NoraTemple

Also...die Säfte der Ange-ou-Demon-Reihe von Givenchy, das muss ich hier mal klipp und klar sagen, sind meine absoluten Lieblingsdüfte. Der "normale", eher süß-schwere Duft in der blauen Flasche allerdings ist so völlig anders als diese spritzig-frische Variante.

Eines muss ich gleich auch klar stellen: ich schreibe das aus purer Verzweiflung, weil beide Düfte momentan nicht vorrätig sind bei mir, ich bin also quasi "auf Entzug" und muss mir den Duft jetzt halluzinieren.

Ange ou Demon Le Secret fällt erstmal durch den, meiner Meinung nach, originellen spitzen Flakon auf (Waffenschein oder Draculaspieß?). Mittlerweile allerdings scheint er überall aus den Regalen verbannt. Diese rosa Variante ist so gar nicht süß, sie erinnert ein wenig an Hagebuttentee mit viel frisch-zitroniger Einlage und ein paar Blümchen, die allerdings die Frische des Dufts nie übertünchen. Mit diesem Duft, der sehr lange hält, fühle ich mich in den Sommermonaten immer erfrischt und hell und klar. Ein klarer Büroduft.
Die Spritzigkeit eines weißen Schaumweines plus Früchte plus Weiblichkeit ist schon ab dem ersten Duftmoment präsent. Eine Versüßlichung in Richtung Basisnote behält immer den frischen Tee und ein wenig limettenhafte Aufmunterung.

Es ist klar, dass demnächst diese Variante der so geliebten Signaturdüfte der Ange-ou-Demon-Reihe wieder hier einziehen darf.
Leider hat Givenchy den im Jahre 2009 lancierten Duft so verschlimmverbessert, dass er etwas weniger haftet und weniger spritzig erscheint (außerdem mag ich Uma lieber). Mein Dufthirn wird die ursprünglichen Noten aber stets in Erinnerungsehren halten und mit dem Nachfolger ganz gut auskommen.

Duft: Frisch-fruchtig, Sommerlaune
Sillage: Ordentlich, hält lange (Haut, Kleidung)
Preis: Ganz ok, eher Mainstream, gute Angebote möglich
Zielgruppe: Freundlich zu jedem
Wertung: 10/10 Winner!
Laune: Serotonin in the Bottle, "Jubeljuice", macht mich einfach froh
Nachkauf: Unbedingt! Sofort!
Zitat: It´s a wonderful life!

Weil heute ein furchtbarer Schneesturm wütet, sprühe ich zum Trotz einen grünen, eher in den Sommer tendierenden Duft: L´Artisan Parfumeur "Premier Figuier" (was für ein Name). Also die erste Feige? Na schön.

Eindeutig grün, das ist klar. Ich stehe also mitten in einem dieser Blumenläden, deren Gesamtduftmischung mich magisch anzieht. Ähnliche Assoziationen habe ich mit den Eau de Toilettes der Baiser Vole Reihe mit Cartier, aber obacht: Hier duftet nur das Grüne der Blumenstengel, oder das Blattgrün, oder alles Grüne überhaupt.
Knackig, fast bitter, scharfes Grün. Keine Lilie weit und breit wie bei Baiser Vole. Hier gibt es nur grüne, scharfe Kanten.
Feigenblätter, das kann ich noch nachvollziehen. Höchstens noch Limette, wenn auch zu früh geerntet und noch nicht saftig. Früchte? Höchstens unreif und hart und ungenießbar. Eindeutig der Stengelverschnitt, wenn ich einen Blumenstrauss zurechtschneide (minus Blumenduft). Nach einiger Zeit nervt das eher als es entspannt. Und trotzdem: so wird der kommende Sommer angenehm, falls er wieder ein tropischer wird.

Etliche Stunden später suche ich nach der "Feige". Vielleicht eine kleine unreife Frucht? Wo ist die Kokosnuss? Gegen Abend verabschiedet sich das knorrige Grün und wird sanfter. Kokos? Immer noch nicht. Mandelmilch? Aha, nein, ähm. Keine Ahnung. Auch getrocknete Früchte im Sinne von süßen Komponenten sucht man vergeblich. Vielleicht irgendwann etwas gnädige Cremigkeit ohne gemütliche oder gar vanillige Tiefe, nur zuckerfreies Grün. Doch da...nein...ist ein sanfterer Duft aber schon fast verschwunden. Leb wohl!

Duft: Grün, grün, grün und noch einmal, man ahnt es: Stengelgrün. Dahinter verbirgt sich was Cremiges, aber schon sehr gut verdeckt unter der Grasdecke. Sehr viel "nature".
Sillage: mittelprächtig, hautnah
Preis: Herzlichen Dank an TKMaxx, wo wäre ich ohne dich.
Zielgruppe: Seltsamerweise sehe ich Hercule Poirot, dargestellt von Sir Peter Ustinov, wie er seine Reisen antritt in tropische Gefilde. Also irgendwie hat das Grün etwas Angestaubtes, was nicht schlecht sein muss. Aber spritzig frisch eher nicht.
Wertung: 7/10, so lala interessant
Laune: jetzt muss eine Erfrischung her (in der Hand den Mojito)
Nachkauf: muss nicht sein
Zitat: Grün, grün, grün sind fast alle meine Komponenten. Vive le vert!

Es ist Sonntag, ich bin müde und doch freundlich gestimmt und entspannt. Krame eine Probe hervor und sprühe dieses sympathische nette Ding namens "Pleats Please" auf in der Annahme, dass mir der Duft nichts anhaben kann. Weit gefehlt. Anstatt einer frischen, leichten Eau de Toilette Note zwingt mich die süße Fruchtigkeit dieses Wässerchens fast in die Knie. Schrecklich die erste Assoziation. Ich untersuche die Noten, die mich hier angeblich freundlich aufzusuchen haben und finde weder Nashibirne, keine Duftwicke (wie riecht die eigentlich) oder Indol und Pfingstrose. Von Patchouli, Moschus oder gar Zeder (wirklich nicht) keine Spur. Vanille, doch jaaaaaa. Aber jede Menge Neroli, Neroli, Neroli. Diese Duftnote, von der man sagt, sie würde glücklich machen.
Orangenhaine und Mandarine von ihrer süßesten, zuckrigsten Art. Ein Hauch von Lancome Eau de L´Orangerie. Nur, Lancome versetzt mich hier direkt nach Italien und ins Glück.
Pleats Please - zu dir möchte ich sagen: Please, please verlasse meine Haut. Vor allem, weil du dich dann mit einem Duft durchsetzt, der mich an Bleistifte erinnert. An süße Mainstreamdüfte, die man überall in den grellen Shoppingmalls dieser Welt riecht. Keine Frische im Untergrund, die mir den Sonntag versüßt (heute ist Valentinstag!). Nein, danke. Bei aller aufrichtigen Offenheit olfaktorischen Erfahrungen gegenüber.
Pleats Please darf jetzt abgewaschen werden und verlässt mein Universum. Fail!

Hilfe, mein Flakon ist leer!
Das ist einer der wenigen Düfte, die ich eigentlich immer vorrätig haben will. Ich habe das Gefühl, dass ich niemals falsch liege mit dem Duft. Sinnlich, angenehm, weich, wohlig. Vom ersten Molekül an, das mich trifft, bleibt alles gleich und perfekt. Im Sommer finde ich ihn etwas zu süßlich, denn hier merke ich nichts von frischen Noten. Ja, den Kaugummiduft kann ich bestätigen, aber er bleibt sanft. Und Moschus, wahrscheinlich im Überfluss. Der Flakon, falls das zählt, ist immer "blickbereit" platziert. Nach all meinen Gewürzausflügen zu Serge Lutens ist dieser weiche, sanfte Duft wie ein Kaschmirpulli, der mich wohlig einhüllt. Da ist nichts unangenehm. Einfach fast perfekt. Falls Vetiver vorhanden ist, knarzt er nicht. Ein wenig Rose, aber erträglich. Hier tut nichts weh. Keine Herausforderungen mit seltsamen Kopfnoten. Obwohl er so konstant in warmen Noten schwelgt, hat er nichts mit künstlichen Zuckerwatten-Zumutungen oder Gourmand-Grässlichkeiten zu tun.

Duft: Wohlige, sanfte, sinnliche Noten. Definitiv weiblich und mit Kurven.
Preis: In Dutyfree-Zonen etwas besser, falls man noch Glück hat.
Zielgruppe: Für David Lynch Ladies.
Wertung: 9,5/10
Laune: Alles ist gut!
Nachkauf: schon passiert.
Zitat: The Lady is a Vamp. Punkt.

Was für ein Parfum! Der reine Wahnsinn. Serge und ich, das ist ein absolutes Liebespaar. Meine ganze Körperchemie und seine olfaktorischen Kreatürlichkeiten passen einfach perfekt zueinander. Soviel in Bezug auf Sympathie. Selbst die verschrobenen Werbetexte verzeihe ich.
Der Duft startet zunächst äußerst widerlich. Extremer Currykracher, Kumin, Schweißgeruch - Hilfe! Das war ein Blindkauf, und im ersten Moment wird das bereut. Aber dann...ja, da ist der Weihrauch, den ich von Fille en Aiguielles kenne (wo er sich aber aus dem Pinienwald erhebt) und von dem wunderbaren L´Orpheline (wo er rein und klar ist) so liebe. Hier kommt er in Gestalt von Dracula nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum, verschrobenen Gothicerscheinungen, knarzenden Uraltplanken und trockenem Rauch daher. So düster wie man nur "noir" sein kann. Im Hintergrund jammert noch immer der schreckliche Anfangsschock von Curry und einer eigenartigen Note, die ich nicht näher bestimmen kann/will.
Wer Tee liebt, der einen eindeutigen Rauchcharakter verströmt (Lapsang Souchong oder Karawanenrauchtee) findet diese Schwärze und Rauchigkeit hier. Aber hier lauert auch der trockene Pfeffer, eine Düsterkeit und Melancholie, die ich bisher in keinem Lutens derart gefunden habe.
Hat nichts mit dem orientalischen Ambre Sultan, dem herrlichen Chergui-Pfeiffentabak oder dem netten Five O Clock zu tun. Das ist dunkelste viktorianische Zeit. Extrem nostalgisch.
Bitte unbedingt testen, außer man folgt dem Meister blind. Aber ihr seid gewarnt.

Duft: Rauch, Weihrauch, Baumharz, Nelke, zum Dank später Amber (wo ist der Zimt?), zunächst grauenvolle Noten
Sillage: ziemlich gut, lange
Preis: Saftig
Zielgruppe: Tim Burton, Marilyn Manson, Gothic, die Ausstattung des Guillermo-de-Torro Films Crimson Peak muss so etwas ausströmen, Nosferatu im britischen Club
Wertung: 8/10, Suchtfaktor
Laune: Melancholie zum Wohlfühlen
Nachkauf: wahrscheinlich
Zitat: Dunkle Träume aus Dracula.