Oloroso

Oloroso

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11 - 15 von 20
Oloroso vor 12 Jahren 21 7
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Lebe wohl, Arpège!
Du, Arpège, wir müssen reden …
Meine Hoffnungen waren so groß, ich glaubte an eine Zukunft mit dir, wir beide, du und ich, für immer dicke Freunde, die durch dick und dünn gehen.

So viel Hoffnung setzte ich in dich, so viel Intimität teilte ich mit dir, so viel Zeit verbrachte ich mit dir! Ich trug dich vor dem Duschen, nach dem Duschen und sogar während des Du … okay, nein, das habe ich nicht gemacht, ich gebe es ja zu.

Aber sonst warst du immer und überall dabei: auf der Arbeit, zu Hause, im Kino … Ich nahm dich sogar mit ins Bett und hoffte auf einen feurigen, pfeffrigen Vulkan, aber du lagst nur da wie eine dicke Tonkabohne auf einer dünnen Vanilleschote. Mein Gott, war das langweilig!

Du warst mein ständiger Begleiter im Sitzen, im Stehen, im Liegen, beim Laufen … Ich machte sogar einen Hand- und dann einen Kopfstand, sang ein Lied und hoffte, du steigst mit ein und begleitest mich. Aber deine Musik blieb aus. Nur ein leichtes Blinzeln mit deiner Iris, ein kurzes Zucken mit deinem Jasmin, ein Runzeln mit deinem Muskat … aber das war auch schon alles!

Ich kann jetzt nicht mehr, denn du bist öde! Meine Geduld ist am Ende, denn du bist ein Langweiler und ein Stubenhocker, der nicht aus- und nicht aus sich herausgeht. Du beklagst dich darüber, dass du noch nicht entdeckt wurdest und groß herausgekommen bist? Bei den Stars auf der Bühne mitspielen und mitsingen kannst? Ich kenne den Grund, denn seien wir mal ehrlich! Du spielst nur Altbekanntes ohne neue Interpretation, ohne Ausdruck deines Gefühls. Und das ist nicht gut, das ist zu wenig. Du hast keinen eigenen oder deutlichen Charakter, du bist auch kein richtiger Mann, eher eine Frau, aber du bekennst dich nicht dazu. Du bist austauschbar, denn eigentlich bist du nur Tonkanille mit Vanillonka.

Arpège, was willst du eigentlich werden, wenn du mal groß bist? Du bist jetzt noch nicht alt, aber auch nicht mehr jung. Du musst dich bald entscheiden.
Aber ich bin nicht mehr für dich da, denn wir gehen ab jetzt getrennte Wege. Lebe wohl!
7 Antworten
Oloroso vor 12 Jahren 18 7
5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Cardamomum - Was für ein nuschliger Name …
… aber was für ein schönes Cologne! Meine erste Assoziation war ein Kaffeekränzchen zierlicher und gepflegter älterer Damen und ich muss gestehen, dass ich mich mittendrin sah und hierbei sehr wohl fühlte. Und erst die Plaudereien! Aber was ist nur mit mir los? Habe ich mich bereits so verändert? Früher war eben doch alles besser! :))

Apropos früher: Berdoues wurde 1902 in Toulouse gegründet, ist seit 4 Generationen in familiärer Hand und sieht sich alten Traditionen verpflichtet. Und dies offensichtlich recht erfolgreich, denn die Groupe Berdoues umfasst heute u.a. auch Namen wie IKKS oder Molyneux. In Deutschland hingegen scheint Berdoues selbst nicht sehr bekannt zu sein und fristet ein Schattendasein.

Die oben gelistete Duftpyramide ist nicht vollständig:

Kopf: Bergamotte, Kardamom
Herz: Rosennoten, Orange, Lavandin
Basis: Sandelholz, Patchouli

Das Cologne hat einen wunderbaren Auftakt. Es riecht sehr fein, leicht, dezent, filigran, vornehm, niemals aufdringlich und sehr harmonisch. Ein leichter Auftakt mit Bergamotte, der nicht der Rede wert ist, und schon sehr schnell steht Kardamom im Zentrum. Überraschung? Nein!

Und: Vor diesem Kardamom braucht man keine Angst zu haben, denn er ist so fein und abgemildert, dass er niemals stechend oder schweißig riecht.

Das Cologne ist ein Hautduft und entwickelt nur eine sehr schwache Sillage, die aber aufgrund der Feinheit auch nicht weiter auffällt. Für mich ist dies ein echter Entspannungs- und Wohlfühlduft, wenn ich nicht mehr aus dem Haus gehe. Ein wenig auf die Haut, ein wenig auf die Textilien, da hier Sillage und Haltbarkeit besser hervortreten.

Interessant ist, dass der Duft auf Textilien eine leicht würzige Note erfährt, aber auf meiner Haut überhaupt nicht. Offensichtlich kommt hier die feine Würze des Sandelholzes sehr früh zum Vorschein. Auch die Rose ist deutlicher wahrnehmbar, aber sie wirkt nicht feminin.

In der Herznote entwickelt sich eine leichte florale Süße, die offensichtlich von der Paarung von Rose/Lavendelhybrid mit Orange kommt. Sehr angenehm!

Auf meiner Haut tritt das Sandelholz dann erst in der Basisnote hervor, aber sehr viel leichter und feiner als es auf den Textilien der Fall war. Patchouli kann ich während des gesamten Verlaufs überhaupt nicht wahrnehmen.

Cardamomum ist eine sehr harmonische, eine sehr runde Komposition, die nicht sehr maskulin und nicht sehr feminin ist. Sie trifft genau die Mitte, eben so wie es bei einem Unisexduft sein sollte. Gelungen!

PS: Meine Einleitungen sind nicht immmer so ernst gemeint :))
7 Antworten
Oloroso vor 12 Jahren 14 3
2.5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Cognac oder Cologne?
Russische Eau de Cologne riecht nicht etwa wie Borschtsch oder Wodka, aber wie ein guter Cognac, wie ein sehr guter sogar. Sanft und doch kräftig, feinwürzig, edelholzig, sehr ausgewogen balsamisch und vollmundig. Na dann, erst mal sa sdorowje! Und vielleicht ein kleiner Kosakentanz hinterher?

Lehmann beschreibt sein Cologne mit „balsamisch und tabakartig“ und das ist wie immer sehr richtig, aber wird dem EdC in dieser Kürze nicht gerecht, da es wesentlich mehr bietet.

Allerdings kann man nicht unbedingt behaupten, dass es etwas Außergewöhnliches oder Revolutionäres darstellt, denn es ist ein sehr klassischer Amber-Patchouli-Moschus-Tabak-Herrenduft, mit Anteilen von würzigen und holzigen Noten. Es riecht daher nach den ausgeprägt maskulinen Düften der 70er und 80er-Jahre. Der Duft wirkt aber nicht altbacken oder wie ein Altherrenduft, sondern vielmehr gereift, eben wie ein ausgesprochen guter Cognac.

Cognac! Der Duft startet kräftig mit den bereits genannten Noten und Akkorden und erreicht zu Beginn eine für ein Cologne erstaunliche Sillage, die allerdings erwartungsgemäß auch wieder sehr schnell abnimmt. Die Noten entwickeln sich sehr schnell und harmonieren prächtig und bleiben dauerhaft vorhanden.
In der Herznote entwickelt sich auf meiner Haut eine sehr leichte Seifigkeit, die aber nicht unangenehm ist, sondern dem Cologne eine überraschende Wendung gibt, denn nach diesem Auftakt hätte ich das nicht erwartet. Tief, sehr tief könnte noch Zimt liegen, aber hier bin ich mir nicht sicher. Sollte es so sein, so fügt er sich wundervoll ein.
Die Basisnote ist schnell erreicht, erfährt aber noch einmal eine Wendung und führt noch eine grüne Note, ich denke, es ist Eichenmoos, ein. Ein interessanter, ein schöner Verlauf.

Die Haltbarkeit ist gering, es ist eben doch nur ein Cologne. Fairerweise muss vielleicht an dieser Stelle auch mal erwähnt werden, dass die Colognes von Lehmann äußerst preiswert sind (100 ml kosten zwischen 3 und 5 Euro), sodass dies in meinen Augen verzeihbar ist.

Der Duft erinnert an ein Universum, das es eigentlich nicht mehr gibt, aber ich empfinde diese kleine Zeitreise in die 80er als eine sehr angenehme, wenn auch leider sehr kurze Reise. Schön!
3 Antworten
Oloroso vor 12 Jahren 8 4
10
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
4
Duft
Homme exceptionnel oder Homme ordinaire?
Bin ich ein außergewöhnlicher Mann? Darf ich mir diesen Duft überhaupt kaufen? Passt er zu mir? Nun, da ich mir solche Fragen ohnehin nie stelle, tat ich es einfach. Homme Exceptionnel > In den Warenkorb > Klick …

Homme Exceptionnel war ein Blindkauf. Diese wahrhaft verheißungsvolle Duftpyramide mit vielen meiner Lieblingsakkorde und eine Bewertung von 82% zum Zeitpunkt des Kaufes sahen sehr vielversprechend aus und weckten in mir hohe Erwartungen. Ein formschön gestalteter Flakon und eine angenehme Farbgebung, die für mich einen Hauch von Eleganz und Luxus ausstrahlten, leisteten dann die letzte Überzeugungsarbeit.

Als der Duft endlich ankam, musste ich ihn natürlich gleich testen. Tja, und im ersten Moment war ich sprachlos, aber nicht vor Glück, sondern vor Enttäuschung. Der Duft war nichtssagend und gewöhnlich.

Allerdings muss ich gestehen, dass mir der Duft auch Schwierigkeiten bereitet, da er mich verwirrt. Die Duftpyramide hatte nach dem Test für mich keinen großen Informationswert mehr und bei erneuter Betrachtung legte sich meine Stirn in tiefe Falten. Hier passte nicht allzu viel.

Daher schaute ich auf den Seiten von Montblanc nach und dort werden Sichuanpfeffer, Lavendel, Kaffee und Patschuli als Hauptinhaltsstoffe genannt. Diese decken sich weitgehend mit meiner Wahrnehmung und ergeben daher Sinn.

Der Auftakt dauert nur wenige Sekunden und wird von der Mandarine angeführt. In der Kopfnote rieche ich künstliche, blumige Fruchtigkeit und dies erinnert mich an den einen oder anderen Avon-Duft. Wie heißt eigentlich das olfaktorische Pendant zu Déjà-vu? Déjà-senti? :))

Kommt diese künstliche, blumige Fruchtigkeit etwa vom Lavendel? So habe ich ihn aber noch nie gerochen. Er wirkt auf mich hier sehr verfremdet und dadurch befremdlich, fast schon unbekannt. Bereits kurz danach setzt der Pfeffer ein, der den Duft für kurze Zeit anführt und dominiert, aber eben nur sehr kurz.

Der Duft ist in meinen Augen schlecht komponiert und nicht harmonisch aufeinander abgestimmt, denn der Lavendel bleibt weiterhin bestehen, aber die übrigen Duftnoten verschwimmen allmählich. Die Herznote kann ich eigentlich überhaupt nicht wahrnehmen, offensichtlich wird diese einfach übersprungen, denn Amber und Patschuli setzen bereits wahrnehmbar ein. Der Abgang bringt dann auch keine weiteren Veränderungen mehr und der Duft verblasst allmählich. Kaffee kann ich übrigens während des gesamten Verlaufs nicht wahrnehmen.

Es ist ein rasanter, kurzer und in meinen Augen sehr unspektakulärer Verlauf. Die Haltbarkeit und Sillage sind auch als sehr gering bzw. schwach einzustufen. Wo soll dies auch herkommen, wenn man keine Herznote hat?

Es bleibt der Eindruck eines Homme Ordinaire im Edelanzug. Den Blender erkennt man nicht immer auf den ersten Blick, aber sein billiger Geruch verrät ihn dann doch.
4 Antworten
Oloroso vor 12 Jahren 15 5
2.5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7
Duft
Edles Holz
Echtes Sandelholzöl von guter Qualität gehört in der Parfümherstellung zu den edleren und teureren Duftrohstoffen innerhalb der Gruppe der Holznoten und während meiner kurzen Recherche erfuhr ich dann auch, dass es einer der meistgefälschten bzw. synthetisierten Holznoten ist. Häufig wird aber auch einfach nur das Öl anderer oder botanisch verwandter Baumarten gewonnen und als Sandelholz deklariert. Natürlich erreichen diese nicht die Originalqualität und auch der Duft ähnelt dem Original allenfalls nur.

Das hohe Ansehen des echten Öls kommt sicherlich nicht nur durch die aufwändige und kostenintensive Gewinnung, sondern auch durch seinen sehr vielseitigen und stets angenehmen Charakter.

Diese Vielseitigkeit erlaubt dann auch eine vielseitige Verwendung, denn Sandelholz ist eine sehr klassische Holznote in den Chypres, Fougères und Orientalen.

Harry Lehmann nennt es in einer gewohnten Kürze einfach nur „samtig-weicher Holzduft“, was natürlich auch irgendwie stimmt, aber es bietet viel mehr.
Sandelholz hat einen feinen, tiefen, warmen, samtigen, balsamischen, süßen, gleichzeitig dezent herb-würzigen und leicht säuerlichen Charakter. Wie viele Holznoten hat es daher eine eher - aber keineswegs ausschließlich – maskuline Ausstrahlung.

Eben dies ist bzw. hat das mir vorliegende EdC und EdP auch. Der Unterschied liegt natürlich in der Intensität, Haltbarkeit und Sillage. Hier verhalten sich beide erwartungsgemäß. Das EdC Sandelwasser kommt (und geht) leichter, das EdP Sandelholz ist deutlich intensiver, verweilt länger auf der Haut und erreicht sogar eine akzeptable Sillage. Das EdP ist im Übrigen kein reines Sandelholz, sondern ein komponierter und zum Teil recht komplexer Duft. Aber da gibt es einen guten Kommentar von Apicius.

Das EdC Sandelwasser hat keinen Verlauf, da es kein komponierter Duft ist. Hier liegt die Kraft in der Einfachheit und der Duft des Sandelholzes spricht für sich alleine. Natürlich muss man dies in dieser Reinform mögen.

Auf mich hat Sandelholz eine beruhigende Wirkung und ich benutze es gerne für die gemütlichen Abende auf dem Sofa, besonders in dieser Herbstzeit mit ihrer nasskalten Witterung. Als Büroduft oder gar Ausgehduft würde ich es persönlich nicht auftragen. Im Prinzip ist es aber ein Ganzjahresduft.

Angeblich soll es auch aphrodisierend wirken, was ich allerdings noch nicht eingehend getestet habe. :))
5 Antworten
11 - 15 von 20