Ikonische Momente für die Nase
Kürzlich habe ich wieder einmal viel Zeit in zwei wunderbaren, kleinen Parfümläden in Berlin verbracht. Lange haben wir dort über aktuelle Marken und Trends, über die Veränderungen von Düften, über frühere und heutige Ingredienzen gesprochen. Und über die sich verändernden Qualitäten und Preise. Natürlich musste ich zuletzt auch wieder etwas mitnehmen.


Natürlich wurde ich gefragt, was ich suche? Ich bin ein Vetiver-Addicted (ja, das Vetiver von Heeley werde ich mir auch noch holen müssen), aber auch ein Freund von Sandelholz-Düften, von nicht zu schwerem Oud, von warmen Leder, von Zitrusdüften mit Fokus auf Yuzu und schwarzer Zitrone, von Wacholder. Und zu vielen habe ich schon meine - aktuellen - Lieblingsdüfte gefunden.
Doch was sind Lieblingsdüfte?
Wenn ich mich auf die Suche nach Düften begebe, dann hoffe ich auf Gerüche, die ich sofort wiederkennen, die mich sofort in diese Zeit zurückversetzen, die mich auch künftig nicht mehr loslassen werden, also wirkliche Signature-Düfte, auch wenn sie meine Nase teils erschrecken, nerven, aufregen, durchschütteln, aber stets neugierig machen. Darum: wer mit seinen beliebtesten Düften wirbt, hat bei mir schon verloren.
9 Signature-Düfte
Doch was sind für mich solche ikonischen Momente für die Nase? Wenn ich die letzten 20-30 Jahre Revue passieren lasse – ja, das Alter nagt etwas –, dann habe ich bis heute einige wirkliche Klassiker in der Nase. Spontan denke ich an diese 9 Düfte:
1) Eau Sauvage von Christian Dior, aber bitte das alte aus den 90er Jahren (okay, die Version von 1966 habe ich nicht!), das erste Männerparfüm von Dior, ein zitriges Chypre, das ich behüte wie meinen größten Schatz. Es gab für mich bis heute kein besseres Parfüm, das der Zitrusnote auch durch das Hedione eine solche Eleganz wie Leichtigkeit geschenkt hat, begleitet von einem dahinfließenden Eichenmoos ... wundervoll. Und sorry, nein, die aktuelle Version ist nix für meine Nase. Wenn Eau Sauvage, dann nur mit Edmond Roudnitska.
2) Das Eau Pour Homme von Armani aus den 1980er Jahren – also ein weiterer Klassiker –, das ich ebenso tief im Dunkeln verstecke und dessen Nachfolger meine Nase nie wieder richtig beglückt haben. Ein Fougère-Vintage-Duft, der – vielleicht neben dem viel zu früh verblichenen Attitude – wirklich in seiner unaufgeregten Eleganz für diese Marke stand. Wie konnte man dieses nur einstellen!
3) Natürlich das früher omnipräsente Fahrenheit von Christian Dior, diesen würzigen Klassiker, über das ich hier schon mal geschrieben habe. Und das mir immer noch, wenn ich es heute rieche – wenn auch kaum mehr trage –, ein Lächeln entlockt, da es mich in eine frühere Zeit versetzt.
4) Die damals neue marine Frische des Cool Water von Davidoff von 1988, von Pierre Bourdon, weil es für mich der erste stark aquatisch geprägte Duft überhaupt war, der eine solche frische Brise aus Lavendel und Minze verströmte, dass ihn mir meine damalige Freundin immer wieder gemopst hatte.
5) Das würzig-männliche Safari for Men von Ralph Lauren (1992) in diesem auffälligen, chicken Flakon, für mich ein wirkliches Statement, ein Gentleman-Duft, für den ein gewisses Alter und ein elegantes Auftreten nötig ist. Und ja, James Bond könnte ihn natürlich ganz wunderbar tragen.
6) Das leicht störrische l'Ether von Olivia Giacobetti der leider viel zu früh verschwundenen Marke IUNX (damned!). Wer einmal die Chance hatte, diese holde Kombination aus warmen Sandelholz und kühlem Weihrauch einzuatmen und nasal zu erleben, wird ihn nie wieder vergessen bzw. diesen sofort immer wieder erkennen.
7) Das edle Santal de Mysore von Serge Lutens (1997), bei dem das tief-warme Sandelholz auf cremiges Karamell trifft und für einen wärmenden, lang anhaltenden Gourmand-Duft sorgt. Schwer die Wange umschmeichelnd, mit einer ewigen Haltbarkeit – speziell für den tiefen Herbst und Winter.
8) Das schnell zum Klassiker avancierte Terre d'Hermès von Jean-Claude Ellena aus dem Jahre 2006, der wahrscheinlich in jedem gut gepflegten dunklen Schrank eines Parfümliebhabers steht und dort ab und zu die holzig-würzige Frische versprüht, die kein Hermès-Ableger jemals wieder erreicht hat. Merci, Monsieur Ellena, pour vos créations chez Hermès. Ja, ich habe vor 1 Jahr über ihn hier geschrieben.
9) Oder aber das zitrisch-frische L'Eau d'Issey pour Homme von Issey Miyake aus dem Jahre 1994, das ich selbst nie getragen habe, weil es zwei meiner besten Freunde für sich entdeckt hatten und ich nicht mit diesen "verwechselt" werden wollte, auch wenn dieser Duft von damals mich bis heute fasziniert. Vielleicht sollte ich doch mal darüber nachdenken ..
Warum diese 9 hier?
Diese 9 und einige mehr, die meine Nase nur für diesen Moment verdrängt hat, sind wirkliche Signature-Düfte – auch wenn ich einige davon heute nicht mehr tragen (will). Und selbst wenn seitdem Tausende von weiteren Parfüms die Welt entdeckten: solche Gerüche wird meine Nase immer wieder erkennen. Und bei wie vielen neuen Parfüms ist dies heute der Fall?
Und ihr so?
Jetzt meine Frage in die Runde: Das sind auf jeden Fall einige meiner Ikonen. Ich gehe davon aus, dass ihr selbst solche habt, die ihr sofort erkennt.
Welche sind es denn? Ich bin neugierig ...
Sowas lese ich mit Begeisterung….
Kenzo Homme vergessen???
Wenn du Vetiver & Eichenmoos mit Yuzu & anderer Zitrik in natürlich magst : Vêtu de Vert von Motif Olfactif
Du magst scheinbar auch Fougères - Dua hat mit River Fougere eine gelungene Nachbaut von YSLs Rive Gauche pour Homme. :)
Yuzu von J-Scents habe ich gleich auf meine Test-Liste gepackt. Bisher habe ich Yuzu nur von Heeley und von der wunderbaren Patricia de Nicolaï aus Paris.
Und auf das krautige River Fougère von Dua bin ich schon länger neugierig. Mal sehen, wo ich beide riechen darf ...
Bei Bergamot gibt es ja das Bergamot BF, das ich selbst verstärkt einsetze. Aber wenn das wundervolle intensive Sandelholz oder das gerade bei männlichen Kopfnoten so wichtige Lavendel nicht mehr eingesetzt werden dürfen, dann müssen wir uns wohl vorher noch mit alten Düften eindecken - oder künftig alles selbst erstellen.
Und auch wenn ich kein Mediziner bin: ich bin immer stärker - vorsichtig gesagt - überrascht, wie schnell man Essenzen bzw. Naturöle derzeit wegen des allergenen Potenzials verbietet. Denn Warnhinweise wären eine andere Lösung. Aber Verbote? Da müssten wir eigentlich noch ganz andere Dinge sofort aus dem Verkehr ziehen.
Nüsse in Lebensmitteln werden ja auch deklariert ... und dennoch kann man überall Nussecken und Studentenfutter kaufen.