diener einer Königin verstehen, die ganz klar Vetiver heißt. Und sonst nichts.
Vetiver Extraordinaire von Frederic Malle (2002)
Wer sich zum ersten Mal an ein Vetiver-Parfüm macht, wird an Vetiver Extraordinaire nicht vorbei kommen. Die Kreation von Dominique Ropion ist ein Klassiker unter den Parfüms, die auf Basis des holzigen Süßgrases entstehen: puristisch, unprätentiös, entfernt von der Vielschichtigkeit anderer. Myrrhe, Gewürze, Moos und das zu Anfang aufflackernde Zitrus nehmen die Rollen von Randfiguren ein. Meine Nase empfindet es als warm und sanft, mit weicher Würze, als elegant und still zugleich, ohne die häufig fühlbare Lagerfeuer-Atmosphäre, ohne das intensive Erdig-Grasige, das gerne an der Wärme eines Duftes zupft.
Vetiver von Jean-Paul Guerlain (1959)
Wer an Vetiver denkt, kommt an Jean-Paul Guerlains Schöpfung nicht vorbei. Wobei dieser zeitlose, über 75 Jahre alte Klassiker es noch nicht in meine Sammlung geschafft hat. Warum eigentlich nicht? Es ist auf jeden Fall ein intensiver, grün-krautiger Duft, der mir manchmal etwas zu trocken-bitter erscheint. Vielleicht ist es die würzige Muskatnote, die ihn mir etwas aussperrt. Trotz der schönen, frischen Zitrus-Kopfnote, bei der ich jedes Mal ins positive Grübeln komme. Ja, ich muss ihn mal wieder auf der Haut testen.
Encre Noir von René Lalique (2006)
Sind die bisherigen Parfüms in meiner Liste ganz auf den Vetiver als Solo fokussiert, hat Nathalie Lorson mit Encre Noir eine leicht kratzige, aufregende Version erstellt, die sicherlich nichts für jedermann ist. Sie lässt dem Vetiver – hier als Vetiverylacetat, aber auch als Bourbon-Vetiver und Haiti-Vetiver – nicht den alleinigen Vortritt. Vielmehr sorgen Hölzer, Moschus und Zypresse für das Erdige, das Waldige, das Grüne. Für mich ist es jedoch gerade der Weihrauch, der das Parfüm zu einem Duft macht, der sich für die besonderen Momente eignet, in denen die Präsenz des eher reifen Trägers in Erinnerung bleiben soll.
Terre d’Hermès von Jean-Claude Ellena (2009)
Ein Vetiver-Beitrag ohne Jean-Claude Ellena? Kaum möglich. Vor allem, da sein Terre d'Hermès – bitte kommt niemals auf die Idee, es zu "reformulieren" – zum Klassiker gereift ist. Bei wie vielen Männern hat es wohl seinen Lieblingsplatz eingenommen? Nur dass hier der Vetiver holzig-erdig mit einer würzigen Frische anmarschiert kommt, der die dunklen Momente und die knisternden Lagerfeuer-Abenteuer weit von sich gestoßen hat. Dafür tritt er viel zu elegant, zu seriös, zu selbstsicher auf. Auch der zitrisch-frische Auftakt im verwandten Eau de Toilette hält sich im Parfüm riechbar zurück. Stattdessen strahlt es seinen holzigen, zart-herben, ganz leicht mineralischen Tiefgang aus, der ihm hohen Wiedererkennungswert gibt.
Dancing on Goosebumps von Emile Elise (2022)
Wenn die Bergamotte mit dem Vetiver verheiratet werden, so könnte man "Dancing on Goosebumps" beschreiben. Oder: Das Vetiver-Freshie für den Sommer. Ob dabei auf der Gänsehaut getanzt wird, kann ich nicht einschätzen. Auch das in der Beschreibung erwähnte Gefühl der Befreiung und Individualität, die mit dem Duft einhergehen soll, ist PR. Dafür rückt nach einem frischen Zitrusbeginn, mit ganz bisschen Weihrauch, die holzige Note immer stärker in den Vordergrund, sodass wir durchaus von einem Vetiver-Parfüm sprechen können. Nur dass sich der Vetiver eher als Begleiter eines sommerlichen Duftes entpuppt, der für ein zitrisches Parfüm erstaunlich lange anhält.
Und ihr so?
Natürlich bin ich gespannt: Was sind eure Vetiver-Favoriten? Was sollte ich selbst mal Neues probieren? Oder ist Vetiver einfach nix für euch?
Ach ja: Die folgenden 10 haben es nicht in meine Lieblings-Liste geschafft:
- Diptyque: Vetyverio
- Georgio Armani: Vetiver d’Hiver
- Hiram Green: Vetiver
- Lorenzo Villoresi: Vetiver
- Nicolai: Vetyver
- Nishane: Sultan Vetiver
- Oriza L. Legrand: Vetiver Royal Bourbon
- Parfum d’Empire: Vetiver Bourbon
- Perris Monte Carlo: Vetiver Java
- Tom Ford: Grey Vetiver
Mein absoluter Lieblingsvetiver:
Ellie Saab.